Böen - Segel will nach Luv

  • ich denke der größte Teil der gefühlten "Druckpunktwanderung" passiert nicht im Racesegel(design) selbst (siehe auch User5120 ), sondern primär durch eine schon "unnatürliche" Anströmsituation, wo in Luv die komplette Strömung abreisst und nur noch das Achterliek minimal angeströmt fast im Wind steht. Dadurch wandert der Druckpunkt gefühlt, aber kaum im Segel selbst.


    Gleichzeitig produziert der Masttaschenbereich eine Kraft nach Luv.


    Beides wird durch fieren und anluven verstärkt.

  • Ich würde bei den Effekten erst Mal kontrollieren, ob ich genug Vorliekspannung habe. Mit mehr Downhaul wird zwar das Angleiten schwächer, Topend wird dafür besser.

    Vielleicht ist auch der Mast etwas weich.

  • Bei einer Böe kommt der scheinbare Wind ja tendenziell eher weniger von vorne. Daher ist die Druckpunktwanderung eher wahrscheinlich für mich als Ursache dieses Effekts.

    Würde Segelstellung, Kurs und Speed gleichbleiben hast Du mit dem ersten Satz völlig recht.


    Was aber, wenn Du fierst und/oder anluvst um das Segel vermuteterweise halten zu können. Zunächst wird der Leeströmungsanteil an der Gesamtkraft größer und schon dadurch verschiebt sich die übliche Geometrie in ein Extrem.

  • Ich vermute trotzdem das der Wind hier nicht vorne ins Segel drückt. Wenn ich in dieser Situation mehr Kraft auf die Segel Hand gebe, also versuche dichter zu ziehen erhöht sich eher der Druck auf die Masthand.

  • solche phänome, szenarien kommen auch bei raceboard vor. Wenn man richtig überpowert am Wind presst und nicht schnell genug sein Closed Leech Segel downhault (LL öffnet), dann kommt so viel Druck auf die Masthand, dass der Rigg zu dir sagt: „ready - go“ … und das Armwrestling kann beginnen 💪🏽 In den meisten Fällen hast bei dem Duell keine Chance, also heißt Richtung auf downwind wechseln… Vorliek durchziehen, tampen minimal nach hinten, mastfuß weiter nach hinten und zurück zu Amwind …. bei Raceboard kann man das natürlich am Wasser während der Fahrt machen, Rest muss ans Ufer 😂… keine Ahnung ob das hier gemeint ist, aber das wollte ich loswerden 🙋‍♂️

  • Eventuell sollte man bei solchen Probleme auch mal über ein Schothorntrimmsystem aka Adjustable Outhaul nachdenken. Wenn man das Segel am Schothorn flacher zieht wird der Druckpunkt noch mal ganz gut stabilisiert. Außerdem kann man damit in den Windlöchern zum Angleiten so viel Bauch reintrimmen wie man sich sonst nie trauen würde, weil das in der nächsten Böe unkontrollierbar wird. So lässt sich die Windrange eines großen Segels nochmal deutlich vergrößern. Oder einfach zum Raumwind Heizen nochmal extra Bauch und dann zum Aufkreuzen wieder schön flach ziehen.


    Der Nachteil davon ist dann aber dass man da noch mehr Fummelkram beim aufbauen hat und auf dem Wasser muss man das auch erst einmal verinnerlichen wie man das bedient. Sollte man nur machen wenn man wirklich Bock drauf hat. Ich könnte bei großen Segeln nicht mehr ohne leben.


    Noch was: Anluven in Böen verstärkt ja den scheinbaren Wind nochmal, wenn man auf tiefen Downwind geht und richtig Gas gibt wird der Druck im Segel wirklich weniger. Aber wehe man spitzelt dann in eine Welle ein und verliert Geschwindigkeit...


    Gruß, Onno

    wissen ist macht. nicht wissen macht auch nichts.

  • Noch was: Anluven in Böen verstärkt ja den scheinbaren Wind nochmal, w

    Grundätzlich ja, aber abhängig vom Ausgangskurs und Kursänderungswinkel und dem Geschwindigkeitsverlust: Wer zügig auf Angsthöhe anluvt bremst, wird kaum mehr als ultrakurzfristig eine Steigerung der Geschwindigkeit seines scheinbaren Windes (bei während Böe konstantem true wind) haben.


    Und ja, adjustabable Outhaul kann schon was.


    Meine Frage zu meinem Post oben: Kann/Soll man Druckpunktwanderung per unerwünschter Segelverformung von Druckpunktwanderung am Segel (per grenzwertiger Anströmung weil im Verhältnis zum Designwind zu stark gefiert) unterscheiden?


  • Meine Frage zu meinem Post oben: Kann/Soll man Druckpunktwanderung per unerwünschter Segelverformung von Druckpunktwanderung am Segel (per grenzwertiger Anströmung weil im Verhältnis zum Designwind zu stark gefiert) unterscheiden?

    Nja, schon, ein voll dicht gehaltenes Segel deformiert sich mehr (Wavesegel) oder weniger (4-Camber-Segel) bei starkem Winddruck und es kommt zur Druckpunktwanderung. Im Überlebensmode, also wenn man mit dem Segel voll aufgefiert irgendwie versucht das Ufer zu erreichen, dann ist das ähnlich einem Unterschneiden eines Flügels bzw. auch manchmal mit leicht negativem Anstellwinkel bedingt durch Böen und die eigene langsame Reaktion darauf. Da kann es einem schon mal den Mast gegen den Kopf klopfen. Im vorderen Profilbereich drückt der Wind dann leicht dagegen, im hinteren Bereich wird die Strömung immer noch leicht umgelenkt -> Druck vorne -- Zug hinten -> Platsch (zumindest ziemlicher Kampf).

