Besser Höhelaufen mit wenig Gewicht und kleinem Segel?

  • Moin,


    meine Tochter (15, 45kg) fährt am liebsten ihren Vegas 145 mit den zwei 28er Freeride-Finnen. Meist mit 4er Ascan Jugendrigg oder auch mal mit dem 4,6er Gun Blow. Sie fährt Trapez, kommt ab und zu mal ein Stück ins Rutschen, fährt aber noch ohne Nutzung der Fußschlaufen.


    Naturgemäß hat sie generell Probleme mit dem Höhelaufen und wenn sie dann noch versucht, ins Gleiten zu kommen, verschwindet sie bei ihren Versuchen regelmäßig komplett im Lee-Nirwana, aus dem sie dann zu Fuß das Board hinter sich herziehend wieder auftaucht. Verständlicherweise demotivierend ...


    Wie kann man ihr helfen?
    Kann man technisch noch durch größere Finnen unterstützen?
    Wo würdet ihr die Mastfußposition setzen? Haben von vorn bis hinten probiert, aber sie "spürt" (noch) keinen wirklichen Unterschied …
    Gibt es fahrtechnische Tipps, wie Standposition etc? Selbst, wenn es die gleichen sind … wenn sie nicht vom Vater kommen, sind sie immer mehr wert:-)


    LG
    Dirk


  • Hallo Dirk,


    das bekommt man schon hin.


    Der Mastfuss sollte bei einem so kleinen Segel eher ganz hinten sein.


    Die Finnen sollten passen, grössere machen bei anderen Kursen wieder nur Ärger.


    Zum Einleiten des Kreuzens muss bei einem so kleinen Segel energisch angeluvt werden am Anfang, also Segel in der Segelsehne nach Hinten neigen. Ist der gewünschte Kurs erreicht, Segel wieder in die Neutralposition stellen.


    Für das Kreuzen muss das Segel sehr dicht gehalten werden, was bei so kleinen Segeln = kurze Segelsehne etwas Übung und Gefühl erfordert.


    Um das Ganze zu unterstützen kann die Leekante leicht ins Wasser gedrückt werden, um die Abdrift zu vermindern. Dabei besteht allerdings die Gefahr des ungewollten Anluvens.


    Standposition ist zwischen Mastfuss und vorderen Fussschlaufen bei Verdränger Fahrt.


    Am Anfang ist es sehr hilfreich, sich am Ufer einen Punkt in Luv zu suchen, den man ansteuert, um ungewolltes Anluven oder Abfallen zu erkennen und zu korrigieren.


    Kreuzen ist schwiegig, damit haben nicht nur Anfänger so ihre Probleme. Daher ist es auch wichtig auf dem Wasser zu erkennen, woher der Wind kommt, also woran man überhaupt erkennt, welchen Kurs man gerade fährt. Hier liegen nämlich die meisten Irrtümer, die in der Folge Höhe Laufen verhindern.


    Zusätzlich ist Geduld nötig, da man beim Höhe Laufen nicht besonders schnell ist und gleichzeitig guten Segeldruck hat.


    Mit etwas Übung ist das alles zu lernen.


    VG
    Gerhart

  • Das stelle ich mir ganz schön kompliziert vor, wenn ein 45 kg Persönchen bei einem 145 l Board die Leekante runtertreten soll.


    Zum Höhelaufen in Dümpelfahrt drücke ich die Luvkante möglichst tief ins Wasser, dabei will das Board von alleine anluven und ich muß mit dem Segel etwas nach vorne gehen, was auch wieder das Höhelaufen verbessert.
    Entscheidend ist aber ein Segel, das auch bei sehr kleinen Anstellwinkeln sauber zu kontrollieren ist. Ein Segel mit ausgeprägtem "off" ist da eher hinderlich, dabei fällt ein Anfänger zu leicht nach Luv wenn das Segel off macht. Ob ein Jugendrigg da viel besser ist kann ich nicht sagen. Also hilfreich ist da ein Segel, das gleichmäßig von unten raus zieht und gerade bei kleinen Anstellwinkeln den Anfänger nicht überfordert.


