Leichtwindboards vs. große Segel

  • Hallo Zusammen,


    doofe Anfängerfrage, aber ich bekomm‘ die Antwort alleine nicht hin.

    Ich war heute auf meinem Homespot unterwegs und hab‘ mich wegen des Windmangels gefragt, warum es spezielle Leichtwindboards wie das JP Super Lightwind gibt und man nicht einfach mit einem ähnlich ausgelegten SuperSport und einem größeren Segel an den Start geht?

    Ein Superlightwind kostet deutlich über 2k€, ein großes Segel weniger als Hälfte (Gabel und Mast mal außer Acht gelassen).

    Warum also nicht das kleinere Board (u.B. Supersport) mit seeehr großem Segel anstatt eines speziellen Leichtwindboards wie dem Super Lightwind Pro?

    Letztendlich kommt es doch nur auf die Vortriebskraft an?

    Großes Segel erzeugt mehr Vortrieb als ein kleines Segel, wenn’s groß genug ist, auch ausreichend Kraft um mit dem kleineren Brett ins Gleiten zu kommen.

    Oder wird das große Segel irgendwann zu schwer um es vernünftig zu handeln?

    Oder gibt es Grenzen bzgl. Querkraft/Vortrieb bei Vergrößerung des Segels?

  • Man braucht für ein großes Segel eine entsprechende Finne, und eine solche kann man nicht mit einem beliebig kleinen Board kombinieren.

    Das ist aber nicht das einzige Problem. Wie an anderer Stelle schon erwähnt, habe ich mal versucht, 9,5 und 8,8 auf einem Super Sport 124 (2013er?) zu fahren. Das Board hatte ich eigens für diesen Zweck gekauft, weil es mir mit 73er Breite und breitem Heck dafür geeignet erschien. Hat aber nicht funktioniert. Selbst der schmalere Manta 69 hat die genannten Segel deutlich besser vertragen. Der JP ließ sich damit aber auch durch Anpumpen nicht zu deutlich früherem Angleiten bewegen, klebte förmlich im Wasser. Hab´s auch mit einer anderen Finne probiert, mit der es zwar etwas besser ging, aber Wunder hat auch die nicht bewirkt.

    Dennoch geht es auch mit weniger großen Boards, wenn der Shape geeignet ist: mein 75er Custom fährt sich sehr gut mit dem 8,7er Race, und auch 9,5 würde ich ihm zutrauen, das Segel habe ich allerdings nicht mehr.

    Mit den aktuellen Super Sport habe ich keine Erfahrungen.

  • 90cm Leichtwindbretter wie SLW oder Ultrasonic und ähnlich sind bei Leichtwind eine Macht. Da pumpst du zwei drei Mal und bist über der Gleitschwelle und bleibst auch lange im Gleiten wenn du mit schmaleren Brett und großen Segel bereits wieder eingeparkt hast, sofern du überhaupt los gekommen bist.

  • Das ist ja alles richtig.

    Mir geht es ja nicht um die praktische Beobachtung, das Leichtwindbretter bei Leichwind eine Macht sind.

    Mich würde die Physik dahinter interessieren.


    Fiktives Beispiel:

    7.6 Segel erzeugt bei 15kn 400N Vortrieb, reicht aus, um bei 80Kg Fahrergewicht auf einem 136L Freerider ins Gleiten zu kommen.


    Bei 8kn erzeugt das 7.6 Segel nur noch 200N Vortrieb, reicht nur zum Dümpeln aus.


    Wenn ich jetzt ein 10.5 Segel draufmache, hätte ich bei 8kn wieder meine 400N (wie gesagt, fiktiv, vielleicht braucht man auch noch mehr Fläche, es geht um den Gedankengang), um mit dem 136L Freerider zu gleiten.


    Ist es nur die erhöhte Querkraft, die durch eine übergroße Finne kompensiert werden müsste?

    Das Kleben im Wasser verstehe ich nicht ganz. Wenn das Segel genug Vortrieb liefert, müsste es doch voran gehen.

    Das Board „weiß“ ja nicht, ob die (fiktiven) 400N aus 7.6 und 15kn kommen oder aus 10.5 und 8kn.

  • Genau der Gedankengang passt so nicht.


