Beiträge von Brandenburger

    Den von Kris geposteten Surf-Beitrag finde ich klasse.

    Gerade den Zusammenhang zwischen tiefer Gabel bei Sitztrapez (mit tiefem Haken) und etwas unfreierem Board bei Leichtwindbedingungen kann ich nur bestätigen.

    Überlege daher wieder zurück zu wechseln auf die Hüftrolle.

    Vermisse das gerade durchgestreckte Draußenhängen bei Leichtwind, das man so nur mit Hüfttrapez und höherem Haken hinkriegt. (Ich zumindest.)


    Den Umstieg von einem aufs andere Trapez empfand ich auch als anspruchsvoll. Die erforderliche Körperhaltung ist bei beiden schon unterschiedlich.

    Ein Bezahlartikel vom 07.11.22, den ich deswegen mal reinkopiere:


    CHEFVIROLOGE DER UNI KIEL


    „Schon bei jüngster Erkältungswelle war Sars-CoV-2 nicht mehr der dominante Erreger“


    Stand: 07.11.2022 | Lesedauer: 5 Minuten


    Von Ulrich Exner


    Korrespondent


    Helmut Fickenscher, 60, ist Chefvirologe an der Uni Kiel und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten


    Schluss mit Isolationsregeln und Maskenpflichten: Der Kieler Chefvirologe Fickenscher fordert mit Blick auf Deutschlands Corona-Eingriffe eine harte Kehrtwende. Lauterbach attestiert er ein Denken aus der Frühphase der Pandemie – und plädiert für die Rückkehr zur Eigenverantwortung.



    WELT: Herr Fickenscher, wann tragen Sie selbst in diesen Tagen noch einen Mund-Nasen-Schutz?


    Helmut Fickenscher: Innerhalb der Klinik: Überall dort, wo Mitarbeiter und Patienten zusammenkommen. Im Freien: gar nicht. In geschlossenen Räumen nur dort, wo es sehr eng zugeht oder besonders schutzbedürftige Menschen ihrerseits Maske tragen. Dann ist es für mich eine Frage der Freundlichkeit und der Solidarität, das auch zu tun.


    WELT: Hat eine allgemeine Maskenpflicht, zum Beispiel in Bussen und Bahnen, noch Sinn?


    Fickenscher: Pflichten sind im Umgang mit der Pandemie insgesamt fragwürdig geworden. Wir haben heute Bedingungen, die sich radikal von denen unterscheiden, mit denen wir es vor ein oder zwei Jahren zu tun hatten. Wir haben hohe Impf- und Genesungsquoten und dadurch auch eine sehr gute Immunisierungsrate.


    Wir haben zudem eine drastisch gesunkene Hospitalisierungsrate und deutlich weniger Schwerkranke. Die Letalität, also der Anteil derjenigen, die an den Folgen einer Covid-Infektion versterben, ist von drei Prozent im ersten Jahr der Pandemie auf heute 0,05 Prozent gesunken. Insofern spricht vieles dafür, alle noch verbliebenen einschränkenden Maßnahmen hinsichtlich der Verhältnismäßigkeit sehr konsequent zu überdenken.


    WELT: Also plädieren Sie für die Maske als Ausdruck von Rücksichtnahme – nicht mehr als verpflichtende Maßnahme zum Schutz vor Ansteckung?


    Fickenscher: Staatliche Pflichten dürfen laut Grundgesetz nur angeordnet werden, wenn sie verhältnismäßig sind. Diese Verhältnismäßigkeit ist nicht mehr so eindeutig gegeben wie vielleicht zu Beginn der Pandemie.


    WELT: Welche Maßnahmen hielten Sie noch für angemessen?


    Fickenscher: Schwierig. Es gibt sicher einrichtungsspezifische Maßnahmen, an denen man festhalten kann. Ein Vorschlag, der sich aus einer Experten-Anhörung im Kieler Landtag ergeben hat, ist deshalb, dass man die Regelungskompetenz für die Krankenhäuser wieder an die Kliniken selbst zurückgibt.


    Dort gibt es ausgebildetes Personal, das in der Lage ist, selbst zu entscheiden, was im Einzelfall auf welcher Station und bei welchem Patienten angemessen ist und was nicht. Ähnliches gilt für Alten- und Pflegeheime, mit der Unterstützung durch die Gesundheitsämter.


