Woran liegt es tatsächlich, daß der Windsurfmarkt zurückgeht?

  • Was meint ihr: Woran liegt es, daß der Windsurfmarkt tatsächlich zurückgeht?


    Wer trägt die Schuld daran? Gibt es einen Schuldigen?


    Oder sind es nur die anderen Trendsportarten schuld?


    Sind die Leute nicht mehr am Windsurfen interessiert?


    Warum investieren die wenigen Aktiven weniger in neues Material? Ist das überhaupt so? Habt ihr "früher" mehr investiert als heute?


    Grüße


    Totti

    Dieser Text wurde nach alter, neuer und eigener Rechtschreibung geschrieben und ist daher fehlerfrei!
    Tipp Weltmeister F1 2011 & 2013, Tipp Team-Weltmeister F1 2009, 2010, 2011, 2017, 2019, 2020, 2021!


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  • Moin Totti,


    interessante Frage die, so befürchte ich, nicht mit schwarz + weiß zu beantworten ist. Ich denke es ist ein vielschichtiges Problem. Ich will mal mit einem Beispiel aus einem anderen Bereich anfangen. Meine Jungs machen viel Sport in unterschiedlichen Sportarten. Aber in allen Bereichen läßt das ehrenamtliche Engagement nach. Das ist durchgängig und liegt meiner Ansicht nach an der Änderung der Lebensumstände in den Industrienationen. Wir werden immer bequemer !


    Dieses wiederum führt dazu das immer weniger Leute immer weniger machen. Das trifft natürlich auch die Windsurfer; meiner Ansicht nach insbesonders da es eine sehr aufwendige Sportart ist, falls man nicht direkt am Wasser wohnt. Man braucht eine Menge Equipment, angefangen beim Material selbst bis hin zum geeigneten Auto.


    Das schreckt schon mal viele ab. Ich war vor 3 Wochen auf Fuerte an der Costa Calma. Die Surfschule brummte da die Leute nicht viel Alternativen hatten und es cool fanden Windsurfen, nicht SUPen, zu gehen. Da war der "Markt" noch wie in den 70igern. Keine andere Trendsportart am Platz, keine andere Alternative und tagsüber hatten die Leute Zeit und waren nicht sonstwo eingebunden.


    Zudem sind in den Industrieländern die goldenen Zeiten im Arbeitsleben vorbei. Ich formuliere es mal so. Samstagsarbeit wird in vielen Berufssparten wieder häufiger. Die 40 Stunden Woche ist ebenfalls in etlichen Branchen schon längst nicht mehr der Standard und das Leben insgesamt ist umfangreicher geworden.


    In den 70igern gingst Du zur Telekom, hast einen Telefonanschluß bestellt und konntest zwischen 4 Farben wählen - dann hattest Du Ruhe. Heute mußt Du tagelang überlegen und nachschauen welches Gerät, welcher Anbieter + welcher Tarif. Das kostet Zeit und frist Energie und äußert sich in einem anderen Freizeitverhalten.


    Folglich sucht man sich Trendsportarten die unkompliziert sind und nicht aufwendig. Es haben sich ja schon viele rausgebildet die auf Knopfdruck funktionieren. Siehe die Fitnesscenter. Ich gehe um 19:30 zum klettern oder zum Spinning. Turn da eine Stunde rum, gehe anschliessend noch ein Bier trinken und habe es kompakt mit Gleichgesinnten untergebracht. Warum soll ich dann noch auf Wind warten, tausende von Euros investieren nur um dann am See zu stehen und keinen Wind zu haben!


    Ich denke das sind nur die Rahmenbedingungen die sich in unserem Leben geändert haben. Dazu kommen natürlich noch sehr viele brancheninterne Probleme die du aber wesentlich besser kennst als ich - was aber auch zu einer Sättigung des Marktes führt. Ich denke es gibt inzwischen viele, die diesen Jahreswechsel von Material nicht mehr mitmachen wollen. Natürlich ist es schön wenn man ein neues Board hat; wenn es aber schon beim kleinsten Anticken defekt ist dann ist der Spass schnell weg.