    @ DiNiNe
    Ob man ein Gun Blow so trimmen kann solltest du mal vorher ausprobieren. Das kann dann völlig anders aussehen wie der "richtige" Trimm, denn bei 6 bft wird sie das 4,6er ja wohl nicht mehr fahren wollen.
    Ich würde es mal versuchen mit deutlich weniger Vorliekspannung und dann am Achterliek voll durchsetzen und flachziehen, kenne aber das Blow nicht!


    mfg
    Dr. Spin Out


  • Ob man ein Gun Blow so trimmen kann solltest du mal vorher ausprobieren. Das kann dann völlig anders aussehen wie der "richtige" Trimm, denn bei 6 bft wird sie das 4,6er ja wohl nicht mehr fahren wollen.
    Ich würde es mal versuchen mit deutlich weniger Vorliekspannung und dann am Achterliek voll durchsetzen und flachziehen, kenne aber das Blow nicht!


    Ich verstehe den Ansatz dahinter nicht. Meiner Erfahrung nach macht viel Schothornspannung die Segel eher ansprochsvoller zu fahren, was den Anstellwinkel angeht. Sicher, man spürt gut, wann Druck da ist und wann nicht, aber der Wechsel kommt so abrupt, dass er schwer zu kontrollieren ist.
    Mein Ansatz wäre bei nur eingehängtem Schothorn so lange die Vorlieksspannung zu reduzieren (jedes Mal Schothorn anpassen!) bis das Segel Zicken macht. Irgendwann wird der Druckpunkt mehr wandern als einem lieb ist. Das betrifft sowohl ein nach hinten wandern in den Böen als auch ein generelles nach oben wandern.

  • Hallo,


    wenn die Luvkante für sei leichter ist, dann ist es auch OK, es geht darum möglichst viel seitliche Fläche im Wasser zu haben, um die Abdrift klein zu halten. Die Kante soll als Schert Ersatz wirken.


    Ein nicht ganz so flaches 5er Segel -z.B. ein Onshore Wave Modell - hat eine besseres Verhältnis Mastlänge / Gabelbaum, um den Segeldruckpunkt und die Segelstellung beim Kreuzen zu erspüren. Ein flaches Segel mit kurzer Gabel macht das am Anfang zusätzlich schwierig.


    VG
    Gerhart

  • Ein nicht ganz so flaches 5er Segel -z.B. ein Onshore Wave Modell - hat eine besseres Verhältnis Mastlänge / Gabelbaum, um den Segeldruckpunkt und die Segelstellung beim Kreuzen zu erspüren. Ein flaches Segel mit kurzer Gabel macht das am Anfang zusätzlich schwierig.


    Das Blow sollte da schon ganz gut passen, da es sehr kompakt baut und ordentlich Vortrieb haben soll.

  • Dirk,
    jetzt sind ja ne ganze Menge Hinweise gekommen. Wie umsetzen? Entweder du fährst mal auf einem großen Board hinter ihr her, damit du den einen oder anderen Hinweis zurufen kannst und z.B. den Kurs kontrollieren kannst. Oder du investierst mal in eine Privatstunde mit einem guten Surflehrer. Mein Kleiner, damals mit 12 Jahren eher noch leichter, wurde übrigens drei Mal vom Motorboot der Surfschule wieder reingeholt (ablandig am Meer), und der hat es auch gelernt. Also alles ganz normal. Wasserstart hat er dann einen Urlaub später durch eine Privatstunde gelernt; hat wunderbar geklappt.


    Viele Grüße
    Peter

  • Dirk,
    jetzt sind ja ne ganze Menge Hinweise gekommen. Wie umsetzen? Entweder du fährst mal auf einem großen Board hinter ihr her, damit du den einen oder anderen Hinweis zurufen kannst und z.B. den Kurs kontrollieren kannst. Oder du investierst mal in eine Privatstunde mit einem guten Surflehrer. Mein Kleiner, damals mit 12 Jahren eher noch leichter, wurde übrigens drei Mal vom Motorboot der Surfschule wieder reingeholt (ablandig am Meer), und der hat es auch gelernt. Also alles ganz normal. Wasserstart hat er dann einen Urlaub später durch eine Privatstunde gelernt; hat wunderbar geklappt.