    Du kannst weniger Wind nicht 1:1 durch mehr Segelfläche ausgleichen. Die Segelfläche müsste, je näher

    du an die Gleitgrenze des Windes kommst, eher exponentiell ansteigen und damit erhöht sich, wie du schon

    geschrieben hast, das Gewicht (Mast, Baum, Segel) und dann kommt noch dazu, dass du bei weniger Wind

    im Verhältnis mehr scheinbaren Wind hast, der fällt also mehr vorlich/von Luv ein, d.h. du surft höher am

    Wind, was wieder zu weniger Leistung des Segels führt. Das wirkt sich bei weniger Wind dann noch verstärkt
    aus, weil das Segel eigentlich bauchiger sein sollte, was hoch am Wind wieder schlecht ist. Und höher am
    Wind kommt noch die höhere Querkraft hinzu, richtig.


    Oder so ähnlich ... aber wie du siehst, ist das ganze komplexer ... :)

  • MICHEL, Rechne das nochmal genau nach. Und nicht nur die Beräge berücksichtigen sondern auch die ändernden Winkel das scheinbaren Windes berücksichtigen. Ausserdem muss man auch die Kräfte die entstehen halten können. Dann wirst du feststellen das es eine Grenze gibt bei der ist Gleiten nicht mehr möglich, egal welche Segelgrösse. Das Board muss auch zum Segel passen. Di brauchst ausreichend Gleitfläche und Finnengrösse.

  • Die doofe Nicht-Linearität wird (wie so oft) dann der Grund sein, warum’s keine einfache Lösung gibt.

    Also doch Leichtwindboard mit niedriger Gleitschwelle oder Foil oder auf mehr Wind warten.

  • Es muss jetzt nicht unbedingt ein spezielles Leichwindboard sein. Es sollte nur zur Segelgrösse passen. Und mit dem Foil geht es noch eine Ecke früher, aber auch die brachen Wind. Wenn sie nicht mit Motor und Muskelkraft angetrieben werden.

  • Ich kann es zwar nicht vorrechnen, aber habe selbst die Erfahrung gemacht, wie wichtig ein guter Trimm ist.

    Ich habe einen Fanatic Lightwind, 90 cm breit, mit 50 cm Finne und 8.6 Segel mit drei Cambern.

    Er kommt fantastisch schnell auf eine Geschwindigkeit von 45 km/h, läuft phänomenal Höhe und ist dabei perfekt ausgetrimmt, fühlt sich kleiner und handlich an. Alles, sofern die Wasseroberfläche halbwegs flach ist.

    Letztes Jahr bin ich ein 80 cm breites Board mit einem 9.7 qm Segel gefahren, das ging auch, hat aber bei weitem nicht so viel Spaß gemacht, der Trimm war ein Murks, Höhelaufen ging schlechter und alle anderen Kurse waren auch langsamer.

    Für mich haben diese Boards wie der Fanatic Lightwind ihre Betechtigung und ihren Einsatzbereich für flaches Wasset. Man sollte noch eine kleinere schnelle Finne haben, ich fahre ihn noch mit einer 46 cm C-Fin.

    Dies Kombi ist auch besser bei Leicht- und Mittelwind als meine frühere Kombi aus Fanatic Falcon 85 cm und 8.6 2-Cam Segel, außer wenn der Wind zunimmt, das war natürlich der 85er schneller und besser zu handeln.

    Ich empfinde das geniale Höhelaufen fast als größten Vorteil.

  • Brettbreite, Finne und Segelgröße müssen in einem gewissen Verhältnis stehen, sonst liegt zwar die Power am Segel an, du kannst sie aber nicht umsetzen.

