Böen - Segel will nach Luv

  • Hallo zusammen!

    Ich hätte eine Frage. Heute war ich draußen mit Gaastra Cosmic 9.0 (2 kleine Camber) bei Wind vielleicht zwischen 10 und 20 Knoten, ungefähr die Hälfte der Zeit hats zum Gleiten gereicht.

    Mir ist wieder mal Folgendes aufgefallen (kenne ich auch von anderen Segeln, v.a. von No Cam Segeln): Wenn eine stärkere Böe reinkommt, habe ich auf der Masthand nicht nur keinen Zug mehr, sondern das Segel will sogar hier nach Luv, d.h. ich muss aktiv den Gabelbaum von mir wegdrücken um das Segel zu stabilisieren. Tampenposition und Segeltrimm schienen mir ok zu sein (habe leider kein Foto vom Segel), Mastfuß war kurz vor der Mittelposition.

    Ich fand das jetzt nicht so sehr problematisch, es hat sich gut gesurft. Aber mich würde doch interessieren, ob das vielleicht eine typische Erscheinung ist, die durch Änderungen an bestimmten Punkten (Segeltrimm, Tampenposition, Mastfuß...) zu beheben ist.

    Vielen Dank!

    David

  • Kenne ich beim überpowerten Segel. Ich denke der Druckpunkt wandert nach hinten und dann stimmt womöglich in dieser Grenzsituation die ei gestellte Trapeztampenposition nicht mehr.

    Vielleicht gibt es aber auch bessere Erklärungen dafür.

  • Danke für die schnellen Erklärungen! Klingt eigentlich logisch: Wenn der Druckpunkt Richtung Schothorn wandert und der Tampen so was wie ein festes Gelenk am Gabelbaum darstellt, müsste in dem Moment der Druck auf der hinteren Hand steigen und auf der Masthand negativ werden. Werde ich morgen mal genauer beobachten, wenn der Forecast stimmt und der Wind ähnlich wie heute ist.

  • Das ist ganz normales Überpower. Wenn ich merke, dass ich 40% oder mehr mit zu viel Druck auf der Segelhand fahre, schiebe ich die Tampen 1-3cm nach hinten, um es auszugleichen. Da hat man zudem in den Windlöchern etwas mehr Power im Segel, weil es den Mast bei Unterpower wegklappt und es einen nach vorne und Lee zieht. Diese Power kann man mit Körperspannung dann in Vortrieb umwandeln. Ich fahre aber meine Tampen grundsätzlich etwas hinter dem Sweet Spot, da ich häufig in einem böigen Revier surfe und es mich weniger Kraft kostet, bei Normalwind etwas verschobene Tampen zu haben, als die Druckpunktwanderung immer ausgleichen zu müssen. Ist aber eine individuelle Präferenz.


    An Mastfuss, Schlaufen oder Finne musst du nichts ändern, einzig die Tampen etwas nach hinten schieben oder kleineres Segel fahren. Was auch noch hilft, ist Abfallen und Vollgas. Dafür braucht es manchmal aber etwas Mut.

    "Ich komme von einer Farm in der Wüste, wo es weit und breit keine Wellen gibt. Also, wenn ich Wave-Weltmeister werden kann, dann kannst du es auch, wenn du nur willst - Live your dream!!"

  • Ich sehe das wie sheshe. Das Rigg ist über das obere Ende hinaus. Auch hinten auffieren hilft nicht mehr wirklich. Der Druckpunkt geht stark nach hinten, Zeit für ein kleineres Segel. Bei 20 kn allemal.

    Was für eine Gabel fährst du?

  • Danke für die Einschätzungen! Heute wirds leider nix mehr mit Surfen, deswegen auch keine Fotos oder neue Erfahrungen.

    Abfallen und Speed ist eine interessante Option. Wie Du richtig geschrieben hast: "Dafür braucht es Mut" :) . Bisher luve ich in den stärkeren Böen eigentlich eher etwa an, um Speed rauszunehmen - mag sein dass das die Druckpunktwanderung eher verstärkt.

    Kleineres Segel ist bei den üblichen böigen Binnensee Bedingungen leider nicht so wirklich eine Option, fürchte ich, wenn innerhalb kurzer Zeit von 10 bis 20 Knoten alles dabei ist. Gabel ist ne billige gebrauchte ältere No-Name Racegabel 200 - 250.

