1. April: Jubiläum: 30 Jahre Selbstbau

  • Hi Folks, (kein Aprilscherz;-)


    Nach etwas längerem Unterbruch (bin leider immer noch nicht in Rente und deshalb nach wie vor mit Broterwerb zeitlich belastet) wieder mal ein Lebenszeichen aus der einzigen Shapebude in den Berner Alpen. Im letzten September habe ich mit einem Auftragsboard angefangen. 234*54,5 Twinser für einen Berufskollegen, Board mit dem gleich extremen Finnen-Anstellwinkel wie beim Board hier: http://www.surf-forum.com/showthread.php?9122-Neuer-Twinser. Als Ende November die Kälte kam, habe ich die Arbeit unterbrochen. Über die Weihnachtstage wurde mir dann plötzlich gewahr, dass ich in diesem Frühling 30 Jahre Boardbau feiern kann. Mein allererster Selbstbau zu Zeiten der von SURF losgetretenen Selbstbauwelle war ein Thruster-Pintail-Winger 330*70cm (!!), der Kern bestand aus mit 2K PU-Schaum zusammengeklebten Styrodurplatten, in die Gleitfläche laminierte ich 2 Lagen 160er Glas, das Deck hatte 3 Lagen 160er Glas. Alles noch ohne Vakuumpumpe. Die Planke wog 12,5 kg, und war damit gewichtsmässig den damals aktuellen Serienboards um Welten überlegen, nach kurzer Zeit jedoch auf dem Deck mit den damals üblichen Dellen übersät. Schon dieses erste Board lief gut, deshalb wohl bin ich dem Selbstbau seither treu geblieben und habe sämtlichen Verlockungen ein Serienboard zu kaufen widerstehen können.
    So ein Jubiläum ist doch ein Grund, mindestens ein Board zu bauen, sagte ich mir. Deshalb verlegte ich meine Aktivitäten Anfang Januar in meinen beheizbaren aber (eigentlich zu) kleinen Keller und fing mit der Arbeit an einem SL-Board für Junior und einem Dreier Wave für mich an. Alle Laminier-Arbeiten erledigte ich an der Wärme, für die Staub- und Dreckarbeit, d.h. Schleif-und Shapevorgänge musste ich dann doch an die „frische“ Luft. Logisch, dass ausgerechnet heuer ein so langer und kalter F*%&-Winter werden musste! Das hiess, die Boards x-mal hin-und herzügeln, und dann natürlich auch das Autoinnere von den lieben weissen und leichten Kügelchen säubern.


    Inzwischen sind alle drei Boards fertig und warten auf den ersten Einsatz. Den flotten Dreier nehme ich in der nächsten Woche nach FUE, das SL Board wird Junior in Bälde sicher mal testen können, den Twinser lagere ich erst mal in FUE ein, sehe den Kumpel jeweils im Sommer.

  • Hier die Daten für die Selbstbau-Freaks:
    Twinser: Heavy-heavy-Duty-Ausführung. Der KK (Kumpel-Kunde) ist ein sehr sportlicher Looper und Tabletopper. Er hatte das oben erwähnte Board probe gefahren, wollte grossomodo das Gleiche, wünschte jedoch einen ausgedünnteren Bug, um eine bessere Kontrolle bei den Bottomturns zu bekommen und ein Deko mit bedrucktem Vlies.
    Kern 15er Styro gestringert, Gleitfläche: 160er Glas + 160er Kohle-Kevlar in der bruchgefährdeten Zone, 8mm Airex (C70.75), 160er Kohle bidirektional, 160er Glas
    Deck: 160er Glas, Standflächenberich: Doppelsandwich mit 8mm Airex, 160er Carbon, 3mm Airex, 160er Kohle-Kevlar und 80er Glas, unter der Standfläche die beiden Streifen bedrucktes Vlies. Finnen sind Hönis in 17cm, welche KK mir geschickt hat, ich hätte kleinere und im Tip weichere Finnen gewählt. Aber evtl. gehen die ja auch gut. Soviel Material geht dann halt etwas ins Gewicht: Die Planke wiegt inkl. Schlaufen aber ohne Finnen 6,2 kg

