kleine Dellen im Board

  • Bin jetzt da nicht der Spezialist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das geht:
    a) eine Boardhülle ist (mit Ausnahmen) aus Duroplast (Aushärtung durch chemische Reaktion) und nicht aus Thermoplast (z.B. PE, welches sich durch Hitze wieder verformen liesse)
    b) es ist wohl schwierig die Kraft bei der Delle anzubringen, mit der sie sich dann ausbäulen soll (man müsste von innen her drücken)
    c) und wenn es dann doch gelingen sollte, die Hülle auszubeulen, dann rückt der stützende Schaumkern (oder die PVC-Platte) nicht automatisch nach, d.h. die Hülle hat sich vom Schaum gelöst und das Board ist dort weich. Müsste man dort wieder mit Harz auffüllen.


    Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren ...

  • Es geht! Ich habe es gestern probiert und wahr sehr erstaunt. Einfach die Delle mit dem Fön stark erwärmt und sie hat sich wie von selbst "ausgedellt". ich hab es vorsichtig und lieber in Wiederholungen gemacht... danach war nichts mehr zu sehen und die Stelle ist so hart wie vorher und alles drum herum.


    Es handelte sich um 2 Dellen (nur Dellen nicht weich und gar nichts!). Eine im Unterwasserschiff. Durchmesser ca. 1cm und etwa 1-2mm tief. und eine am Deck von einem heftigen Masteinschlag ca. 1cmx3cm um auch etwa 1-2mm tief.


    Wie, warum und wieso das technisch und physikalisch geht weiß ich nicht. Deswegen dieses Thema hier.


    Mich würde interessieren und ich glaube es ist allgemein für alle interessant bei welchen Boards und Bauweisen man das machen kann und warum es funktioniert in dem einen Fall und evtl in dem anderen Fall nicht. ES IST AUF JEDEN FALL SUPER GEIL UND PRAKTISCH WENN ES GEHT:cool::D.


    Zu meinem Board in dem ich die Dellen herausgefönt habe:
    Ein Custom mit Herex 3mm bzw. 4mm 100kg/m³ Hartschaum mit Carbon und Glassandwich. Epoxy L385 in Vacuum-Laminierung und bei 100°C für 8 Stunden im Ofen ausgehärtet.


    Hat es was mit dem Herex zu tun? dem Konstruktionsverfahren (Hochtemperatur-Temperung) meines Custom? Dem Harz? Geht so was auch bei Corbra-Thailand-Boards? usw, usw, usw.

    Wer weiss genaueres über diesen "Memory Effekt"?

  • Also von verdichdetem PMI-Hartschaum (z.B. Rohacell) weiss ich, dass er sich ausdehnt. Es ist ein thermoelastischer Schaum. Wenn dieser auf eine Temperatur erwärmt wird, die über der zum Herstellen angewandten Schäumtemperatur liegt, wird der Schäumprozess erneut eingeleitet. Ein solcher Schaum könnte natürlich die Beule nacht aussen drücken. Aber ich habe keine Ahnung, ob solche oder ähnliche Materialien im Board zum Einsatz kommen.

  • Es wäre schön wenns grundsätzlich geht... ich wollte daher erst mal fragen bevor Leute ihre Boards kaputt fönen (es muss ziemlich heiß werden, damit es funktioniert!), vielleicht geht es nur bei Herex in Verbindung mit starker Temperung? Zumindest hat Bouke (Witchcraft) das irgendwo mal zwischen den Zeilen geschrieben, dass es bei deren Boards grundsätzlich geht. Letztens hat er hier zwischen den Zeilen verraten das sie eigentlich nur Herex nutzen wegen dem "Memory-Effekt". Da hab ich 1+1 zusammengezählt und es an meinem Board auch versucht ... es ist echt erstaunlich wie gut das geht!


    Ich werde das mal an meinem druchgebrochenen F2 Chilli mal testen die Tage.


