Windstärke, Segelgrösse und so

  • Bist du sicher, Böen über 30 Knt. mit einem 6,2er Wave? Ich hatte gestern am Neusiedler See Böen von 32 Knt. und war mit 4,5 Salt angepowert bis zum Anschlag. 83 kg übrigens.

  • Ich schrieb von Böen! Die Spanne reichte von 15 - 30 KN. Gewichtsmäßig liegen wir gleichauf. Ich wollte wissen, inwieweit das Segel nutzbar ist. Unter dem Board hatte ich aber auch eine 25er Bull Speed, die prima arbeitete und mir erlaubte auf raumen Kurs die Spitzen abzufedern.


    Ich stimme dir zu, dass das 6.2er sicher nicht im Idealbereich bewegt wurde, obwohl es voll angeblasen noch wunderbar kontrolliert zu bewegen war. Normal hätte ich ein 5.6er genommen. Da ich erstmals dieses Jahr seit November auf dem Wasser war, sehen meine Hände entsprechend aus.

  • Hallo,

    hier nochmals eine Grafik zu dem Wind am Neusiedler See am 5.2.

    Ich fuhr zwischen 12 und 14h 4,5 (mit 5,4 Spy nach 1 Schlag aufgegeben, nicht mehr fahrbar), dann fiel der Wind ab, kam aber zurück, ich fuhr 5,4 Spy, war aber zeitweise zu groß. Brett war ein 85er F-Wave mit 21,5er Singlefin.

    Ich fahre meist Slalomzeug und fahre daher gerne überpowered, fahre daher auch Wavesegel gerne größer. Ein Slalomfahrer mit 7,0 Racesegel konnte beim 2. Peak gegen 15h minutenlang nicht mehr starten bzw. crashte mehrmals hintereinander.


    Warum ich das schreibe, weil wir uns einfach alle oft in der gefühlten Windstärke täuschen und diese zu hoch einschätzen.

  • Zahlen und Daten werden allgemein überbewertet. ;)

  • Nordwest Der Slalomfahrer hatte 7.7 und fahrt bei den Temperaturen (Wasser knapp über 4° C, Luft um die 6° C) eher defenisv ... von crashte würd ich nicht sprechen. Beide Stationen am Land hatten immer wieder 8er Böen gemessen ;-)


    Habe auch heute wieder gemerkt, dass diese kühle Luft deutlich dichter ist und gerade die Böen mehr und abruptere Power haben. Wellenkämme abgeblasen hat es an beiden Tagen.

  • oh, dann warst Du der wackere Warp-Fahrer? Hab mich dann verlesen, ich dachte 7,0. Ich machte mir schon Sorgen, weil mir echt schien, als hättest Du einige Minuten Probleme gehabt, man schaut ja bei der Kälte sehr aufeinander.


    Ja, die Kälte könnte auch ein Faktor sein, dass es so druckvoll war, ist da wirklich was dran?

  • Ja und ja. Bei selber Windspeedmessung sind 25 kn bei 5° C powervoller als bei zB 28° C, weil niedrigere Luftdichte.


    Die Luftdichte ist die Masse der Luft pro Kubikmeter. Sie steigt mit steigendem Luftdruck, fallender Temperatur und fallender Luftfeuchtigkeit.


    Und danke fürs "aufpassen" - bei manchen Böen macht das Wegstarten wenig Sinn. Vor allem wenn man grad nicht den Grenzbereich austesten will.


    Bekleidung und andere Motorik spielt bei Windsurfern sicher auch mit - nicht jedoch bei den Schilderungen der Volvo Ocean Racer im Southern Ocean.

  • ich meine halt dass ich ein 7,0er wesentlich besser kontrolliere wenns angenehme temperaturen hat als wenn ich mir den arxx abfriere, der neo die unterarme nervt, ich mit schuhen in schlaufen stecke etc.


    den luftdichteunterschied kann ich am besten abschätze wenn ich vom silvaplanasee wieder an den gardasee komme, aber das ist für mich easy abschätzbar und nicht zu fahren um den gefrierpunkt vergleichbar.