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  • SL Board 230*72 für heimische Gewässer, Segel TR8 in 7.6: Kern 15er gestringert. Gleitfläche: 80er Glas, verstärkt mit 100er Kohle bidirektional, 3mm Airex, 100er Kohle bi und 80er Glas
    Deck: 80er Glas, um die Rails herum 160er Glas, Standfläche zusätzlich 100er Kohle bidir., 3mm Airex und 100er Kohle bidir. + 80er Glas
    Ich suchte den Kompromiss zwischen Leichtbau und Haltbarkeit. Ob’s aufgeht? Time will tell. Gewicht: (ohne Finne): 6,2 kg

  • Trifin Wave 229*53,5, Standart-Aufbau für den (noch) surfenden Opa. Macht nicht so verrückte Sachen auf dem Wasser und ist froh für jedes Gramm weniger an Gewicht, das er, völlig entkräftet nach dem Surfen, in FUE bei Ebbe über den breiten Strand gegen den Wind zurücktragen muss: Gleitfläche: 160er Glas + 160er Kohle-Kevlar, 5mm Airex, 200er Kohle bi + 80er Glas, Deck: 160er Glas, Doppelsandwich Standbereich mit 5mm Airex 200er Kohle bi, 3mm Airex, 80er Glas mit weiss eingefärbtem Harz und Finish, bedrucktes Vlies, 2 x 80er Glas. Gewicht: 5,8 kg (ohne Fins)
    Das Vlies ist von FreakOn Hamburg

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  • Glückwunsch zum 30jährigen Shapejubi. Deshalb haben wir so lange nichts mehr von dir gehört :).


    Mal zwei Fragen:


    - Haben die Twinserfinnen wirklich einen so großen Cant-Winkel? Optische Täuschung?
    - Die Seitenfinnen beim Trifin stehen recht weit außen, oder?


    Die Outline vom Twinser wirkt sehr oldschool. Bin auf die Fahreindrücke gespannt. Auf geht´s in die neue Saison :D.

  • Hallo Robi,


    herzlichen Glückwunsch zum 30-jährigen Jubiläum! :super:


    Das Vlies sieht schick aus. Liegt das nur unter Lack oder unter Harz/Glas? Mit wieviel Mehrgewicht muss man da rechnen?


    Viel Spaß auf Fuerte!


    Fred

  • Hätte beim Beginn meiner Selbstbau-Phase nicht geglaubt, dass die so lange andauern würde. Hängt mit dem Surfvirus zusammen und mit meiner doch noch recht guten körperlichen Verfassung. Da kann ich nur hoffen, dass Letzeres noch möglichst lange anhält und ich noch nicht den Weg zurück zum Segeln gehen muss...


    @ Thomas:
    Die Masse sind exakt die gleichen wie bei der beschriebenen und von meinem Kumpel getesteten Planke. Ich selber bin nie auf dem Board gestanden, ich baue meine Twinfin-Kasten näher zueinander und mit deutlich weniger Anstellwinkel. Er hat jedoch das Fahrverhalten gut befunden, wenn ihm jedoch die Finnenanordnung nicht gepasst hätte, hätte er sicher nicht dasselbe bestellt. Ich denke, je weiter aussen die Finnen liegen, desto angestellter muss der Winkel sein und desto besser ist der Grip beim Bottomturn. Nach meiner Einschätzung müssten die Finnen ohnehin vorgetwistet sein, d.h. direkt unter der Gleitfläche angestellt, je weiter tief im Wasser liegend parallel zur Centerline. Deshalb finde ich weiche Tips wichtig. Bin bis dato mit den MFC's gut gefahren. Die Sidefins habe ich so weit nach aussen gebaut wie möglich, MT-Boxes (2° angestellt). Sidefins haben wenig Tiefgang, bremsen bei erhöhtem Anstellwinkel auch weniger, geben trotzdem genügend Grip. Dies meine auf Theorie basierenden Gründe. Werde schon bald testen können :):):)
    Wirklich Oldschool wäre das Board mindestens 15 cm länger.


