Kontinuierliche Designverbesserungen und Produkthaftung

  • zunächst möchte ich vorausschicken, dass es mir hier nicht um das bashing eines einzelnen Hersteller geht!


    Seit ich windsurfe stelle ich immer wieder fest, dass Material- bzw Designfehler zum Versagen von einzelnen Komponenten an der Windsurfausrüstung kommt. Am prominentetsten sind sicher Bruchserien von Masten einzelner Hersteller. Aber immer wieder beobachte ich eklatantes Versagen auch von Zubehör, wie Mast bases, Finnen, Gabelköpfe etc.


    Mir ist klar, dass einzelne Defekte immer vorkommen können, aber was mich ärgert ist, dass auch bei offensichtlichen Designfehler und grossen Schadensserien nichts von Seiten der Hersteller passiert. Ich will hier nicht pauschalisieren, aber Anlass dieses Posts war eine Beobachtung, die ich kürzlich bei einer grossen Surfstation machen konnte. Dort stand ein unscheinbarer Eimer, in diesem befanden sich ca. 50 gebrochenen Gabelmanschetten - alle an der gleichen Stelle gebrochen! Ganz klarer Fall von fehlerhaften Design - Manschetten reissen alle an der gleichen Stelle, wo wo die Materialstärke reduziert wird. Auf Nachfrage wurde mir gesagt, das dieses Versagensmuster schon mehrfach an den Hersteller gemeldet wurde - angeblich ohne eine Reaktion! Wenn man sich weiter spez. auf der Rückseite der Surfstationen umschaut, sieht man Berge von gebrochenem Material (Gabeln, Masten, Boards)


    Und das ist es was mich ärgert! Warum ist das so? Warum toleriert der Markt so etwas? Ich bin der Meinung die Hersteller machen es sich teilweise viel zu einfach und sind sich offensichtlich nicht ihrer Verantwortung bewusst oder können oder wollen dieser nicht gerecht werden - immerhin handelt es sich im vorliegenden Fall um ein sicherheitsrelevantes Teil! Für mich ist das im ‚worst case‘ ein klarer Fall für die Produkthaftung.


    Was haltet ihr davon? Kennt ihr ähnliche Fälle? Was kann man tun um hier zu einem besseren Bewusstsein kommen?

  • Interessantes Thema, den Hersteller hast du aber ja auch nicht genannt. Kann ich verstehen, denn dann geht es ja gleich wieder los wegen übler Nachrede und das könnte rechtliche Folgen haben. Was nicht stimmt, wenn du nur über deine Erfahrung berichtest. Die dann aber häufig auch wieder angezweifelt werden.

    Ich glaube insgesamt werden die Hersteller nichts ändern, wenn sie es nicht müssen. Und der Surfmarkt ist viel zu klein. Da kämpft jeder ums überleben. Leider auch Zeitschriften wie z.b die Surf, die auch aus diesem Grund zu selten hier zum Anwalt der Windsurfer wird. Den wer will schon negative Presse in einer Funsportart.

    Ich finde es immer gut, wenn man wenigstens hier im Forum da offen ist. Noch besser wenn man auch Ross und Reiter nennt

  • Zeitschrift ... war da nicht mal ein Hersteller, der sehr lange keine Anzeigen mehr geschaltet hat und auch kein Material mehr zur Verfügung stellt ?

    Manch Hersteller geben gar kein kostenloses Material zu Zeitschriften.


    Können aktuell Hersteller belangt werden, wenn man durch einen Defekt in Seenot gerät oder stundenlang schwimmen musste oder ein / mehrere Surftage deshalb verloren hat ?

    Leider sind auch Ersatzteile nicht immer verfügbar, wodurch so einige Surftage dann ausfallen müssen.

  • Zeitschrift ... war da nicht mal ein Hersteller, der sehr lange keine Anzeigen mehr geschaltet hat und auch kein Material mehr zur Verfügung stellt ?

    Manch Hersteller geben gar kein kostenloses Material zu Zeitschriften.


    Können aktuell Hersteller belangt werden, wenn man durch einen Defekt in Seenot gerät oder stundenlang schwimmen musste oder ein / mehrere Surftage deshalb verloren hat ?

    Leider sind auch Ersatzteile nicht immer verfügbar, wodurch so einige Surftage dann ausfallen müssen.

    falls du durch einen Mangel am Produkt in Seenot gerätst , greift die Produkthaftung. Mir ist aber keinFall bekannt, wo das exerziert wurde. Vergangene Surfzeit, sollte mit einem gewieften Anwalt auch möglich sein. Bin mir aber nicht sicher wie weit die Produkthaftung da geht.

