Ausrichtung des Gewebes beim Brettbau?

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu hier im Forum, lese aber seit einiger Zeit sehr interessiert mit.


    Nun möchte ich mir auch gerne ein Brett selbst bauen. Betreibe schon seit 15 Jahren Modellbau, deshalb ist der Umgang mit Harz und Geweben für mich kein Neuland.


    Beim Durchlesen diverser Eigenbaudokus hier ist bei mir aber dann doch eine Fragen offen geblieben.


    Erstmal meine Randbedingungen:
    Ich möchte mir gerne ein Freestyle/Wave Board bauen mit knapp 95-100L Volumen.


    In fast allen Dokus wird das Gewebe immer nur mit der Faserausrichtung in 0/90° Richtung aufgebracht.


    Ist die Torsionssteifigkeit bei diesen Brettern ausreichend, oder macht es Sinn, bei einem Freestylebrett eben auch eine Gewebelage unter 45° aufzubringen.


    Vielen Dank schon mal für Eure Antworten.


    Ciao
    Rainer

  • Hallo Rainer


    Könnte bei einem Freestyle-/Waveboard Sinn machen. Du kannst nicht alles haben:
    0°/90° sorgt für bessere Längssteifigkeit
    45°/45° besser gegen Torsionskräfte


    Ich habe auch schon kombiniert:
    Deck 0/90 und Gleitfläche 45/45 oder sogar unidirektional nur in Längsrichtung (bei Slalomboards)


    Gruss
    Robi

  • Wäre es dann nicht optimal wenn man insgesamt 4 Lagen Gewebe je Seite verbaut? Oder wird das dann zu schwer? Wie baut ihr denn euer Sandwich auf? Eine Lage Carbon auf dem Kern, dann das Sandwich (wie dick?) und dann noch eine Lage Carbon außen?


    Mir fallen bestimmt noch mehr Fragen ein :)

  • Hi Kris,


    also ich verzichte ganz auf Gewebe, nehme nur 80g Carbongelege, das ich individuell ausrichte und verwende verschiedene Sandwichmaterialien in unterschiedlichen Dicken. Von einem einheitlichen Aufbau kann man hier also gar nicht sprechen.


    Gruß Fred

  • Also der Ansatz von Fred ist eine Überlegung wert.


    Wenn man nur zwei Faserrichtungen verwenden möchte, dann würde doch eine Ausrichtung unter +/-23° zur Längsrichtung den besten Kompromiss zwischen Biegesteifheit und Torsion darstellen.
    Durch die Verwendung von unidirektionalem Gelege, also zwei mal 80g/dm² (entspricht ja dann 160g/dm² Gewebe) sollte ja die Steifheit des Faser höher sein, da es ja keine Fadenumlenkung gibt.
    Ausserdem sollte sich so das Gesamtgewicht noch drücken lassen. 160g getränktes Gewebe wiegt ca. 344g/m² und zwei mal 80g Gelege zusammen bringen zusammen "nur" ca. 300g/m² auf die Wage.


    Wie sieht es dann mit dem Wiederstand der Oberfläche gegenüber Druckbelastung aus?
    z.B. im Bereich der Fußschlaufen.


    @ Fred: hast du da schon Vergleiche zwischen Gelege und Gewebe?

  • Auch und gerade bei der Druckfestigkeit ist Gelege den gewebten Fasern überlegen.


    Vergleichstests habe ich allerdings nie gemacht, weil ich von Anfang an überzeugt war.


    Die Verarbeitung - insbesondere von leichten Gelegen - ist jedoch deutlich schwieriger als bei Geweben. Da verschieben sich gern mal ein paar Filamente und die Haltefäden beeinträchtigen evtl. das Finish.

  • Hi Kris,


    also ich verzichte ganz auf Gewebe, nehme nur 80g Carbongelege, das ich individuell ausrichte und verwende verschiedene Sandwichmaterialien in unterschiedlichen Dicken. Von einem einheitlichen Aufbau kann man hier also gar nicht sprechen.


    Gruß Fred


    Hallo Fred,


    magst du da etwas detaillierter drauf eingehen? :keks:
    Speziell zum Sandwichaufbau, dem individuellen Verlegen des Geleges und der Sandwichmaterialien :)


    Hat jemand, mit Ausnahme von Bouke, mal mit Dyneema rumgespielt? Wenn in all den Jahren erst ein Witchcraft in der HDD Bauweise gebrochen ist dann muss das Zeug ja echt gut sein.


    Gruß,
    Kris

  • Hi Kris,


    es fängt beim Blank an, den ich meist aus zwei Teilen unterschiedlicher Dichte zusammenklebe. Nach dem Profile Shape wird ein durchgehender Carbonstringer eingeklebt, der im Mastbox und Heckbereich noch mal extra verstärkt ist. Mein Standard-Sandwichwerkstoff ist 5mm-Corecell - nicht zuletzt weil der Vertrieb in Schleswig ansässig ist. An den Kanten, sowie im Bug- und Heckbereich verwende ich jedoch Airex 63.80, hauptsächlich wegen der leichten Verarbeitung. Das zäh-weiche Material schmiegt sich hervorragend um die Rundungen, ohne zu brechen. Bei Brettern, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind gibts dann evtl. noch dickere Corecell-Panels in den Stressbereichen oder im Heck, für leicht zu fräsende Cutouts.


    Dass ich ausschließlich 80g Carbongelege für Alles einsetze, ist einfach nur auf meine Bequemlichkeit zurückzuführen. Die Faser läuft bei mir innen wie außen fischgrätartig und jeweils gegenläufig zur anderen Seite. Die innere Sandwichlage, die den Verbund zum Kern herstellt, enthält viele Verstärkungen, insbesondere an den Kanten (längs sowie +-45) und im Standbereich (multiaxial).


    Dyneema hab ich auch schon verarbeitet. :rolleyes: Wenn Du wissen willst, wie ich mich damals gefühlt habe, dann nimmst Du Dir jetzt mal ne Schere und schnippelst damit mal ein bisschen an nem Formuline-Tampen rum. :tongue:


    Gruß


    Fred

  • Hallo Fred,


    Formuline und Schere, ok :D
    Also wie Bouke schon auf seiner Homepage schreibt, schwer zu verarbeiten ;)


    Sag mal Bescheid wenn du wieder an einem Board arbeitest, dann komm ich dich mal besuchen. Bin sowieso öfter zwischen Flensburg und Eckernförde unterwegs, Schleswiger Raum liegt da ja aufm Weg :)


    Gruß,
    Kris