Surferin am Bodensee gerettet

  • Ich interpretiere mal "Gurtband am Surfbrett gerissen" als Trapeztampen an der Gabel gerissen, das ist ja auch nix besonderes. Dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass ganz schnell Schluß ist mit jeglicher Kraft, wenn nämlich die Hände erstmal zu Eisklumpen geworden sind: ein paar hundert Meter gefahren ohne Trapez, loslassen müssen weil Unterarm macht zu, ins kalte Wasser, womöglich Wasserstart nötig. Beim dritten Versuch spürste die Hände nimmer...Panik und Verzweiflung.

    Ich habe ein gewisses Deja-vu, als ich ihn jungen Jahren als Student mir keinen dicken Anzug leisten konnte, aber nen Sinker :) Am Walchensee Wassertemperatur 5 Grad, sonnig, Luft war ok, Wind plötzlich weg, Schwimmeinlage. Ich hab damals in Panik sogar das Rigg aufgegeben (aber weil halt der Sommeranzug gar nix mehr gewärmt hat, nicht nur Hände eiskalt), mit dem Brett die 100 m an Land gepaddelt (kam mir wie 3 km vor). Dann am Ufer neben dem treibenden Rigg entlangspaziert, bis ein freundlicher Nicht-Sinker-Fahrer mir das Rigg ans Land geschleppt hat...

    Ich glaube, das mit dem Ersatztampen um den Trapezhaken wickeln ist eigentlich eine gute Idee.

  • Das geht schneller als man glaubt. Session so gut wie vorbei, also nicht mehr so frisch wie am Anfang. Materialbruch. Dann die Witterung. Der Wind hat Samstag Mittag stark aufgefrischt. Da ist der Bodensee tückisch. Da können schon wenige hundert Meter unmöglich werden.


    Ging mir auch mal im März am Bodensee so . Zwischen Überlingen und Klausenhorn ca 2km breit. Bin mit 7,5m2 bei Dümpelwind raus. In der Mitte hat der Wind schlagartig zugelegt, da hat's am Bodensee schnell mal ne Welle von 1m. Wasserstart hat geklappt aber da hat es mir trotzdem daas Segel aus der Hand gerissen, da ist nichts mit einhaken oder so. Von Schotstart ganz zu schweigen. Nach 3-4 Versuchen hab ich aufgeben und 20min gewartet und mich treiben lassen bis es weniger wurde. Dann ging's zurück ans Ufer. Bei Kälte ziehts es einem extrem schnell die Kraft raus.


    Sie hat eigentlich alles richtig gemacht und auf dem Brett gewartet.

  • Es gibt den Bericht mehrfach jeweils ziemlich gleichlautend auf verschiedenen Zeitungsseiten im Web. Stammt also ursprünglich wohl leider aus dem Medienverteiler einer Polizeistube ohne jegliches Windsurfknowhow.


    Unfallberichte an eine Staatsanwaltschaft klingen bei nicht voll bekannter grundlegender Materie oft ähnlich.


    2 Kommunikationsziele: Wir waren tätig + sehr allgemeine Präventionshinweise - die der Community nichts bringen.


    Die Community will Lehren ziehen und wissen was genau passiert ist --> sinnvolle Prävention.


    Es gibt aber durchaus auch gute Polizeiberichte - zB von Alpinpolizisten - die, wenn man sie auf Polizeiwebsiten findet, (etwas) Licht in die Phantasiewelt des sie "umschreibenden" Redakteurs/Journalisten bringen.


    Brett kann schlicht simpler "pars pro toto"-Begriff für unsere Gesamtausrüstung sein. Entscheidend ist für mich "nicht hoch kommen" ("Sie kam dadurch aus eigener Kraft nicht mehr hoch."), also nicht ins Fahren kommen und eher nicht keine Höhe mehr machen können. Dann haperts wie bereits in #18 geschrieben entweder an einer Zutat für den Schotstart oder aber den Wasserstart.