  • Es kann Schwankungen im Material oder bei der Herstellung geben. Vielleicht haben die Prototypen

    (production samples) super gehalten. Dann kommen die produzierten Teile und gehen kaputt, die hat

    der Hersteller dann aber schon verbaut oder in großer Zahl vorrätig.

    Ist sicher nicht optimal und man könnte da schon was machen, letztlich ist es sicher eine Preisfrage.

  • Neukauf oder Urlaub ? was ist einem wichtiger, wenn du hunderte Km gefahren / geflogen bist ?

    Ich stelle es mir SEHR schwer vor, bei zB defekten GB Kopf das Geld für einen ganzen Urlaub zurückzubekommen, weil gerade dort kein Ersatzteil oder Surfschop vor Ort war.


    Die Frage der Beweisbarkeit, warum etwas kaputtgegangen ist, ist auch nicht gar so einfach zu beantworten ;)


    bei Masten oder Gabeln kann es auch immer eine eigenverschuldete Vorschädigung gewesen sein (ich hatte sowohl nen Mast, der beim ersten Aufbau gebrochen ist, als auch einen mit Eigenverschulden, aber auch ärgerliche "Designs")

    bei Boards "unsachgemäßer Gebrauch ... gibt ja genügend Beispiele auch hier im Forum

    Kunststoffteile oder Carbonmasten in der prallen Sonne über viiiiele Wochen / Stunden... was erwarten wir da ???


    Sind Kunden immer "ehrlich" bei der Schilderung, wie etwas passiert ist ?

    Sind WIR nicht ALLE mittlerweile Produkttester bei vielen Produkten (zB Software, Autos ...) ?

    Welche Haltbarkeit müssen Produkte überhaupt haben (Waveboards bei planen Landungen, Glühbirnen, Waschmaschinen, uvm) ?

    Sind Kunden bereit, noch wesentlich höhere Preise zu bezahlen ?


    Viele Hersteller sind schon SEHR kulant, einiges kann immer verbessert werden, manches IST auch verbessert worden :)

  • Danke für den Thread. Führt dazu, dass ich mir wohl so ein Teil als Reserve in die Surftasche packe. Hab gerade geschaut, kostet bei Duotone gerade mal € 7,00 und rettet dann ggf. den Surftag.

  • Danke für den Thread. Führt dazu, dass ich mir wohl so ein Teil als Reserve in die Surftasche packe. Hab gerade geschaut, kostet bei Duotone gerade mal € 7,00 und rettet dann ggf. den Surftag.

    Hat man früher in der DDR beim Trabant auch so gemacht. Am besten das ganze Auto in Ersatzteilen in der Garage und paar Kisten mit den Schnellbruchteilen immer dabei. 👍

  • falls du durch einen Mangel am Produkt in Seenot gerätst , greift die Produkthaftung.


    Kann man so sehen, muss man aber nicht.


    De facto kaufen Stationen in der Regel den billigsten Scheiss, Hauptsache kostet nicht viel. Das Material fliegt das ganze Jahr mit eher mittelmäßiger bis schlechter Pflege herum. Weder wird es ordentlich abgespült vom Salzwasser, noch liegt das Zeug bei Nichtgebrauch im Schatten.

    Wenn man an einer Station in der Ägäis Bruch sieht, sehe ich das eher als normal an. Bedenke, wie viel Einsatztage das Zeug hat, täglich.

    Ein Normalsurfer wird das Kopfstück, hier den Hebel in 5 Jahren nicht kaputt bekommen und es ist ja auch nicht so, dass Stationen höherwertigeres Material kaufen könnten. Machen die aber nicht, weil es keinen Sinn macht.

    Dieser Text wurde nach alter, neuer und eigener Rechtschreibung geschrieben und ist daher fehlerfrei!
    Tipp Weltmeister F1 2011 & 2013, Tipp Team-Weltmeister F1 2009, 2010, 2011, 2017, 2019, 2020, 2021!


    Check out:
    Surf-Wiki.com
    Windcraft-Sports.de


    Verbrauch derzeit:
    810081.png, mit C253.
    595812.png, mit R107.
    896532.png, mit E28.