    Viele Grüße
    Peter


    Eine Schulung durch Eltern oder Partner funktioniert meist suboptimal und führt schnell zu Missstimmungen. Ein Dritter ist da oft die bessere Wahl, auch wenn es was kosten sollte. Das Ergebnis ist meist besser.


    VG
    Gerhart

  • Ich verstehe den Ansatz dahinter nicht. Meiner Erfahrung nach macht viel Schothornspannung die Segel eher ansprochsvoller zu fahren, was den Anstellwinkel angeht. Sicher, man spürt gut, wann Druck da ist und wann nicht, aber der Wechsel kommt so abrupt, dass er schwer zu kontrollieren ist.
    Mein Ansatz wäre bei nur eingehängtem Schothorn so lange die Vorlieksspannung zu reduzieren (jedes Mal Schothorn anpassen!) bis das Segel Zicken macht. Irgendwann wird der Druckpunkt mehr wandern als einem lieb ist. Das betrifft sowohl ein nach hinten wandern in den Böen als auch ein generelles nach oben wandern.


    Du redest da vom Einsatz des 4,6 m² Segels bei 5-7 bft und das 45 kg Kind wird das Segel wohl bei 2-3 bft fahren. Glaubst du da im Ernst an kräftige :eek: Druckpunktwanderungen???

  • Danke erstmal für all die Tipps, die ich ihr gerne mal zu lesen gebe. Zumindest ist dann klar, dass ich ihr bisher nichts Falsches erzähle :)


    Sie fährt das 4er so bis 5 Bft, das Blow so bis max 3-4 Bft. Hinterher fahren und übers Wasser brüllen ist eigentlich Standard. Gefällt aber eigentlich mir noch ihr. Private Stunde gehen wir bei nächster Gelegenheit an - wird wohl das Beste sein.

  • Wenn ihr am Großen Meer seid, kann ich euch da den Jens wärmstens empfehlen, gerade mit Kindern hat er das ziemlich gut drauf!


    Ansonsten kannst du deine Tochter noch den Tip geben, dass der Kopf das Board steuert. Wenn man aktiv das Gesicht in den Wind dreht, ist das höhe laufen viel einfacher! Landmarke suchen ist gerade am Anfang auch sehr gut.


    Gruß, Onno

    wissen ist macht. nicht wissen macht auch nichts.

  • Du redest da vom Einsatz des 4,6 m² Segels bei 5-7 bft und das 45 kg Kind wird das Segel wohl bei 2-3 bft fahren. Glaubst du da im Ernst an kräftige :eek: Druckpunktwanderungen???


    Durch verringerte VL-Spannung wandert der Druckpunkt unabhängig vom Wind nach oben. Und ja, wenn man so ein Segel mit negativer Schothornspannung aufbaut wandert auch bei 3bft irgendwann der Druckpunkt zu sehr vor und zurück.
    Aber der Kern meiner Aussage war, dass ich für Leichtwindbedingungen auf keinen Fall ernsthaft Schothornspannung auf so ein Segel geben würde. Gerade so viel, dass der Druckpunkt nicht zu viel nach hinten wandert. Habe gestern erst wieder die Erfahrung gemacht, dass Segel mit zu wenig VL-Spannung für den vorherrschenden Wind aufgebaut und zum Ausgleich über das Schothorn totgezogen wurde nicht vernünftig zu fahren ist.

  • Durch verringerte VL-Spannung wandert der Druckpunkt unabhängig vom Wind nach oben. Und ja, wenn man so ein Segel mit negativer Schothornspannung aufbaut wandert auch bei 3bft irgendwann der Druckpunkt zu sehr vor und zurück....