    WELT: Im Kieler Landtag haben Sie davon gesprochen, dass die derzeit in den Heimen geltenden Regeln an Sittenwidrigkeit grenzten.


    Fickenscher: Wie soll man es anders nennen, wenn hochbetagte Menschen, anders als alle anderen, fast ständig Maske tragen sollen – selbst dann, wenn sie nur mit einigen wenigen anderen zusammensitzen, sich unterhalten oder auch nur zum Frühstück gehen wollen? Das ist insbesondere für von Demenz Betroffene hochproblematisch, wenn ohnehin reduzierte Kommunikationsmöglichkeiten weiter eingeschränkt werden, ohne dass es für eine solche Maßnahme überzeugende Gründe gibt.


    Für den Fall, dass in einem Altersheim die Infektionszahlen steigen, kann man natürlich besondere Maßnahmen ergreifen. Aber auch dazu sind die meisten Einrichtungen selbst in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt in der Lage.


    WELT: Die Politik tut sich auch schwer, sich von der Absonderungs- und Isolationspflicht für Infizierte zu verabschieden. Zu Recht?


    Fickenscher: Die Isolationspflicht stammt aus einer Phase der Pandemie, in der es noch sehr stark darum ging, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Solche Regeln brauchen wir in der jetzigen Phase der Pandemie nicht mehr.


    Meine Empfehlung wäre deshalb, den medizinischen Umgang mit dem Coronavirus normalisieren. Wer Symptome hat oder sich krank fühlt, geht zum Arzt. Dort erfolgt eine Diagnostik und gegebenenfalls wird man krankgeschrieben und nach Hause geschickt. Wenn man dann nicht mehr symptomatisch ist, geht man wieder zur Arbeit.


    WELT: Haben Sie mal mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) über Ihre Sicht der Dinge gesprochen?


    Fickenscher: Ich weiß, dass der Bundesgesundheitsminister gerne in Talkshows auftritt, dass er darüber hinaus aber nicht besonders aufgeschlossen ist – zum Beispiel gegenüber den Landesgesundheitsministerinnen und -ministern aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein.


    Die haben ihn unlängst aufgefordert, die Isolationspflicht für Infizierte doch endlich zu überdenken. Das wurde von Herrn Lauterbach pauschal und ohne weitere Begründung zurückgewiesen.


    WELT: Was meinen Sie, warum ist er da so verschlossen?


    Fickenscher: Das ist vermutlich eine Art Sicherheitsbedürfnis. Eine Denkweise, die sich in einer früheren Phase der Pandemie entwickelt hat. Politik hatte natürlich Angst davor, sich im Nachhinein vorwerfen lassen zu müssen, zu unvorsichtig gewesen zu sein.


    Andererseits haben wir inzwischen so viele andere Staaten – auch in Europa, auch unter vergleichbaren Bedingungen –, in denen es diese Einschränkungen nicht gibt, sodass ich Lauterbachs Linie nicht mehr recht folgen kann.


    WELT: Hat die Politik in Deutschland mit ihren teilweise sehr drastischen Infektionsschutzmaßnahmen überzogen?


    Fickenscher: In der Vergangenheit war das angemessen. Die Maßnahmen haben uns ausreichend Zeit verschafft, um zum Beispiel mithilfe der Impfungen viele schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden. Inzwischen hat sich ein sehr großer Teil der Bevölkerung zudem infiziert, sodass der Immun-Status der gesamten Bevölkerung jetzt noch höher ist, als er es allein durch das Impfen gewesen wäre.ORON– DFormularbeginn


    Formularende



    WELT: Thema Tests – Macht es aus Ihrer Sicht noch Sinn, sich testen zu lassen, bevor man sich zum Beispiel privat für eine Geburtstagsfeier trifft?


    Fickenscher: Das kann man im privaten Rahmen gerne weiterhin tun, gerade wenn man Besuch von älteren oder vorgeschädigten Angehörigen oder Freunden bekommt. Die Schnelltests sind ja einigermaßen preiswert.


    WELT: Was ist mit den Impfungen? Sollen sich die Leute regelmäßig auch zum fünften oder sechsten Mal impfen lassen?


