Fahrbericht KA Sail Race 7,9 2011

  • Nachdem in der Vergangenheit KA Sail gezeigt hat, dass sie sehr schnelle Speedsegel bauen können, die gleichzeitig eine Menge Spass bringen können, haben sie seit 2010 auch Slalom/Race-Segel in kleinen Größen im Programm. Formulasegel ab 9,8m2 gab es auch vorher schon.
    Die Segellinie Koncept zeichnet sich neben dem hohen Speedpotential (50kn bei gpsss) besonders dadurch aus, dass diese Segel in allen Belangen sehr surferfreundlich sind. Das fängt beim Aufriggen an, geht beim angleiten, speeden und halsen weiter, bis hin zum abriggen. Auf- oder abriggen dauern nicht länger als ein paar Minuten, die Vorliekskräfte sind moderat, eine Ratsche benötigt man nicht. Auf dem Wasser zeigt sich die Rotation der Camber als beispiellos, man wird bei der ersten schnellen Halse eventuell überrascht sein, wie schnell die Camber umklappen und das Segel wieder Zug hat. Das gesamte Handling ist außerordentlich gut, da die Gabellänge sehr kurz ist. Man hat immer das Gefühl ein deutlich kleineres Segel zu fahren.
    Was bleibt davon bei einem Racesegel übrig oder inwiefern leidet die Surferfreundlichkeit und der Spass für den durchschnittlichen Hobby-Surfer und Racer?
    Im Gegensatz zum Koncept hat das Race in 2011 vier Camber und acht Latten in den Slalomgrößen, also einen Camber und eine Latte mehr. Die Verarbeitung des Segels ist auf hohem Niveau, es werden nur hochwertige Materialien verwendet und an einigen Stellen sinnvolle Verstärkungen gegen Abnutzung eingesetzt. Wie alle Racesegel heutzutage hat auch das Race einen Boom-Cutout zum Verkürzen der Gabel sowie zur Verbesserung der Fahrleistungen. Zwei Eyelets für die verschiedenen Windbedingungen und die Erhöhung der Windrange gibt es auch. Selbst an Kleinigkeiten wurde gedacht: Auch die Startschot kann schön erst durch einen Schlitz geführt werden, um sie dann am Mastfuß zu befestigen. Was mir auch gefällt, ist der neue Neopren-Reißverschluß des Boom-Cutout am Frontstück. Sieht schick aus. Inwiefern es die Fahrleistungen erhöht, habe ich keine Ahnung.


    Aufriggen:
    Das Aufriggen dauert etwas länger als beim Koncept, gestaltet sich aber nicht schwieriger. Lediglich einen Zwischenschritt mehr muss man machen und einen Camber mehr muss man ranklacken. Am schnellsten geht es, wenn man zuerst den Mast über die Camber einführt und schon einmal ordentlich Vorlieksspannung draufgibt. Dann kann man die Gabel befestigen und am Schothorn ziehen, damit die Camber leichter rangeklappt werden können. Danach wieder Vorliek lösen und die Camber ranklacken. Nun wieder Vorliek durchziehen und am Schothorn die gewünschte Spannung einstellen. Fertig.
    Der Konceptfahrer wird sich beim Trim des Race etwas umstellen müssen. Das Race benötigt viel mehr downhaul als das Koncept und hat infolge dessen ein deutliches und starkes LL.
    Die Camber-Rotation:
    Sobald das Segelmaterial sich gesetzt hat (bei mir nachdem ersten beiden Malen fahren) und, falls nicht der originale Mast gefahren wird, Spacer bzw. der alternative, längere Camber für die unterste Latte eingesetzt wurden, ist die Rotation hervorragend. Die Camber benötigen beim Halsen keinen zusätzlichen Impuls, alleine durch das Rotieren des Segels gehen sie nach der Hälfte der Rotation von alleine auf die richtige Seite. Ich muss gestehen, dass ich beim ersten Mal aufbauen und fahren schockiert war. Die Camber hatten viel zuviel Druck und die Latten waren enorm gespannt. Selbst unter Zuhilfenahme der Hand hatte ich Schwierigkeiten, die Camber und Latten auf die andere Seite zu drücken. Es stellte sich heraus, dass ich 1. zu wenig downhaul verwendet hatte. 2. war die Lattenspannung viel zu hoch. 3. Am untersten Camber war ein Spacer zuviel. Einmal richtig eingestellt, war die Ausfahrt dann ein Genuss!!


