So wie es aussieht, werden „dank“ der Omikron-Variante die Covid-19 Fälle nun zunehmen und die Gefahr für unsere Forums-Kollegen, an COVID-19 zu erkranken, wird in den nächsten Wochen höchstwahrscheinlich ansteigen.
Als Arzt möchte ich hier kurz ein paar Gedanken aufschreiben in der Hoffnung, dass dies dem einen oder anderen von Euch nützt.
Die Omikron-Variante scheint also, wie wahrscheinlich alle wissen, ansteckender zu sein als Delta. Außerdem scheint eine vorangegangene Immunisierung (sei es durch Erkrankung, sei es durch Impfung) keinen guten Schutz gegen eine Omikron-Infektion/Weiterverbreitung mehr zu bieten; der Impfschutz gegen eine schwere Erkrankung oder Tod scheint fortzubestehen, dank der T-Zell-Immunität, dies ist aber noch nicht ganz sicher. Ob der klinische Verlauf von COVID-19 unter Omikron wirklich milder ist als unter Delta wird sich noch zeigen. Auch wenn es momentan so aussieht, würde mich dies in keiner Weise beruhigen und auch nicht davon abhalten, alle Maßnahmen in gleicher Weise zu treffen wie bei der Delta-Variante. Auch wenn die Zahl der Krankenhausaufnahmen beispielsweise in Großbritannien, bezogen auf die Inzidenz, zurzeit um circa 40 % niedriger ist, so bedeutet es noch lange nicht, dass Omikron harmlos ist.
Als erste Maßnahme würde ich jedem empfehlen, seine Impfung mit der dritten Impfung abzuschließen. Vielleicht kommt in drei oder vier Monaten eine „Omikron-Impfung“, aber dann ist es zu spät, die Omikron-Welle türmt sich jetzt so langsam auf.
Als zweites würde ich jedem empfehlen, sich ein Sauerstoffmessgerät (Pulsoxymeter) zu besorgen. Solche Geräte kosten nur 20-40 €, es muss kein teures Gerät sein. Damit kann man frühzeitig erkennen, ob sich gerade ein schwerer Verlauf entwickelt. Dies ist der Fall, wenn sich, oft mit Beginn der zweiten Krankheitswoche, einer Lungenbeteiligung entwickelt, dies ist die häufigste Todesursache. Sollte es zu einem Abfall der Sauerstoffsättigung (SaO2) um 2-3 % im Vergleich zu den Vorwerten kommen, so würde ich dies als starken Hinweis auf eine Lungenbeteiligung werten und halte dies für ein Grund, sich in einem Krankenhaus vorzustellen. Normalerweise liegt die SaO2 bei Gesunden unter Raumluft bei 94-97%. Einen Abfall auf 92-93% halte ich schon für signifikant.
Zu den Pulsoxymetern: Sie messen nicht falsch hoch, d.h. man kann hohe Sauerstoffsättigungswerte glauben. Öfters messen sie jedoch falsche niedrig, d.h. niedrige Werte würde ich zuerst nochmals überprüfen, wenn ich mich gar nicht so krank fühle oder gar keine Atemnot habe. Wichtig ist, dass man den Pulsoximeter eine Weile am Finger lässt, da die gemessenen SaO2-Werte manchmal langsam ansteigen, die hohen Werte sind dann die richtigen.
Es geht also darum, einen schweren Verlauf frühzeitig zu bemerken und sich dann sofort im Krankenhaus vorzustellen, denn ein schwerer Verlauf ist bei jedem Menschen möglich, sei er noch so gesund.
Hausapotheke - folgendes solltet Ihr vorrätig haben:
- Ibuprofen 600 bei Gliederschmerzen (max. 2 am Tag)
- ASS500 für Kopfschmerzen (Vorsicht bei gleichzeitiger Einnahme anderer Blutverdünner (Beispiele: Marcumar, Heparin (Clexane, Innohep), Xarelto, Lixiana, Pradaxa, Eliquis)-
-Paracetamol für Fieber (max 3 am Tag)
-viel Flüssigkeit zu sich nehmen
Der nächste Punkt, den ich für sehr wichtig halte, ist es, sich sein RISIKO für einen schweren Verlauf bewusst zu machen. Risikofaktoren sind bekanntermaßen Alter, aber auch Übergewicht, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, COPD und anderes.
Besonders wichtig ist es, sich über sein eigenes Risiko klar zu werden, da man ein hohes Risiko mit Hilfe bestimmter Medikamente (Antikörper/AK, Paxlovid) wieder stark reduzieren kann. Leider muss ich dazu sagen, dass es immer schwieriger wird vorherzusagen, bei welchem Mensch ein schwerer Verlauf droht. Durch die Impfung (1x, 2x, 3x) ist wieder alles neu gemischt.
Diese Medikamente wirken aber nur, wenn man sie früh einnimmt. Man sollte das dann also rasch klären.
Das ist alles recht kompliziert. Am besten wirkt die Impfung, ggf. ergänzt durch o. g. Medikamente.
Das wären eigentlich die wichtigsten Tipps, die mir gerade in den Sinn kommen und die ich meinen Freunden und Verwandten geben würde.