  • Ein tolles Thema hat hier c-bra aufgeworfen!

    Meiner Meinung nach empfindet jeder Mensch die Stärke des Windes unterschiedlich.

    Gemessene Zahlen besitzen wenig greifbare Materie. Je nach Wetter, Lust und Laune, wie man sich physisch und psychisch fühlt, hängt alles von der Bewertung der Situation ab.


    Die Auswahl des zum Spot mitgenommen Materials verschärft die Lage nochmals. Häufig wird beobachtet, dass vor dem Aufriggen am Strand herum geschaut wird, was der andere fährt. Als Anhaltspunkt für Unentschlossene schon nicht schlecht. Dann gibt es die, die immer den Größten haben müssen 😜 Die legen immer noch mindestens einen Quadratmeter oben drauf und sitzen dann nach einigen kurzen Schlägen ermattet am Ufer und schrauben eifrig am Material herum, währenddessen die anderen Kollegen Spaß auf dem Wasser haben.


    Sehr häufig ist es besser etwas tiefer zu stapeln und so noch Luft nach oben zu haben, falls der Wind zunehmen sollte. Wenn andersherum, freuen sich die Anderen. Nach Jahrzehnten Übung macht gerade dies immer wieder Spaß und dient als Herausforderung. Unterm Strich kann ich für mich behaupten, daß meine Einschätzung der Situation häufig gelingt.


    Wenn ich an einem Tag vier Segel im Auto liegen habe und nur eines nass nach Hause bringe, war es ein guter Surftag.


    Außerdem werfe ich Mal die These in den Raum, daß ein größeres Segel nicht unbedingt mehr Fahrleistungen, sprich tatsächliche Geschwindigkeit bei den selben Bedingungen erzeugen kann.

    Vieles hängt auch vom Geschick des einzelnen Surfers ab.

  • Gut gesagt. Das größte Segel bringt nicht unbedingt den höchsten Speed.

    Hängt aber sehr vom der persönlichen Fahrkönnen ab.

    Welche Segelgrösse sinn macht ist auch sehr individuell. Was andere nehmen ist nur als grobe Richtgrösse geeignet. Es macht für mich nur Sinn, wenn ich den anderen kenne. Dann weiß ich ob ich gleich nehme oder kleiner bzw. größer.


    Die unterschiedliche Luftdichte spielt im Vergleich zur eigenen Fitness Einbußen bei diesen Temperaturen eher geringe Rolle. Die Luftdichte geht ja nur linear in die Rechnung und der Dichte Unterschied liegt zwische 5° und 28° bei ca. 8% mehr.

  • Hatte mich an jenem Tag verschätzt und nur ein Board und Rigg eingepackt. Halte wie C - GER nicht viel von zu viel wechseln und fahre das Wavezeug gern so klein wie es nur geht und freue mich über nahezu jedes auffrischen des Windes. C - GER nennt das tiefer stapeln.


    Mit dem 7.7 musste ich also am 5.2 auskommen und das Slalomzeug ist an kalten Wintertagen bei mir eher die Ausnahme.


    Bei aller subjektiven Einschätzung des Windes sollte man aber doch a) für sich selbst und b) für die Kommunikation mit anderen versuchen das Naturphänomen Wind in seinen Facetten zu objektivieren und die Natur zu erfassen - dann muss man auch nicht schauen, was die anderen aufgeriggt haben, wiegen, und was für ein Modell und Brett sie fahren, um diese Variablen miteinzukalkulieren.