    Wenn du ein Segel hast, bei dem schon bei 3 bft der Druckpunkt zu sehr vor und zurück wandert, dann hast du wohl noch ein original Windsurfer Regattasegel. Ja, 3-4 bft war damals schon grenzwertig! :D

  • Auf jeden Fall muss ja so viel Spannung am Schothorn sein, dass die Latten auch bei wenig Wind um den Mast rutschen. Viel Bauch ist da also nicht möglich.

  • ......Habe gestern erst wieder die Erfahrung gemacht, dass Segel mit zu wenig VL-Spannung für den vorherrschenden Wind aufgebaut und zum Ausgleich über das Schothorn totgezogen wurde nicht vernünftig zu fahren ist.


    Gerade da wollte ich hin :bonk: . Wenig Vorliek und Achterliek voll durchgesetzt. Dann hat man das Segel totgezogen, es funktioniert bei "normalen" Windstärken nicht mehr. Aber da das Profil jetzt fast platt wie ein Laken ist sollte das Handling bei 3 bft recht kontrolliert und gutmütig sein. Kommt dann einfach drauf an, wieviel Bauch durch den Segelschnitt vorgegeben ist und ob der Krafteinsatz weich oder mit on/off kommt.

  • Die modernen Segel sind überhaupt nicht für solche Lern-Situationen geeignet.


    Wozu verwenden Surfschulen weichere Segel aus Dacron, die auch nicht durchgelattet sind? Damit man
    die Windwirkung und Segel-Reaktion besser spürt.


    Auch wäre ein Board mit Mittelfinne besser geeignet. Solange, bis das Gleiten die Oberhand gewinnt und
    der Surfer von selbst weit hinten steht und merkt, dass das Brett zu sehr luvt, und dann kommt die Mittelfinne
    weg.


    Mein Sohn hat die gleichen Probleme, muss das Rigg immer weit nach hinten ziehen, um nicht abzufallen,
    nutzt er dann mal eine Böe zum Angleiten, geht es schnell nach Lee, logisch. Er will halt auch ohne Mittelfinne/
    Schwert auskommen. Ist halt cooler.

  • Auf jeden Fall muss ja so viel Spannung am Schothorn sein, dass die Latten auch bei wenig Wind um den Mast rutschen. Viel Bauch ist da also nicht möglich.


    Den gleichen Effekt erreichst du auch mit ausreichend Vorliekspannung, nur ohne das von anderen angesprochene Problem des "Totziehens" (am Schothorn). Auch für meine Töchter rigge ich die kleinen Segel auf wie für mich selber.


    Einmal hab' ich es ohne Loose Leech (also mit weniger Vorliekspannung) probiert, um bei wenig Wind mehr Zug zu generieren. Zumindest bei meinem 4,8er hat das gar nicht funktioniert. Meine Tochter kam nicht zurecht, dann hab' ich es selber probiert und festgestellt, dass das Handling saumäßig war. Vor allem konnte man das Segel nicht gut in den Wind ziehen, es war wie mit den früheren alten Segeln: der Druck nahm nicht gleichmäßig zu, sondern kam mit einem Schlag. Also sozusagen extremes on/off. Für Anfänger oder Aufsteiger taugt das gar nicht (und auch ich würde das nie mehr wollen). Zuerst passiert nix, dann zieht's dich gleich übers Board, wenn du nicht sehr aufpasst.


    Also das Segel ganz normal aufriggen.


    Was das Abtreiben nach Lee angeht: bei großem Board ohne Schwert oder Mittelfinne und kleinen Segeln ist das kaum zu verhindern. Ich vermute mal, deine Tochter treibt nicht gerade quer ab (außer es hat fast keinen Wind, dann kann auch das passieren), sondern hat einfach eine Fahrtrichtung etwas nach Lee. Diese Leegierigkeit liegt einfach daran, dass der Segeldruckpunkt zu weit vor dem Lateralpunkt des Boards ist. Dagegen helfen drei Dinge (am besten kumulativ): kleinere Finnen (--> Lateralpunkt etwas weiter vorn), Mastfuß ganz nach hinten, Segel möglichst weit nach hinten neigen (--> Segeldruckpunkt etwas weiter hinten).


    HL - Wolfman