Board Technologie und Sandwichmaterial

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu hier im Forum. Bisher habe ich viel passiv mitgelesen, was in den meisten Fällen alle meine Fragen beantwortet hatte.

    Kurz zu mir: Ich surfe seit 2008, ab 2010 mit eigenem Material, welches bis auf die beiden ersten Segel gleich geblieben ist. Die Zeit auf dem Wasser hat sich erst in den letzten Jahren deutlich erhöht. Bei Dümpelwind gibts eher Leichtwindfreestyle. Bei Gleitwind werden Powerhalsen geübt/gelernt.


    Zum Thema:

    Mich würde interessieren welcher Aufbau beim nächsten Boardkauf für Freeride besonders robust ist (evtl. Schleuderstürze, Deckweichtreten). Dazu habe ich mir Bauweisen der Hersteller angeschaut. Die Hersteller verwenden Begriffe wie Carbon Sandwich, Wood Sandwich und Epoxysandwich. M.E. ist das eher irreführend.


    Korrigiert mich, falls ich falsch liege. Grundsätzlicher Boardaufbau:

    - Schaumstoffkern

    - mehrere Schichten Verstärkungsgewebe: aus Glas, Carbon oder Dyneema

    - diese Gewebe sind mit Epoxidharz getränkt

    - dazwischen können sich teilweise oder komplette Sandwichschichten aus Kork, Holz oder PVC-Hartschaum/Devinitycell befinden

    - außen Gelcoat oder ASA Plastik


    Bei meinem Fanatic Shark HRS von 2009 vermute ich zwischen Schaumkern und ASA Außenhülle nur mehrere Epoxid-Glass Schichten. Damit wäre es kein Sandwichboard. Obwohl ich nicht springe, wird das Deck langsam weich.


    Was ist hinsichtlich Haltbarkeit, Robustheit und Reparaturfreundlichkeit der beste Aufbau? Ich vermute mal Glas und 1-2 PVC-Sandwichschichten um das komplette Board.

    Also aus den folgenden Beispielen nur Fanatic LTD und Tabou LTD? Diese sollten auch stabiler als die einfachen HRS/MTE-Bauweisen sein, oder?





    Fanatic und Tabou ist da relativ transparent:

    Fanatic HRS: Glas, Holzsandwich auf dem halben Deck, ASA -> "Halb-Wood-Sandwichboard"

    Fanatic LTD: Glas, komlettes PVC Sandwich -> "Full PVC-Sandwichboard"

    Fanatic TE: Carbon+Glas, komplettes PVC Sandwich -> "Full PVC-Sandwichboard mit Carbonverstärkungen"

    Tabou MTE: Glas, Holzsandwich auf dem halben Deck > "Halb-Wood-Sandwichboard"

    Tabou LTD: Glas, komlettes doppeltes PVC Sandwich -> "Full PVC-Sandwichboard"

    Tabou TEAM: Carbon+Glas, komplettes doppeltes PVC Sandwich -> "Full PVC-Sandwichboard mit Carbonverstärkungen"


    Bei JP wird es schon schwieriger:

    JP ES: Glas, Holzsandwich auf dem halben Deck -> "Halb-Wood-Sandwichboard" (JP bezeichnet es als Epoxy-Sandwich, obwohl sich innen nur eine Lage "epoxy glass micro sandwich" befindet. Sind 3 Schichten Epoxyglas wirklich ein Sandwich?)

    JP LXT: Glas, Holzsandwich Boardunterseite, PVC Sandwich auf dem Deck -> "Full-Wood/PVC-Sandwichboard"

    JP PRO: Carbon+Glas, komplettes PVC Sandwich -> "Full PVC-Sandwichboard mit Carbonverstärkungen"


    Bei Starboard gibts auf der Homepage fast keine Infos:

    SB Wood Sandwich: irgendwo gibt es wohl Holzschichten (kein PVC?)

    SB Carbon Sandwich: Carbon + Glas, Sandwichmaterial Holz?




    Viele Grüße,


    Hale.

  • Hallo Hale,

    Erst einmal willkommen im Forum.


    Aus den Angaben der Hersteller kann man mMn überhaupt keine Rückschlüsse auf die Haltbarkeit ziehen, dafür müsste man die vollständigen Details der Konstruktionen kennen und selbst dann würde man Experten know how benötigen, was man als normaler Kunde einfach nicht hat.


