„Close the gap“ ein Placebo?

  • Jeder von uns kennt den Effekt - Unterliek aufs Deck ziehen wirkt wie ein Turbo. Oder handelt es sich doch um einen Placebo-Effekt?


    Veröffentlichungen zu aerodynamischen Untersuchungen von Widsurf-Riggs sind im Netz echt schwer zu finden, eine (aus 1998) gibts hier:

    SYSTEMATIC MESUREMENTS OF A WINDSURFER SAIL PERFORMANCE


    Die Leute haben ein Rigg in verschiedenen Trimmvarianten aufgebaut - jeweils dem passenden Wind ausgesetzt - das Ganze „fotografisch vermessen“ - dann das Rigg waagerecht in einer Halle aufgebaut - die aerodynamischen Lasten mit Sandsäcken simuliert, bis es dieselebe Verformung hatte wie vorher fotografiert - das Ganze mechanisch abgetastet und in ein CAD-System verfüttert, das die Negativform für eine verkleinerte Replica aufwarft - die dann als starres Objekt hergestellt wurde, um im Windtunnel vermessen zu werden ... In meinen Augen maximaler Aufwand für minimalen Erkenntnisgewinn - und an den wirklich interessanten Fragen zielsicher vorbei.


    Ungeachtet der Aussagekraft von Polaren von starren Replicas - die eben NICHT auf Last- mit Twiständerungen reagieren - sie wurden auch mit unterschiedlichem „Rake“ gemessen - und statt des erwarteten „Turbos“ gab es einen geringeren Maximalauftrieb und ein schlechteres L/D-Ratio ...


    Irgendwelche Erklärungen, wie dieser Widerspruch zustandekommt?

  • Irgendwelche Erklärungen, wie dieser Widerspruch zustandekommt?

    Viele Punkte, über die man Nachdenken kann.

    - Wie groß ist der Einfluss der L/D-Ratio des Riggs auf den Gesamtwiderstand eines Windsurfers? Ich denke der größte Anteil kommt von der Wasserseite

    - Die komplette Geometrie verschiebt sich wenn man das Rigg nach hinten neigt.

    - Inwiefern ein Segel von 1998 sich mit heutigen vergleichen lässt ist auch fraglich.

    - Wie wurden die Rakeangles in dem Paper bestimmt? Der Mast ist ja gebogen, wo ist 0°?

    - 5 m² bei 20 kn Wind ist für eine Speed/Slalom Situation vollkommen unrealistisch, und selbst bei 30 kn sieht man heute eher 7 als 5 m²

    - Daraus folgend: Ist man noch im Bereich, in dem man versucht maximale aerodynamisch mögliche Kraft aus der Segelfläche zu bekommen oder versucht man sein aufrichtendes Moment zu maximieren um mehr Power zu bekommen?


    Ich könnte da jetzt noch mehr Gedanken zu aufschreiben, aber ich denke die Richtung ist klar. Alles in allem finde den Titel des Papers ziemlich unangemessen, sonderlich systematisch sind die nicht vorgegangen. Zumindest ist die Dokumentation ziemlich Lückenhaft. Die haben doch Fotos vom Segel unter Last gemacht, warum sind die da nicht drin? Kein Bild vom Strömungskanalaufbau, keine Visualisierung der verschiedenen Rakewinkel etc...


    Gruß, Onno

    wissen ist macht. nicht wissen macht auch nichts.

  • ich kann nicht erkennen, inwieweit bei diesen Messungen überhaupt so etwas wie ein Brett vorhanden war, Nur dann kommt der Effekt der Widerstandsreduktion durch den Endscheibeneffekt zustande, d.h Verhinderung der Umströmung am Segelfuss. Insofern erlaubt der Artikel keine Rückschlüsse auf die Frage im thread des Titels zu.

  • Wenn man sich die Bilder in der SURF ansieht gibt es ein echtes Close the Gap, also Unterliek auf oder nahe Deck, sehr selten zu sehen.


    Ich denke, es gibt vielleicht einen geringen Effekt bei weniger Wind, wenn die Strömung noch nicht so stark und laminar ist, der Haupteffekt kommt wohl eher daher, dass Surfer und Segel durch die Einnahme dieser Stellung in die optimale Fahrposition kommen und die Gleitfläche + Finne optimal arbeiten.