Das kann ich so unterschreiben, 5 kg mehr sind beim Angleiten eine halbe Welt. Das war für mich immer: 71er Board mit 8,1 geht als Leichtwindkombi oder nicht, je nach dem ob ich mehr bei 75 kg oder mehr bei 80 kg bin.
Ich wiege die meiste Zeit mittlerweile so knapp unter 80 kg, und für mich lohnt sich das 9,5er noch so gerade... Wobei ich mit dem 8,8er häufig besser beraten bin, da ich das Segel einfach sehr viel länger nach oben raus fahren kann und es ziemlich genau in den Sweet Spot meines großen Slalomboards mit 79cm breite fällt. Dein 85er kann das 9,5er noch besser tragen als mein 79er, von daher wirst du schon einen Unterschied zwischen 8,6 und 9,6 merken.
Ja, Schotstart ist mit solchen Segeln natürlich nicht so schön, das stimmt schon, gerade wenn die Masttasche vollgelaufen ist. Ich hatte, bevor ich auf die MegaXS umgestellt habe, auch zwei Cannonballs in 8,6 und 7,0 aus 2011, die im prinzip mit den 2012er baugleich waren, also gleiche Masttasche etc. Ich war mit den Segeln auch sehr zufrieden, bis ich dann mal ein 6,3 2010er MegaXS in die Finger bekam. Da stellte ich dann auf einmal fest, dass das Handling gar nicht sooo viel schlechter ist, allerdings auch, dass das Cannonball gar nicht sooo Druckpunktstabil ist wie ich anfangs dachte... verglichen mit den MegaXS. Naja, da kam dann noch schnell ein 8,8er und ein 8,1er MegaXS, alle aus 2010 dazu, und die Cannonballs waren dann auch schnell wieder weg. Die fühlten sich gegen die MegaXS einfach nach einem zu schlechten Kompromis aus Leistung und Handling an. Das Vector hat da einen deutlich besseren Kompromiss gefunden, besseres Handling (leichter, bessere Rotation) und mehr Topspeed als das Cannonball. Im Angleiten war das Cannonball ja eh schon sehr gut.
Bleibt halt die Frage wie das mit dem Schotstart aussieht. Wenn man halt nur noch 1-2 Schotstarts pro Tag macht (und an solche Surfer sind diese Segel hauptsächlich gerichtet) kann man da immer leicht drüber hinweg sehen. Dann muss man sich halt mal kurz etwas quälen, dafür bekommt man hinterher halt auch die Vorteile zu spüren. Das Wasserstarthandling solcher Segel ist eh eine sehr... eigene Geschichte. Wenns ordentlich Chop hat, bekomme ich das 7,1er schon nicht mehr per Wasserstart hoch, wenns erstmal vollgelaufen ist, das 6,3er hingegen habe bisher immer irgendwie wieder hochbekommen. Wenn du für dich halt sagst, dass du auf dieses Gehampel mit den breiten Masttaschen beim Schot/Wasserstart keine Lust hast, dann nimm halt das Sunray, das hat eine schlanke Masttasche. Allerdings wird das Segel auch entsprechend am Wasser festkleben, wenn es vom Wind runtergedrückt wird. Da hilft nur eine leicht geänderte Schotstarttechnik, bei der der Mast wie beim Wasserstart quer zur Windrichtung liegt, Bauch nach unten, und das Board mit der Nase im Wind. Sobald das Segel dann vom Wind hochgehoben wird, kann man dann vorsichtig das Board ausm Wind drehen usw... Ist bei etwas Chop aber auch nicht ganz so einfach.
Zu den Geschwindigkeiten: um die 50 km/h zu knacken solltest du mit dem 7,3er aufm dem HTS eigentlich in der Lage sein. Man braucht dazu aber einigermaßen gleichmäßigen Wind um die 20 kn und eine einigermaßen ruhige Wasseroberfläche. Dann ordentlich abfallen, Arschbacken zusammenkneifen und gnadenlos hinhalten, das Trapez und die Fußschlaufen die meiste Arbeit machen lassen und das ganze nur irgendwie auf der Wasseroberfläche halten. Wenn der Wind sehr Böig ist, ist es generell sehr schwer, hohe Geschwindigkeiten zu erreichen, auch wenn die Wasseroberfläche gut aussieht. Ich habe das Gefühl, dass der Wind dann zu verwirbelt ist, um das Segel optimal anzuströmen und viel Vortrieb bei geringen Querkräften zu erzeugen. Man hat dann immer das Gefühl, es reißt total am Segel, aber es bringt einen einfach nicht vorran. Mit größerem Material werden die 50 km/h immer schwerer zu erreichen, mit dem 9,5er ist bei mir jetzt auch schon bei 51 Schluss. Wohingegen ich mit dem 8,8er auf dem gleichen Board schon über 54 km/h war. Dazu kommt, dass man um über 50 km/h zu kommen schon einigermaßen überpowert sein muss, daran muss man sich auch erstmal gewöhnen. Diese Leistungsorientierten Segel kann man ja 1-2 m² größer fahren als reine Freeridesegel, wenn man einen Speedvorteil haben will, muss man das auch tun. Und hier ist wieder ein Entscheidungskiterium für dich: Wenn du Spaß daran hast, auch mal ordentlich Überpowert übern See zu jagen, nimm eher ein Vector, wenn du aber lieber möglichst früh eine Nummer kleiner nimmst, nimm lieber ein Sunray. Der Leistungsvorteil spielt sich erst im oberen Grenzbereich der Segels ab.
Gruß, Onno