    Die Thematiken Haltbarkeit der verschiedenen Konstruktionen unterschiedlicher Marken und Produzenten wurden und werden hier immer wieder diskutiert, z.T. sehr hitzig ;-). Insbesondere von Forumsmitgliedern, die selbst öfter Boards reparieren, gab es dazu aber mMn sehr fundierte Informationen. Vielleicht findest du die entsprechenden Threads mit der Suche oder jemand postet die

    Links.

  • Man bekommt jedes Board kaputt. ASA ist noch am resistentesten gegen Schläge. Aber das weich werden bei längerer Nutzung ist auch nicht untypisch. Das passiert bei Sandwichboards im Regelfall nur wenn man sie wirklich hart ran nimmt.

    Wenn du über einen Neukauf nachdenkst such dir das Sandwich Board aus, das dir am besten gefällt und achte dabei insbesondere auf das Gewicht, insbesondere wenn du viel bei Leichtwind unterwegs bist. Schwer heißt nicht stabil!

    Wenn du Bedenken wegen regelmäßiger Crashes hast, installier einen Noseprotektor und / oder so einen Gabelbaum-Präser für das Frontstück.

    Die Aufbaubeschreibungenauf den Websites behandelst du am besten als Marketingprosa. Werden da eh fast alle in der gleichen Fabrik hergestellt. Ein paar Ausreißer mit anerkannt besserer Qualität gibt es durchaus, das kannst du aber nicht an der Aufbaubeschreibung erkennen.

  • Die Bretter, die nach meiner Erfahrung, am besten durchgehalten haben, hatten stets Carbon/Aramid bzw. Carbon/Kevlar Bauweise.

    Selten dass ich Bretter weiterverkaufe, eigentlich nur bei Nichtgefallen, dass heisst ich fahre alle Bretter bis sie komplett durch sind. Und jene Bauweise hat, zumindest in meinen Händen, am längsten durchgehalten.

    Nachteil wäre das erschwerte Schleifen der Aramid/Kevlarfäden, wenn es wirklich mal einen kleinen Einschlag zu reparieren gäbe.

  • Als Sereinboards sind meiner Meinung nach Patrik am haltbarsten. Das über den Materialaufbau abzuschätzen erfordert viel Erfahrung, da kommst du nicht mit weiter.

    Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen!

  • Naja was die Hersteller so schreiben ist eh schon großer Quatsch, wenn ich so an meine Reparaturen an den Falken denke, die waren echt schlimm. Sowie Tabou Manta , auch die Isonics oh Mann, war kaum das drin was das Marketing versprochen hatte. Vertrauen habe ich bisher auch nur zu Patrik👍

  • Ich nehme mit, dass es gute Erfahrungen Patrik und der Carbon/Aramid-Bauweise gibt, sich ansonsten die einzelnen Konstruktionen jedoch eher bei Preis und Gewicht unterscheiden. Rest ist Marketing / Herstellung in derselben Fabrik.


    Vielen Dank für eure Meinungen!

  • Die Verarbeitung der Materialien spielt die größte Rolle. Sauber getränktes Glasgewebe ist besser als schlecht verarbeitetes Kohle oder Kevlargewebe! Guter Verbund zwischen Gewebelagen, Sandwich und Kern ist das A und O.

  • Ich nehme mit, dass es gute Erfahrungen Patrik und der Carbon/Aramid-Bauweise gibt, sich ansonsten die einzelnen Konstruktionen jedoch eher bei Preis und Gewicht unterscheiden. Rest ist Marketing / Herstellung in derselben Fabrik.


    Vielen Dank für eure Meinungen!

    Herstellung ist nicht das selbe, auch wenn es die selbe Fabrik ist.

    You get what you pay there. Man sich ganz genau raussuchen wie man seine boards dort gebaut haben möchte

  • Moin,


    auch wenn ich ein gebranntes Kind bin und ich an meinem hejfly DropInn L ja durch eine Nachlässigkeit bei der Herstellung des Boards aufgrund nicht ausreichender Harzung der Gewebelagen im UW-Schiff einige Blasen hatte, bin ich von der eigentlichen Haltbarkeit des Boards doch mehr als überzeugt. Der Shaper Klaus Jocham hat bei dem Carbon-Sandwich-Board nämlich sowohl die Rails als auch die Nose mit zusätzlichen Gewebelagen verstärkt. Die Nose quittiert auch härteste Masteinschläge maximal mit kleinen Lackabplatzern, was ich von vielen anderen Boards so nicht kannte.