    Dazu kommt der interne Stress der Windsurfer immer der schnellste, abgefahrenste, coolste und sonstnochwas zu sein. Die Zeiten als alle jedem geholfen haben sind doch vorbei. In den Mags steht so häufig das du, wenn du der schnellste am See sein willst, dieses oder jenes Produkt kaufen sollst.


    Was soll das! Diese 3 Sätze werden als "Kurztest" verkauft. Es löst aber etwas aus und viele fragen sich ob sie diesen häufigen Materialwechsel noch mitmachen möchten.


    Ich denke das zuvor geschriebene sind auch nur Splitter aus einem breiten Spektrum an Ursachen. Ich bin aber gespannt was da alles noch zusammenkommt.


    [FONT=Helvetica, Arial, sans-serif]Viele Grüße
    Michael [/FONT]

  • Moin,


    geht der Windsurfmarkt, tatsächlich, weltweit zurück?


    Es gibt da viele aspekte. Der wichtigste überhaupt ist, windsurfen ist nicht mehr inn und nur wenn was
    in ist wird was verkauft.
    Siehe doch mal bei z.B. den inlinern. Als ich damals zur 1. Garde gehörte waren die Dinger schexxx teuer
    aber es war einfach toll das 'neue' Gefühl. Du hattest Platz und konntest auch mal richtig Gas geben.
    Heutzutage kriegste die Dinger für 30,- beim Discounter und die sind besser als meine ersten damals.
    Jeder hat sowas mittlerweile im keller stehen, daneben steht noch nen Fahrrad, nen Roller, die Skiausrüstung und auch noch ein Trimmrad und noch diverses anderes.
    ist der Trend erstmal vorbei, ist es schwer den Markt am Einbruch zu hindern. Es bleiben wenige dabei, die aber durchaus auch bereit sind richtig Kohle zu investieren.
    Die inliner meines Kiumpels liegen bei 800,-...


    Windsurfen ist also nix besonderes. Es bleiben die wirklichen Nachteile. Windabhängig, du musst zum See fahren, wo bleibt die familie? Materialintensiv... es hat sich eben von der Sommer-nebenbei Erholung auf dem Wasser zu einer wirklichen Sportart mit vielen Facetten entwickelt. Man ist eben nicht mehr der König wenn man wackelig ne Wende steht, also macht das auch keiner mehr...


    Was mich wundert ist, das immer noch gehofft wird die alten (guten?) Zeiten kommen wieder... quatsch, wichtig ist jetzt, das die Branche sich endlich auf die jetzigen, realistischen, Zahlen einstellt und danach handelt und auch den ganzen Entwicklung/ produktion/ Vermarktungs- Prozess einstellt!
    Wir werden nicht mehr signifikant wachsen, nie mehr!


    Das wird das Kiten und auch SUPen genauso ereilen, früher oder später.


    Bei mir selbst hat es mit einem gebrauchten Board und 2 Segeln für 10 Jahre angefangen. Danach kam eine Zeit, in der ich auch mal häufiger material getauscht habe, da war ich auch wesentlich mehr auf dem Wasser. Das ist wieder vorbei. Jetzt müssen die Sachen ein paar Jahre durchhalten (Wasserstunden bleiben aber wohl gleich ;-( ). Ich empfinde auch die Fortschritte nicht mehr als eklatant. ich glaube ein cross120 aus 2001 wäre heute immer noch konkurrenzfähig (auch und gerade in der Bauweise).
    Warum also, bis auf Design (schwarz oder bunt) soltle ich mein Material upgraden? Es wird ja eh viel zu wenig genutzt.


