Windsurfen mit einem künstlichen Kniegelenk (Endoprothese)?

  • Hallo Forum,


    über Ostern war ich wieder mit der Familie in der Soma Bay und wir hatten teilweise 35kn Grundwind mit Boen um die 40kn. :-)

    Aber auch das flotte Flitzen über die Windwellen, hat mein Knie (eigentlich beide) so richtig geärgert und auch mit Einnahme von hohen Dosen Diclo war das Thema nur sehr schwer auszuhalten.


    Auch nach Belastungsende hatte ich pulsierende Schmerzen in der Kniekehle bzw. außen neben dem Schienbein.


    Der Orthopäde hat eine 4. gradige Arthrose bestätigt (wusste ich schon, weil mich die Knie' schon lange progressiv quälen) und mich an einen weiteren Spezialisten weitergeleitet, der die Notwendigkeit/Machbarkeit von HTO, Teil- Vollprothese evaluieren soll.


    Habe mich ein wenig umgehört und immer wieder gehört, dass Knien nicht wirklicht geht, Wenn's zum Wasserstart nicht reicht, gehört aber das Knien zu den Bewegungen, die beim Windsurfen vorkommen. Wer hat hier eigene Erfahrungen sammeln können oder müssen? Wie sieht es aus mit anderen Einschränkungen?


    LG und bleibt gesund


    Sunzi

  • schwieriges Thema. Habe keine eigene Erfahrung, nur Befundung der Knieaufnahmen prä/postop. Aber mein Eindruck mit den Knieprothesen ist deutlich anders als bei den Hüft-TEP'S (wo die älteren Herren dannach wieder Tennisspielen, Golfen oder wie Björn Dunkerbeck wieder Windsurfen.)


    2021:

    "Total knee arthroplasty has undergone significant improvement in design and clinical application over the past 45 years. Unfortunately, 15-20% of patients are not satisfied with their result."


    2020:

    Sport with an endoprosthesis is controversially discussed, whereas golf with a knee endoprosthesis is usually allowed. ...

    Athletic loads are not part of prosthesis testing according to ISO.


    Es gibt sehr unterschiedliche Prothesen-Modelle und eine Korrelation aus Zahl der Prothesen, die die Klinik pro Jahr legt.

  • Ersteinmal Danke für das schnelle Feedback,


    Meniskusschäden, meist im Bereich des Hinterhorns innen werden mittlerweile mit so wenig "Entnahme" operiert wie möglich.

    Trotzdem beginnt mit der "Glättung"/Teilresektion der Prozess der Arthrose. Bei mir hat das schon in den frühen 30ern angefangen und ein paar Jahrzehte später ist halt Schluß mit lustig.

    Auch um eine andere Sportart zu erwähnen, die nicht athletisch ist, das Tango Argentino Tanzen führt zu Kniebeugung, Belastung auf einem Bein mit ausgedrehten Füssen. Auch diese Last, wenn Knochen auch Knochen reibt ist schmerzhaft.


    Würde das Windsurfen, Tanzen, Bergwandern etc. nur ungerne aufgeben.


    Andererseits.....


    GRüße aus dem Süden.

  • Klingt vielleicht blöde, aber du solltest dir einen Orthopäden suchen, der selber surft. Hatte hiervon schon vor Jahren im Forum gelesen. Das geht! Dunkerbeck surft auch mit künstlichen Hüftgelenken..


    Meiner Schwiegermutter hatte der Arzt auch gesagt, dass sie kein Rad mehr fahren dürfte und no Sport. Die arme Frau saß mit zwei neuen Kniegelenken seit der Op im Sessel.

    Das sollte sicherlich nicht das Ziel sein.


    Ich wünsche dir alles Gute bei der Wahl des Arztes!

  • Ich hab ja beide Hüftgelenke aus Metall, kann Skifahren und Windsurfen ohne die geringste Einschränkung - bis auf Sprünge - da unterlass ich alles mit Drehung, Aber ich denke, eine Knieprothese ist eine andere Geschichte.


