Projekt: Kopie eines bestehenden Boards als Hohlbau - Es hat begonnen

  • moinsen,


    wie in anderen Threads, in denen es mir erst mal um die "Grundlagenforschung" ging schon angeklungen ist, möchte ich meinen geliebten Twinser, der leider im Standbereich weich und nach diversen Reparaturen nicht eben besser/leichter geworden ist, clonen. Aber nicht 1:1, sondern wenn schon, dann so gut, stabil und leicht es mir eben möglich ist.


    Ich möchte deshalb versuchen, auf wassersaufenden Styropor, nicht UV-stabiles und ebenfalls Wasser ziehendes Kevlar etc. zu verzichten und wage mich deshalb ein einen Hohlbau mit Stringern (wahrscheinlich 3) und Spanten (um gesamten Standbereich. Materialeinsatz wahrscheinlich UD-Carbon, Rohacell 51 in 5 mm und Dyneema - vielleicht noch ein klein wenig Glas, sonst nix. Bei den Stringern/Spanten überlege/teste ich noch zwischen Rohacell mit UD-Carbon oder gelochtem und abschließend versiegeltem 3mm-Pappelsperrholz


    Wenn schon denn schon will ich gleich auch versuchen, 2 Variofinnen zu bauen und zu integrieren, die sich mit wenig Aufwand (also auch auf dem Wasser) in der Länge von 23-29 cm, in der Fläche etwa von 170 bis 240 cm² (pro Stück) variieren lassen. Ich weiss - reichlich ambitioniert und wahrscheinlich geht's in die Hose, aber ich will mir nicht nachsagen lassen, es nicht weigstens probiert zu haben. Aber diese Range an Finnenfläche (locker ausreichend für Segel von 4.0-8.0 m²) jederzeit verfügbar zu haben, ist nicht nur unter Gewichtsaspekten (Flugtransport) verlockend.

    Falls das Ganze wieder Erwarten am Ende wie geplant funktioniert, will ich trotzdem nicht gleich die :weltherrschaft: in der Bord-Produktion, werde dann aber wohl noch ein zweites Exemplar 250x75, 130 Liter) für meine Liebste und für mich als Leichtwind-Board bauen müssen. Das ist der Preis für die Duldung meiner Spinnereien :whistling:


    Da in der Werkstatt noch andere Projekte liegen (die Reparatur des Originals, Akustik-Gitarre mit Carbondecke, E-Gitarre Carbon Monocoque, E-Gitarre aus einem einzigen durchgehenden Stück 40 Jahre altem Mahagoni, einige Dinge am Moped....) , wird sich das Ganze wohl etwas hinziehen.


    Das zu kopierende Objekt: Ein Surfline-Munich Twinser custom Bj. 2/2011, 245x65 cm, 112 Liter, jungfräulich mit Ultraleicht-Pads 5.600 Gramm. Was den Shape und somit die Fahreigenschaften angeht, bis heute mein absolutes Traumboard. Ausgelegt als Freerider-Freemover (mit eingebauter DuckJibe) ;) ist das Teil weder Racer noch Waver, macht mir aber in allen Bedingungen (und von 14-30 Knoten Wind) einen Mörderpspaß. Hatte noch nichts (für mich) besseres unter den Füßen. Ich brauche halt eine one-Board-Allround-Lösung für die Urlaube - und bisher hat die Kiste in jedem Revier überzeugt.

    Zielobjekt.jpg



    Auf gehts:


    1. Problem: Durch wohl zu heftiges Vakuum bei der Reparatur des Originals habe ich mir wohl den Shape des Unterwasserschiffs versaut: Die Mono-Konkave ist ungleichmäßig. Einzig die Scoop-Rocker-Linie scheint dank eines durchgehenden Carbonstringers noch intakt. Die Werte sind plausibel. Aber dennoch schon mal ein ganz schlechte Voraussetzung um ein Board 1:1 zu kopieren.