    Grüße
    teenie

    Einmal editiert, zuletzt von teenie () aus folgendem Grund: Eigenverhalten hinzugefügt


  • moin,


    wie hoch ist denn der rückgang? gibts da statistiken von den verschiedenen jahren?


    saludos

  • Imho hat sich der Sport in viel zu viele Nischen aufgespalten...
    Vernünftiges Familien- oder Gelegenheitssurfer- Material ist rar geworden.
    Die meisten Leute können (mangels passenden Materials) und wollen nicht mehr bei wenig Wind aufs Wasser (weil uncool).
    Gutes Beispiel:
    Wir hatten gestern Ansurfen im Verein bei 0-2Bft. Ich hatte in einer Pause meine Longboard mit 9.0er Segel am Steg liegen. Jugendliches Vereinsmitglied kommt
    und fragt, ob er sich das Segel leihen darf. Ich sage "Ok, fahr los." Er:"Nee, nicht mit dem Brett, ich will lieber mit dem Rocket fahren." Alles klar, Segel aufs andere Brett getauscht,
    er eiert los. Der nächste (etwas ältere) kommt, leiht sich mein Brett, packt ein 6.5er Segel drauf und fährt munter Kreise um den "Rocketeer". Wer hatte wohl mehr Spass?


    Ich habe 1980 mit dem Surfen angefangen und die Entwicklung des Sports immer interessant gefunden , bin mit wachsendem Können auch auf immer kleineres Material umgestiegen, einschließlich Selbstbauten etc. 1990 habe ich
    berufs- und studienbedingt eine Surf-Pause begonnen. 2001 habe ich wieder angefangen mit dem (für Schwere) "Heilsbringer" Formula. Seitdem habe ich wieder Material gehortet, bin inzwischen wieder bei
    7 Segeln, 7 Boards und diversem Zubehör angelangt.
    Davon gefahren habe ich im letzten Jahr (war wenig auf dem Wasser) 8x Kona mit 1 Segel, 1 x den alten Formula mit 1 Segel.


    Das Problem liegt einfach darin, das viele Leute gar nicht mehr wissen, wie einfach Windsurfen im Bezug auf das Material sein kann und Industrie und Medien sich nicht wirklich Mühe geben, das auch mal so zu kommunizieren. SUP als "Leichtwindüberbrückung" schließt vielleicht Marketingtechnisch die Lücke, bringt aber fürs Windsurfen nichts. Und ein Starboard Serenity ist zwar ein echt tolles Board für Leichtwind, letzten Endes aber wieder zu sehr Nischenprodukt.


    Gruß, Thorsten

  • Die Frage war ja zunächst bezogen auf den "Rückgang des Windsurfmarktes". Ich denke man muß davon die Frage über die "Popularität des Windsurfens an sich" differenzieren. Bei der zweiten Frage gehts ja um die Aufmerksamkeit/Wahrnehmung in der breiteren Öffentlichkeit, ob surfend oder nicht surfend. Die Frage bzgl. Windsurfmarkt analysiert das Verhalten der "im Markt Aktiven", sprich Käufer-Verkäufer-Verhalten, also derjenigen, die schon selber mit Windsurfen involviert sind.
    Beide Fragen zu beantworten dürfte jeweils für sich genommen schon schwierig genug sein, aber vielleicht hilft die Trennung, sich den Antworten zu nähern.
    Zur Frage Popularität gibts übrigens einen seeehr langen thread in boardseeker, der seit 2009 läuft: http://www.boardseekermag.com/forum/read.php?3,3454


    Zur Frage des Marktrückganges: Schaut Euch die Auto-Industrie an. Die kämpft zur Zeit mit Image-Schwund. Leute definieren sich nicht mehr über die Größe ihres Autos sondern über die Apps-Anzahl auf ihrem iTouch-Pad-Mac Dings Bums. Das ist für die Kfz Industrie ein echtes Problem, weil die althergebrachten Marketing Tools nicht mehr funktionieren. Das ist schon gut studierbar an der hilflosen Reaktion auf grüne Themen, wo die Auto Hersteller nicht mit klar kommen. An Imageprofilen zu feilen ist aber noch viel schwieriger. Wenn man sich nicht mehr über das große Auto abheben kann, warum soll man es sich dann kaufen? Der alte oder ein kleiner Wagen tuns dann auch.


