Lebensnachmittag

  • Tja Leute,

    bei mir kam nun das mit dem Ruhestand/Lebensnachmittag früher als gedacht. Jetzt mit 59 hat mein AG nach 28 Jahren die Tore zugesperrt und alle Mitarbeiter entlassen. Seit Ende April bin ich nun raus. Aber auch wenn es etwas früher kam als gedacht, ob nun 59 oder 60 macht es nun auch nicht mehr aus.

    Ich hatte zunächst noch gedacht - suchst Dir halt was neues, findest sicher schnell was - tja, so schnell ging es dann doch nicht (trotz angeblichem Fachkräfte-Mangel) und als was kam, sogar mit höherem Einkommen als bislang sah ich genau die gleichen Probleme wie im alten Job: Jahrelange Ignoranz, festgefahrene Prozesse, versteinerte Entscheider - und jetzt wo man plötzlich Umsatzeinbußen verzeichnete, blinder Aktionismus. Also all die Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte sollen jetzt mit einem Mitarbeiter mehr innerhalb eines Jahres beseitigt werden. Also 10 Projekte gleichzeitig, ohne Projektteam und alles soll dann reibungslos in einander greifen. Man warnte mich schon vor, ob ich denn Stress resistent sei und etwas gegen 12-14 Stunden-Tage habe.

    Ein Déjà-Vu - all das hatte ich schon mal fast 20 Jahre lang und wo hat es mich hingebracht....?!?

    Ganz ehrlich, ich hab abgelehnt....und das trotz des tollen Gehalts.

    Nein, es wird langsam Zeit den Nachmittag zu genießen und zu leben - hab lange genug drauf hingearbeitet. Jetzt ist es soweit und nicht irgendwann.

    Passt auch sehr gut, denn nun kann ich mich auch ohne Stress um meinen Paps kümmern, dessen Alzheimer sich gerade im freien Fall befindet - ich habe die Zeit.

    Ich werde zwar erstmal auch nur weiterhin meine Surftrips machen können, da auch meine bessere Hälfte noch 5 Jahre (eigentlich sogar noch 10) arbeiten muss, aber an den Trips halte ich fest. Windsurfen ist für mich nach wie vor eines der besten Dinge die mir in meinem Leben passiert sind, also mache ich es solange ich es körperlich kann - und auch da habe ich das Glück eine Partnerin zu haben, die obwohl sie nicht surft, meine Leidenschaft mit trägt. Außer unserer Elternteile, haben wir beide keinerlei familiäre Verpflichtungen - ja manchmal bereut man das schon - aber es ist nun mal wie es ist.

    Und da stimme ich Totti absolut zu - wenn es dann soweit sein sollte, dass wir beide die Zeit haben, wird unser Haus sicher zur Belastung - der Garten wächst uns mit zwei Wohnsitzen ja jetzt schon über den Kopf. Und auch im Haus selbst werden (siehe auch aktuelle Gesetzgebung) die Unsicherheiten und Sorgen größer.

    Auch wenn ich es mir derzeit noch nicht vorstellen kann, da ich seit 59 Jahren dort wohne, aber die Option ist schon im Kopf, sich von dem Objekt irgendwann zu trennen.

    Aktuell steht der Plan erstmal die Ausrüstung per Dachbox (die ich gerade noch suche) immer griffbereit zu haben, somit schnell mal für einen Tag an den Ammersee, Brombachsee, o.ä. zu fahren, ev. sogar mal rauf nach Fehmarn für drei vier Tage. Außerdem gibt es gerade eine neue Option für eine Wohnung in Rhodos Ialysos. Also nutze ich aktuell die Zeit das alles klar zu machen und nebenbei auch meine Burg auf Vordermann zu bringen. Mal sehen ev. besorge ich mir auch noch einen alten Kastewagen und rüste mir den zum Camper um.

    Aktuell betreue ich ehrenamtlich einige Senioren in Sachen IT - das macht mir Spaß - wobei ich sogar kurz über die Mitarbeit in der Surfbranche nachgedacht hatte - in der Surfstation in Kos hätte man mich gerne behalten....;)....weil ich dort im Urlaub, wenns mal keinen Wind hat immer mal die Boards repariere.

    Also der Nachmittag hat bei mir seit Anfang Mai begonnen und ich nutze ihn - für mich und um surftechnisch am Ball zu bleiben, solange ich es eben gesundheitlich kann. Für mich ist das Glas gerade gut halb voll....

  • Falls du den Walchensee auch auf deiner Tourliste hast , mit nem Womo ist dort schlecht ,da der Parkplatz an der Herzogstandwiese nur noch PKW oder Berlingoformat aufnimmt. Busse, Womos wollen die nicht mehr. Bleibt dann nur der der Kampf an der Herzogstandbahn um teueren Stellplatz, was einen auch als Rentner ärgern könnte.. Aber egal, eh die nächste Zeit hier Herbstwetter

  • Richtige Entscheidung

    12-14h Tage sind übrigens, wenn man nicht leitender Angestellter ist (und das ist man fast nie, auch wenn man Führungsverantwortung hat, idR nur Geschäftsführer/Standortleiter und Personalchef) eine Aufforderung zum Verstoß gegen das Arbeitszeitgesetz.

    So lange lustig bis es zu einem Unfall kommt oder die Gewerbeaufsicht mal genauer hinschaut,

    Und eine Firma, die Gesetzte nach eigenem Gusto interpretiert ist normalerweise kein guter Arbeitgeber

  • Leider ist das aber die Regel. Ich kenne viele dieser Unternehmen, sogar städtisch.