    Auf dem Wasser:
    An Land könnte man meinen, dass das Segel etwas schwer ist, sofern man eher Freeride- oder Wavesegel gewohnt ist. Aber schon beim Dümpeln merkt man, dass das Segel sehr ausgewogen in der Hand liegt. Es fühlt sich „leicht“ an. Gerade in der Halse wird man das als Pluspunkt zusammen mit der Camberrotation bemerken.
    Der Einsatzbereich des Segels ist gewaltig. Mit nur einem Trim kann man 10kn bis in Böen über 25kn abdecken. Am besten funktioniert das Segel, wenn es gut durchgetrimmt wird. Dann liegt es besonders leicht in der Hand, hat die beste Beschleunigung und Topspeed. Bei 15kn-25kn fühlt sich das Segel am wohlsten. Wie im Vorjahr sind die Am Wind Winkel sehr gut. Das Segel macht Höhe ziehen mit viel Speed wirklich leicht. Wer viel Power sucht, um sein Board auf der Lee-Kante zu fahren, wird hier fündig. Durch die konstante Power und den Zug geht dies sehr einfach.
    Ich vergleich zum Koncept ist die Druckpunktstabilität doch höher, der Halbwind- und Am-Wind-Speed höher.


    Inwiefern das Segel im Vergleich mit anderen abschneidet, kann ich selbstverständlich nicht sagen. Es handelt sich hier um meine Eindrücke. Um irgendwie einem Eindruck vorzubeugen, will ich auch nicht behaupten, dass es das beste Segel aller Zeiten sei. Ich fahre allerdings seit 2008 KA Sails und bin noch nie enttäuscht worden. Mit diesen Segeln macht man nicht nur nichts falsch, sondern wird sehr viel Spass haben!!


    Bei Fragen kann man mir mailen oder sie hier im Forum stellen.

    Dateien

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  • wirklich umfangreicher Bericht


    Ich denke dem Leser fehlt vielleicht noch eine Information....


    http://www.kasail.de/KA.Sail-Germany/Ambassador.html


    Tim aus Bremen vom Team Germany KA.Sails;)


    Aber Bericht ist Bericht... oder doch nicht? DAS (siehe eine Zeile weiter oben) muss doch kein Nachteil sein, so seh ich das zumindest. Muss jeder selber sehen.


    Damit ich nicht wie ein ALoch dastehe, sage ich gerne auch noch ganz ehrlich dazu:
    Wenns Hotsails morgen nicht mehr gäbe, dann würde ich KA.Sails den 3 großen Marken P., N. und G. ohne zu zögern vorziehen, da es wirklich gute und robuste Segel sind.


    Mach von mir aus weiter so.

  • Hallo Tim,


    danke dir für die Informationen, bitte gerne mehr davon und weiter so! :)


    Grüße


    Totti

    Dieser Text wurde nach alter, neuer und eigener Rechtschreibung geschrieben und ist daher fehlerfrei!
    Tipp Weltmeister F1 2011 & 2013, Tipp Team-Weltmeister F1 2009, 2010, 2011, 2017, 2019, 2020, 2021!


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    Windcraft-Sports.de


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  • Moin,


    ich finde den Bericht auch sehr gut, der Hinweis auf den Teamfahrer fehlte noch.
    Schade, das sich nur wenige diese Mühe machen.


    Das Segel ist doch kompletter Monofilm, wo ist da was besonders solide? Es ist wie (fast) jedes andere Racesegel aufgebaut. Das ist nichts negatives. Fahren kann es sich trotzdem oder gerade deswegen supergut. Aber den Kommentar von Boddi verstehe ich da jetzt nicht.