    Also muss ich zuerst eine neue Positiv-Form für das UW-Schiff rekonstruieren. Das Original also penibel alle 10 cm vermessen und auf eine 250x125 cm Pappel-Sperrholzplatte übertragen.

    Negativ-Stringer 1.JPG


    Der im Bild obere Teil wird benötigt, um die Feinanpassung an die Scoop-Rocker-Linie des Originals vornehmen zu können und dient dann später als Schablone für den Stringer der Positiv-Form und noch später als Stütze für ein noch nicht fertiggestelltes UW-Schiff-Laminat.


    Negativ-Stringer 3.JPG


    Per Bleistift, Schleifklotz und und 1000 x messen und 1000x korrigieren wird dieser Negativ-Stringer so lange an das Original angepasst, bis er "saugend" auf dessen Centerlinie aufliegt. Per Lichtspalt-Methode (mit starker Taschenschlampe :D von hinten) fallen auch sehr kleine Abweichungen noch stark auf.


    Negativ-Stringer 4.JPG

  • Moin,


    wünsche Dir echt gutes Gelingen. An Hartnäckigkeit jedenfalls mangelt es Dir nicht ;-)


    Hast du eigentlich mal einen Prototypen für das Variofinnensystem gebaut? Wie machst du die Abdichtung? Wie eine Schwertlippe?


    Grüße

    teenie

  • nett von Dir, es "Hartnäckigkeit" zu nennen. Andere sind weniger rücksichtsvoll und sprechen von "stur" bis "beratungsresistent" :D

    Ich sagte ja schopn mal, das solche fixen Ideen auch bisweilen kräftig danebengehen. Aber die Beispiele Carbon-Sandwich-Musikerboxen und Carbon-Monocoque E-Gitarre belegen auch, dass es bisweilen auch gelingt und tolle Ergebnisse abliefert.


    Das Konzept der Variofinnen habe ich bisher nur im Kopf, ich habe auch noch nie eine Finne gebaut.

    Eine Abdichtung braucht es nicht: Der obere (breitere/tiefere) Teil der Finne eird auf ca. 90 mm Länge ein identisches Profil besitzen. Wenn das steht, wird darum herum die "Finnenbox"

    überwiegend im Wickelverfahren laminiert. Am Ende (da muss ich nochmal über Schrumpfungen beim Aushärten sinnieren) sollten Finne und Box "saugend/gleitend" ineinanderpassen.

    Wenn min. 30 mm als Halt in der Box verbleiben müssen, habe ich 60 mm Spielraum, macht bei einer Profillänge auf den untreren 90 mm von 110 mm (bei 11 mm Profildicke) eben 60x110 = 77 cm² Variationsfläche. Da der Spalt in dem Bereich gleichmäßig gegen 0 gehen soll, brauchts keine Abdichtung.

  • Moin,


    also hast du schon verstanden wie ich Hartnäckigkeit meinte :D


    Das mit dem Dyneema... das wird bei deinem Boardbau meiner Meinung nach das größte Problem, aber ich habe keinerlei praktische Erfahrung.


    Das mit den Finnen ist noch ambitionierter als mit dem Hohlbau. Nicht die Finne selbst, aber mir ist noch unklar wie die Befestigung und Verstellung im Board stattfinden soll?

    oder baust du einfach sehr tiefe Finnenkästen? Wie werden die Finnen befestigt und in der Höhe (Tiefe) verstellt?

    Grasfinnen kannst du dann nicht mehr fahren?


    Fragen über Fragen...


    Grüße

    teenie

  • hier: hab' ich versucht, das zu zeichenen, ich denke damit wird es klarer.

    Die "Finnenkästen" sind quasi Hüllen um die Finnenbasis herum und gehen von Gleichtfläche bis Deck, an beiden Seiten offen. In diesen Hüllen kann die Finne vertikal bzw. im Winkel von 25° verschobern werden und wird per "Spreizgummi" (ähnlich wie früher Schwert-Arretierungen) fixiert.