    Fickenscher: Da gilt das, was die Ständige Impfkommission empfohlen hat. Ältere und Menschen mit stark beeinträchtigtem Immunsystem sollten sich weiterhin regelmäßig impfen lassen. Für die Normalbevölkerung ist das nicht nötig, im Zweifel sollte man mit seinem Arzt besprechen, ob eine weitere Impfung Sinn macht.


    WELT: Würden Sie sagen, die Pandemie ist überstanden?


    Fickenscher: Wir sind auf dem Weg von der Pandemie zur Endemie sehr weit vorangekommen. Schon bei der jüngsten Erkältungswelle war Sars-CoV-2 nicht mehr der dominante Erreger – sondern das Rhino-Virus, ein ganz herkömmliches Schnupfen-Virus also.


    WELT: Wie sollten wir in den kommenden Monaten, vielleicht Jahren mit Covid umgehen?


    Fickenscher: Mein Vorschlag wäre, dass wir im Falle einer starken Verbreitung von Atemwegserkrankungen oder auch der Grippe das Tragen von Masken, auch das Abstandhalten empfehlen. Alles Weitere sollte in der Verantwortung des Einzelnen bleiben.

    Aus meiner Sicht sind bislang die Länder am Geeintesten durch die Pandemie gekommen, in denen ein hohes Vertrauen in die Institutionen herrschte (das war nach meiner Einschätzung in D schon nach der Wiedervereinigung und spätestens seit der Flüchtlingskrise in relevantem Ausmaß nicht der Fall) und wo unpolemisch (ohne Panikmache z. B.) auf die zum aktuellen Zeitpunkt am Sinnvollsten erscheinenden Maßnahmen hingewiesen wurde.


    Diese Pandemie wird kein medizinisches Ende finden, soll heißen, daß der Erreger und die Erkrankung nicht verschwinden werden, daß es immer wieder Wellen geben wird, auf die zu reagieren ist. Wie, das wird wohl ein ewiges Aushandeln sein.


    Einige heutige Grippeviren sind wohl Nachfahren der Spanischen Grippe.


    In früheren Pandemien liefen die soziologischen Prozesse offenbar ähnlich zu heute ab:

    Es gab auch da schon Leugner, man suchte Schuldige (bei der Pest waren das die Juden, was zu Progromen führte) - und irgendwann war mehr und mehr Leuten dieses Thema Schnuppe: Die hielten sich an keine Maßnahmen mehr, z. B. nach dem 1. WK, wo es für viele subjektiv Wichtigeres gab. Das mag jetzt mit der Unkraine ganz ähnlich sein.

    Mit "Regime" ist Hygiene-Regime gemeint. Sorry.


    Ob die Infektionsrate bei beiden Erkrankungen wirklich verschieden ist, habe ich bislang nicht gelesen.

    Aber da sitzt Du mit Deinem wissenschaftlichen Background ja an der Quelle.


    Daß beide Erkrankungen schwer sind - und man die besser nicht haben will/sollte, ist unbestritten.

    Als junger Kerl hatte ich mal eine Grippe. Hatte Wochen gedauert, bis ich wieder meine alte Leistungsfähigkeit hatte.

    Womöglich stammt daher auch ein Herzgeräusch bei mir (Klappendefekt).

    User9308 wird jetzt viele Leute mit Defekten durch kardiotope Viren gesehen haben.


    Bei Delta war schnell klar, daß die "Warner" den richtigen Riecher hatten.

    Bei Omikron waren es aus meiner Sicht bislang eher die "Freiheitskämpfer".


    Ich möchte keinen Verschwörungstheoretikern "Wasser auf die Mühlen" kippen, CaLu_FN .

    Nur erhöht es die Glaubwürdigkeit ungemein, wenn man (auch aus gutgemeinten Gründen) tendenziös berichtet, gerade in Kampagnen, die die Massen überzeugen sollen. Ich jedenfalls werde anderenfalls überkritisch und mißtrauisch - wie andere wohl auch.

    Ja, es ist zum Verrücktwerden, daß

    - sich immer noch zuviele Hochrisikopatienten nicht impfen lassen,

    - den Krankenhaus- und Pflegeeinrichtungen das Personal wegrennt, weil`s seit Jahren am Limit und darüber hinaus arbeitet,

    - Menschen in sensiblen Bereichen die Hygienebasics ignorieren,

    - Coronaleugner schwadronieren.