  • aus"sie war in Seenot, weil sie, aus welchem Grund auch immer, nicht mehr fahren konnte"

    wurde: "sie kam nicht mehr aufs Brett", was für laien irgendwie das Gleiche sein dürfte
    genauer wird es die die Meldung veröffentlichende Stelle nicht wissen, sondern allerhöchstens die leute im rettungsboot, die das allerdings nicht so detailgetreu weitergeleitet haben, falls sie es überhaupt richtig verstanden haben


    da können wir hier noch so viel spekulieren, wie wir wollen
    man müsste die Frau fragen, was los war

  • Deshalb kaufe ich mir nur Boards wo ich gerade noch einen Shotstart machen kann, kleiner ist im Allgäu sinnlos und endet oft mit einer schwimmeinlage

    Mit dem Alter kommt die Weisheit...auf die Schnapsidee mit Sinker aufm Baggersee komme ich heute auch nicht mehr. Hach waren wir jung, das Brett konnte nicht klein genug sein. Ich erinnere mich auch noch an Gardasee: Im Rudel mit zusammengepacktem Zeugs auf dem Kopf von Riva nach Torbole gelaufen, wenn die Ora wieder mal überraschend schlapp gemacht hat.

  • Bei dem Walk of Shame war ich auch dabei, war aber schon cool 😎

  • das wäre vergleichbar mit Windsurfen ohne Trapez mit der Erschwernis, das Segel nicht aufmachen zu können


    evtl. kann man kurz am Tampen festhalten, der normal am Trapez hängt, und den Adjuster so einstellen, dass der Kite nicht mit maximalem Zug fixiert ist, sondern etwas depowert

    vergleichbar mit Windsurfsegel, das dauerhaft etwas aufgefiert fixiert ist

  • Ist ja auch eigentlich Wumpe wieso das Mädel nicht mehr aufs Board kam. Fakt ist, unsere Sicherheit hängt von Kleinigkeiten und Kleinteilen ab, die jederzeit ihren Geist aufgeben könnten. Das muss man IMMER im Kopf haben, besonders im Winter! Mit einem Reserve Tampen kommt man schon etwas weiter, aber alles lässt sich damit ja auch nicht reparieren. Also immer schön in Ufernähe bleiben und Notfalls eben das Rigg aufgeben.


    Mein Horrotrip (Zum Glück im Sommer):
    Schön voll angestrahlt mit satter Ora am Garda und dem 7.8er zur Hotelruine gekreuzt. Mich unterwegs über die gute Funktionalität der stabilen Komponenten und die Performance des just frisch geflickten 4 Camber Slalomsegel gefreut, als kurz vor der Halse dort der Maststopfen aus der Topkappe flutschte. Den hab ich beim Start nicht geprüft und der Segelmacher hat ja am Topp gearbeitet... Ergebnis: Durch die Spannung der Camber ist das Segel wie eine Zieharmonika zusammengeknittert. Der Rückweg (ca. 2 km) ist mit dem deformierten Segel ein Horrortrip ohne Trapez und einige Badeeinlagen geglückt. Am Ufer war dann -neben der verlorenen Kappe- "nur" eine Naht an der Lattentasche gerissen und ich war total platt.

  • Aber man muss der Berichterstattung zu Gute halten, dass hier nicht sofort eine Aburteilung vollzogen wird. In unserer lokalen Presse im Rosenheimer Raum wird jeder Outdoorsportler der bei anspruchsvollen Verhältnissen unterwegs ist, als verantwortungslos abgestempelt auch wenn noch gar nichts passiert ist. Ob es sich dabei durchaus um Leute handelt, die wissen was sie tun, ist dabei völlig irrelevant (Beispielsweise Wellenreiter bei Hochwasser an der Mangfall). Insofern finde ich die Reaktion der Wasserwacht mit den Verhaltenstipps wirklich toll.

  • Also sideshore? Ich weiß schon, warum ich wenn möglich immer bei side-on oder onshore fahre, im Winter nur. Es sei denn es ist ein kleiner See, um den man zur Not noch zurücklaufen kann.

    Hatte zweimal bei starker Strömung und Wellen Mastfußbruch nur 50 bis 100 m vom Ufer entfernt und sideshore-Wind und hab beim Zurückschwimmen in sehr kurzer Zeit schon so 200 m Höhe verloren.

    Ich bin auch immer der, der am Spot am weitesten in Luv fährt ^^