Hallo,
für den Fall das jemand nach einer so langen Pause wieder Windsurfen möchte, mache ich mal einen Erfahrungsbericht-Thread auf, der sich leichter finden lässt. Falls dies nicht gewünscht ist, so kann der Thread in meinen Vorstellungsthread gepackt werden.
Es war gestern nun endlich soweit, mal etwas mehr Wind als die sonst üblichen 10-12 Knoten.
In Pelzerhaken war zu wenig Wind, der auch noch aus der falschen Richtung (W bis WNW) kam, deshalb habe ich für Fehmarn entschieden. Am Spot Wulfener Hals hatte ich bisher nie gesurft, da er übervoll (meist von Anfänger) war. Aber für meinen Wiedereinstieg schien er mir ideal, besonders auch weil da keine Kiter unterwegs sind.
Die Vorhersagen auf Windfinder sagten 19-26 Knoten aus westlichen bis nordwestlichen Richtungen voraus, für den späten Nachmittag 16-20 und am Abend sollte es weniger werden.
Leider musste ich noch vormittags ins Büro, so dass ich erst gegen 14.00Uhr am Spot eintraf. Ich war aufgeregt wie ein kleines Kind am Heiligenabend... Vor-Ort dann die erste Verunsicherung, viele waren mit Segeln unter 5m² auf dem Wasser und der Wind war alles andere als konstant. Da ich bisher nur einen 2010 Fanatic Shark mit 125l gekauft hatte, lagen mein 4.2 und 4.7er zu Hause. Nach meiner Einschätzung sollte es aber auch mit dem 5.3er klappen, ich hatte mittlerweile lange genug gewartet und wollte unbedingt aufs Wasser.
Ich hatte zuvor nur mein 6.3er und das 8er zu Hause im Garten zur Probe aufgeriggt. Das war sehr einfach und auch der korrekte Trimm war nach Anleitung recht einfach. Blöde das ich das 5.3er nicht auch probiert hatte, da passte das mit dem Loose Leech nämlich nicht so gut wie beschrieben Wenn ich, nach Anleitung, bis zur dritten Latte ein Loose Leech durchzog, war die Markierung für die Falten noch nicht erreicht, zog ich das Vorliek stärker durch damit es mit der Markierung besser passte, hatte ich das Loose Leech fast bis zur vierten Latte. Da ich aufs Wasser wollte und es zu "meiner (Surf-)Zeit" eh kein Loose Leech gab, entschied ich mich (im nachhinein betrachtet offensichtlich falsch) für etwas weniger Vorlieksspannung.
Den Mastfuß hatte ich auf die mittlere Position gestellt und die vorderen Fußschlaufen auf die innere Position (da gibt es nur zwei), die hinten in die mittlere Position. Die Fußschlaufenpositionen des Boards kamen mir schon extrem weit aussen vor, bei meinen großen Füßen (45) würde ich in der äußeren Position mit den Hacken sicher im Wasser schleifen.
Endlich auf dem Wasser, nun sollte es richtig abgehen...
Die erste Ernüchterung folgte weniger Meter nachdem ich auf das Brett gestiegen war, irgendwas war so gar nicht wie bisher. Was genau war für mich schwer zu lokalisierieren, es waren eine Menge Eindrücke, die ich verarbeiten musste...
Mein erstes Problem (und meine erste Verwunderung) war das ich nicht so einfach und schnell ins Gleiten gekommen bin wie es von Euch beschrieben wurde (im Vergleich zu den alten Brettern). Wind war im Überfluß da, daran konnte es (zu der Zeit) nicht liegen. Ich erinnerte mich an den Tip eines Verkäufers, der mir gesagt hatte das viele Wiedereinstieger den Fehler machen wie früher auf Halbwind- bis Amwindkurs ins gleiten kommen zu wollen. Das die "neuen" Brettern aber eher Raumwindkurs brauchen um ins gleiten zu kommen.
Keine Ahnung auf welchem Kurs ich früher ins gleiten gekommen bin, ordentlich Druck auf den Mastfuß und es ging immer los.
Von viel leichter und schneller zu früher war im ersten Moment jedenfalls gar nichts zu spüren.
Leider weiß ich nicht mehr ob der Wind auffrischte oder ich mehr auf Raumwind gegangen bin, jedenfalls war ich plötzlich und sehr überraschend in Gleitfahrt. Meine Gedanken in kurzform:
- Und das neumodische Zeugs soll nun leichter und schneller angleiten? Wo denn?
- Mehr auf Raumwindkurs
- Scheisse, was geht denn jetzt ab... (mir fehlte irgendwie die Übergangsphase)
- Wo sind die verdammten Fußschlaufen?
- Scheisse, das Board wurde als "einfach zu kontrollieren und kippstabil" gestestet und was für ein Teil habe ich hier bitte unter den Füßen?
- Wo ist die verdammte hintere Fußschlaufe?
- Meine Definition von "einfach zu kontrollieren" weicht weit mehr als deutlich von der Defintion der Tester ab!!
- Irgendwie harmoniere ich weder mit dem Rigg noch mit dem Board
Nach meinem verzweifelten Versuch in die hintere Fußschlaufe zu kommen und das Board geradeausfahren zu lassen, luvte das Board etwas an und der Wind setzte sich ordentlich drunter, hob es ab und ließ mich abfliegen...