    Nehme jetzt erst mal mit: Das Problem ist nicht ungewöhnlich, Tampen ggf. noch etwas weitere Richtung Schothorn, und in der Böe auch mal abfallen und Speed machen.

  • Sollte das ne Alugabel sein, schiebt eine Carbongabel den Verlust der Kontrolle noch ein Stück nach oben raus.

    Ansonsten hinnehmen und durchbeißen ist bei böigem Wind oft nicht zu vermeiden.

  • Bei diese Bedingungen lassen die race camber Segel ihre forteile seen ! Mit die sehr hohe donwhaul Kraft, und die Camber, und fiele Segellatte und extreem loose leach wird das Profil stabil gehalten. Das Windbereich ist deutlich grosser wie bei den free ride Segel.

  • Wenn du den Gabelbaum wegdrücken musst dann kann es sein das du zu kurze Trapeztampen fährst ?

    Ich glaube eher, du luvst zu stark hart an den Wind an, so dass der Wind ab und zu bei Böen "von der falschen Seite" ins Segel schlägt. Also, Trapeztampen nach hinten und nicht so stark anluven.

  • Sheshe hats geschrieben: Das Segel ist deutlich über den Windbereich hinaus. Die ganze Aerodynamik und Funktion des Segels bricht ein.


    Kennt ihr das so nicht? In plötzlich auftretenden Hammerböen? Der Druckpunkt geht so weit nach hinten, dass man das Gefühl hat, vorne drücken und hinten ziehen zu müssen. Zeitgleich fehlt plötzlich der Druck auf dem Mastfuß und das Board steigt plötzlich?

    Gibt’s auch bei Racetüchern.

  • Bei Slalomsegeln ist der Bereich ab wann das Board steigt sehr weit oben.

    Bei mir steigt das Board eigendlich nur wenn ich zu viel Höhe ziehe und richtig druck im Segel habe.

    Druckpunkt Wanderung kenne ich bei meinen Warp nicht.

    Das ist natürlich alles erkauft durch schlechteres Handling und ein einbetoniertes Profil

  • Genau beim genannten Segel hab ich das die Tage direkt vor mir gesehen. 8.4er WarpFin2020. Einfall der Hammerbö und aus. Segel und Fahrer sind quasi in Zeitlupe zum Wasser gedrückt worden und das Board stieg hoch.

    Dieser Punkt ist sehr weit oben. Viel weiter als beim Freeracer. Aber er kommt. Und dann mit Macht.

    Ich finde das ist wie eine Art Spinout, nur eben im Segel :eek:

  • Das, worüber David spricht, ist wohl eher die klassische "Lee-Watschn".

  • Tampen sind 28er, eigentlich komme ich damit gut zurecht, habe aber auch noch Variotampen bis 32", werde das mal ausprobieren ob das was hilft. Ein Slalomsegel kann das Problem sicher deutlich entschärfen, ist aber gerade keine Option für mein Freeride Board :) . Ich würde vom Gefühl her sagen dass das Problem eher durch Druckpunktverschiebung kommt, und nicht dadurch dass ich zu sehr anluve und den Wind dann von der falschen Seite ins Segel kriege, auch wenn der relative Wind in der Böe mehr von vorne kommt. Aber auch hier werde ich mal genauer drauf achten. Ansonsten werde ich damit leben können - lieber ein größeres Segel, das bei stärkeren Böen merkwürdige Sachen macht, als weniger Gleitzeit in böigen Bedingungen mit ständig wechselnder Windgeschwindigkeit ;) . Danke Euch!

  • Gibt es auch beim Gleitschirmfliegen und wohl auch beim Kiten.


    Ich kann mich erinnern, dass in den Anfangsjahren auf dem Windsurfer mit den noch nicht durchgelatteten Segeln diese Segel sehr instabilen Druckpunkt hatten. Bei zu starkem Wind trat dann auf, was glaube ich du beschreibst: Du musst mit der Masthand wegdrücken und hinten stark ziehen. Wenn du damit nicht mehr gegenhalten kannst und der Wind in Böen etwas die Richtung ändert, kann es leicht passieren, dass der Wind von der falschen Seite, der Leeseite ins Segel fällt und dich vom Board fegt (watscht).