    Lediglich meine damaligen Custom Boards von c2 Sailboards bzw. Proof zeigten ähnliche Eigenschaften...


    Gruß Jürgen

  • Kommen wir wieder zum Punkt, Vorschriften der Marken was darf an Materialkosten drin stecken und wie genau werden die Prozess Parameter gehalten, dazu kommen noch die Eigenmächtigkeiten der Chinesichen/Taiwan Fertigungsstätten dazu, ein Schnäpchen beim Einkauf des Materials zu machen. Ein bunter Strauß der dann als Qualität rauskommt! Meine Fertigungsprozesse- Erfahrungen in China und Taiwan sind Grottenschlecht, kaum waren wir nicht mehr vor Ort machen die was Sie wollen. Besser waren Kambodscha, Vietnam, Slovenien; Top Polen und Ukraine, Italien. Und es ist derzeit in China noch schlimmer geworden was Fertigung angeht wenn ausländische Firmen beteiligt sind! Also wie bekomme ich ein Surfmaterial mit hoher Qualität kann man derzeit gar nicht beantworten.


    Bin mal gespannt wenn die ersten Chinesischen E- BMWs nach Europa kommen🙈

  • Na, da kann ich dich etwas beruhigen:

    Die Boards kommen nicht aus Taiwan oder China, sondern sicher zu mindestens 95% aus Thailand. ;-)

    Dieser Text wurde nach alter, neuer und eigener Rechtschreibung geschrieben und ist daher fehlerfrei!
    Tipp Weltmeister F1 2011 & 2013, Tipp Team-Weltmeister F1 2009, 2010, 2011, 2017, 2019, 2020, 2021!


    Check out:
    Surf-Wiki.com
    Windcraft-Sports.de


    Verbrauch derzeit:
    810081.png, mit C253.
    595812.png, mit R107.
    896532.png, mit E28.

  • Es gibt ja auch noch ein near shoring von Kleinserien Customs wie Flikka, Whitchcraft... Da wird noch zuverlässig handwerklich gearbeitet. Und die Preise gehen dennoch nicht durch die Decke.

    Großserie ist halt etwas Roulette. Wobei die Chancen auf ein gut verarbeitetes Brett jedoch deutlich besser sind als am Spieltisch.

    Ich persönlich hatte in 45 Jahren als Schön Wetter Surfer noch nie echte Qualitätsprobleme mit einem Brett.

  • ....oder so einen Gabelbaum-Präser für das Frontstück.

    Sorry, aber der ist leider für den Schutz des Boards völlig nutzlos, da moderne kurze Boards mit dem Gabelkopf gar nicht mehr getroffen werden können. Viel sinnvoller wäre da ein langer Mastprotektor wie er von ION oder Mystic angeboten wird. Aber auch der ist bei vielen Surfen höchst umstritten, weil er in mancher Konstellation den Griff an den Mast erschwert (z.B. beim Low-Wind Wasserstart).

    Großserie ist halt etwas Roulette...

    Naja, Custom kann sehr wohl auch zu sowas werden. Da sprech ich aus eigener Erfahrung, mein Custom für fast 3k € hielt exakt 28 Monate, trotz Vollcarbon, extra Verstärkungen und hochbelastbarem Sandwich-Schaum. Außerdem welcher Aufsteiger läßt sich schon gleich ein Custom bauen. Dabei gilt zu bedenken selbst bei Kleinserien, keiner steckt da drin und kann sagen was mit dem Board los ist, selbst bei flikka, etc., irgendwo kauft man stets auch die Katze im Sack. Ein Surfkumpel hat seinen flikka im Frühjahr z.B. zum dritten Mal eingeschickt. Bevor jetzt gleich jemand aufschreit - ich bin der Ansicht, dass es inzwischen Serienboards gibt die normal schweren Customs locker Paroli bieten können, siehe RRD oder Patrik. Customs machen für mich nur dann Sinn wenn sie für mich und meine Ansprüche geshaped sind, soweit ein Aufsteiger überhaupt dazu in der Lage ist Shapedetails zu erkennen und für das eigene Können zu interpretieren. Gebrauchte Customs außer ev. von flikka, Witchcraft oder Mojo (mit CAD-Shape) sind auch nur sehr schwer und mit großem Preisabschlag wieder an den Mann/Frau zu bringen. Alles andere ist daher nicht nur Roulette, sondern Russisch-Roulette.