    Könnte mir aber Vorstellen, dass mit guten Training der Muskulatur und langsamen Aufbau trotzdem alles wieder möglich sein sollte - vielleicht auch bis auf Sprünge. Ich hab jedenfalls Kollegen die sich auch durch Kniegelenk-OPs nicht behindern lassen.

  • Danke Capricorn,


    habe gehört, dass eben Knieprothesen noch mehr Einschränkungen in Bezug auf Sport mit sich bringen im Vergleich zu Hüftprothesen.

    Kontaktsportarten und Hi-Impact Sportarten sind tabu, Joggen eigentlich auch.


    Daher meine Anfrage an das Forum, ob es hier Erfahrungen gibt oder eine fachärztliche Meinung.


    Windige Grüße

  • habe gehört, dass eben Knieprothesen noch mehr Einschränkungen in Bezug auf Sport mit sich bringen im Vergleich zu Hüftprothesen.

    Kontaktsportarten und Hi-Impact Sportarten sind tabu, Joggen eigentlich auch.

    <==absolut korrekt - kann man nicht miteinander vergleichen


    eine fachärztliche Meinung.

    <==Empfehle ein zertifiziertes Endoprothetik-Zentrum für 1 und 2 Meinung

    z.B. so eines:

    https://www.kliniken-hochfrank…entrum-klinik-muenchberg/

    .



    P.s. Foilen ist für das Knie wesentlich besser als Windsurfen (kein Chop mehr als fühlbare Erschütterungen)

  • ich denke es gab da schon früher mal Diskussionen darüber im Forum


    Ich glaube in Erinnerung zu haben, dass es manche mutige Surfer mit Knieprothese gibt und das bei denen auch funktioniert. Es gab aber auch den Hinweis, dass bei Stürzen die Prothese brechen könnte (oder die Verbindung zum Knochen). Und dann hat man wirklich Probleme, weil dann möglicherweise keine weitere Prothese mehr hält. Gebe aber zu das ist jetzt aus der Erinnerung heraus geschrieben, aber ich meine das Ziel muss sein, ohne Prothese auszukommen und sich das auf ein Alter aufzuheben, wo man bereit ist, nicht mehr zu surfen.


    Es gibt auch neue Methoden der Behandlung, zB Stammzellen, die das Knorpelwachstum anregen, bei Grad 4 aber wohl fast zu spät. Ich (Grad 2-3) hab das machen lassen.

  • Ein guter bekannter Windsurfer von Sylt hatte früher immer O-Beine, und daher Probleme mit den Knieen. Mit 73 Jahre hatte er neue Knieprothesen und keinerlei Probleme mehr mit den Knieen. Er wollte mit dem Wingfoilen anfangen.

  • Stimmt Wingfoilen könnte besser geeignet sein. Aber angeblich kann man ja mit Prothesen nicht knien, und das tun die Winger beim Start doch ständig?

  • meinte nicht Wingfoilen (kleine Boards, wenig Liter, Knien problematisch, bei nachlassendem Wind noch mehr Probleme dann), sondern Windfoilen.


    man kann Knien, aber Belastung für die TEP dann. Die TEP halten halt nur paar Jahre und wenn man die Spitzenbelastet weniger.

  • als windsurfender endoprothetiker halte ich mich bewusst sehr zurück. weder gibt es hierzu eine auch nur annähernd aussagekräftige studienlage, noch könnte ich selbst erfahrungswerte benennen, noch hätte ich bei grober internetrecherche informationen aus erster hand gefunden. vermutlich gibt es einzelfälle, in denen kraft- und bewegungsintensive board-sports auch nach kniegelenksersatz fortgesetzt oder gar neu erlernt werden können. das ist aber sicherlich nicht der regelfall, sondern vielmehr eine überaus glückliche fügung aus idealen voraussetzungen, optimalem operationsergebnis und immenser willensstärke, gepaart mit einer professionell geführten, nicht leistungslimitierten rehabilitation.

    ansonsten hat es kollege boris t36 umfassend beschrieben. ablauf und ergbnisse des kniegelenkersatzes sind mit denen der hüftendoprothetik nicht vergleichbar. das kniegelenk ist mechanisch deutlich komplexer, das weichteilmanagement um vieles anspruchsvoller, die rehabilitation langwieriger. die entsprechenden daten zur patientenzufriedenheit findet man z.b. im weissbuch gelenkersatz des deutschen endoprothesenregisters.

    das rehabilitationsergebnis eines absoluten ausnahmeathleten wie dunki nach hüftprothetik ist sicher beeindruckend und motivierend, repräsentiert aber leider nicht annähernd das zu erwartende ergebnis eines kniegelenkersatzes am freizeitsportler.