Im Wasser angekommen (ich erinnerte mich gar nicht mehr daran wie salzig Salzwasser ist) versuchte mich selbst postiv aufzubauen. "Dir wurde gesagt das ist wie Fahrradfahren, also kann es nicht so schwer sein, reisse Dich zusammen und konzentriere Dich.
Kurze Zeit später bin ich dann noch einmal abgeflogen, diesmal hatte mich das Rigg nach vorn gezogen. Es artete zwar nicht in einen kapitalen Schleudersturz aus, war aber nicht weit davon entfernt.
Beim dritten Anlauf klappte es zwar etwas besser, es war aber immer noch nicht mal ansatzweise ordentlich.
Zu der geplanten Halse kam es nicht, das Rigg zog mich wieder nach vorn und ich musste feststellen, dass der Wulfener Hals kein reines Stehrevier ist.
Die nächste niederschmetternde Erfahrung des Tages war dann, dass ich mich sehr schwer mit dem Wasserstart tat. Damit hatte ich früher überhaupt keine Probleme, das klappte von Anfang an immer problemlos. Ich hatte gestern Probleme das Board vernünftig auszurichten und irgendwie luvte das Board zu stark an obwohl ich ordentlich Druck auf den Mastfuß gab (so wie früher).
So verbrachte ich sehr lange Zeit im Wasser statt auf dem Wasser
Aber Wasserstart muss man drauf haben, also weiter üben...
Als es dann noch immer nicht klappte, stellte ich fest das es vielleicht ganz gut gewesen wäre, auch eine Startschot zu kaufen
Naja, ich habe mich dann im Wasser schleifend aus der tiefen Zone herausbugsiert und war heilfroh das ich nicht nach Heidkate gefahren war
(Vielen Dank an dieser Stelle dem unbekannten Surfer, der mich gefragt hatte ob ich Hilfe benötige!)
Trotz alledem stand ein langer Fußmarsch auf dem Programm und meine Motivation war auf dem Tiefpunkt meiner gesamten Surflaufbahn. Vor allem hat mein Ego stark gelitten, wenn andere sagen das Windsurfen wie Fahrradfahren ist und das man das nicht verlernt, warum klappt das dann bei mir nicht. Ich hatte ja nicht erwartet das alles wie früher sofort klappt, doch wenn noch nicht einmal die Basics klappen... Ich war wirklich frustiert, vor allem weil meine Kräfte durch diese Aktionen stark nachgelassen hatten.
Da viele andere mit den Windbedingungen klargekommen waren, konnte das auch nicht als Ausrede herhalten. Genau so wenig wie mein Material. Also lag es am vielleicht am Trimm oder schlicht am Surfer (also mir) selbst.
Ich habe mich dann an Land erstmal ausgeruht und bin nochmal alles durchgegangen was falsch gelaufen ist. Ich habe das Vorliek stärker durchgezogen, den Mastfuß ganz nach vorn gestellt und siehe da, es funktionierte deutlich besser. Nur hatte der Wind mittlerweile teilweise stark nachgelassen
Es kam noch zu ein paar wenigen kurzen positiven mehr oder weniger kontrollierten Gleitfahrten, doch durch den nachlassenden Wind reichte mein 5.3er nicht mehr aus um dauerhaft Spaß zu haben. Doch die kurzen Gleitfahrten waren sehr hilfreich beim Frustabbau. Trotz des frustreichen Tages habe ich meine Entscheidung nicht bereut und ich will mehr, auch wenn es bedeutet das ich ggf. wieder (fast) bei Null anfange. Noch hoffe ich das es am Trimm, zu starkem Wind oder an anderen Bedingungen lag und nicht daran, dass ich einfach nichts mehr auf die Reihe bekomme.
thomas (brewcrew)
Ja, ich hatte auch mal ein breites Grinsen im Gesicht. Aber nicht mal ansatzweise so lange wie erhofft.
Umriggen wollte ich nicht mehr, meine Kräfte hatten stark nachgelassen, meine Muskeln und eine Blase am Daumen schmerzten und ich entschied den Tag abzuhaken und nach Hause zu fahren. Heute kuriere ich erst einmal meinen Muskelkater aus und versuche zu analysieren was ich alles falsch gemacht habe.
Zum Shark mit 10l mehr steht im surf-Test "Lediglich bei gutem Druck im Segel liftet sich der Shape immer höher auf die Finne, die Kontrolle wird dann Gefühls- und Nervensache. ". Ich hoffe daher das mein "Problem" mit dem Board eher auf Überpowerung zurückzuführen ist (vielleicht hätte ich die Fußschlaufen auch etwas weiter einstellen müssen um leichter reinzukommen).
Was ich aber noch nicht verstehe: Früher habe ich bei kleinen Segeln den Mastfuß eher hinten gehabt, beim Shark 125 bin ich noch nicht einmal mit der Mitte klargekommen.
Falls jemand von Euch ein Gunsails Transwave im Einsatz hat, wüsste ich gerne ob das Loose Leech bis zur dritten Latte auch so extrem ausgeprägt ist und ob es zwischen der dritten und vierten Latte noch etwas "loose" ist.
Ich werde Euch hier auch von meinen nächsten Versuchen berichten wenn es Euch interessiert.