Schleuderstürze: Verhindern und Verletzungen vermeiden

  • Hallo zusammen,


    ich hätte da einige Fragen an die liebe Windsurfgemeinde bzgl. Schleuderstürze unterteilt in

    1. Vermeidung des Schleudersturzes in voller Fahrt geradeaus.

    2. Was kann ich tun, wenn sich der Schleudersturz nicht mehr vermeiden läßt (Körperhaltung und vor allem Schutz für Mensch und Boardnose) ?

    3. Vermeidung eines Sturzes/Verletzung bei der Powerhalse?


    Ich bekomme am WE mein repariertes JP Super Ride 132L von Bernd zurück. Dank nochmal an Bernd Kaktus Protectors!
    Meine Nose vom Brett hatte letztes Jahr extrem viel gelitten. Ein Wunder dass es das überlebt hat.

    Da ich erst 2019 angefangen habe mit Windsurfen und jetzt das schnelle Gleiten (zur Zeit Vmax = 43 km/h) lerne, möchte ich mich vor schweren Verletzungen schützen!

    Diese Saison möchte ich etwas mehr riskieren, damit ich meine Schallmauer von 43 km/h endlich überschreite! Augen zu und durch =O

    Um die Nose mache ich mir jetzt erst mal keine Sorgen : Kaktus Protector und ein Mastprotector halten extrem viel aus!

    Aber da ich auch keine 20 oder 30 Jahre mehr bin, nehmen die Verletzungen zu. Vor allem verheilt alles nicht mehr so schnell wie früher!

    Was ich für den Schutz meines Körpers tue: Fitnesstraining im Studio, Ausdauer / Laufen und eine Prallschutzweste (die ich leider nicht oft anziehe).

    Handschuhe können auch etwas helfen vor Quetschungen, aber dafür bekomme ich schnell dicke Unterarme :(

    Beide Fußschlaufen klein eingestellt, damit ich auch schnell wieder herauskomme bei einem Sturz.


    Kommen wir zu Punkt 1: Vermeidung von Schleuderstürzen (klar, läßt sich nicht immer vermeiden!) :

    - so schnell wie möglich in beide Schlaufen wenn das Brett gleitet. Größte Gefahr liegt bei der hinteren Schlaufe: Also hier lernen so schnell wie möglich rein zukommen!

    - Körper so weit wie möglich in Längsrichtung des Boards nach hinten bewegen. Wichtig hierbei, dass das vordere Bein immer gestreckt ist

    - Trapeztampen eher länger lassen als zu kurz

    - Wasseroberfläche in Luv beobachten, ob sich eine Böe nähert

    ? Wenn sich eine Böe nähert: In die Knie gehen? Körper in Richtung Luv drehen um damit den Mast an sich zu ziehen und das Segel leicht öffnen? Nennt man das "Auffiehren" ?

    - Welche Tipps habt ihr, wenn ich über kleine Wellen oder Chop fahre und ich mich ungewollt aus dem Trapez aushake? Versuchen das Segel weiter zu schließen?

    - Bei leichtem Wellengang fliegt mein Board leider noch nicht über den Wellenkronen, sondern ich nehme jede Welle knallhart mit und die ganze Fahrt wird plötzlich unkontrolliert.

    Wie vermeide ich so etwas? Hier entsteht bei mir auch schnell ein Schleudersturz!


    Punkt 2: Schleudersturz kündigt sich an und ich merke ich kann ihn nicht mehr verhindern:

    - Arme und Beine zusammenziehen?

    - Oder beide Hände halten mit aller Gewalt die Gabel fest und lassen sie auch nicht wieder los? Was bringt mir das für die Nose und was für meinen Körper?

    Kann man in so kurzer Zeit überhaupt darüber nachdenken? Ich glaube nicht, da hier alles so extrem schnell geht innerhalb einer Millisekunde


    Punkt 3: Wie vermeide ich einen Schleudersturz bei der Powerhalse?

    - Da ich normalerweise nicht mehr eingehakt bin im Trapez, sollte es zumindest keinen Schleudersturz geben.

    - Tipps damit ich nicht eingehakt bleibe und wenn doch, was machen?


    Als letztes: Welche weiteren Schutzmaßnahmen außer Prallschutzwesten gibt es noch und sind empfehlenswert?