  • Es kann Schwankungen im Material oder bei der Herstellung geben. Vielleicht haben die Prototypen

    (production samples) super gehalten. Dann kommen die produzierten Teile und gehen kaputt, die hat

    der Hersteller dann aber schon verbaut oder in großer Zahl vorrätig.

    Ist sicher nicht optimal und man könnte da schon was machen, letztlich ist es sicher eine Preisfrage.

    Es ist immer eine Preisfrage.

    Man könnte die Board-Nose aber auch den Finnenkasten viel stabiler bauen, dann wären die Boards halt teurer, und würden länger halten.

    Ein Verfallszeit für Produkte ist heute bereits eingeplant.

    Jede Hausfrau kennt es, die alten Waschmaschinen liefen 20 Jahre, die neunen max. halb so lang.

    Und ob die aktuellen Boards so alt werden wie z.B. ein alter Mistral Shredder aus den 90ern den ich vor paar Tagen in Torbole sah, wer weiß ...

  • Es ist immer eine Preisfrage.

    Man könnte die Board-Nose aber auch den Finnenkasten viel stabiler bauen, dann wären die Boards halt teurer, und würden länger halten.

    Ein Verfallszeit für Produkte ist heute bereits eingeplant.

    Ist das so ? Dann wären die Boards auch schwerer....wer will das fahren ? Auch die (leichten) Boards aus den 80ern oder 90ern haben Schleuderstürze mit Bruch quittiert oder ließen sich weich treten. Ich sehe nicht, dass die Boards (vor allem im Verhältnis zu Volumen und Gewicht) heute empfindlicher sind. Letztlich hängt es davon ab, welche Bauweise man will und wie man damit umgeht.

    Den Satz mit der "Verfallszeit" halte ich für Unsinn !

  • zu 1.) die Produkthaftung greift hier in jedem Fall , da der Mangel offenkundig ist.


    zu 2.) der 'billige Scheiss' ist an allen Gabeln der Marke verbaut, bis in zu dem top Modell.

    Das Salzwasser spielt in diesem Versagensfall sicher keine Rolle. Alle Rigs hängen bei Nichtgebrauch im Schatten. Corona-bedingt wurde das Material auch deutlich weniger genutzt.


    Billigend das versagen von Material in Kauf zu nehmen , ist genau das Thema und genau dafür gibt es seit einiger Zeit die Produkthaftung. Ein Herausreden mit Verweis auf die Bedingungen in der Ägäis hilft da nicht.

  • in der Diskussion sollte man sich auch den Sinn und Zweck der Produkthaftung in Erinnerung, diese sollte nicht mit der Mängelehaftung (in der Regel durch Garantie und Gewährleistung abgedeckt)

    Der Produkthaftung liegt demgegenüber der Gedanke zugrunde, dass derjenige, der Produkte herstellt oder in den Verkehr bringt, die Pflicht hat dafür zu sorgen, dass von diesen Produkten keine Gefahr ausgeht. Vor diesem Hintergrund schützt das ProdHaftG Schäden an Leben, Körper und Gesundheit und an anderen Sachen als der schadhaften Sache selbst. Die Produkthaftung ist hingegen nicht darauf gerichtet, dem Erwerber/Benutzer eine mangelfreie Sache zur Verfügung zu stellen.


    Es geht also nicht um weiche Boards, oder wegen Schleudersturz gebrochene Nasen, es geht um Versagen , die eine Gefahr wie oben definiert darstellen.


    Aus meiner Sicht fallen darunter solche Schäden, die eine Notsituation nach sich ziehen können. also fatale Brüche von Mast, Gabel, etc.. Aus eigener Erfahrung und auch aus vielen Beobachtungen sind die die Hersteller sich dieser Verantwortung gar nicht oder zu wenig bewusst.

  • Haltbarkeit ist keine Preisfrage und auch keine gewichtsfrage.

    Ich kenne keine Nose die bei normalen Surfen kaputt geht, die Schäden sind ja von

    Stürzen, und kein Schaden durch Fehler bei der Herstellung.

    Finnenkästen das gleiche, ich hatte in 20 jahren noch nie einen defekten Finnenkasten.


    Was mir bei den Herstellern auf den Sack geht sind Mängel die immer wieder auftreten

    aber verschwiegen werden.

    Ein gutes Beispiel sind die Neilpryde FLX Masten!

    Als ich die ersten Masten wegen Mastbruch reklamiert habe war die Aussage das es keine Probleme mit den Masten gibt.