    Grüße
    teenie

  • Hi!


    Ich will nicht sagen, dass das Segel solider als alle anderen ist. Überhaupt bin ich nicht in der Lage dieses Segel mit allen anderen zu vergleichen, weil ich weder alle anderen Segel kenne, gesehen habe noch gefahren bin!
    Aber ich kann sagen, dass z.B. die Masttasche solider erscheint als die von G. Das Material ist etwas dicker. Auch brechen von Cambern oder Latten ohne Grund halte ich für eher ausgeschlossen. Zumindest solange man die Segel auf eine vernünftige Weise benutzt.
    Es gibt einen Schutz des Segels bzw. der Lattentasche im Bereich des Endstücks der Gabel, damit das Segel nicht an der Gabel scheuert.
    Viele kennen eben diese Marke nicht und werden vermutlich skeptisch in bezug auf Verarbeitungsqualität sein. Mindestens seit 2008 hat sich KA Sail auf die Fahne geschrieben keine Billigmarke zu sein, sondern Qualität zu produzieren. Darauf versuche ich beispielsweise aufmerksam zu machen.


    Anbei noch zwei Bilder, die nur demonstrieren, dass KA nichts weltbewegendes anderes macht, aber ganz sicher nützliches und sinnvolles.


    Bild 1: schwarzer Streifen auf Lattentasche zum Schutz
    Bild 2: wie teilweise bei anderen auch, sinnvolle Führung der Startschot


    Bilder sind von einem Koyote 6,6. So sieht es auch bei einem Race aus.


    Grüße
    Tim

    Dateien

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  • Hallo Tim,


    das war nicht auf Dich gemünzt, sorry ich habe mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich bezog mich auf die Aussage von Boddi. Auch die HSM Superfreaks sind keineswegs unzerstörbar (wie ich grad feststellte), aber Monofilm ist ja nicht das stabilste Ausgangsmaterial.


    Dir, Tim, galt ausschliesslich das Lob. Beide Details die Du grad zusätzlich nanntest haben meine Superfreaks übrigens nicht, wobei ich beides bei einem Freemovesegel nicht wirklich vermisse, obwohl ich immer eine Startschot verwende. Bei einem Cambersegel sind die Schoner bestimmt sinnvoll.


    Es gibt so viele Segelmarken, die sich kaum unterscheiden, da sind die Details gerade wichtig und daher find ichs gut wenn die mal jemand herausstellt (z.B. auch die geringen Trimmkräfte!).


    Grüße
    teenie

  • beim P7 AC-1 ist als schutz ein stück x-ply auf der lattentasche aufgenäht um sie vor beschädigungen durch die gabel zu schützen. war da anfangs überfordert für was das ist, aber habs dann ziemlich schnell rausgefunden. gutes feature was auch das KA hat. genauso wie das mit der durchführung der startschot.

  • Danke für den ausführlichen Test-Bericht, Tim!
    So macht das Forenlesen Spaß und Sinn.


    Cheers Dom

  • Hi!


    Ich bin jetzt 7,1 - 7,9 - 8,9 mehrmals gefahren und habe festgestellt, dass die Angaben zum Vorliek und Gabellänge stimmen. Es sind allerdings die Max-Angaben, von denen man im Low-Mid-Wind um 2-3cm abweicht. Weniger macht keinen Sinn, weil das Segel dann an Effizienz verliert. Es fühlt sich zwar an als hätte es mehr Power, doch das trügt.
    Alle KA Konceptfahrer müssen sich beim Trimm wirklich umstellen, das Race hat viel mehr LL. Das scheint dem einen oder anderen noch nicht ganz klar zu sein.
    Camberkonfiguration bei mir und meinen Masten von KA (100%): von unten gezählt
    1. Latte einen
    2. Latte keinen
    3. Latte einen
    4. Latte keinen.
    Speedsurfer werden vermutlich überall 2 Spacer einsetzen, um ein extrem glattes und steifes Profil in der Masttasche zu erhalten. Wer auch mal halsen möchte, sollte weniger Spacer einsetzen.


    Grüße
    Tim