    Unstrittig (aus meiner Sicht) ist, daß wir aus den Erfahrungen auf der Südhalbkugel im Winterhalbjahr sehr wahrscheinlich vor einer Doppelbelastung durch Covid und Grippe stehen. Und bei Beibehaltung des bisherigen Regimes im Umgang damit an Belastungsgrenzen kommen.

    (Hat t36 ja beschrieben.)


    Aber:

    Fakt ist auch, daß

    - Omikron (in Kombination mit der Impfung) in seinen bisherigen Varianten der Gamechanger der Pandemie ist (möge es so bleiben),

    - diese Variante eine mit dem Grippevirus vergleichbare Infektiosität und Letalität hat (wer das bestreitet, verbreitet Fakenews),


    Nimmt man das ernst, könnte man aus der bislang oft nur als Parole geäußerten Handlungsempfehlung "Schutz der Vulnerablen, statt Verhinderung von Infektionen" nach meinem Dafürhalten viel mehr machen.

    Ich gehe davon aus, daß man das Virus langfristig weder aus Ländern (China) noch aus Krankenhäusern raushalten kann.

    Ich vermute, daß man früher oder später auch im stationären Bereich (aus rein pragmatischen Gründen, z. B. weil Personal oder Betten fehlen) dazu übergehen wird, Bereiche und Personenkreise zu definieren, die wie bisher absolut schützenswert sind und entsprechend dem bisherigen Regime auch geschützt werden, anderenorts jedoch den Fokus nur noch auf "Symptomatische" (sowohl beim Personal als auch bei den Patienten) legt, um diese zu isolieren - natürlich unter Beibehaltung der hygienischen Basics (Masken, Desinfektion, Abstand).

    Nach meinem Wissen ist es in der Schweiz jedem Krankenhaus selbst überlassen, welche Maßnahmen es wann nutzt.

    Und in Ländern, in denen Corona sozial/politisch für beendet erklärt wurde, läuft`s ja eh anders. Da wird man wohl auch nicht mehr überall testen.


    Und jetzt steinigt mich!

    Stimmt, Streeck war anfangs ziemlich präsent. Und wird sich das wohl selbst vermasselt haben, wenn er dann nicht mehr gehört wurde.


    Dass man in fast jedem Bereich des öffentlichen Diskurses Laie ist, ist ja nicht zu ändern.

    Meinung kann man sich aber ja nur bilden, wenn Sachverständige sich öffentlich austauschen.

    Ich für meinen Teil hatte das vermisst. Ich verstehe aber, daß viele von den endlosen Diskussionen genervt waren und sind.


    Ich bin halt überzeugt, dass wir es uns als Gesellschaft nicht leisten können, in jeder Krise (Flüchtlinge, Corona, Ukraine) wieder viele Leute zu verlieren, so daß der Topf der Protestler immer größer wird - und diejenigen immer öfter auch gesellschaftliche Mehrheiten bilden.


    User9308, ganz persönlich: Findest Du Lauterbach nicht polarisierend? (Er steckte aus meiner Sicht ewig in der Vor-Omikron-Welt fest.)

    Da wünschte ich mir eher jemanden, der eint.


    PS: Biste Deine FRace losgeworden?

    Natürlich sind Streeck, Stöhr, Kekule etc. keine "Gegner" i.S. von Corona-Leugnern.

    Die hatten während der Pandemie nur eben oft etwas andere, oft liberalere Haltungen, und hatten in meiner Wahrnehmung in dieser HInsicht wenig Öffentlichkeit. Das (medizinische) Gesicht der Pandemie war Drosten.

    Und den von User9308 angesprochenen sinnvollen wissenschaftlichen Diskurs gab`s für meinen Geschmack eben öffentlich viel zu wenig. Ich hatte eher den Eindruck von Glaubenskriegen: Entweder man unterstützt den offiziellen Kurs 100%ig oder man ist "Schwurbler". Ich fand`s sehr S/W, wenig Grau dazwischen.


    Seitdem Streeck im Expertenrat der Bundesregierung sitzt, findet er auch mehr Gehör.Seit seiner Heinsberg-Studie forderte er breit angelegte Studien zur Immunitätslage der Bevölkerung oder aber das Abwassermonitoring als Frühscreeninginstrument. Beides ist mittlerweile implementiert.