    Seegrasfinne geht schon, aber eben nicht Größenvariabel. Also eine normale Seegrasfinne, die anstelle der Power- oder Tuttle-Base einen Fortsatz hat, der dem oberen Ende der Variofinnen entspricht ;)

  • Genau - die Schraube sitzt im Finnenkopf und wandert mit nach unten. Sie ist also max. 6 cm tief im Schacht - bei so mancher Power- oder Tuttel-Schraube ist es nicht viel weniger. Und ein Inbus mit 7 cm Länge passt in fast jedes Trapet-Täschchen - ich denke da an so ein kleines T-Teil, wie es bei einigen Segeln zum Latten spannen mitgeliefert wird.


    Mehr Sorge macht mir in der Praxis was passiert, wenn feiner Sand zwischen Finne und Box kommt. Wenn es dann ähnlich klemmt wie ein festgegangener 2teiliger Mast, wird es unlustig,:/

  • Hi,

    ein spannendes Projekt, schön dass du darüber berichtest!


    Kurze Frage zu den Finnen:

    Normalerweise wird eine Finne zur Base hin breiter und die Profildicke zur Base hin dicker. Du planst mit einem Verstellbereich von ca. 8 cm.

    Wie stellst du dir den Profil- und Breitenverlauf der Finne in dem Verstellbereich vor?


    Das Problem mit dem Sand sehe ich auch!


    Carsten

  • Hi Carsten,


    Profil- und Breitenverlauf der Finne bleiben auf den oberen 10 cm exakt gleich, erst dann nimmt beides zum Tip hin ab.

    Bedeutet: in der kurzen Stellung beginnt die Verjüngung direkt am Bottom, in der langen Stellung bleibt das Profil zunächst 7 cm gleich.


    Eine der Finnen, die mir bisher sehr gut gefallen haben, war die 32 Nospin-Cross von MUF. Hatte ich als Austausch-Finne auf meinem 2008er 111 Futura und war sehr zufrieden damit, in Kombi mit einem Gun 7,2 Booster.

    Die ist in den oberen 70 mm auch annähernd gleichförmig, so dass in diesem Shape aktuell noch kein grundsätzliches Problem sehe.


    MUF.jpg



    Das Profil selbst werde ich von den Original-Finnen übernehmen, das liegt wohl ganz nah an einem NACA 64A-010 - Profil.

    Ich kann mir vorstellen, dass das funktioniert, bin aber natürlich nicht sicher.


    Was den Sand angeht: Bei der Konstruktion ist es zumindest möglich, die Finne sowohl nach oben als auch nach unten zu entnehmen. Das könnte bei einem eventuellen Klemmer hilfreich sein.

  • Vielleicht habe ich es falsch verstanden, aber "einfahrbare", d.h. sich verkürzende Finnen gab es schon mal.


    Beim Übergang der langen Raceboards zu den Flapper haben mehrere Hersteller mit verkürzbaren Finnen experimentiert: es waren im Schaftbereich absolut gerade G10 Finnen, die durch die Finbox (Gummilippenartige Abdichtungen unten) eingesteckt wurden. Oben hatten die Finnen einen großen Ring zum Verkürzen/Rausziehen. Material des Rings sah sehr rustikal aus - wie aus "alten Reifen". Die Boards (AHD und Drops) sind gefahren worden im Word Cup - System scheiterte aber an der Undichtigkeit der unteren Abdichtung.


    vg, Boris

  • Hi Boris,


    mein Ehrgeiz liegt weniger darin, das Rad neu zu erfinden als ganz schlicht eine für mich passende Lösung zu finden ;)

    Manchmal ist beides halt nicht trennbar :D


    Was ich bei der von Dir beschriebenen Variante nicht verstehe: Wenn der Schaftbereich der Finnen absolut gerade war, wozu dann Gummilippen?

