Die NZZ macht die Triage in den Intensivpflege-Stationen zum Thema. Ein paar kurze Ausschnitte daraus:
- Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW): «Auch wenn die Ressourcenknappheit auf einer Infektionskrankheit beruht, gegen die eine wirksame Impfung vorliegt, muss der Impfstatus als Triage-Kriterium ausgeschlossen sein.»
- SAMW: «Bei der Aufnahme auf die Intensivstation haben diejenigen Patientinnen die höchste Priorität, deren Prognose im Hinblick auf das Verlassen des Spitals mit Intensivbehandlung gut, ohne diese aber ungünstig ist.» Das Ziel ist es, die grösstmögliche Anzahl von Leben zu retten.
- Jedoch: Die Intensivmediziner kämpfen seit 21 Monaten um das Leben von Corona-Patienten, sie sind mental und körperlich am Anschlag. Und manche von ihnen haben eine Wut auf Ungeimpfte. Es lässt sich kaum ausschliessen, dass solche Emotionen unbewusst in die Triageentscheidung einfliessen.
- Und: SAMW hat in ihre Richtlinien einen Passus eingebaut: In einer Triagesituation müssen der mit der intensivmedizinischen Behandlung verbundene Aufwand sowie die Dauer berücksichtigt werden. Bei gleicher Überlebensprognose haben Interventionen, die schon nach kurzer Zeit den gewünschten Erfolg erwarten lassen, Vorrang vor Interventionen, deren Effekt sich erst nach langer Therapiedauer einstellt. Covid-19-Patienten blockieren laut die Intensivbetten sehr lange, nämlich zwei bis vier Wochen. Die lange Verweildauer gilt auch für geimpfte Covid-Erkrankte.
- SAMW-Vizepräsident: «Es kann sein, dass die Impfung bei der kurzfristigen Überlebenschance etwas helfen kann. Dann hat die Impfung einen Einfluss auf den Entscheid. Aber für sich allein hat die Impfung keinen Einfluss.»
- Die zornige Verzweiflung widerspiegelt sich in Forderungen nach einer Benachteiligung von Ungeimpften bei der Triage auf Intensivpflegestationen (IPS). Diese drängen jedoch Ärztinnen und Ärzte in eine Rolle, die ihrem Berufsbild widerspricht. Und sie verankern den Sühnegedanken in der Medizin. Das ist gefährlich.
- Kompliziert wird es, wenn statt einem Ungeimpften ein Motorradfahrer den Platz auf der IPS benötigte, der nach einem wagemutigen Überholmanöver schwer verunglückt ist. Wer soll Vorrang erhalten? «Das Gesundheitspersonal ist kein Tribunal. Es hat weder den Auftrag noch ist es dafür ausgebildet, über Schuld und Unschuld zu entscheiden.»