Korsika

  • Spotguide Korsika

    Anreise:

    Korsika ist am besten per Autofähre vom französischen oder italienischen Festland zu erreichen. Regelmäßige Verbindungen gibt es beispielsweise von Toulon, Nizza, Savona, Genua und Livorno. Auch eine Anreise per Flugzeug nach Bastia oder Calvi ist möglich, allerdings ist Korsika eher ein Ziel für Individualreisende mit eigenem Material und entsprechender Mobilität vor Ort.


    Infrastruktur:

    Korsika ist eine Camperinsel, die Auswahl an Plätzen entsprechend groß. Da viele Campingplätze auch ein großes Angebot an Mobilhomes/Bungalows bereitstellen, ist man aber auch mit einem Nicht-Campingfahrzeug gut aufgestellt. Während an der Ostküste häufig Plätze mit Vollausstattung (Pool, Animation etc.) zu finden sind, sind die Plätze an der Westküste meistens einfacher gehalten. Wer eine geordnete Parzellenstruktur bei Campingplätzen bevorzugt, wird in aller Regel enttäuscht. Auch der Komfort der sanitären Anlagen ist mit Plätzen an der Ostsee oder in Skandinavien nicht zu vergleichen.

    In den großen Supermärkten entlang der Hauptrouten gibt es alles, was man zum leben braucht. Für die wenigen Surfshops gilt das eher nicht, genügend Material sollte man immer dabei haben. Auch die Verleihstationen sind klein gehalten und mehr auf Touristen ausgerichtet, die das Windsurfen einmal ausprobieren wollen. Das spezielle Freestyle- oder Wavematerial der Lieblingsmarke sucht man meist vergebens.


    Windbedingungen:

    Korsika wird an seiner Westküste von den Ausläufern des bei Marseille auf das Mittelmeer treffenden Mistral erreicht. Hier wird er zum einen durch die bis zu 2700 Meter hohen Berge nach Norden abgelenkt, wodurch die Küste nordöstlich von Calvi mit Wind versorgt wird. Im Süden entsteht durch die Straße von Bonifacio zwischen Korsika und Sardinien ein Düseneffekt, der den Wind nochmals beschleunigt.

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    Typische korsische Windbedingungen


    Westküste Calvi - Ile Rousse:

    Im südlichen Teil der großen Bucht von Calvi wird der Wind bei den überwiegend west-südwestlichen Windverhältnissen vom Felsen der Stadt Calvi abgedeckt. Aufgrund des flachen Einstiegs finden sich hier daher eher Einsteigerbedingungen. Angrenzend an den Hafen gibt es auch eine kleine Surfstation. Den Strand muss man sich hier zur Hauptsaison Ende Juni - Ende August mit unzähligen Badegästen, Jetskis, Bananenbooten etc. teilen. Mittlerweile gibt es hier zumindest am Wochenende auch eine Partyszene. Weiter nördlich lassen Windabdeckung und Frequentierung des Strandes nach, sodass man bei Bump & Jump-Bedingungen lange Schläge Richtung offenes Meer fahren kann. Aufgrund der Größe der Bucht bleibt man dabei jedoch immer im geschützten Bereich. Ein Campingplatz mit direktem Strandzugang rundet das Angebot ab.

    Wer etwas mehr Welle mag, ist in den nordöstlich angrenzenden Buchten besser aufgehoben. In Algajola und Guinjxou können die Wellen bei Windstärken über 20 Knoten zwei Meter und mehr erreichen, der Wind kommt in der Regel side-/sideon von links. In Algajola gibt es eine Surfschule und einen Campingplatz mit direktem Strandzugang. Den Spot muss man sich mit anderen Windsportlern teilen, was aufgrund der Größe aber problemlos möglich ist. Guinjxou ist während der Hauptsaison ein beliebter Badestrand, allerdings wegen der schwer zugänglichen Lage ohne die damit einhergehende Infrastruktur. Auch vom nächsten Campingplatz ist der Weg etwas weiter, ein Surfbuggy ist hier von Vorteil.

    Alle beschriebenen Spots haben Sandstrand und sind barfußtauglich. Auch Familien mit Kindern sind hier gut aufgehoben. Für die windarmen Tage bieten sich Ausflüge nach Calvi, Ile Rousse oder in die nahen Berge an. Für Wanderer/Läufer/Mountainbiker finden sich etliche Trails entlang der Küste oder in den angrenzenden Bergen.

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    Bucht von Algajola


    Südostküste:

    In den Spotguides der Surfmagazine wird hier meist als erstes Piantarella genannt, das sich aufgrund der karibischen Wasserfarben und des flachen Wassers perfekt für die jeweiligen Fotoshootings eignet. Allerdings ist der Spot genau deshalb auch sehr beliebt bei Badegästen und zumindest in der Hauptsaison entsprechend voll. Wer sich davon und von der damit einhergehenden Parkplatznot nicht abschrecken lässt, kann hier seine persönliche Fototapete kreieren. Das flache Wasser eignet sich am besten für Freeride/Freestyle.