  • ich weiss nur dass ich bei ca gleicher gemessener windgeschwindigkeit am silvaplanersee das segel eine nummer grösser nehme als am gardasee - schiebe ich auf den luftdruck

    erstaunlich finde ich aber dass sich - auch bei angenehmen temperaturen - 30 knoten tramontana wesenentlich heftiger anfühlen und ich auch ein kleineres segel nehme als bei 30kn in dakhla, toskana oder so.
    wind vernünftig gemessen und über paar jahre beobachtet

    ich stell mich einfach drauf ein und gut isses

  • Hatte mich an jenem Tag verschätzt und nur ein Board und Rigg eingepackt.

    das hab ich am Neusiedler schon 2x bitter bereut, fahre seither immer mit großer Palette hin (am 5.2. aufgrund der Vorhersage 7,1 und 110 SL vermutet, eingepackt 2 Boards und 5 Segel von 4,5 bis 7,8), sind bei mir aber auch 260 km one way


    habe an diesem Tag 7,8 halb aufgebaut, mit ständigem Blick zum See sofort wieder eingerollt, dann 7,1 ausgerollt, wieder weg, dann sofort 5,4, und fahrbar war dann nur 4,5, das alles innerhalb 30 min.


    bist Du Local, weil Du nur mit 1 Segel kommst?

  • Ist dort normal, ich fahr mit allem an Material hin.

    Vorige Saison zB. früher Vormittag 4,6er Mittag 8,2er Nachmittag 6,4er später Nachmittag 4,6er

    An den zahlreichen Ausflügen zum See, Pro Tag bin ich meist 2 Größeren gefahren

    Jedes mal, egal wie viele Segel ich an dem jeweiligen Tag gefahren hat es immer Spaß gemacht und bin zufrieden in den Abend gestartet.

    Rein vom Gefühl her wenn zw. 20 und 25 Knoten herrschen, zwischen Frühjahr und Sommer...kommt mir im Frühjahr der Wind kräftiger vor.

    Ich habe nie weiter darüber nachgedacht, finde ich super das hier das Thema aufgegriffen wird.

  • Antworten:


    Slalomsachen nehme ich oft nur ein Setup mit und habe keine schlechte Quote. Man lernt so die ganze Range zu nutzen ...


    Oft sind es aber auch drei Riggs und zwei Boards die mitdürfen und tw darf auch im Sommer das Wavezeug mit. Strecke ist kurz.


    Fragen:


    Kann strömende Luft auch per Kompression dichter werden oder fließt sie nur schneller (zb durch ein Kap, einen Leitplankeneffekt, eine Düse?


    Komprimieren sich Fallwinde und eh schon dichte katabatische Winde (wie der Peler)?

  • Die Luftdichte geht ja nur linear in die Rechnung und der Dichte Unterschied liegt zwische 5° und 28° bei ca. 8% mehr.

    Und wie wirken sich die 8 % mehr Luftdichte bei zB 25 kn auf den Winddruck im weitgehend laminar angesströmten Segel aus?

    Die Luftdichte geht linear in die Rechnung ein und Geschwind des scheinbaren Windes (also die vektorielle Addition des wahren Windes und des Fahrtwindes) Quadratisch. Die Druckunterschiede am Segel entstehe ja wegen der unterschiedlichen Strömungsgeschwindig an der innen und lassen Seite des Segels.

    Aber das ist ja nur eine Seite, denn wenn die Kraft zu groß wird, macht man automatisch das Segel auf und reduziert den Druck. Irgendwann lässt sich keine sinnvolle Segelstellung finden und man muss kleiner aufriggen.

  • Bei mir hängt es sehr von aktueller Reaktionsfähigkeit, Fitness und vor allem der vorherigen TOW ab, wie gut oder schlecht ich Hammerböen handeln kann.

    War ich zuvor viel auf dem Wasser, bin im "Flow", halte ich deutlich mehr bei so stark wechselnden Winden als ungeübt. Das macht mich träger. Und bei Kälte läßt die Konzentration eh schneller nach. Und die Schuhe finde ich für den nötigen schnellen Schlaufeneinstieg auch hinderlich.


    Wir haben hier aktuell auch ziemlich böige Verhältnisse. In einem Moment reißt es dich an und du brauchst maximale Körperspannung und mußt tief runter, um das zu halten, im nächsten hechtet man vor zum Mast, um nicht abzusaufen, bzw. muß endlos im Wechsel das Segel öffnen oder schließen als wär man beim Ballett und spielte mit `nem Fächer.


    Aber alles Luxusprobleme, wenn man an den Winter 20/21 denkt, wo wochenlang Flaute war und wir von Wind nur träumten..