    Ich würde gerne mehr darüber wissen. Hoffe daher über einen interessanten Erfahrungsaustausch hier.

  • Rohacell?.. soweit ich mich entsinnen kann meinte Bouke, das es nicht diesen "Memory-Effekt" hat. Ich glaube die Schäumtemperatur sollte ziemlich hoch sein beim Rohacell. Ein Fön sollte das nicht packen, denke ich. Das Sandwich solchen Temperaturen aussetzen würde auch glaube ich sehr schaden.


    P.S.: Ich habe kein Witchcraft Board.

  • Ich habe beim Rohacell von einem Ausdehnen durch Erhitzen gesprochen - nicht von einem Memory-Effekt. Und ja, als ich vor vielen Jahren mal etwas damit gebacken habe, war es sehr heiss ;-) - nix mit Fön und so. Aber vom Prinzip könnte das ja trotzdem hinhauen - mit einem ähnlichen Schaum der bei tieferen Temperaturen hergestellt wurde und deshalb bei tieferen Temperaturen "nachschäumt". Aber du hast reicht, bei "Nachschäumen" denke ich nicht unbedingt an die Temperaturen eines Haartrockners ... ;-)

  • Zu meinem Board in dem ich die Dellen herausgefönt habe:
    Ein Custom mit Herex 3mm bzw. 4mm 100kg/m³ Hartschaum mit Carbon und Glassandwich. Epoxy L385 in Vacuum-Laminierung und bei 100°C für 8 Stunden im Ofen ausgehärtet.



    100° ? Etwas heftig, oder? 50-55 für den Segelfliegerbau und 80 für den Motorfliegerbau (-60 bis +72° Einsatzbereich; siehe Datenblatt). Dem Laminat isses meiner Meinung nach beim Tempern egal ob 80 oder sogar 100°, aber die Verbindung vom Kern zur ersten Glas/Kohlelage - hm, eigentlich ja auch nur Druckbelastung. Aber was geschieht danach? Zieht sich der Kern mehr zusammen als das Herex-Sandwich? Oder eh alles egal....und die Diskussion darüber ist nur akademisch da diese Effekte in der Realität zu vernachlässigen sind?


    Sepp

    Wer sich hinter meinem Rücken den Mund über mich zerreißt, ist genau in der richtigen Position um mich am.......

  • OT: Nun ja, ich hab mir mal die Datenblätter zu L385 durchgelesen. Normal reicht eine geringere Temperung ca. 60-80° dann aber so 10-12 Stunden lang. Bei höherer Temperatur sinkt die Dauer... das Optimum der Festig- und Belastbarkeit ist aber schon bei 60-80° erreicht... 100°* also um Zeit zu sparen.


    *max. 100°C... laut Shaper 80-100°C


    Mein Fön lief auf max. sowohl beim Pusten als auch bei der Hitze. dann so 3-5min jeweils mit Pausen 3-4x. Es werden auf jeden Fall keine 100°C erreicht worden sein... aber auch nicht wesentlich weniger, ich schätze 60-80°C:confused:.


    ... heute Früh noch mal inspiziert. Keine Folgeschäden beim Board:D.. alles schön hart und fest.



    P.S.: den Test mit einer Cobra-Bauweise werde ich noch machen, vielleicht hab ich am We Zeit und Ruhe.

  • Achso... da der F2 durchgebrochen ist und der Styro-Kern frei liegt, kann ich mit meinem Fön sehen und testen ob da bei der Hitze was am Kern passiert... ich werde es einmal durch das Laminat durch testen und einmal direkt volle Breitseite auf den Styro-Kern.:cool: mal sehen, bin schon gespannt...

  • Mit einem normalen Fön kann man fast nix falsch machen, der wird jedenfalls nicht soo heiß, daß sich die Haare kräuseln!!!
    Styro bricht erst bei über 100 grad wieder zusammen, die Sandwichplatten werden bei 60 grad wieder weich und nehmen die alte Form wieder an, die Delle geht raus wenn auch das Harz des Außenlaminates wieder weich wird und die Rückverformung so zuläßt. Ab 60-100 Grad wird das Harz wieder weich, bei 100 Grad schlägt das Gewebe durch und die Oberfläche ist nicht mehr glatt!