    @ Fred
    Beim Trifin liegt das Vlies unter zwei Lagen 80er Gewebe und reicht um die Rails bis in die Gleitfläche. Beim Twinser habe ich ein normales Finish gemacht (nein, kein Bianco freddo, stinknormales Weiss RAL 9010) die beiden Streifen unter Vakuum auflaminiert, und mit der Klinge die Ränder der Standfläche entlang geschnitten als das Harz zu gelieren begann. Musste ich ständig überwachen, um den geeigneten Zeitpunkt zu erwischen. Die geschnittenen Ränder ergaben noch nicht so eine toll-harmonische Linie, dies korrigierte ich mit einer ca. 2mm breiten schwarzen Pinline. Vorher mit Tape abgeklebt, und mit dickflüssiger schwarzer 2K-Farbe gespritzt. Damit die Farbe nicht unter das Tape läuft und ausadert. Über das Vlies habe ich direkt die Standfläche gemacht. (Lack und Glitter, wie gewohnt)
    Die 400g Mehrgewicht des Twinsers liegen hauptsächlich im dickeren Airex begründet, zum Auflaminieren der schmalen Streifen habe ich nur 70 g Harz gebraucht, das Vlies wiegt fast nichts (45g/m2)


    Gruss
    Robi, der genug von diesem Sch....- Winter hat und sich tierisch auf FUE freut...

  • hi robi,
    deine boards sehen wirklich professionell aus, ein wahnsinn.....ja ich kann deine geschilderten ersten shape/laminier erfahrungen noch gut nachvollziehen, bei mir war der auslöser nicht die surf, sondern die selbstbau-anleitung mit brian hinde in der surfen.
    sind immerhin 2 boards geworden, das erste dürfte für damals geradezu revolutionär gewesen sein (280 x 80, geschätzt 150 liter, clarkfoam doppelstringer, 2 1/2 lagen 120er k-klass oben + 6-fach verstärkung unter schlaufen, 2 lagen unten, silmar-resin polyester, locker auch 12 kilos). das zweite kam nur einmal zum einsatz (orkan wiebke im februar 1990), weil nur aus dem inneren wunsch heraus gebaut und somit nahezu unfahrbar (275 x 42, geschätzt 50 liter, 2 1/2 lagen oben 2 unten, burlington blank singlestringer, ebenfalls silmar-resin polyester, und bleischwer mit 10 Kgs).
    leider bin ich seit mitte der 90er wieder zu einem serien-board-surfer geworden und auch geblieben.
    daher hut ab, dass du dir immer noch die mühe machst und gratulation zum jubiläum.
    jj...
    PS: kann den sch...schnee auch nicht mehr sehn, bei mir geht in 2 wochen nach ägypten...

  • Ich denke, je weiter aussen die Finnen liegen, desto angestellter muss der Winkel sein und desto besser ist der Grip beim Bottomturn. Nach meiner Einschätzung müssten die Finnen ohnehin vorgetwistet sein, d.h. direkt unter der Gleitfläche angestellt, je weiter tief im Wasser liegend parallel zur Centerline. Deshalb finde ich weiche Tips wichtig. Bin bis dato mit den MFC's gut gefahren. Die Sidefins habe ich so weit nach aussen gebaut wie möglich, MT-Boxes (2° angestellt). Sidefins haben wenig Tiefgang, bremsen bei erhöhtem Anstellwinkel auch weniger, geben trotzdem genügend Grip. Dies meine auf Theorie basierenden Gründe.



