Der richtige Schleudersturz

  • Gerade wurde es in dem Thema Brauchbare Prallschutzweste? richtig interessant, wollte der Ersteller aber noch einmal zur Kaufberatung zurück und deshalb mache ich mal hier weiter: Mir stellt sich die Frage, was man in der Zehntelsekunde in der man merkt, jetzt kommt der Schleudersturz am besten reagieren kann, um sich die Weste, die womöglich nicht einmal hilft gänzlich zu sparen.


    Ich für meinen Teil habe mir angewöhnt, die Beine einzuziehen, so schnell es geht, um die Kräfte, die auf den Körper wirken, wenn er auf den Mast prallt nicht nicht ganz so heftig werden zu lassen. 2 Grenzerfahrungen mit gestreckten Beinen, haben meinen Körper ganz fies verformt und endeten wohl kurz vor Rippenbruch. Jetzt fiel folgende Aussage:


    Zitat von Moschm

    "Wenn du im Flug deinen Körper anspannst und nach hinten schaust bzw. den hinteren Arm anziehst fliegst du schön über den Mast und das Segel hinweg. Schont außerdem die Boardnase."


    Wenn ich den Arm am Schothorn anziehe, stelle ich mir die Kraft, die der Wind im Segel entwickeln kann deutlich größer vor, oder denke ich falsch? Wo zu genau dient der Blick nach hinten? Wenn ich damit verhindere, dass ich auf den Mast pralle, werde ich das auf alle Fälle probieren, besonders wenn es die Nase vom Brett schont. :)

  • Wenn ich den hinteren Arm anziehe, verändert sich der Druckpunkt im Segel und der Mast fliegt eher seitlich in Lee auf das Wasser also nicht genau über den Bug.


    Wenn möglich behalte ich meine Flugrichtung im Blick, also nach Vorne schauen.


    Viel besser ist es allerdings den Sturz zu vermeiden, in die Knie gegen und Auffiehren, wenn man es rechtzeitig merkt. Das hat mal wieder was mit Erfahrung zu tun.


    Das hat meine Rippen bisher gut geschützt, wobei die Gefahr bei mir eher von missglückten Racehalsen ausgeht, da man da in einer kurzen Phase sehr nah am Gabelbaum ist. Wenn dann was schief geht, ist kaum eine Reaktion möglich.


    VG

    Gerhart

  • Wenn ich den Arm am Schothorn anziehe, stelle ich mir die Kraft, die der Wind im Segel entwickeln kann deutlich größer vor, oder denke ich falsch? Wo zu genau dient der Blick nach hinten?

    Das ist die Einleitung eines Frontloops. Weil du dann aber nicht springst, machst du nur einen halben Loop und landest schön in Lee, weit weg vom Material.

    "Ich komme von einer Farm in der Wüste, wo es weit und breit keine Wellen gibt. Also, wenn ich Wave-Weltmeister werden kann, dann kannst du es auch, wenn du nur willst - Live your dream!!"

  • Also bei Geradeausfahrt bin ich im Trapez eingehängt. Sich beim sich ankündigenden Schleudersturz auszuhaken und dann noch kontrolliert etwas mit Armen, Beinen und Kopf zu machen, überschreitet dann ganz klar mein Zeitbudget - oder sind meine Reaktionen etwa sooo langsam :/ Mir kommt es zumindest so vor wie Sekundenbruchteile - und ein Video scheint das zu bestätigen. Meist kommt die Situation nicht ohne äußere Einflüsse - eine Hackböe, eine unterschätzte Querwelle.....


    Anders sieht es vielleicht aus, wenn sich das Ganze in einer Halseneinleitung abspielt (mir mal passiert, als ich mit möglichst großer Vorneigung (übertrieben) von Rigg und Körper das Board im Kabbel möglichst flach durch die Halse drücken wollte: Board unterschnitten => 2 Rippen funktionslos - ich kann noch nicht mal sagen, ob Mast oder Gabel da ausschlaggebend waren :/ - so schnell ging das. Da könnte man vielleicht noch reagieren, aber das braucht Übung und wer will schon so was üben? 8o

  • wenn ich die Beine anziehe, dann ramme ich mit großer Wahrscheinlichkeit die Knie durch das Segel.


    Ich habe keine Ahnung was ich mache, aber ich schaffe es seit Jahren den Mast an der Nase des boards vorbei.


    Verhindern lässt sich das leider nie, auch gestern war mal wieder ein ungewollter Abgang dabei.

  • Ich verhindere einen Schleudersturz, mit dem Fuß, der in der hinteren Schlaufe steckt. Merke ich, dass sich ein Schleudersturz ankündigt, Mastarm auf Spannung bringen und Segel aufmachen. Durch die Körperspannung von der Masthand bis zum Fuß bewegt sich der Mast nicht weiter vorn. Durch aktives Auffieren kann ich mich wegen des Fahrtwinds nach vorn abstützen.

  • Mir fällt auf dass viele hier denken sie hätten immer alles unter Kontrolle. ;)

    Bei uns am Binnensee im tiefsten Hinterland gibt es teilweise drastische (!) Unterschiede zwischen Grundwind und Böen. Wenn man dann noch in Ufernähe kommt, wo es die eine oder andere Verwirbelung zusätzlich geben kann, hält man im Ernstfall gar nichts mehr!

    Beim Slalom fährt man eh größtmögliche Segel, täte man das nicht wäre man 50% der Zeit nur am sinnlos rumdümpeln.