  • Gehe Wingfoilen. Wenn bei mir das Foil an einer Sandbank stecken bleibt, bleibt das Board stehen und ich fahre ohne Board noch ein stück weiter, ohne Verletzungen. Nur manchmal war es schwierig das Foil wieder aus dem Sand zu bekommen.

  • Wenn sich eine Bö nähert und Du das erkennst kannst Du entweder anluven und die Luvkante belasten, dabei das Segel dicht halten, das wäre sie Sicherheitsvarante, wenn Dir die Bö zu stark wird, weil Du eh am Limit bist.


    Wenn die Bö gut passt von der Windstärke, Segel dicht halten, leicht abfallen und den Körper auf mehr Segelzug vorbereiten, der während der Beschleunigung in der Bö nachlassen kann.

    Das hängt vom Boardgewicht, Beschleunigungsvermögen, und der Gleitlage ab, wenn Du Wellen mitnimmst bremst das.


    Um das zu vermeiden, probiere den Mastfuss etwas zurückzunehmen so 2cm und damit das Körpergeruch etwas weiter zurück. Eventuell können dann auch die Schlaufen etwas zurück.




    Wenn Mastfuss und Schlaufen passen den Gabelbau höher, falls das Board immernoch vorne zu tief liegt. So erzeugt das Segel mehr Lift.


    Dann könntest Du noch schauen, ob die Finne zu groß ist und so das Board flach drückt.


    Viele Stellschrauben, immer nur eine ändern!

  • Wenn der Schleudersturz unvermeidlich ist, Segelhand anziehen und Kopf über die Schulter nach hinten einrollen und den Flug geniessen. NIEMALS den Gabelbaum loslassen! Schlaufen weit genug, dass es dich aus den Schlaufen zieht und du nicht stecken bleibst. Im Idealfall machst du so einen halben Frontloop ohne Board, im schlechtesten Fall liegst du kopfüber auf dem Segel. Manchmal spickt es einem auch regelrecht weg (ich bin schon 4-5m weit geflogen nach Schleuderstürzen).


    Wenn du gerade so an der Grenze bist, wo es dich langsam nach vornüber zieht, in die Knie gehen und Masthand explosiv ranziehen. Du fällst dann mit Segel nach Luv.


    Wenn du dich ungewollt aushängst durch Chop, passiert meistens nichts. Der Druck wird dann urplötzlich so stark, dass das Segel einfach nach Lee geht und du nach Luv fällst (gleiches Szenario bei Gabelbruch in Gleitfahrt). Wenn du dich in der Halse ungewollt einhängst, versuch in Liegestützposition zu landen. Nicht die Beine anziehen, sonst geht dir das Knie durchs Segel.


    Manchmal hat man aber auch einfach keine Chance zu reagieren. Das endet dann meistens in einem kaputten Segel oder Nose. Passiert den besten... :-)

    "Ich komme von einer Farm in der Wüste, wo es weit und breit keine Wellen gibt. Also, wenn ich Wave-Weltmeister werden kann, dann kannst du es auch, wenn du nur willst - Live your dream!!"

  • Augen zu und festhalten. Ist aber nicht immer möglich, weil die Kräfte zu groß sind. Aber davon abgesehen wirst du mit steigender Erfahrung auch weniger Schleuderstürze haben.

  • "NIEMALS den Gabelbaum loslassen!" ->Das ist sicher der wichtigste Tip


    Wenns hackt die Gabel ruhig etwas breiter greifen sprich die Segelhand etwas nach hinten.


    Es macht keinen Sinn auf dem Board zu weit nach hinten zu gehen - du sagst den Board knallt gegen den Chop das klingt für mich so als gehst du zu weit hinter und die Nose ist zu weit oben. Eigentlich soll die Nose eher unten bleiben, das Board also bei welligen Bedingungen weiterhin in vernüngt flacher Gleitlage halten ->ordentlich druck auf den Mastfuß


    Es gibt natürlich auch mal Windrichtungen da mußt du voll gegen den Chop rausfahren. Das ist recht unangenehm - ggf macht es Sinn sich auf dem Gewässer einen Bereich zu suchen wo das nicht ganz so heftig ist.


    Die Wellen vernünftig lesen. Keine ungewollten Sprünge.


    Segel vernünftig trimmen - bei Böigen Bedingungen ordentlich loose Leech ins Segel trimmen.


    sich möglichst wenig ablenken lassen. drehst dich nach irgend einem Boot um ode irgendwas dergleichen kann es schonmal sein, dass du 'nen Abgang machst.