    Dieser Text wurde nach alter, neuer und eigener Rechtschreibung geschrieben und ist daher fehlerfrei!
    Tipp Weltmeister F1 2011 & 2013, Tipp Team-Weltmeister F1 2009, 2010, 2011, 2017, 2019, 2020, 2021!


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  • Moin tempograd,

    dann mal herzlich willkommen im Club...! Auch mich hatten annähernd die gleichen Probleme im Beruf geplagt wie dich, nur wurde ich nicht entlassen sondern habe die 63er Regelung gezogen. Da ich als Bergbau-Ing. mehrere Jahre untertage gearbeitet habe, fiel auch der finanzielle Einstieg in die Rente nicht ganz so schwer. Nachdem in den letzten Jahren meiner dann 30jährigen praktischen Tätigkeit als Bauleiter für unzählige Bergbau-, Wasserbau- und Talsperrenprojekte sowie montanhistorische Baustellen die Digitaliserung auch bei uns immer mehr Einzug gehalten hat, habe ich die Reissleine gezogen. Meine Kollegen und ich waren es immer gewohnt mit beiden Händen anzupacken, aber irgendwie war das nicht mehr gefragt...! Nun kann ich mich seit dem Tod meines Vaters und meiner Schwiegereltern mit meiner Frau besser um meine mittlerweile 85jährige Mutter kümmern, aber auch die Surfreisen nach Ostfriesland, den Ringköbing Fjord und Fuerteventura weiterhin regelmäßig durchführen. Auch hatten wir schon Pläne nach Dänemark, hier Römö, auszuwandern, aber einige mehrfach schon genannten Punkte (Sprachbarriere, ärztliche Versorgung, soziale Kontakte, dunkle Winterzeit, usw.) haben uns von dem Plan Abstand nehmen lassen, obwohl wir schon ein Mietshaus hatten und der Umzug so gut wie durchgetacktet war. Schaun wir mal, wie es weiter geht, wenn mal meine Mutter nicht mehr ist? Aber bis dahin genießen wir das Leben so gut es geht, denn man weiß ja nie, wann die eigene Zeit zuende geht...

  • Danke Euch,

    ja ich glaube echt, dass wir uns langsam auf US amerikanische Arbeitszeiten einrichten dürfen. Hab erst kürzlich gelesen, dass dort in der Start-up Szene 70 Stunden pro Woche normal sind, wer nicht mitzieht wird entlassen. Dieser Trend ist in China längst zur Realität geworden, siehe 996 Arbeitszeitmodell: Link

    Und hier zu Lande rüttelt man ja schon am Arbeitszeitgesetz.

    Die 63er Regelung in Sachen Rente kommt für mich nicht in Betracht.

    Aber wofür sonst hab ich jahrelang vorgesorgt.

    Ich bin es jedenfalls leid die größtenteils fehlerhaften Entscheidungen, meist von Eigeninteresse getrieben, vom Management, Vorstand und Aufsichtsräten umzusetzen und hinterher, wenn der Karren tief im Morast steckt, selbst die Rechnung dafür zu zahlen. Ich denke mir oft, wenn es in vielen Unternehmen hier in D so aussieht, wundert mich nichts mehr und die Arbeitnehmer könnten auch aufs 007 Arbeitszeitmodell gehen - es würde trotzdem nichts ändern.

    Für mich liegt das Problem im hochbezahlten Management und deren sprichwörtlicher Immunität. Man verhält sich wie Heuschrecken: einfallen, alles verändern, anderen die Verantwortung zu schieben, sich sattfressen und weiterziehen. Hauptsache solange wie möglich im Sattel bleiben. Die irrsinnige Abfindung für den Mist, den man gebaut hat nimmt man aber noch mit...

    Was soll's, für mich war es Zeit sich seine eigene Lebensleistung einzugestehen. Hat einwenig gedauert, bis ich es realisiert hatte, dass ich das nun kann. Erst ein Freund hat mich darauf gebracht, ein sehr guter Freund.

    Die Zeit die man jetzt hat zu nutzen und solange man es eben gesundheitlich noch kann die Dinge zu tun die man immer aufgeschoben hatte. Wer weiß schon wie lange man es eben noch kann...

    z.B. wie lange ich meine 30kg Boardbag noch überall mit hinschleppen kann.

    Somit freu ich mich schon jetzt auf Rhodos im September, ist der erste Trip bei dem zumindest beruflich nichts mehr auf mich wartet...auch keine Nachwehen wie noch im Juni.

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    Somit freu ich mich schon jetzt auf Rhodos im September, ist der erste Trip bei dem zumindest beruflich nichts mehr auf mich wartet...auch keine Nachwehen wie noch im Juni.

    Moin tempograd,

    und du wirst dich wundern, wie schön es ist, wenn die Gedanken um die Arbeit dich nicht mehr in den Urlaub verfolgen bzw. einen nicht loslassen und auch niemand von der Arbeit ständig mit Anrufen nervt. Ich habe genieße diese Freiheit seit meiner Berentung mittlerweile seit 2 1/2 Jahren und freue mich auch im September auf Ostfriesland und den Ringköbing Fjord ohne leidige und nervige Unruhe wegen der Arbeit...


    Gruß Jürgen

  • Bei mir alles unklar. Meine Frau ist leider eine totale Landratte und will als Ärztin auch länger arbeiten. Sie mag auch den deutschen Norden nicht. Allerdings werde ich mit Mitte 50 sicher finanziell nicht mehr arbeiten müssen, da Vermögen in Form von Immos und Aktien vorliegt. Vermutlich wird das bei uns ein Mehr an Reisen geben und Winterflucht und Windsurfen / Segeln an heimischen Gefilden.