    Übertragen auf die Surf-Industrie: auch sie kämpft gegen die vielen anderen Alternativen, die es gibt. Würde ich meinen Sohn fragen, möchtest Du ein neues Segel oder ein neues Handy, würde er sicher ins Grübeln kommen. Keine Ahnung, ob das Segel dann die Wahl wäre. Michael und teenie haben schon treffend geantwortet, finde ich. Es muß nicht das 2011er Segel sein, das von 2005 tuts auch noch gut. Dann im Zweifel lieber das neue Handy dazu, das nutzt man eh öfters.
    Mein Vorschlag an die Industrie wäre: konzentriert Euch auf ein Kernangebot, macht stuff fürs breite Surfvolk günstig. Es muß so attraktiv und günstig sein, dass man als Konsument gerne bereit ist, sich zusätzlich zu den anderen Wünschen, die man so hat, auch noch ein neues Segel/board/Neopren etc. zu gönnen, einfach weil man Bock drauf hat, nicht weil das alte Zeug ausgewechselt werden muß.

  • früher gab es neben Windsurfen kaum andere Trendsportarten und die Entwicklung ging noch mit großen Schritten vorran und darum wurde auch noch entsprechend viel und neues Material an den Kunden gebracht!
    Heute gibt es den Entwicklungen eigentlich nur noch mini Schritte und man kann bedenkenlos 5 Jahre altes Material fahren.
    Klar ist auch, das seit der Euro Umstellung alles teurer geworden ist und darum das Geld bei den meisten auch nicht mehr so locker sitzt!
    Auch einige Windurfer sind zum Kiten übergesprungen welches auch verständlich ist... Fun bei weniger Wind und keine große Materialschlepperei mehr und ist etwas mehr Trendi!
    Glaube aber auch, das uns die Medien und die Surfindustrie über zu viele Jahre diesen Freestyle Wahn verkaufen wollte, obwohl die Masse der Windurfer damit eigentlich nichts anfangen konnte und noch immer nicht kann!


    Das waren noch Zeiten wo zwischen 100-250 Surfer sich für wenig Geld an einer Nort one Hour angemeldet hatten und einfach nur eine Stunde lang um 2 Bojen gefahren sind ohne irgendwelche und nicht mehr nachvollziebare Manöver machen zu müssen! ;-)
    Ein tShirt gab es sogar auch noch... das war cool!

  • also ich würde gerne mehr kaufen, hab aber leider als student nicht soviel geld und das was ich über hab geht schon alles fürs surfen drauf ;)
    ansonsten ist es einfach der zeitaufwand und kostenaufwand, durch den man quasi gezwungen ist sich ganz oder garnicht fürs surfen zu entscheiden. lohnt sich für die gelegenheitssurfer eigentlich nur bei surfschulen im urlaub material zu mieten, statt sich selber welches anzuschaffen, denke ich.
    wäre vermutlich nen interessantes thema für meine bachelor arbeitet ;)

  • Ich würde noch einige andere Thesen aufstellen.
    Sogut wie alle Trendsportarten haben mit rückläufigen Verkaufszahlen, sowie aktiven Sportlern zu kämpfen.
    Eine große Ausnahme ist das Wellenreiten, die locken sogar große Firmen wie Renault und France Telekom an.
    Die Wellenreiter können einfach ein ganz anderes Image transportieren.


    Ich denke hier ist der Hund begraben. Wenn man bedenkt wie oft gute Wellen in Deutschland laufen. Die Jungs und Mädels müssen auch weit weg fahren.
    Da haben sogar die Windsurfer mehr Möglichkeiten.
    Wo wir schon beim nächsten Thema sind. Schaut Euch mal die weiblichen Wellenreiter an. Fällt Euch da was auf. Die Industrie weiss wie die Mädels angesprochen werden müssen. Wer kennt nicht das Problem der nichtsurfenden Partnerin !!!