  • Hallo,


    versteh ich es aber richtig, Du windsurfst mit Knieprothese, und das mit Slalommaterial? Wenn ja, großer Respekt.

  • nein - er steht auf der richtigen Seite des Messers ...

  • ach ihr Ärzte immer mit euren Fachausdrücken 8o

    aber danke, jetzt habe ich es verstanden!

  • auch wenn es nur ein Einzelfall ist: bei meinem Vater war das mit dem künstlichen Knie richtig schlecht gelaufen: an Fahrradfahren war schon aus dem Grund nicht mehr zu denken, weil der maximale Knickwinkel sehr gering war
    Treppe laufen nur mit einem Bein hochwärts, das andere jeweils auf diese Stufe nachziehen
    Knien undenkbar, Hocke nur mit ausgestrecktem bein und seitlicher Rolle hin zu und weg von der Position

    als Beifahrer in Auto zu steigen, sehr schwierig (reechtes Bein fast gerade! also erst Richtung Fahrersitz rutschen und dann das nahezu gestreckte Bein reinholen, und dann auf Beifahrersitz zurück)


    warum das so war, wissen wir nicht

  • Ersteinmal Danke für die Rückmeldungen.


    Habe am 30.5.22 ein Beratungsgespräch mit einem Spezialisten des Orthopäd. Centrums München zur Abklärung HTO, Schlitten- oder Vollprothese.


    Werde mir wahrscheinlich eine 2. Meinung einholen, es steht ja etwas auf dem Spiel und der Eingriff ist irreversibel.


    20% der Patienten mit Knieprothese ist "unzufrieden", wie auch immer das bzw. die damit verbundene Erwartungshaltung definiert ist.

    Auch eine HTO ist nicht trivial wegen zu einen der auswirkungen auf Fußgelenke bzw. Hüfte/unterer Rücken aber auch der Auswirkungen auf den Bandapparat. Ausserdem wenn der innere Knorke "weg" ist, laienhaft beschrieben, bleibt die Last auf dem lateralen Knorpel für das gesamte Körpergewichts.

    Letzter Schrei soll ein Kinematisches Alignment sein. Was ist hier der Unterschied zu einem streng geometrischen Alignment?


    Grüße aus München


    PS: Seit ein paar Stunden trage ich eine Knieorthese, die durch 3-Punktlagerung das O-Bein leicht begradigt und damit die Innenseite des Kniegelenks etwas entlastet zuzüglich zu der 4mm Außenranderhöhung am Schuhwerk.

  • Moin sunzi,


    ich stand vor einem ähnlichen Problem, nachdem mir unser örtlicher Chirurg im Krankenhaus einen "Totalschaden" durch Arthrose im linken Knie diagnostiziert hatte, aber auch das Einholen einer 2ten - 3ten Meinung empfahl. Ein Besuch bei den Orthopäden des Zentrums für Gelenkchirurgie der Sportuniversität Halle, Außenstelle Querfurt, ergab die Diagnose, dass an dem Knie erst einmal nichts gemacht werden muss, da der Gelenkspalt noch nicht ganz geschlossen und noch etwas Knorpelmasse vorhanden ist. Mir wurde dann Manuelle Therapie und eine Ultraschallbehandlung verordnet, um das Knie erst einmal zu "entrosten", sprich Verklebungen zu lösen und das Knie mit Kräftigung der Muskulatur wieder besser zu fixieren und zu entlasten. Ich bin nach 12 Anwendungen nun oft schmerzfrei und kann das Knie wieder voll abknicken und durchstrecken. Wenn du dir die Internetseite dieses Zentrums einmal anschaust, wird einem erst einmal klar, welche verschiedene Methoden es überhaupt zur Lösung bei Gelenkproblemen gibt. Die Ärzte dort vertreten auf jeden Fall die Meinung, dass eine OP mit Gelenkersatz wirklich die allerletzte Lösung darstellt. Mir sagte meine Orthopädin, dass sie noch nicht einmal bei einem blockierten Gelenk sofort ein neues Gelenk einsetzen würde...


