Ich hab mir früher um die Sicherheit auch keine großen Gedanken gemacht. Bis zu diesem Erlebnis: Spanien Westküste Atlantik, kleiner Campingplatz an großer Bucht, schöner 5er Wind quer zum Strand (sagt man da sideshore dazu?). Ich also mit dem 7er Segel zum Surfen, kein anderer Surfer unterwegs, am Strand auch nix los, meine Frau machte einen Spaziergang zu der Bucht auf der anderen Seite. Lief prima, ich machte etwas Höhe, um in den Bereich mit den kleinsten Wellen zu kommen. Nach längerer Zeit sehe ich zufällig, dass ein Stift des Gabelbaumkopfes schon ein gutes Stück nach unten rausgerutscht war. Da ich Richtung Strand unterwegs war, dachte ich, da mußt du gleich danach schauen. Ein paar Meter weiter brach das ganze Ding aber schon, und ich lag im Bach. Kein Problem, zum Strand zu kommen, war ja nah. Nur: was wäre gewesen, wenn der Bruch nicht in Strandnähe passiert wäre, sondern z.B. bei der Halse weit draußen? Es wäre sicher nicht leicht geworden, dann an Land zu kommen, quer zu Wind und Strömung. Da wäre ich evtl. auf die Felsen des Kaps am Ende der Bucht getrieben oder sogar am Kap vorbei, wenn ich sehr weit draußen gewesen wäre (hätte ich wegen der größeren Wellen dort aber eher nicht gemacht ...). Es sei denn, ich hätte das Segel treiben lassen und wäre nur mit dem Board zurückgepaddelt. Mit 15-16° war das Wasser auch recht kalt, einen geeigneten Anzug dafür hatte ich damals noch nicht.
Meine Folgerungen daraus:
1) Material gut checken, auch mal zwischendurch.
2) geeigneter Neo für die Temperaturen.
3) wenn möglich: andere Surfer oder wenigstens jemand an Land, der mal schaut.
Allerdings würde ich auch heute Punkt 3 nicht überschätzen. Im Zweifel kann ein anderer Surfer mir wenig helfen, sondern nur an Land eine Rettung organisieren, genau wie die Person an Land. Und das kann dauern, hängt sehr von den Verhältnissen ab. Gut ist da natürlich eine Station mit Schlauchboot an Land. Etwas länger dauert es schon, wenn man DLRG, Seenotrettung oder sonstige Organisationen alarmieren muß. Noch länger, wenn es so aussieht wie oben geschildert, da hätte es sicher gedauert, bis irgendein Boot hätte da sein können. Da wird dann Punkt 2 wichtig, denn wir sollten sicher sein, die notwendige Zeit problemlos temperaturmäßig auszuhalten.
Oben wurde bereits darauf hingewiesen, dass Unterkühlung eines der größten Risiken ist, vor allem, wenn man mit kleinem Board unterwegs ist. Am Meer kommt ablandiger Wind dazu, vor allem wenn er stärker wird.
Für mich der dritte Punkt ist Bewußtlosigkeit nach einem Sturz: wenn das passiert, helfen die anderen genannten Punkte meist auch nicht mehr, da kann man so schnell ertrinken, das merkt keiner rechtzeitig ... Deswegen müssen wir jeden Sturz so kontrollieren (können), dass weder der Mast auf den Kopf stürzt noch der Kopf Mast, Board oder andere harte Teile trifft. Geht das nicht mehr (insbesondere bei viel Welle - da fehlt mir aber die Erfahrung), sollte man einen Helm tragen. Ich hab meistens meinen alten Wildwasserhelm dabei und hab' ihn auch schon ein oder zweimal getragen, weil der Wind grenzwertig stark war.
Aber: ich würde auch heute wieder an der oben beschriebenen Bucht surfen. Mit dem warmen Anzug. Und würde meine Frau bitten, etwas nach mir zu schauen. Ebenso wenig Bedenken hätte ich, auf einem Binnengewässer wie z.B. dem Altmühlsee alleine zu surfen, solange es warm genug ist.
Mys, wenn du vor dieser Frage stehst, überlege einfach, ob die genannten Voraussetzungen für dich da sind und wie du dein Sturzrisiko einschätzt (da unterscheiden wir uns möglicherweise etwas). Da du die Frage ja gestellt hast, bist du offenbar bereits genügend sensibilisiert.
HL - Wolfman