    Den fünften den ich bei NP reklamiert den habe ich persönlich in München abgeholt,

    da war ein Regal voller gebrochener Masten !

    Warum wird in solchen Fällen kein Rückruf gemacht ?

    Ich könnte da noch ein Paar Sachen aufzählen wo ich zu 1000% weiß das der Hersteller vom Mangel weiß aber nichts unternimmt.

  • Finde ich ziemlich spannend & aktuelles Thema. Es geht ja nicht nur um die Sicherheit, sondern auch um Nachhaltigkeit. Habe erst vor kurzem mit Windsurfen angefangen und bin ziemlich verliebt in den Sport. Es stört mich aber massiv, dass das Ganze recht schnell bei intensiverer Ausführung in eine (Kunststoff-)Materialschlacht ausartet. Man kommt ja nicht drumrum mehrere Segel, Masten, und irgendwann auch Boards anzuschaffen. Und wenn das Zeugs dann auch nur begrenzt haltbar ist, sieht's mit der Umweltbilanz ziemlich beschissen aus :(

    Ich würde es begrüßen, wenn die Hersteller sowohl was Design, Materialwahl als auch Qualität angeht, den Umweltaspekt wesentlich stärker berücksichtigen würden! Viele surfen doch einfach nur breitensportmäßig zum Spaß und brauche nicht ultrahochoptimiertes Equipment für die jeweilige Situation. Klar gibt's auch "Allroundboards/-riggs", aber das sind meist nur stiefmütterlich behandelte Nischen-/Anfängerprodukte, die (auch hier im Forum) eher belächelt/verspottet werden. Naja und wenn die Nachfrage halt auch nicht da ist, sondern die meisten Surfer sich jede Saison um dem neuesten heißen Scheiss balgen, dann wird auch kaum ein Hersteller sowas entwickeln...

    Gruß, Sascha

  • .....sondern die meisten Surfer sich jede Saison um dem neuesten heißen Scheiss balgen, dann wird auch kaum ein Hersteller sowas entwickeln...

    Genau das "befeuert" die Industrie seit Jahrzehnten, finde ich.....und es ist in den Köpfen drin ;-)

    Ansonsten ist mir die Nachhaltigkeit vollkommen egal, da es sich bei Windsurfequipment um (im Vergleich) marginale Mengen handelt, die höchstens dazu taugen, das Gewissen einiger zu beruhigen. An den wirklichen Hebeln wird überhaupt nicht angesetzt (ich meine nicht die Verbrennungsmotoren).

  • Ich kann wirklich nicht von mir sagen, dass ökologische Gesichtsspunkte irgendeine Rolle bei meinem Surfkram-Kauf spielen. Tun Sie nicht.


    Ich hätte gerne reale Angaben der Industrie, was der neue Stuff real (besser?) kann, als der Alte. Windbereiche, Trimmangaben. Ja, das Marketing sagt natürlich Njet dazu.


    Und diese kompletten Fehlentwickungen der Industrie (F2 Trapez Clips, mehrmals NP Carbonmasten, AHD voll-carbon reihe in Blau usw.) die kennen wir ja alle - und in keiner davon hat sich das Surfmagazin als Anwalt der Windsurfer und die Industrie als vertrauenswürdiger Partner dargestellt.


    Der Erfolg von z.B. Severne, Starboard und Patrik kommt ja auch daher, dass da "echte" Windsurfer Produkte für Windsurfer herstellen und Ihre Brand auch so betreiben (Gegenbeispiel NP by Shriro).

  • Ich kaufe nahezu ausschließlich sehr haltbaren Surfkram, damit ich mir bei harten Crashs nicht gleich den Surftag versaue.

    Der schöne Nebeneffekt ist, dass die Gebrauchtpreise beim Wiederverkauf okay sind und sich nachfolgend auch jemand anderes noch lange daran erfreuen kann.


    Positiv aufgefallen sind mir:

    - Boards von Witchcraft

    - Segel von Ezzy und meine aktuellen Flight Sails Zorro

    - Masten von Ezzy (Ho‘okipa 91%)

    - Gabeln von AL360 (Carbon slim)

    - Mastbases von Chinook

    und meine Duotone Aero Extensions halten auch sehr gut, da wäre Witchcraft sicher noch etwas besser - aber ich hatte in 15 Jahren nicht einen einzigen Defekt


    Das Zeug ist sicher teilweise etwas teuer, aber durch relative Preisstabilität und lange Haltbarkeit auch sehr nachhaltig