    Die Industrie hat einfach verpennt die richtigen Typen zu vermarkten.
    Fragt mal bitte Freunde und Bekannte, welche Aussenwirkung die Windsurfer haben.
    Schnarch !!

  • Auch wir hatten am Wochende in unserem Verein Ansurfen. Bei uns ist seit 7 Jahren jedes Jahr mehr los. Wir haben in Wesel am Auesee 230 Mitglieder und über 120 Jugendliche. Wir bieten den Jugendlichen: 20 Anfängerboards und Riggs, 6 Tandems, unzählige Raceboards mit 7,5 Segeln bestückt, 2 Flapperboards mit Riggs, SUP Paddel und eine Lagermöglichkeit am See. So haben wir jedes Jahr mehr Zulauf und sind schon am überlegen wie wir damit umgehen.
    Das geht natürlich nur mit guter Jugendarbeit und motivierten Helfern und Eltern die die Kids mal zur Regatta oder zur Clupfahrt bringen.
    Da die Jugend nun mit Fahrrad zum See kommen können und das Material am Wasser gelagert wird ist da immer was los, selbst wenn mal kein Wind ist.
    Wir bewegen uns eindeutig gegen den Trend, gutes Material wird gebraucht besorgt und an die Jugend weitergereicht! Es kann sich kein Schüler Freestyle Material leisten für 1600,-€ was von heute bis Morgen hält.
    Den Kids stelle ich ein komplettes Sortiment für unter 400,-€ zusammen und da haben die richtig Spass mit.
    Der Auesee bei Wesel machts möglich!
    HangLoose

  • Ein weiterer wesentlicher Aspekt - zumindest in DE - ist der steigende Zeitaufwand, um an gute Spots zu kommen.


    Die Spots, an denen ich in Berlin oder an der Ostsee in den 90er Jahren Surfen war, sind alle gesperrt, aus Umweltschutzgründen oder weil sich die Surfer durch Dauer/Wildcamping unmöglich gemacht haben.


    Mehr Arbeit, Familie, Revierbeschränkungen und längere Anfahrswege machen das Surfen jedenfalls nicht einfacher, besonders dann, wenn man nicht einfach ein ganzes WE weg kann.
    Das führt zu weniger Surf Zeit und in der Folge auch zu weniger Materialkauf je Saison, da es länger hält und auch der Stellenwert bei den Ausgaben für Freizeit sinkt.


    Ein teures Bike ist viel öfter und leichter nutzbar, und hat aktuell ein wesentlich besseres Image als ein Stehsegelbrett, siehe Wildcamping.

  • Was meint ihr: Woran liegt es, daß der Windsurfmarkt tatsächlich zurückgeht?


    Am Geld! Sowohl das, was die Leute weniger in der Tasche haben, als auch das, was die Surfindustrie für ihren Sch..... haben will. Dazu Vertrauensverlust in die Qualität und Wertigkeit teurer Produkte.



    Wer trägt die Schuld daran? Gibt es einen Schuldigen?


    Die Surfindustrie selbst. Größtenteils jedenfalls. Z.B. kostet ein Naish Force 2009/2010/2011 doppelt so viel wie ein 2003er. 2009 wurde noch kein Hightechmaterial verarbeitet. Das Material und die Verarbeitung ist eher schlechter als 2003. Und da kommt gleich der 2. Punkt: Ich fühle mich verarscht / abgezockt - schlechteres Material für den doppelten Preis. Da wird man automatisch sparsamer. Wie reagiert die Surfindustrie darauf? Noch schlechtere Qualität, so dass ich ein wenig und nur in easy Bedingungen genutztes Board nach 4 Jahren generalüberholen/ersetzen muss. Mein Vertrauen ist dahin. Auch der Wille, die Branche in irgendeiner Form zu unterstützen.


    Oder sind es nur die anderen Trendsportarten schuld?