    Und Stöhr war ja in der Expertenkommission des Bundestages zur Evaluierung der Maßnahmen. Die war naturgemäß politisch besetzt. Deren wichtigste Feststellung war ja, daß man außer der Impfung keine ausreichende Datenbasis hat, um sagen zu kann, ob und ggf, was von den anderen Maßnahmen gewirkt hat. Das sollte ja eigentlich zu viel mehr Bescheidenheit führen.

    Ich persönlich fand es z. B. enttäuschend dass das Bundesverfassungsgericht sein Urteil zur Rechtmäßigkeit der Maßnahmen fast ausschließlich auf das doch umstrittene Drosten-Gutachten stützte - obwohl eine ganze Vielzahl anderer Gutachter zu mitunter anderen Conclusionen gekommen waren.


    BTW:

    Ich sehe mich auch nicht als "Gegner", obwohl viele hier mich sicher so wahrnehmen.

    Ich bin nur durch ein durch überzeugter Verfechter einer liberalen Demokratie und froh, daß die FDP die beiden letzten Fassungen des Infektionsschutzgesetzes mitschrieb.

    Ich bin 3-fach geimpft und trage brav Maske, wo es vorgeschrieben ist.

    Dennoch setze ich mich selbstverständlich mit Impfgegnern an einen Tisch, ohne sie (frustran) bekehren zu wollen. In einer Demokratie dürfen die über ihren Körper entscheiden, solange es keine allgemeine Impfflicht gibt. Ich finde diese Leute auch nicht asozialer als andere oder mich. Ihre Motive für ihre Entscheidung gehen mich nichts an. Wahrscheinlich mußte ich mich persönlich in 21 DDR-Jahren zu oft (heuchlerisch) zu irgendwelchen Dogmen bekennen, daß ich heute so bin. Und sicher trägt auch mein Job dazu bei, keine Frage.


    Wann die Pandemie zu Ende ist, wird ja bei diesem Erreger, für den es keine sterile Immunität gibt, ganz offensichtlich sozial festgelegt, soll heißen, daß die Gemeinschaft entscheidet, was an Erreger-Folgen in Abwägung zu den Massnahmen-Folgen noch als angemessen erscheint.

    Ich würde mir in dem Streit darum zwischen der Sicherheits- und der Freiheitsfraktion viel Gelassenheit und Polyphonie wünschen.


    Schönes WE!

    Bezieht sich nochmal auf Michlsurf :


    Ich hab das nicht selbst recherchiert, so fanatisch bin ich nicht.

    Das stammt aus einem Bericht der "Welt", die ich seit einem Jahr zu Coronathemen lese, um auch mal die Meinung von Streeck, Stöhr oder Chanasit zu hören.


    Das ist dann meine Blase.


    Andere machen es anders - und das muß nicht schlechter sein.

    Nachdem zum Frühjahr einige Nachbarländer auf dem Gipfel der x-ten Omikronwelle ihre Maßahmne aufhoben, gab`s zum Glück bei denen nicht die prophezeite Katastrophe. Früh seit Omikron gab Dänemark keine allgemeine Impfempfehlung für gesunde Kinder mehr raus, jetzt folgte Schweden.


    Ich krieg nur wirklich Schiss, wenn ich auf die politischen Entwicklungen schaue.

    Dieser enorme Haß, die Unversöhnlichkeit, der Erfolg der Rechten (Italien, Schweden, Frankreich)...


    Im RBB läuft seit einiger Zeit eine Art Brennpunkt-Sendung zu aktuellen Fragen zwischen normalen Bürgern und Lokalpolitikern, gibt`s in anderen ARD-Anstalten auch. Ist oft genug schwer erträglich, ja - aber aus meiner Sicht besser als Ignorieren, Beschimpfen...

    War ja hier im Forum auch so.

    Irgendwann war Ende mit Reden und Zuhören.


    Worauf ich immer wieder hinaus will - und was offenbar keiner gern hört: Ich halte es nicht für unmöglich, daß beide Seiten recht haben (aus je ihrer Perspektive).


    Und die Lösung aus meiner Sicht wäre, diese Möglichkeit in Erwägung zu ziehen.

    So nach dem Motto: Wir sind uns einig, daß wir uns nicht einig sind.

    Warten wir ab, ob wir uns nach der akuten hitzigen Krisenzeit nochmal ruhig hinsetzen können...