    Hin und wieder eine Pause kann auch nicht schaden

  • ...ganz gefährlich fürs Board nur die Segelhand öffnen/loslassen und mit der Masthand die Gabel festhalten bzw. ggf. dann erst öffnen wenns richtig nach vorne geht - damit ziehst du sie exakt auf die Boardnase und beschleunigst das auch noch mit voller Wucht Deines Sturzes. Sieht dann auf dem Wasser aus wie ein Fallbeil.

    Wie alle schreiben voll dichthalten und durch rotieren. Könnte allerdings die Gabel killen - sollte man wissen.

    Und bei einer Böe nie in die Knie gehen sondern abfallen und beschleunigen, vorderes Bein durchstrecken.

  • Sheshe hat es perfekt beschrieben. Wenn es ganz schnell geht - eigentlich immer, wenn man mit der Finne bei voller Fahrt irgendwo hängen bleibt - Gabelbaum festhalten, insbesondere auch mit der hinteren Hand (Segelhand) dicht halten. Ich flog dann bisher immer mit dem Rigg in der Hand am Brett vorbei und alles blieb heil.

  • Ich genieße den Flug , für Reaktionen bleibt da gar keine Zeit das geschieht doch innerhalb einer Sekunde ^^ Bis man da logisch schaltet liegt man schon im Wasser.


    Gabelbaum nie loslassen ist finde ich der beste Tip und ich habe noch einen:

    Niemals schnell auftauchen sonst bekommst evtl noch den Mast auf den Kopf. ich tauch seit einem Vorfall nur noch langsam und mit Händen über dem Kopf auf - einfach aus Sicherheitsaspekten. Mit Helm surfen kommt für mich einfach nicht in Frage.

  • Schleudersturz = Fahrer wird explosiv nach Lee gezogen.

    Ziel ist also, immer schön in Luv zu bleiben.

    Das Wichtigste aus meiner Sicht: Das vordere Bein schiebt in jeder (An-)Gleitphase das Board vor sich her. Das muß in jeder Phase so sein.

    In die zweite Schlaufe Gehen ist ein kritischer, weil instabiler Moment. Beim Angleiten ist der Körperschwerpunkt notwendig ziemlich weit vorn, Segel soll volle Power entfalten, steht dazu aufrecht. Man hängt im Trapez, Knie sind (zumindest bei mir auch das vordere) gebeugt. Da hilft vor allem gute Körperspannung, um das Board IMMER weiter vor sich herzuschieben. Dann kann Dich auch eine Böe aus dem Wasser heben und Dich extrem beschleunigen, Du bleibst, wenn Du "fest" bist, in Deiner Position über dem Board in Luv. Anderenfalls zieht Dich das Rigg rüber.

    Wenn Du Stürze im Gleiten hast, ist möglicherweise die Gabel zu hoch oder sind die Tampen zu kurz. Dann ziehen Böen Dich leicht rüber. Mehr Spielraum zur Reaktion auf Böen und Überpowerung hast Du bei niedrigerer Gabel und längeren Tampen. Man hängt weiter draußen in Luv. (Das erschwert aber etwas das Angleiten am Anfang.)

    Spitzelst Du in die Wellen ein, denke ich auch, daß die Nase zu flach liegt. Mastfuß etwas nach hinten hilft, Board fliegt über den Chop.

  • oha 43 kmh und eigentlich hast du Probleme mit der hinteren Fußschlaufe, sorry einen Schritt nach dem anderen


    Die Fußschlaufen müssen sitzen sonst lassen sich schleuderstürze schwer vermeiden.

    Viele stürze eher beim gleiten mit zu wenig Wind als mit zuviel Wind

  • Der Tip mit den Fussschlaufen ist sehr wichtig.


    Ich habe mit zu weiten Schlaufen einen Stein gerammt, das Sprunggelenk war das schwächste Körperteil, hat eine ganze Saison gekostet, bis es wieder körperlich ging, das Kopfkino war noch länger am Start

  • Bei den ganzen guten Tips kann ja diese Saison eigentlich nichts mehr schiefgehen.

    Ich kann dir nur Raten das Kopfkino auszuschalten. Nicht zuviel über den Schleudersturz nachdenken und entspannt bleiben. Mit der Zeit lernt man die Situation einzuschätzen und vermeidet die meisten Stürze.