    Das natürlich auch. Kiten hat etliche Surfer abgezogen. SUP? Ich weiß nicht? Mir kommt das vor wie so ein hilfloser Rundumschlag der Surfindustrie, um irgendwie Kohle zu machen.


    Sind die Leute nicht mehr am Windsurfen interessiert?


    Aufgrund dessen (u.a.), was ich oben beschrieben habe, habe ich im letzten Jahr massiv an Interesse verloren. Beispiel: Gerade habe ich entdeckt, dass mein 110L Board nach nur 4 Jahren derbe weich ist. Vor einigen Jahren hätte ich jetzt schon ein neues. Nun aber werde ich es beizeiten mal reparieren und so lange muss es eben ohne das Board gehen. Ich habe auch noch einen Uralt-Screamer, der mich jedesmal, wenn ich ihn vorübergehend als Ersatzboard hervorkrame, wieder total überrascht. Den kann man locker mit einem modernen 8er befeuern.




    Warum investieren die wenigen Aktiven weniger in neues Material? Ist das überhaupt so? Habt ihr "früher" mehr investiert als heute?


    Warum hab ich ja schon geschrieben. Und obwohl ich dieses Jahr zufällig schon 2 neue Boards günstig gekauft habe, muss ich sagen, dass das so ist. Früher waren in meinem "Surftopf" so 1800,- bis 2500,- pro Jahr drin, in den letzten Jahren waren es 150,- bis 500,-€. Erst 2010 habe ich mir ein neues Crossoverboard nach 10 Jahren gegönnt. Das gefiel mir aber nicht, also verkauft und von dem Erlös die beiden anderen Boards gekauft. Dabei hatte ich noch 50,-€ übrig.


    Kurz: Ich habe einfach das (inzwischen bestätigte) Gefühl, das neue Zeugs ist teuer, aber taugt nichts mehr, also behalte ich lieber das alte.



  • liegt sicherlich zum Teil auch an den hohen Entwicklungskosten und der sinkenden Stückzahlen die gebaut werden, aber man darf auch nicht vergessen, das die Boards leichter geworden sind...
    Bei den Segeln sieht es aber anders aus, denn da hat sich schon was getan... auch in der Stabilität!

  • Klar sind Materialpreise, Zeitaufwand und Witterungsumstände ein gewaltiges Thema. Gerade hier in Deutschland sind Tage mit gutem Wind auch oft Tage mit sehr bescheidenem Wetter. Da bleibt Frauchen gern zu hause, wo es warm und gemütlich ist. Es bleiben für die meisten nur die Wochenenden und da muß dann auch noch Wind sein und zum Zeitplan der Familie, muß es möglichst auch noch passen. Alles nicht so einfach. Wenn ich dann noch ständig unanständig viel Geld für neues Material ausgeben möchte, kommen schon mal Fragen auf. Aber ich glaube das größte Problem für das Windsurfen an sich ist, das man es eben nicht so schnell lernt wie Inlineskaten, I-Phonen oder eben auch Kiten. Der Urlaub reicht für die meisten nicht um in´s gleiten zu kommen und dem Virus zu verfallen. Also ist es für die meisten nach dem Urlaub auch schon wieder vorbei. Im Binnenland wissen die meisten Leute gar nicht was Windsurfen ist. Spricht man vom Surfen, wird man gefragt wo es denn hier Wellen gibt.Die paar leute die nach dem Urlaub dabei bleiben oder auf andere Art und Weise zum Sport kommen, die kaufen dann auch, aber eben nicht gleich alles neu und da kommt es oft auch wieder zu fehlkäufen, weil einfach der Durchblick fehlt. Ich glaube, wenn man Windsurfen in der breiten Öffentlichkeit wieder auf ein Minimum reduzieren würde und nicht auf allen Bildern nur die Top-Profis in super Bedingungen vor Hawai oder sonstwo zeigen würde, sondern wieder zeigen würde, das man auf jedem Teich, mit wenig Aufwand viel Spaß haben kann, würden vieleicht auch wieder mehr Leute zum Surfen kommen oder auch dabei bleiben. Dann würde sich der Markt auch wieder erholen. Aber dazu müßte der Sport einfach wieder öffentlicher werden und das nicht nur zum Weltcup vor Sylt.