    Hallo Leute


    Wie gewohnt treibe ich mich im Juli in Fuerte herum. Doch zum Thema:


    Ich Depp habe vor ein paar Tagen beim Fahren eine meiner Sidefins verloren, weil ich sie mit einer zu kurzen Schraube montiert hatte. Super! Wo kriegt man in Sotavento eine MFC 11er Side-Finne mit Minituttle-basis? Entweder passt die Finne und das Boxsystem nicht, oder umgekehrt. Deshalb musste ich in den Norden fahren nach Lajares zu Bouke. Dort bin ich fündig geworden, und wie! Zuerst war er nicht überzeugt, etwas Richtiges für mich zu haben, seine Finnen würden nur bei Anstellwinkel von 2° funktionieren und ich hätte womöglich kein entsprechendes Board. Als ich ihm versicherte, die Boxen meines Thrusters hätten auch 2° Anstellwinkel, konnte er hinter dem Verkauf eines Sets in 11,5 cm stehen. Seine neuen Teile entsprechen nämlich genau dem, was ich oben beschrieben habe: Sidefins sollten vertwistet sein, d.h. direkt unter der Gleitfäche einen grösseren Anstellwinkel haben (weil dort das Wasser etwas seitlich wegfliesst) und weiter ins Wasser reichend zunehmend parallel zur Centerline. Ich habe Boukes Kreationen nun getestet (mit 4.5 und 5.0) und kann sagen, die Praxis bestätigt die theoretischen Überlegungen. Das Board fährt sich zwar nicht total anders, hat jedoch zusätzlich bei viel Druck auf dem hinteren Fuss kein Wegrutschen und läuft vor allem deutlich besser Höhe, bei mindestens gleich guter Drehfreudigkeit und Geschwindigkeit.
    Fazit: Der bedepperte Verlust hat sich als Glücksfall erwiesen.
    Schade nur, dass Bouke diese Art Finnen nicht für Twinser bauen will, ich denke, dass sie bei wesentlich mehr Tiefgang dort noch effizienter einzusetzen wären.


    Grüsse von der Düne
    Robi

  • Aha, so findet man plötzlich seine Name wieder.
    Nun ja, gerade neu sind die nicht, mache die Finnen schon so seit 2010. http://www.witchcraft.nu/newsitem.php?id=382. Leider ist dieser on line Mag mit dem Artikel mittlerweile vom WWW geholt. Aber ich denke das deine Empfindungen eher am neuen Profil liegen was diese Finnen haben mit leichten Konkav hinten. Die können extreme Anstromwinkel und Druck vertragen. Das Vorteil vom vertwisten liegt beim Wiederstand, was etwa 5% ausmacht beim Halbwindkurs fahren (mit seitlichen Segeldruck) und bis zu 25% bei down the line Wellenabreiten (ohne seitlichen Segeldruck). Basiert auf gleich große Finnen mit gleichem Profil.

  • Ist nicht so schwierig, beim durchsuchen der Profilendatenbanken hab ich das gesucht was am besten geeignet ist für die Welle, d.H. es muß unempfindlich zum Anstromwinkel sein. Was, das kann Jeder für sichselber herausfinden. Und damit können wir jetzt 1 bis 2 Größen kleiner wählen als beim früheren, was den NACA 10 ähnlich war. Das bringt noch mal zusätzlich einen reduzierten Wiederstand und erhöhten Drehfreudigkeit.


    Ich habe schon öfters anfragen gehabt für Finnen für Bretter andere Marken/Finnenaufstellungen. Nun ich bin Shaper und dazu gehören m.M.n. Finnen die zu den Bretter passen damit die Bretter optimal funktionieren. Wenn ich Zeit hätte wäre es bestimmt möglich Geschäftlich mehr aus meinen Finnenentwicklungen zu machen durch auch für andere Brettmarken Finnen an zu bieten aber zu beschäftigt mit interessantere Sachen. Das sollten die Shaper selber machen. Wenn, wie im Falle von Robi, die Finnenkasten-anordnung zufällig passt, Glück gehabt. Sonnst bevorziehe ich auch überhaupt keine Finnen zu verkaufen für Bretter wobei die Kasten falsch stehen, denn funktioniert es nl noch schlechter als geraden Finnen.