  • Auch wenn alles Wichtige schon oben gesagt wurde, will ich versuchen, es kurz zusammenzufassen:

    - mangelnde Windstärke lässt sich nicht beliebig, durch Segelgröße bei einem gegebenen Borad, Finne Gewicht... kompensieren. (Sonst gäbe es ja keine Untergrenzen bei Regatten unf die Fahrer würden bei 1kn mit xxxm2 Segeln Gleiten)

    - mit jedem kn, den man die Range im Leichtwindbereich nach unten erweitern möchte erhöhen ich die Kosten exponeniell und das Material wird auf diesen einen Anwendungsfall optimiert auf Kosten der "Universalität"

    - das eigene Körpergewicht und die Angleittechnik wird wird gerne unterschätzt. (Mein damals 50kg leichtes Söhnchen ist vor Jahren mit Erwachsenenfreeridematerial geglitten, dass den Erwachsenen die Kinnlade heruntergeklappt ist. Jetzt mit 65kg ist er immer noch gut dabei, aber die Gesetze der Physik kann auch er nicht überwinden)


    PS: Ich finde die Loch Birds gut angleitende und wenig Kompromiss verlangende Boards, die auch mit erträglich grossen Segeln gut ins Gleiten zu bringen sind und auch in der Halse noch Spass machen. Selbstverständlich haben auch andere Boardhersteller Lösungen ;-)

  • ....

    Selbstverständlich haben auch andere Boardhersteller Lösungen ;-)

    Ja, zum Beispiel der hejfly DropInn L mit 186 l. Ein An- und Durchgleiter vor dem Herrn mit einer riesigen Segelrange und einem Fahrverhalten wie ein viel kleineres Board... ;)

  • Ich habe ein JP SLW und als nächst kleineres den F- Race mit 140 L. Bei ca100 kg und fahre beide Boards mit NP Evo 9,0 m“

    Bei guter Anpump- Technik ist da nicht viel Unterschied beim angleiten ( ist mir aber zu anstrengend :)) das geht beim SLW schon leichter da das Board einfach höher im Wasser liegt. Zu dem gleitet der SLW auch besser durch obwohl der F-Race da auch eine Macht ist!

    Vorteile hat der SLW durch Finnengröße natürlich beim Höhe laufen..

    Spaß macht der SLW halt hauptsächlich für Schwergewichte in windarmen Glattwasser Revieren wie bei uns im Süden aber wenn wer richtig fit ist beim anpumpen oder ein Leichtgewicht der braucht so ein Board nicht.

    Ist meine Erfahrung und der SLW hat mir doch schon manchen Surftag gerettet und langsam ist das Teil auch nicht.

    Also wenn Platz vorhanden und finanziell kein Problem absoluter Kauftip :S

  • Ich dachte hier geht es um die Frage: was ist besser, größeres Segel, oder größeres Brett bei wenig Wind? Bei Diener Berechnung hast Du das gleiche Board mit zwei Segeln verglichen. Das machen alle auch, wenn weniger Wind kommt, dann nehmen wir größere Segel.

    Ich denke immer schrittweise. Wenn mein kleines Board nicht mehr reicht, dann kann ich ein größeres Segel nehmen, wenn es immer noch nicht reicht, dann größeres Brett und dann wieder ein größeres Segel, aber nicht das kleine Board und ein zwei level größeres Segel.


    Ich vermute wenn das kleine Board (110l/ 65cm) 400N zum Gleiten braucht, dann kann es ein großes (135l/ 85cm) bei 350N gleiten.

  • Willkürliche Schätzungen zur Veranschaulichung.

    Ich hätte auch schreiben können


    „X Newton bei Y m2“

    Es ging um die Annahme, dass eine bestimmte Segelgrösse bei einem bestimmten Wind eine Kraft erzeugt und für die gleiche Kraft bei weniger Wind eben mehr Segelgrösse notwendig ist.


    Das ist aber zu grob vereinfacht, was mir jetzt klar ist.


    Was ich nicht wollte, war einen Thread über Pro und Con des SLW aufzumachen

  • Kenn‘ ich aber auch aus diversen Motorradforen.

    Auf die Eingangsfrage wird kaum eingegangen, gelesen wird auch nur oberflächlich und die Beiträge mäandern an der Ausgangsfrage vorbei

  • Nein, ich habe jede einzelne Antwort aufmerksam gelesen und die Quintessenz bzw. meine Fehlannahme ist die Annahme dass sich Wind und Vortrieb linear verhalten, was sie nicht tun.

    Und viele subjektive Erfahrungsberichte über Boardgrössen und Trimm.

    Auch interessant (keine Ironie) aber eben auch keine Antwort auf die Ausgangsfrage.