    Ist im Kleinen wie im Großen: Wir sitzen in einem Boot - und werden die Andersdenkenden nicht los.

    Man kann sie verbannen, darf sich dann aber nicht wundern, wenn sie sich beängstigend stark organisieren und artikulieren.


    Dieser Tage habe Thüringische Lokalpolitiker resigniert konstatiert, daß es dort kaum noch eine nennenswerte politische Mitte gäbe.

    Das ist Amerika. Und das zerstört ein Gemeinwesen.

    Ausgrenzung ist aus meiner Sicht langfristig keine gute Idee.

    Wir sollten wieder lernen, mit der einem selbst abstrus erscheinenden Meinung des Anderen zu leben.

    Muss doch noch etwas Dampf zum Minister ablassen.


    Wenn der es als wissenschaftlich verkauft, jedem die 4. Impfung zu empfehlen, und Paxlovid wie schimmliges Brot anpreist, bekomme ich nur noch Tinnitus.


    Es ist wunderbar, daß es diese Prophylaxe- und Behandlungsoptionen gibt. Aber die sollte man nicht auf diese Art bewerben. Ist ein Bummerang.

    Ähnliches gilt für die "Killervariante" und die gigantischen Long-Covid-Zahlen bei Kindern.


    Unter Wissenschaftlichkeit oder Guter Medizinischer Praxis verstehe ich etwas anderes.

    Das Blöde ist, daß sehr viele Veröffentlichungen auf beiden Seiten so tendenziös sind.

    Jeder das bestätigen will, was zu seiner Sicht paßt.

    Und daß es dann kaum gelingt, zu einer Verständigung zu gelangen.

    Bekloppter Rechthaberstreit, der lediglich Fronten verhärtet.


    Ich schreib einfach mal ein paar Beispiele für offizielle Corona-Verlautbarungen, die mich ärgerten.

    Das BMG hatte auf seiner Website und in der aktuellen Info-Kampagne (unterstützt von RKI und BZgA) unter der Rubrik "Fakten-Booster" eine ganze Reihe von Ungesichertem oder schlicht Falschem, das es nach kurzer Zeit korrigieren mußte: überhöhte Angaben zum Anteil der stationär behandlungsbedürftigen Corona-Patienten oder Boosterimpfung als Demenzprophylaxe. Der Minister verwendete bis vor kurzem Corona-Sterbezahlen ohne Differenzierung in "mit" und "wegen". So ist es auch mit den Krankenhausbelegungszahlen, was nun allerdings nicht mehr dem Ministerium, sondern der nicht vorhandenen digitalen Infrastruktur in den Häusern geschuldet scheint. Wenn Lauterbach ankündigt, persönlich an den Sitzungen der StIko teilnehmen zu wollen, ist das aus meiner Sicht auch nur ein Bärendienst an der Sache. Weil ich ich als propagandageschädigter Ossi sofort eine Behinderung der Unabhängigkeit der Kommissionsarbeit wittere.


    Nachdem die Stiko im vergangenen Jahr die Impfempfehlung für Kinder (über 12) rausgeben hatte, veröffentlichte deren Pendant der Briten kurz darauf ihr Statement mit der genau gegenteiligen Empfehlung.


    Das alles läßt mich skeptisch werden.


    Sehr lange vermisste ich auch die öffentliche Gegenrede anderer Experten als der "staatstragenden", wie ich es in einer liberalen Demokratie erwarte.


    Die aus meiner laienhaften Sicht differenzierten Ergebnisse des Ethikrates der Bundesregierung zur Evaluation des Pandemiemanagments und die darauf folgende Stellungnahme der Expertenkommission des Bundestages zum gleichen Thema hatten mich versöhnt: In beiden gab es kein S/W, wurden Fehler und das, was man nicht sicher weiß (sehr vieles) klar benannt. Ich finde, daß wir alle aus diesen Erkenntnissen sehr wenig machen.

    Denn das hätte das Zeug zu einer Annäherung der "Blöcke".

    Offenbar will das so recht keiner.

    Und das besorgt mich, weil ich fürchte, daß es soweit nicht mehr hin ist zu "amerikanischen Verhältnissen", wo die Spaltung schier unüberbrückbar scheint und sich die Sektierer (auf beiden Seiten!!!) die Hände reiben.