    Und Anekdoten zum Schluss, als Anfänger hab ich auch einen Schleudersturz nach dem anderen fabriziert und obwohl mir klar war die Gabel nicht loszulassen hab ich es natürlich doch jedesmal getan. Mir ist nie etwas passiert und mein Board hat es auch überstanden. Ich glaub da habe ich mein ganzes Glück verbraucht.

  • Zum Thema Fußschlaufen:


    Da gibt es ein super Video in dem er die unterschiedlichen Einstellungen für die unterschiedlichen Einsatzzwecke beschreibt:


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    Gruß, David

  • Die Fußschlaufen müssen sitzen sonst lassen sich schleuderstürze schwer vermeiden.

    Viele stürze eher beim gleiten mit zu wenig Wind als mit zuviel Wind


    So ist es bei mir auch. In den Schlaufen passiert der Schleudersturz so gut wie nie.


    - Welche Tipps habt ihr, wenn ich über kleine Wellen oder Chop fahre und ich mich ungewollt aus dem Trapez aushake? Versuchen das Segel weiter zu schließen?


    Dann hängst du zu sehr an den Armen. Also lieber die Arme gegen den Gabelbaum drücken, als ungewollt aushaken.
    Wenn es mal aushakt :) dann ist das nicht schlimm, kostet (mich) nur viel Kraft, das Wieder-Einhaken in voller Fahrt. :)

  • Einfach nur Schlaufenfahren ueben. Sobald man in beiden Schlaufen ist, gibts eigentlich keine Schleuderstuerze mehr.

    Ich bin jetzt auch nur Durchschnittssurfer (vmax 50), aber wenn ich in beiden Schlaufen bin und ordentlich Koerperspannung habe (vorderen Fuss durchgestreckt) dann hatte ich da schon seit Ewigkeiten keinen Schleudersturz mehr. Maximal wenn man mit der Finne haengenbleibt. Bin letztes Wochenende ueber die San Francisco Bay drueber und auf der anderen Seite recht abrupt vom knietiefen Schlick abgebremst worden, und trotzdem den Schleudersturz verhindert.


    Schleuderstuerze passieren bei mir eigentlich nur beim Angleiten, wenn man abfaellt und die Boe dann zu stark war, oder man eben noch nicht in beiden Schlaufen steht.

    Also, einfach nur ab aufs Wasser, sich ueber Sandbaenke etc. informieren, viel Gleiten, auch mal Buckelpiste ueben. Und eben beide Fuesse in den Schlaufen, Vorderbein gestreckt (wenn man nicht gerade extrem Hoehe presst), dann ist das eine extrem stabile Lage. Und wenns mal eng wird, sofort mit dem hinteren Bein stark in die Knie gehen, anluven.

    lg

    mariachi76

  • Irgendwie gehört der Schleudersturz mit dazu. Schon dreimal Rippen angeknackst. Auf raumen Kurs Volldampf und dann ballert eine Böe rein, kein Chance, Abflug. Nach der Landung Schadensbericht erstellen, Mensch und/oder Material. Ohne Windsurfen und Motorradfahren hätte ich mir im Leben so einige Schmerzen ersparen können. Aber Hallenhalma hat mich nicht so geflasht ;) .

  • daddy_o

    Was ist mit Indoor synchron angeln😉😆🤙🤙

    man sollte sich die Ruhe und Gelassenheit eines Stuhls zulegen, der muss auch mit jedem Arsch klar kommen

  • Schleuderstürze passieren mir nur, wenn ich abgelenkt bin und nicht richtig hinsehe, was vor mir passiert, oder wenn ich mit etwas unter Wasser kollidiere.


    Man braucht natürlich Übung und Erfahrung, um das Wasser und Wind vor einem einzuschätzen.

    Wenn man die hat, erledigt sich auch das Problem mit dem Trapez aushängen, weil man rechtzeitig seinen Körper in Position bringt.

    Also, einfach viel surfen und nicht verkrampfen, Stützen muss sein und will auch gelernt werden, spätestens beim Springen und in der Welle.

  • Danke für die ganzen Tipps.

    Hatte heute auch eine schön langes aber sehr informatives Gespräch mit Bernd kaktus

    Danke nochmal für die wirklich perfekt gewordene Reparatur! Das Brett sieht fast wieder aus wie neu :love:

    So freue ich mich noch mehr auf die Saison.

    Ich werde üben und berichten.....