    Nördlich von Bonifacio/Piantarella schließt sich der Golf von Sant‘ Amanza an, wo früher auch mal ein Weltcup stattfand. An der Südseite der Bucht führt eine kleine Straße (D 58) bis zu einem Restaurant. Entlang dieser Straße finden sich zahlreiche kleinere Strände als Einstiegsmöglichkeit. Außerhalb dieser kleinen Strände ist das Ufer felsig, und es gibt Seeigel - Schuhe sind daher empfehlenswert. Der Wind weht aus dem Golf heraus aufs offene Meer, aufgrund des Einstiegs vom südlichen Ufer hat man dennoch Sideshore-Bedingungen. Durch die Größe des Golfes bildet sich eine kleine Welle mit Bump & Jump-Bedingungen. Der Wind erreicht hier oft eine Stärke von mehr als 20 Knoten. Auch wenn man sideshore startet, sollte man sich immer bewusst sein, dass hinter dem Restaurant keine Möglichkeit mehr zum Anlanden besteht. Außer dem Restaurant gibt es auch keinerlei Infrastruktur, bei Problemen bleibt daher nur die Selbstrettung.

    Am nördlichen Ende des Golfes ist der Strand von Ballistra. Hier weht der Wind offshore, wodurch eine Glattwasser-Speedpiste entsteht. Während der Saison ist der Strand auch bei Badegästen beliebt, trotz der holprigen Anfahrt findet sich dann auch eine entsprechende Infrastruktur rund um ein kleines Restaurant. Außerhalb der Hauptsaison teilt man sich den Spot höchstens mit einigen einheimischen Racern und sollte aufgrund der Bedingungen (Offshore > 20 Knoten) wissen, was man tut. Der Untergrund ist hier sandig.

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    Ballistra


    Noch weiter nördlich am Golf von Porto-Vecchio lässt der Wind bereits deutlich nach, dafür gibt es an der Nordseite wieder einen Campingplatz direkt am Wasser. Wenn der Wind durchkommt, hat man hier Flachwasser- bis B&J-Bedingungen sideonshore. Allerdings wird das Vergnügen durch den erheblichen Verkehr auf dem Golf (zahlreiche kleinere Boote) etwas getrübt.


    Südwestküste:

    Der Golf von Figari ist quasi das Spiegelbild von Sant‘Amanza, der Wind weht hier auflandig. Allerdings ist der Golf wesentlich kleiner und flacher, zumindest früher waren auch einige Steine knapp unterhalb der Wasseroberfläche berühmt-berüchtigt.

    Die Bucht von Propriano ist wiederum sehr weitläufig, allerdings ist der Wind hier meistens schon deutlich schwächer als ganz im Süden. Dennoch finden sich am nördlichen Ufer einige Campingplätze, die bei Windsportlern durchaus beliebt sind.


    Ostküste:

    An der Ostküste hat man nur sehr selten surfbare Bedingungen, allenfalls Einsteiger können bei zumeist auflandigen 2-3 Beaufort erste Erfahrungen sammeln. Als Standort für die nichtsurfende Familie bietet sie sich dennoch wegen der oben beschriebenen gut ausgestatteten Campingplätze inklusive Mobilhomes an. Wer mobil ist und eigenes Material dabei hat, kann die Spots im Westen und Süden binnen maximal zwei Stunden mit dem Auto erreichen.


    Norden/Cap Corse:

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    Klima:

    Ab Mitte Juni bis in den September reicht in der Regel ein Shorty, im Juli/August funktionieren sogar Boardshorts/Lycra. Im Frühjahr/Herbst sollte zumindest ein 4/3-Steamer im Gepäck sein.


    Fazit:

    Für den mobilen Windsurfer mit eigenem Material kann Korsika durchaus ein interessantes und vielseitiges Ziel sein. Allerdings hat die Insel noch sehr viel mehr außerhalb des Windsurfens zu bieten, für einen reinen Windsurftrip ist Korsika durch die Anreise via Fähre und die zwar gute aber nicht garantierte Windwahrscheinlichkeit daher weniger geeignet.

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Kommentare 3

  • SUPER!!!!

    Evtl kannst Du noch die zwei Campings verlinken oder beim Namen nennen im Nordwesten.... DANKE, super Infos.

    • Ich wollte die CPs nicht in den Artikel schreiben, weil die ja möglicherweise schon nächstes Jahr nicht mehr aktuell sind.

      Wir waren hier (Camping de la Plage, Aregno). Aufgrund der nicht allzu guten Bewertungen wollten wir eigentlich auf den Nachbarplatz, den fanden wir bei der Vorabbegehung aber deutlich schlechter. Der Camping de la Plage ist sehr schattig, allerdings fanden wir ihn auch ziemlich teuer. Auf dem Platz waren jeweils eine Handvoll Windsurfer und Kiter, als wir Ende Juni da waren - insgesamt war es relativ leer. Ab Mitte Juli soll das deutlich voller sein. Die Windsurfer vor Ort waren alle wave-orientiert mit max. Segelgröße von 6.0. Ich hatte auch größeres Material dabei, das aber an dem Spot kaum nutzbar ist wegen der Wellen.

      Der Platz in der Bucht von Calvi ist dieser (Camping Dolce Vita). Da waren wir selbst nicht, sahen aber ein paar Windsurfer von dort starten bei unserem Besuch in Calvi. Die waren aufgrund der beschriebenen Bedingungen mit Freeride/Freerace-Material unterwegs, als zeitgleich in Algajola noch Wellen abgeritten wurden.

      Danke 1
    • Ganz lieben Dank!