Leider sind manipulative Fragestellungen und Auswahl der Befragtengruppe mit Bezug auf das gewünschte Ergebnis bei vielen angeblich repräsentativen Umfragen gängige Praxis. Auch hier gilt letztlich „wer die Party bezahlt (Auftraggeber der Umfrage), bestimmt die Musik (Fragestellung, Befragtengruppe)“. Wir haben hier vor Ort jedenfalls eine ganz ähnliche Konstellation: nachdem unsere Landesregierung beschloss, dass es einen zweiten Nationalpark in NRW geben soll und ein mögliches Gebiet unseren Landkreis betrifft, musste sich der Kreistag mit der Frage beschäftigen, weil die Landesregierung festgelegt hatte, dass keine Beschlüsse gegen den Willen der betroffenen Kreise gefasst werden. Unser Kreistag lehnte den Nationalpark ab, ebenso der benachbarte Kreis. Natürlich gründete sich eine BI „JA zum Nationalpark“, und alsbald wurde ein Umfrageergebnis präsentiert: danach befürwortet die Mehrheit der Menschen in NRW die Einrichtung eines zweiten Nationalparks. Dieses Ergebnis wurde von der BI so interpretiert, dass der Kreistag mit seiner Ablehnung gegen den Willen der Bürger entschieden habe. Es folgte eine Petition, um den Kreistag dazu zu zwingen, sich nochmals mit der Frage zu beschäftigen - im Nachbarkreis das gleiche Vorgehen.
Leider sind es meiner Meinung nach heutzutage längst nicht mehr nur die Menschen an den politischen Rändern, die regelmäßig die Entscheidungen von demokratisch legitimierten Institutionen infrage stellen. Etliche Kleingruppen nehmen für sich in Anspruch, die schweigende Mehrheit zu repräsentieren, und lähmen in vielen Fällen doch nur das demokratische System. Leider führt das häufig dazu, dass sich in der Politik kaum noch jemand traut, Entscheidungen zu treffen, obwohl die Herren und Damen ja genau dafür gewählt wurden. Stattdessen wird die Verantwortung durch Verschiebung in die nächste Legislaturperiode oder eine Bürgerbefragung abgewälzt.
Tut mir leid, wenn das jetzt zu ausschweifend war - musste mal raus. Jedenfalls verfolge ich die Debatte um den Nationalpark Ostsee nicht nur aufgrund der Parallelität hier vor Ort aufmerksam und hoffe, dass viele meiner Lieblings-Windsurfspots noch lange als solche erhalten bleiben.