Wie einer meiner Vorposter schrieb, hat der Staat am Anfang der Pandemie viel versäumt. Ich würde das dahingehend ergänzen, dass dies bis heute sich nicht wesentlich verbessert hat. Mit einem professionellen Krisenmanagement hat das nicht viel zu tun. Es ist immer nur ein verspätetes Reagieren, nie ein Gestalten.
Darüber können wir lamentieren, philosophieren oder was auch immer, auflösen werden wir den Widerspruch nicht.
Ich bin letztendlich froh, dass man sich bei uns nun doch noch zu einer Impfpflicht durchgerungen hat, wenngleich ich dem immer skeptisch gegenüberstand. Dies deshalb, da auch ich der Meinung war, dass es sich eine liberale Gesellschaft leisten muss können, wenn ein kleiner Teil der Bevölkerung anderer Meinung ist. Das war im Ergebnis natürlich völlig falsch gedacht, weil man zu gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen keine Meinung im engeren Sinn haben kann und sich inzwischen herausgestellt hat, dass sich hinter den "Impfskeptikern" ja in Wirklichkeit übelste Nazis und Systemzerstörer verbergen. Denen werde wir auf Dauer nicht mit Toleranz begegnen können, sondern müssen hier eine klare Linie ziehen. Dass diese Leute im Hintergrund natürlich weiteragitieren werden, ist völlig klar, nur wäre es eben wünschenswert, wenn es die Politik geschafft hätte, dem zu entgegnen und zwar rechtzeitig.
Ich kann ja nur für Österreich sprechen, aber hier habe ich den Eindruck, dass es sich die ÖVP unter Sebastian Kurz mit dem rechten Mob nicht verscherzen wollte. Kurz hat ja die Rechtspopulisten auch noch rechts überholt und sie damit in deren größte Krise gestürzt, das Ibizavideo war wohl nur der Auslöser, nicht die Ursache. Man hat daher keinen Grund gesehen, der Wissenschaft den Rücken zu stärken, ist der Konfrontation mit der FPÖ ausgewichen, hat sie gewähren lassen, hat es verabsäumt ein paar Leute vor den Vorhang zu holen, die Ahnung haben, und deren Expertise dem Volk nahezubringen. Satt dessen hat man den eigenen Gesundheitsminister auflaufen lassen bis er das Handtuch geworfen hat, das weil er von einer anderen Partei war. Mit seinem Nachfolger ist man genauso verfahren. Ja und was man sonst noch so aus den politischen Zirkeln hört, sollen die getroffenen Entscheidungen auch nicht immer evidenzbasiert gewesen sein.
Damit haben natürlich die Verschwörungstheoretiker Auftrieb bekommen, weil man eben nicht gesagt hat, nein, das ist Unsinn, weil ... und das ist faktenwidrig, weil....
Und drum sind wir jetzt dort, wo wir sind und nicht etwa dort wo Spanien oder Italien stehen, auf die wir ja vor wenigen Monaten noch mit dem Finger gezeigt haben.
Frei nach Georg Danzer, "traurig aber wahr"