    Gerade lief auf ARTE die Doku


    "Impfen - die ganze Geschichte".


    Hat mir aus dem Herzen gesprochen.


    Experten mit zweifelsfreier Reputation geben einen Einblick in die Historie des Impfens, sprechen differenziert über gesichertes Wissen und bislang Ungeklärtes, über Nutzen/Risiko-Abwägung, über unhaltbare Zulassungsverfahren bei Impfprodukten, über das Verkaufsgebaren von Vakzinherstellern (z. B. die gezielte Erzeugung von Angst), über den Umgang mit Skeptikern, die Notwendigkeit einer transparenten Kommunikation zur Vertrauensbildung etc. etc.


    Das alles fernab von Ideologie und Einseitigkeit.

    Wissenschaft im besten Sinne.


    Aus meiner Sicht sehr empfehlenswert für `ne ruhige Stunde.


    (Ist wohl in der Mediathek.)

    Um bei dem konkreten Beispiel zu bleiben:

    Jemand kommt zum Kardiologen und meint, daß seine Herzproblematik ursächlich mit einer Impfung zusammenhängt.


    Der unkomplizierte Fall ist, wenn beide Seiten sich einig sind, daß das Erklärungsmodell des Patienten zutrifft.

    Ebenso unkompliziert ist es, wenn der Patient offen ist für eine alternative Sicht - und dem Arzt als Experten Vertrauen schenken kann.


    Schwierig wird es, wenn die Ansichten divergieren und beide wenig offen sind für die Sicht des Anderen: Der Behandler, weil er von 100 anderen Skeptikern genervt ist, die er allesamt als renitent erlebte, und der Patient, weil er sich unverstanden und abgewiesen fühlt und das wohl auch ist.

    Dieses schwierige Beziehungsangebot in einer Praxis aufzudröseln übersteigt die realen Möglichkeiten.


    Ähnlich frustran für den Kardiologen dürfte es mit Herzphobikern nach Infarkt und/oder Reanimation sein oder Panikpatienten, die eine Herzrhythmusstörung bestätigt haben wollen. Und das sind halt nicht wenige...

    Wobei die Ängstlichen (je nach Struktur des Behandlers) womöglich besser ertragen werden als die Fordernden oder offen Uneinsichtigen - denn (passiv) aggressiv sind sie alle.


    Ein Psychotherapeut hat (in unserem aktuellen Gesundheitssystem, um das wir weltweit an dieser Stelle beneidet werden) die Zeit und (im Idealfall) die Lust, das eigentliche Problem dieses speziellen Menschen in der konkreten Situation Stück für Stück zu verstehen - und daraus erwächst im besten Fall Veränderung - womöglich auf beiden Seiten.

    Ist nach meinem Eindruck ein Problem der gesamten westlichen Welt.

    Scheint eine Art Sinn- oder Glaubenskrise zu sein.

    Was und wem kann ich glauben?

    Der aufgeklärte Mensch ist womöglich ernüchtert durch uneingelöste Heilsversprechen.

    Und glaubt kaum noch, ist äußerst mißtrauisch - zur Prophylaxe erneuter Enttäuschung.

    Bloß gehört Glauben bzw. Vertrauen zur Conditio humana.

    Jeder sucht nach Sinn.

    Und das kann sicher leicht durch Rattenfänger verschiedener Couleur genutzt werden.


    Ein zentrales Dilemma der westlichen Medizin ist aus meiner Sicht die künstliche Trennung von Körper und Seele.

    Das gab`s so vor Descartes nicht. Daher wohl der Zulauf zu fernöstlicher Medizin und Philosophie oder zur boomenden Psych-Branche.

    Für den ganzen Menschen ist in unserer hochtechnisierten und spezialisierten (Medizin-)Welt wenig Raum.

    Den Somatikern stellt keiner die erforderliche Zeit für ein ganzheitliches Problemverständnis zur Verfügung.

    Das frustriert dann womöglich oft genug beide Seiten.


    Als Psychiater bin ich vertraut mit Skeptikern (Paranoikern).

    In aller Regel haben die lebensgeschichtlich gute Gründe für ihr Mißtrauen.

    Um da Vertrauen wachsen zu lassen, braucht es Zeit, Geduld und (Frustrations-)Toleranz -

    also knappe Güter...