    Kaktus

    man sollte sich die Ruhe und Gelassenheit eines Stuhls zulegen, der muss auch mit jedem Arsch klar kommen

  • liegt sicherlich zum Teil auch an den hohen Entwicklungskosten und der sinkenden Stückzahlen die gebaut werden, aber man darf auch nicht vergessen, das die Boards leichter geworden sind...


    Hab ich was nicht mitgekriegt auf dem Surfmarkt??
    Leichter??


    zum Thema:
    Wieviel Material soll ich mir denn noch kaufen?
    Und vor allem warum?
    Ich versteh schon warum man so auf SUP setzt, doch jeden Trend mach ich nicht mit.
    Es gibt nicht weniger Windsurfer, sondern wir sind eingedeckt mit Material.
    Warum also kaufen?
    Und die Zeiten wo ich unnötige Wertverluste hingenommen habe sind zum Glück vorbei.
    Für das Geld optimiere ich lieber mein vorhandenes Material. Denn da ist es wesentlich besser angelegt.

  • Fast alles wurde schon genannt, fundamental natürlich auch: Deutschland's Bevölkerung schrumpft, es kommen weniger junge nach, da werden noch ganz andere Strukturprobleme auf die "jugendlichen" Konsum- und Freizeitindustrien zukommen. Altersheime machen selten Surfausflüge....


    Da ich nicht in der Surfindustrie arbeite: Bin gar nicht so traurig, dass nicht jeder zweite Einwohner am Wochenende zum nächsten Surfspot fährt. Solange ich ausreichend Gleichgesinnte am Spot finde, der Umgang unter uns Surfern ok ist, habe ich nichts dagegen, zu einer kleineren Elite zu gehören. Und Image in der Öffentlichkeit für unseren Sport brauche ich persönlich auch nur begrenzt.


    Was ich übrigends bald nicht mehr hören kann: Die dumme Surfindustrie ist an allem Schuld, weil sie völlig überzüchtetes Material in immer schlechterer Qualität immer teuerer verkauft: Quatsch. Es gibt jede Menge Anbieter, jede kleine vermutete Marktlücke wird sofort besetzt, kaum geht einer Pleite, kommt sofort der nächste Anbieter auf den Markt. Reich wird glaube ich in dieser Industrie kaum einer (ausser vielleicht ein oder zwei zigfache ehemalige Weltmeister). Im übrigen kostet Ein einigermassen ausgestatteter Volkswagen Passat heute auch schon 100.000 DM, da dürfte Surfmaterial vergleichsweise nicht stärker im Preis gestiegen sein.

  • Und Image in der Öffentlichkeit für unseren Sport brauche ich persönlich auch nur begrenzt.


    Zitat einer Mitschülerin: "Dieses Kiten wollte ich auch mal ausprobieren", kommt "einer vom Fach", ebenfalls ein Mitschüler, der in Spanien mal einen Surfkurs gemacht hat:"Beim Surfen wirste auch nie richtig schnell, die Kiter überholen jeden Surfer!"
    Daraufhin musste ich ersmal aufklären, da bei den meisten ein Stehsegler im Gedächtnis winkt, wenn sie von Windsurfen hören.


    Mir ist das Image schon wichtig, wenn man mal Glück hat und sieht etwas über Surfen im TV, dann sind es irgendwelche Aufnahmen von Leuten mit Segeln aus den 80ern und bei 2 Bft, sprich Stehsegeln. Wenn die Sender mal Surfen von seiner schönsten Seite zeigen würden, würden sich auch wieder viel mehr Leute dafür interessieren. Kiten wird einfach viel mehr gepusht, und dann bleiben auch mehr Bilder von irgendwelchen fliegenden oder "viel Wasser wegspritzenden" Kitern hängen.
    Hat man leider beim Surfen selten.