    Viel Erfolg in München und Gruß, Jürgen

  • Hallo Sunzi


    Bei allen OP-Varianten würde ich zuerst dennoch versuchen, mit sauberem Muskelaufbau und evtl. Physio das so lange wie möglich hinauszuschieben.


    Mein Hausarzt war mein Freund und hat mir so als grobe Richtgrösse gesagt, dass ich so lange nicht operieren soll, wie ich ruhig und ohne Beschwerden schlafen kann. Bis dahin hab ich mit verschiedenen Manschetten und Bandagen (gibt's auch für Hüfte) Sport betrieben.


    Meine erste Hüfte (die Linke) war dann 2009 (mit 53) fällig und es gab eine Durom Cap - eine sehr spezielle, damals ganz neue Variante von Hüftgelenken. Nicht ganz ohne Risiko (zu der Zeit noch wenig Erfahrung mit diesen Teilen) hab ich mich für diese Prothesenvariante entschieden und das bis heute nicht bereut. War aber notwendig, schon vor der OP einen gezielten und sauberen Muskelaufbau zu erarbeiten.


    Die rechte Hüfte war dann 2019 auch dran, gab eine normale klassische Kurzprothese - auch die macht mir bis heute nicht die geringsten Probleme und ich bin 2 Monate nach der OP wieder Ski gefahren und Surfe heute noch alles und jeden Wind wie zuvor - nur halt mit nur noch kontrollierten Sprüngen.


    Nun weiss ich, dass Knieprothesen viel, viel schwieriger und ein ganz anderes Thema sind - aber ich bin überzeugt, dass eine gute Vorbereitung, eine saubere Abklärung und sowohl davor, wie danach ein gezieltes Muskeltraining enorm helfen kann. Mein operierender Arzt hat extreme Freude an mir und sagt, dass auch die innere Einstellung und diszipliniertes Verhalten vor- und unmittelbar nach der OP mit entscheidend seien, was man danach noch alles machen kann. Ich wurde dahingehend beraten, dass ich (bei entsprechender Disziplin) alles wieder machen könne, was ich schon gemacht habe.


    Wie schon anderweitig erwähnt - ich habe Freunde, die haben die Knie-OP's hinter sich. Sie fahren Ski und Surfen weiter - aber alle waren sie sehr willensstark beim Aufbautraining.


    Ich hab keine Erfahrung wie der Arzt oder der Endoprothetiker hier im Forum - ABER ich will dir Mut machen - viel hängt auch von dir ab und daran kannst du arbeiten.


    Hast du z.B. schon mal gesurft mit einer dieser beiden Unterstützung-Prothesen? - vielleicht lohnt ein Versuch um zu entlasten...


    Einer meiner Kollegen carvt (Post-Knie-OP) mit der linken Prothese (die Blaue) beim Skifahren, dass der Normaloskifahrer Augenwasser bekommt - ohne diese Unterstützung sagt er, sei nicht mal an normales Skifahrn zu denken. Beim Windsurfen ist er auf Windfoil umgestiegen - der fährt aber wie ein Hergott rum mit seiner Unterstützungs-Prothese...


    Ich selber würde alles wieder genau so machen. Ich fahre Snow-Board, Carve in Extemis (lay down z.B.) und Surfe bei allen Bedingungen die ich beherrsche. Sprünge nur noch sehr kontrolliert und keine neuen Moves und..... Joggen - das hab ich früher 4-5x die Woche für 10km gemacht, das schenk ich mir heute, auch wenn's mir manchmal fehlt.


    Wie gesagt - ich bin kein Fachmann der deine Situation beurteilen kann, aber ich würde Surfen in Zukunft mit einem dieser Teile versuchen und dann sauber weiter abklären.


    Ich drück dir die Daumen, dass alles gut kommt !



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