    Mit einem normalen Haarfön sind Temperaturen von 60 Grad erreichbar, 100 Grad nur durch teilweise Zuhalten der Luftzufuhr.

  • Hallo zusammen,


    auch wenn dieser Thread schon ziemlich alt ist, ist das immer noch ein interessantes Thema, das früher oder später jeden trifft.


    ich habe beim ersten 2021 Herbststurm am Donnerstag einen schönen Schleudersturz mit meinem 2018er Isonic produziert. Leider hat die Nase einen Schlag abbekommen, Es gab einen ca. 2 cm langen Längsriss, und einen kleinen vertikalen, obwohl das Carbon m.E. nicht durch war. Die Stelle war zum Glück nicht faserig, gesplittert oder weich. Allerdings war das Material leicht eingedrückt. Ich bin dann vor dem Versiegeln kurz mit dem Heißluftfön dran, in der Hoffnung eventuelle Wasserreste zu trocknen.

    Zwei für mich überraschende Punkte, die ich beobachten konnte (bin kein Physiker):


    1. es haben sich tatsächliche ca. 2 kleine Tropfen durch die Hitze rausgedrückt, danach war Schluss

    2. die ursprüngliche Form hat sich wieder eingestellt. Und das Erstaunlichste ist, dass der Bereich weiterhin hart und nicht einzudrücken ist!


    Ich bin mit der Heißluftpistole immer nur ganz kurz dran gegangen, so dass ich das Material immer wieder anfassen konnte, ohne mich zu verbrennen.


    Auf dem Oberdeck oder am Unterwasserschiff würde ich mich das nicht trauen, die Gefahr einer Delaminierung wäre mir zu hoch, da glätte ich lieber mit Feinspachtel und Epoxy. Ich wollte ja ursprünglich nur trockenen, das sich die Form wieder herstellt, hatte ich gar nicht zu hoffen gewagt ;-)


    Hier ein Bild von dem Ergebnis, vor dem Versiegeln. Leider habe ich kein Bild vor dem Fönen gemacht, die Stelle um den Riss war leicht eingedrückt.


    Vielleicht hat ja noch jemand solche Erfahrungen gemacht. Ob sich jemand an Dellen im Unterwasserschiff getraut hat, wäre auch gut zu erfahren


    beste Grüße an alle

    Stepan


    IMG_1294.jpg

  • Heissluftfoehn ist schon mit Vorsicht zu genießen. Mit einem regulären Haarfoehn erreichst du nur schwer ein kritisches Temperaturniveau und Beulen gehen trotzdem raus. Empfehlenswert natürlich besonders, wenn das Laminat keine Verletzungen aufweist.

  • Heissluftfoehn ist schon mit Vorsicht zu genießen. Mit einem regulären Haarfoehn erreichst du nur schwer ein kritisches Temperaturniveau und Beulen gehen trotzdem raus. Empfehlenswert natürlich besonders, wenn das Laminat keine Verletzungen aufweist.

    Weißt du wo der kritische Temperaturbereich liegt?

  • Da gibt es hier Ansprechpartner, die sich mit so was besser auskennen. Ich würde Mal vermuten, dass so 50 - 60 Grad die Strukturen nicht angreifen und sich kleine Beulen schon raus ziehen.

  • Lest doch mal die älteren Beiträge in diesem Thread

    Keine Sorge, habe ich😉 Ich wollte ja nur meine Erfahrungen teilen (der Erstautor) hat ja genau danach gefragt.

    Mit der Frage nach der Temperatur wollte ich vor allem hören, ob sich in den letzen 10 Jahren etwas geändert hat, ob sich z.B. durch die Bauweise der Bretter etwas in diesem Kontext geändert hat, etc.