    Das soll jetzt keine Diskussion auslösen, ob wir Kiter hassen sollten (jedem seine Meinung :alcoholic: )

  • Ich surfe schon seit 30 Jahren und habe damals an Regatten mit mehr als 600 Surfern teilgenommen (Engadin Surfmarathon). Schon damals gab es eine Materialschlacht. Damals kostete ein Raceboard rund 4.000 DM und ein 7,5 qm Racerigg rund 3.000 DM. Heute kostet ein Slalomboard rund 2.000 € und ein komplettes Racesegel rund 2.000 €. Für den Wettbewerb brauchst du dann 3 Slalomboards und 6 Racesegel, einige Masten, Gabeln, Mastverlängerungen, Finnen, etc. Wenn du keinen Sponsor hast kostet das pro Jahr rund 20.000 €. Die Ausgangslage für Einsteiger ohne nötige finanzielle Mittel ist dementsprechend schlecht! Welche Top-Surfer sind eigentlich heute noch bei der Masse bekannt? Dunki, Robby, ??? Warum wohl? Es wird viel zu wenig im TV und den übrigen Medien über das Windsurfen gebracht. Damit bleibt Windsurfen eine Nischensportart für Individualisten mit entsprechendem Geldbeutel für Material, Fahrzeug und Unterkunft. Das kann sich ein Schüler und Student nicht leisten. Und Daddy hat auch nur begrenzte Mittel. Ich finde die Surfbranche muss das Windsurfing einfach wieder attraktiv (finanzierbar) und interessant (mehr Veranstaltungen inkl. Medien) machen. Ich mache es aber nicht dadurch attraktiv, indem ich die Preise stetig erhöhe und den Sport nur noch für Reiche möglich mache. Laut Statistik liegt mein Jahresgehalt als Produktmanager bei den oberen 5%. Aber meine Aussagen für Auto, Kraftstoff, Lebensmittel, Wohnung, Energie, Reisen, ... steigen aber schneller als mein Gehalt. Damit muss auch ich meine Ausgaben für Hobbies einschränken. Wie soll das bei Jemanden funktionieren, der nur die Hälfte verdient? Es gibt inzwischen viele Trendsporten. Die Kunden haben aber nicht mehr Geld im Geldbeutel! Was macht eine Branche, wenn ihr die Kunden abhanden kommen? Sie erhöht die Preise, damit sie von den restlichen Kunden noch überleben kann. Bis die restlichen Kunden auch nicht mehr bereit sind, dafür Geld auszugeben, weil sie sich abgezockt fühlen. Ich muss sagen. Ich fühle mich aktuell so. Das Material wird doch in Vietnam billigst hergestellt und in Europa teuer verkauft. Warum nicht günstiger verkaufen und dafür mehr Kunden gewinnen! Jetzt werden wahrscheinlich die Händler jammern. Dann können wir nicht mehr davon leben. Ich glaube aktuell spielt alles zusammen dagegen. Was kostet mich ein Surftag heute? 20 €/Tag Material (3.000 €, ND: 5 Jahre, 30 Surftage/Jahr), 30€/Tag Auto inkl. Kraftstoff. Also schon mehr als 50 €/Tag ohne Unterkunft und Essen.


    VG
    Gerd



  • Ich habe beben instinktiv den "Gefaellt mir" Button gesucht.


    Zur Ausgangsfrage wurde schon alles gesagt, schlechteres Material fuer mehr Geld, gestiegene Lebenskosten, Spotsperrung und weniger Freizeit bzw andere Aufgaben. Und auch wenn manche nun wieder schreien, ich glaube nicht, dass eine Surfboard entwickeln soviel Geld kostet. Mit CAD entworfen und mit CNC gefraest kostet keine 100.000e und die Herstellungskosten in Asien werden auch nicht imens hoch sein.