    Wenn die "Box" genau so gerade ist, dann schließen Finne und Box doch sauber ab - jedenfalls nicht schlechter als bei Tuttle/Power und ganz sicher besser als bei US :/

    Vielleicht verstehe ich es auch einfach nicht, kann aber auch kein Bild zu diesen Vario-Finnen finden.

  • vielleicht ist es strömungstechnisch ein Problem, daß bei diesem Prinzip Luft von oben gesaugt werden kann und diese sogar ein Stück nach unten die Strömung an der Finne behindert??


    war bei den Schwertern allerdings auch unvermeidlich, da allerdings bei geringeren geschwindigkeiten und die Schwerter noch länger


    EDIT: gibts den Finnenkastenthread?


    vielleicht mag ein Mod verschieben

  • Hallo Michael,


    Mit geraden Schaft meine ich, dass es gerade verlaufende G10 Finnen waren (also kein Rake), eine extrem schmale und elliptische Form hatten sie natürlich, wie eben die handelsüblichen G10 Blade-Finnen damalsIMG_0386.jpg.


    Hilft die Zeichnung? - bin leider kein Ingenieur.

  • Die Zeichnung hilft :)

    Ich vermute, es gab kjeinen Arretier-Mechanismus, das musste die Gummilippe übernehmen. Also nicht nur Abdichtung, sondern auch mechanische Fixierung. Beides lässt sich aber in meinen Augen eher schlecht vereinen.

    Ob so ein Konstrukt gerade oder mit Rake eingebaut wird, ist dabei eigentlich egal.


    Den Ansatz von aurum finde ich auch interessant - auch durch einen feinen Spalt kann Luft angesaugt werden => Spinout-Generator. Muss man drüber nachdenken :/


    Edit: Variofinnen-Thread ´habe ich keinen erstellt, das war noch bei den allgemeinen Hohlbau-Überlegungen. Ich leg' mal einen an ;)

  • "Ich vermute, es gab kjeinen Arretier-Mechanismus, das musste die Gummilippe übernehmen. Also nicht nur Abdichtung, sondern auch mechanische Fixierung."

    <=ja exakt!


    In meiner Erinnerung scheiterte es an Undichtigkeiten des Abdichtungssystems: ich weiß aber nicht mehr, wegen Wasserspray oben raus, oder Spinout wegen Luftansaugung nach unten.


    Du müsstest mal Peter Thommen anmailen - der war ja in der Zeit im WC mit seinen Designs sehr erfolgreich. Der AHD Shaper von damals ist ja leider schon tod.

  • Ich habe hier mal einen eigenen Thread für die Variofinne erstellt, da können wir dann der Übersichtlichkeit zuliebe weitermachen ;)

  • Endlich ist der Negativ-Stringer auf das Board angepasst und im Nachgang der Stringer für die Positiv-Form an den Negativ-Stringer.

    Der wird jetzt erst mal stück für Stock links- und rechtsseitig mit 80 mm Styro 20 per Montragekleber verbunden.


    Positiv-Stringer.JPG


    Da fällt wie in den letzten Tagen immer wieder auf: Eine große W"erkstatt ist durch nichts zu ersetzen, ausser durch eine noch größere ^^

    Leider ist mein Platz ziemlich beschränkt, was aufgrund vieler notwendiger Verrenungen auch mal Muskelkater macht. Eigentlich perfekt - Wintertraining! :D

  • du hast eindeutig zu viel Gitarren in der Werkstatt rumstehn

    räum doch endlich mal auf und schmeiß unnützen Kram weg ,-)

  • tzä - das ist doch nur ein Teil und der ist entweder zugekauft oder schon lange fertig. Der Rest und die Baustellen sind ja zum Glück nicht auf dem Bild, von den Amps ganz zu schweigen 8)

    Wegschmeissen? =O Da würdest Du Dich doch bestimmt anbieten, mir beim "Entsorgen" behilflich zu sein? ;)