Alles anzeigenHm, viele der hier genannten Argumente für ein Custom kann ich schon nachvollziehen, es waren damals auch meine. Gerade wenn man auch mit einem Board auskommen möchte.
Aber leider habe ich inzwischen die Schattenseiten eines Customs kennen gelernt, oder zumindest sah bei mir die Realität anders aus.
Daher bin ich aktuell nicht mehr wirklich überzeugt.
Ich hatte lang und reiflich überlegt bevor ich mir ein Board hab bauen lassen und ich habe sehr genau festgelegt, wie das Board sein sollte. Also die Fahreigenschaften, Windrage und die bevorzugten Reviere. Wichtig war auch das es stabil ist, da genau der Punkt "Weichtreten" für jedes meiner Serienboards das Ende bedeutete. Meine Wunsch war es überall in den wichtigen Punkten zu verstärken. Hierzu wurde mir gesagt, das brauchts nicht - das hielte auch so.
Ich hab auch Volumen, Segelrange und Stance festgelegt. Und ja ich kann das beurteilen und ich schätze mein Fahrkönnen auch nicht falsch ein. Weiterhin sollte es in 6 Monaten fertig sein, da hier eine Surfreise anstand. Also alles keine Utopien...und bei weitem keine "Eierlegendewollmilchsau".
So nun meine Erfahrungen mit meinem Custom: Das Board wurde genau einen Tag vor der Reise fertig mit Stress und 600 km Trip per Auto um es noch schnell abzuholen, natürlich passte dann nichts, Finnenschäfte, keine Finnenschraube. Zwischendurch beim Bau gab es übrigens NULL Infomation. Bereits beim Abholen erschienen mir kleine Details etwas unsauber, hatte mir aber sagen lassen, das sei nur "ehrlich" und es spart Gewicht nicht alles wegzuspachteln. Das bestellte Design wurde in Details verdreht, ok Peanuts. Weiterhin war das Board zum georderten Volumen (95l) schon optisch viel zu voluminös und ebenso war das Board breiter als im Auftrag. Mir fiel sofort die Wave-Position der vorderen Schlaufen auf (sehr weit innen), die ich so nie bestellt hatte. Aber einen Tag vorm Urlaub kann man dann halt nicht mehr zurück. Spezialität der Schmiede waren übrigens Wave-Shapes. Hatte auch mehrfach extra noch wegen der nicht vorhandenen Entlüftungsschraube gefragt - nö, sowas brauchts nicht hieß es....das Sandwich sei so gut, dass hier nichts passieren würde.
Der erste Test war ziemlich wie erwartet, die vorderen Schlaufen passten absolut nicht zum boxigen Shape und ich verlor das Board fast bei jedem schnellen Heat über Kabbel, musste mit dem vorderen Fuß ständig nachsetzen um in der Schlaufe zu bleiben. Das Volumen lag wie schon vermutet um mindestens +10 Liter daneben - lediglich durch das geringe Gewicht fühlte es sich nicht "überfett" an. Klar, es lief ruhig, fühlte sich auch sehr straff an und agil, wurde wirklich höllisch schnell und kam Dank des hohen Volmens auch früh ins Gleiten und halste sauber, aber dafür war es nahezu ein Totalausfall beim Höhelaufen. Das war zwar nie als herausragende Eigenschaft bestellt worden, aber so ganz ohne auch nix.
Ab dem zweiten Trip begann das Ding schließlich aus der Finnenbohrung zu tröpfeln. Sei alles kein Problem hieß es, kann nix passieren.
Ja, bis dann nach genau 28 Monaten die Decksverschraubung (Finne) aus dem Deck brach. Das Ding tankte und musste trockengelegt werden. Die Reparatur wurde wieder am letzen Tag vor der nächsten Reise fertig (7 Monate später), wieder Stress bis zur letzten Minute - das Board wog jetzt 1,2 Kilo mehr und hatte durch die Verstärkungen im Heckbereich und das zusätzliche Gewicht andere Fahreigenschaften - jetzt fühlte es sich wirklich zu "fett" an und setzte spürbar ein, wenn es sich über Kabbel flach legte. Der Rocker stimmte einfach nicht mehr.
Das Board wurde in den 28 Monaten wie noch keines meiner vorherigen Bretter gepflegt.
Das "tolle" Kulanzangebot war übrigens nach 2600 Neupreis und Sprüchen wie "die Boards halten zwischen 5 und 10 Jahren: ....für 1600 bau ich Dir ein Neues.
Meine Antwort: Für 1600 bekomme ich fast jedes Serienboard neu als Vorjahresmodell - die halten wenigstens 3-4 Jahre bei mir - Danke, aber Nein Danke. Wer sagt mir denn, dass das nächste Custom mir in 24 Monaten nicht wieder einen Urlaub versaut.
Also mein Fazit: Viel Luft um nichts! in meinem Fall setzte man sich "gottgleich" über die Kundenwünsche hinweg, das hinterließ bei mir das Gefühl: "Du weiß eh nicht was Du brauchst"....
Man versprach mir hohe Garantien innerhalb derer man mich vertröstete und als dann schließlich doch was brach löste sich das Garantie-Versprechen in Luft auf. Es wurden Termine und Zusagen nicht oder nur auf den letzten Drücker eingehalten und die Erreichbarkeit für Rückfragen ging gegen Null.
Das soll jetzt wirklich nicht für alle Custom-Schmieden gelten - so aber waren halt leider meine Erfahrungen damit.
Egal wie gut Customs sind, mir geht es beim Surfen um den Spaß und den fraß bei mir der ganze Frust mit dem teuren Board wieder auf - daher fahr ich jetzt wieder Serie. Mir ists den Ärger jedenfalls nicht mehr Wert, auch wenn Serie vielleicht die ein oder anderen Abstriche erfordert.
Das ist ja eine schlimme Geschichte. Hattest du dich vorher auch bei andere Kunden informiert nach deren Erfahrungen? Solche machen ja auch den Ruf andere Custombauer schlecht. Anderes als bei Cobra arbeitet jeden Custombauer anders bis völlig anders. Einige sind ja auch an ein schlechten Ruf gestorben aber es sind die letzte Jahre auch neue dazu gekommen weil es gegen die heutige Serienbrettpreise recht einfach konkurrieren ist, auch ohne groß Werbung machen zu müssen. Werbung in jegliche Art muss natürlich auf den Endkunde weitergeleitet werden. Man kann entweder den Qualität ähneln mit bessere Preise oder für ähnliche Preise bessere Qualität liefern. Aber man braucht den Know-how und Erfahrung dazu. Einfach nur handwerklich geschickt sein reicht von vorne und hinten nicht. Ich habe die erste Jahre viel Lerngeld bezahlt. Hier geht alles natürlich auch viel schneller kaputt. Hab noch ein halben Jahr in der Werkstatt geschlafen als ich die Miete nicht mehr bezahlen konnte. Wenn ich die erste Jahre eine Familie zu ernähren gehabt hätte, hätte das nie hingehauen. Später mit Frau und Baby auch noch 2 Jahre im Wohnwagen auf dem Land ohne Strom und Wasseranschluss gelebt um für den Hypothek zu sparen. Meine Frau hab ich auch vieles zu verdanken, was die alles mitgemacht hat und immer noch mitmacht....