  • Naja Cobra habe ich mal da rausgelassen, da gibts eine Veränderung und eine kleine Ehrenrettung, seit 2015 sind die auch nur EN9001:2015 vom TÜV Nord zertifiziert, der Wille ist da! Aber die 9001:2015ist ja eh ein Witz geworden und fast nur eine Guidence, besser wäre für uns als Endkunde Sie würden die 9002 erfüllen, da gehts um die Qualität der Fertigungs- Prozesse! Warum aber mir bei meinem neuen Isonic von 2021 die Finbox undicht geworden ist, ist mir ein Rätsel ( kein Foileinsatz). Also weiter zittern und hoffen das das neu gekaufte Zeug hält. Mit meinem neuen Patrik 140 SL bisher nach einer anstrengenden Session bisher keine Auffälligkeiten!

  • Das was hier geschrieben wurde, mach ja einen Anfänger schon fast Angst. Ich habe bei meinen Serienboards alle Schäden selbst verbockt und die hielten alle genug aus. Weich habe ich bisher noch kein Board bekommen.

    Als Anfänger oder Aufsteiger wird man in der Regel sein erstes oder zweites Board eh nicht allzulange behalten.

  • Die Verarbeitung der Materialien spielt die größte Rolle. Sauber getränktes Glasgewebe ist besser als schlecht verarbeitetes Kohle oder Kevlargewebe! Guter Verbund zwischen Gewebelagen, Sandwich und Kern ist das A und O.

    Stimmt schon aber dazu ist Glasgewebe an sich auch besser als Carbon-kevlar Gewebe. Carbon ist ein völlig anderes Material wie Kevlar mit vor allem völlig andere E_modul (Elastizität) Kevlar bricht bei etwa 4,8% Ausdehnung und Carbon bei 0,5 bis 1%. Das heist bei eine Belastung geht 90% der Kräft auf dem Carbon, wo es nur 50% von gibt. Bricht das wird das Kevlar erst richtig belastet, wovon es aber auch nur 50% gibt. Glasgewebe liegt etwa in der Mitte, ist an sich nicht so hochwertig aber da man nur Glas hat was Homogen ist, kann es die Kräfte eta gleich gut aufnehmen. Und ist viel billiger, einfacher zu verarbeiten und reparieren und ist Wasser und UV fest. Kevlar ist das nicht.

  • Und eine gute oder mangelhafte Verarbeitung macht alle die theoretischen und physikalischen Eigenschaften wieder komplett obsolet. Es gibt halt ein paar Marken, die Cobra in der Produktion etwas mehr auf die Finger schauen. Montagsprodukte kann es immer geben. Und das sind dann die, die die Diskussionen im Forum dominieren. Noch gesteigert durch ihre allwissenden Owner.

    Meine einzige Boardreparatur in 45 Jahre hatte ich als mir das Ding mal auf der Autobahn vom Dach gesegelt ist. 🙂

  • Meine Brettspitze konnte ich bisher gut mit dem ION Protektor am Mast direkt unter dem Gabelbaum schützen. Wenn der Mast aber seitlich auf das Board fällt, schützt er nicht mehr. Im ASA-Überzug sind an diesen Stellen kleine Haarrisse zu erkennen, die ich dann sicherheitshalber immer mit Nagellack abgedichtet habe. Ich glaube es ist aber nur die äußere Plastikschicht betroffen.


    Was wären die die Anwendungsfälle der verschiedenen Verstärkungsfasern und Sandwichmaterialien hinsichtlich Gewicht, Steifigkeit, Schlagfestigkeit, usw.? Gibt es da irgendwelche Präferenzen für Freeride, viel Chop, Freestyle, Wave usw.?

    Wie stark machen sich Gewichtsunterschiede des Boards bei Leichtwind und Freeride wirklich bemerkbar und wenn ja warum? Ich dachte immer das eine kg kann ich noch abnehmen...