Ich staune ja immer wieder über nie neue Lust am Autoritarismus - Stichwort "umerziehen". Tatsache ist doch - dass die Verfügbarkeit individueller Mobilität über viele Jahrzehnte unsere gesamte Lebensweise umgekrempelt hat.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo es in fussläufiger Entfernung (10min) mindestens 3 Bäcker, 2 Fleischer, und 4 oder 5 allgemeine Lebensmittelläden gegeben hat. Und dass eine fussläufige Versorgung mit Dingen des täglichen Bedarf, wenn auch nicht in dieser Dichte, selbst auf dem Dorf möglich war.
Das Aussterben dieser Läden, die Entstehung der Supermärkte, ist ganz eng an die Entwicklung der individuellen Mobilität gebunden. Genauso, wie die Stillegung vieler Strecken des ÖPV. Gleichzeitig machte er die Konzentration wirtschaftlicher Tätigigkeit in den Städten erst möglich. Was ganz viele Vorteile hatte - etwa die sofortige Verfügbarkeit von Waren und Dienstleistungen jeder Art und in jeder beliebigen Menge - und eben auch von Arbeitskräften. Was wiederum mit dem Absterben der entsprechenden Infrastruktur in den ländlichen Gebieten einherging. Und den bekannten negativen Effekten wie Dauerstaus und Parkraumangel.
Mir scheint es ziemlich blauäugig, das jetzt über Preise einrenken zu wollen - und das ist in erster Linie ein mathematisches Problem.
Im Gegensatz zu "normalen Verteilungen" - wie etwa der Verteilung Körpergrössen um den "normalen Durchschnitsssurfer". die irgendwo bei 1,50m und 2,10m endet - haben wir es bei sozialen und ökonomischen Prozessen generell mit "skalierenden" Verteilungen zu tun - das trifft für die Verteilung von Einkommen ebenso zu wie die der Unternehmensgrössen, Bruttosiozalprodukte der Länder zu, und vieles Andere. Wären die Körpergössen so verteilt - hätten wir viele Mio 50cm-Zwerge - einige mehrere km grosse Riesen - und ein bisschen was dazwischen.
So eine "skalierende Verteilung" haben wir eben auch bei den ökologischen Footprints. Das heisst konkret - wenn ich Autofahren so teuer mache, dass die Hälfte der Menschen darauf verzichtet oder verzichten muss - wird die Einsparung an Ressourcen und CO2-Emmisionen im Individualverkehr sehr viel geringer ausfallen, als erhofft - oder der betroffenen Anzahl der Menschen entspricht.
Das allein birgt schon jede Menge sozialen und ökonomischen Sprengstoff. Natürlich werden sich die Menschen dann auch fragen - warum soll ich die irrwitzigen Subvebtionen rund ums Automobil noch mitfinanzieren - von Strassenbau, über Elektrobonus, Parkraum, etc - wenn ich daran nicht partizipieren kann? Aus Solidarität?