    Wer sich hinter meinem Rücken den Mund über mich zerreißt, ist genau in der richtigen Position um mich am.......

  • Vielen lieben Dank für Eure ganzen Ergänzungen, Einschätzungen, Anregungen! Auch für diejenigen die das Thema vertiefen und erweitern! (Was ist RCB/RSX :) ?)

    Die nächsten Wochen werde ich das weiter beobachten wie sich meine verschiedenen Segel im oberen Grenzbereich verhalten und mit Änderungen experimentieren. In der Surf bin ich noch auf einen älteren Bericht zum Cosmic gestoßen, dass das Segel wohl doch etwas energischeren Zug am Schothorn verlangt. Bisher habe ich es hier immer nur eingehängt, werde mal etwas dran ziehen und gucken was passiert, und dann hier berichten.

    Beste Grüße, guten Wind!

  • Man kann auch kurz vor der Bö den Kurs ein wenig ändern und etwas in die Knie gehen. Man sieht sie ja kommen.


    Am Binnensee wähle ich dagegen das richtige Segel plus Tampenstellung für die Bö u bin unterpowert dazwischen, macht es einfacher.



    Trotzdem hatte ich schon einige Male die Sit, dass eine Kracherbö alle Kräfte am Segel zusammenfielen ließ u ich wie erstarrt auf dem See ohne Vortrieb stand. Langsames Herantasten ist dann kaum noch möglich - kam aber trotzdem immer wieder mit Schauspielerlächeln zu den Strandgängern zurück :)

  • Vielen lieben Dank für Eure ganzen Ergänzungen, Einschätzungen, Anregungen! Auch für diejenigen die das Thema vertiefen und erweitern! (Was ist RCB/RSX :) ?)

    • RCB - Raceboard (als Klasse bei Raceboardregatten)
    • Formula
    • RSX - ehemalige olympische Segelklasse = Windsurfboard - für Damen und Herren (als olympische Klasse abgelöst von IQ-Foil)
    • Slalomboard - ausgelegt auf PWA/IFCA Downwindslalom und für engagierte Freerider - wird sehr gerne bei One Hour Classic und Defi Wind (wem es nicht zu heftig ist) gefahren
    • Windsurfer LT
  • Vielen lieben Dank für Eure ganzen Ergänzungen, Einschätzungen, Anregungen! Auch für diejenigen die das Thema vertiefen und erweitern! (Was ist RCB/RSX :) ?)

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    • Windsurfer LT

    Formula Foil gibt es glaube ich auch noch.

  • Hallo zusammen!

    Gestern war ich wieder auf dem Wasser, bei ähnlichen Bedingungen, Windstärken von 3 bis 6 alles dabei. Ich hatte Spaß, es war anstrengend, aber so ganz zufrieden bin ich noch nicht. Es geht um folgendes Material:

    Board: Freeride Starboard Carve 133 von 2006, 254 x 72 cm, Fußschlaufen zweitäußerste Position

    Segel: Gaastra Cosmic 9.0 (2 kleine Camber), No Name Alu Gabel, 28" Tampen, Vorliek und Schothorn mittlerer Trimm

    Finne: No Name Slalom Finne 48 cm

    Ich: 85 kg, 1,83 Meter, Hüfttrapez, fortgeschrittener Aufsteiger

    Ich weiß, dass das nicht die perfekte Kombi ist, und dass das Segel eigentlich ein deutlich breiteres Board erfordern würde, aus verschiedenen Gründen will ich aber bis auf weiteres bei der 1-Board-Lösung bleiben (mit Segeln derzeit von 5.3 bis 9.0).

    Mit der Finne bin ich eigentlich sehr zufrieden. Absolut spinoutfrei auch bei Überpower, Chop, und unfreiwilligen Hopsern. Im Vergleich zur Original Serienfinne (Drake 47 cm Freeride) muss ich zum Angleiten wesentlich mehr abfallen, aber das scheint ja nicht untypisch für Slalomfinnen zu sein. Mit der Serienfinne hatte ich bei meinen größeren Segeln (das Cosmic 9.0 und ein North SL 7.8) vor allem bei weiter außen liegenden Fußschlaufen und Überpower massiv mit Spinouts zu kämpfen.

    Ich habe weiter das Problem, dass das Segel in Böen luvgierig wird, ich also aktiv Gegendruck auf die Masthand geben muss. Ich habe mal drauf geachtet, der Wind kommt dann schon noch von der richtigen Seite ins Segel. Ich habe dann noch mal die Tampen ein Stück Richtung Schothorn versetzt, das hat das Problem auf jeden Fall gebessert, aber nun hatte ich massiv Probleme im Gleiten Höhe zu laufen. In der Böe eher Raumwind als Amwind zu fahren ging teilweise, war aber abenteurliches Gebrettere über den Chop und hat mich jeweils viel Höhe gekostet.

    Wenn ich den Mastfuß in Mittelposition habe, wird das Board vorne zu frei. Schiebe ich den Mastfuß einen cm nach vorne läuft das Board deutlich ruhiger, aber dann wiederum ist deutlich schwerer Höhe zu laufen.

    Ich glaube bei etwas gleichmäßigerem Wind wäre das auch alles einfacher. So habe ich gestern immer wieder massiv Höhe verloren nicht nur durch Downwindfahren in den Böen, sondern auch durch teilweise vergebliche Angleitversuche mit massivem Abfallen und beim Versuch im Windloch (downwind) weiterzugleiten.

    Ich werde weiter daran arbeiten, diese Kombi zu optimieren; vielleicht ist ja die eine oder der andere mal was ähnliches gesurft und hat noch Ideen?