    Wenn es dann dort mal reinhaut, und man eh schon etwas erschöpft oder noch nicht richtig warm gefahren ist, dann bleibt genau 0 Zeit um irgendwie zu reagieren. Das passiert in Sekundenbruchteilen, auch wenn man sich vorher wie der Held gefühlt hat weil man mal 2, 3 Jahre von nem richtigen Sturz verschont geblieben ist.

    Es kann auch nicht jeder 100 Tage im Jahr aufs Wasser, nur um ein paar Dinge hier mal etwas zu relativieren! ;)

    Bleibt demütig, die Natur ist und bleibt stärker als ihr.

  • Ich denke, wir sollte das Thema hier fast splitten ;)

    Die einen argumentieren, wie man einen Schleudersturz verhindert, die anderen was man tun könnte, wenn er sich eben nicht mehr verhindern lässt.

    Würde niemand den ersten Aspekt kennen (und zum Großteil beherrschen), würde es wohl an manchen Tagen in manchen Revierren eher aussehen wie bei einer Flug- oder Stuntshow und nicht wie Wassersport :D

  • Bei uns am Binnensee im tiefsten Hinterland gibt es teilweise drastische (!) Unterschiede zwischen Grundwind und Böen. Wenn man dann noch in Ufernähe kommt, wo es die eine oder andere Verwirbelung zusätzlich geben kann, hält man im Ernstfall gar nichts mehr!

    ...

    Wenn es dann dort mal reinhaut, und man eh schon etwas erschöpft oder noch nicht richtig warm gefahren ist, dann bleibt genau 0 Zeit um irgendwie zu reagieren. Das passiert in Sekundenbruchteilen...


    Ich war über Jahre auf unterschiedlichsten Binnenseen mit dem Segelboot oder Surfbrett unterwegs. Man bekommt mit der Zeit ein Gespür für Böen und kann sie auch meist, wenn man die Wasseroberfläche beobachtet, kommen sehen. Eigentlich lernt man das relativ schnell. Mein Blick ist die meiste Zeit nach Luv gerichtet. Daher habe ich auch nicht nur Sekundenbruchteile zur Reaktion auf Windveränderung.

  • Bei uns am Binnensee im tiefsten Hinterland gibt es teilweise drastische (!) Unterschiede zwischen Grundwind und Böen. Wenn man dann noch in Ufernähe kommt, wo es die eine oder andere Verwirbelung zusätzlich geben kann, hält man im Ernstfall gar nichts mehr!

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    Wenn es dann dort mal reinhaut, und man eh schon etwas erschöpft oder noch nicht richtig warm gefahren ist, dann bleibt genau 0 Zeit um irgendwie zu reagieren. Das passiert in Sekundenbruchteilen...


    Ich war über Jahre auf unterschiedlichsten Binnenseen mit dem Segelboot oder Surfbrett unterwegs. Man bekommt mit der Zeit ein Gespür für Böen und kann sie auch meist, wenn man die Wasseroberfläche beobachtet, kommen sehen. Eigentlich lernt man das relativ schnell. Mein Blick ist die meiste Zeit nach Luv gerichtet. Daher habe ich auch nicht nur Sekundenbruchteile zur Reaktion auf Windveränderung.

    Dito, ausserdem habe ich schon öfters das Experiment gewagt und die Augen geschlossen beim Fahren. Selbst dann kann ich früh genug reagieren, um nicht im Katapult zu landen.


    Das einzige, was mich momentan noch wegspickt, ist wenn die Finne Grund- oder Treibholzkontakt hat.

    "Ich komme von einer Farm in der Wüste, wo es weit und breit keine Wellen gibt. Also, wenn ich Wave-Weltmeister werden kann, dann kannst du es auch, wenn du nur willst - Live your dream!!"

  • Oh mann... und ich surfe seit 10 Jahren unter solchen Bedingungen, sogar ausschließlich, und es ist trotzdem passiert. Aber bestimmt bin ich einfach nur zu blöd.

  • Ich verhindere einen Schleudersturz, mit dem Fuß, der in der hinteren Schlaufe steckt.


    Ganz ehrlich: Es gibt nur noch 1 Gefahr bei mir für einen Schleudersturz. Und das ist immer dann, wenn ich

    versuche, in die hintere Schlaufe zu kommen und irgendwas geht schief. Also wenn ich nicht sofort richtig drin

    bin, und eine unerwartete Böe zieht gleichzeitig nach vorne.


    Deshalb stecke ich bei extrem böigen Bedingungen gerne erst den hinteren Fuß in die Schlaufe. Dann kann

    eigentlich schon nichts mehr passieren, jedenfalls kein Schleudersturz,

  • Oh mann... und ich surfe seit 10 Jahren unter solchen Bedingungen, sogar ausschließlich, und es ist trotzdem passiert. Aber bestimmt bin ich einfach nur zu blöd.

    Niemand sagt, dass du zu blöd wärst. Dein Beitrag liest sich so als wäre es Schicksal von einer Böe getroffen zu werden und man hätte keine Chance zu reagieren.

    Man spürt aber Böen und kann sie meist schon von weitem kommen sehen, daher bleibt Zeit um vorbereitet zu sein.


    Ich bin bei Sheshe. Etwas mit der Finne zu treffen ist eigentlich der einzige Grund einen Schleudersturz hinzulegen. Ansonsten liegt es an Unachtsamkeit oder nachlassender Kraft. Ich bin inzwischen alt genug um zu wissen wann Schluss ist und mir Reserven aufzuheben.

  • Mit Training kann jeder einen entsprechenden Reflex erlernen. Beim Stolpern fällt man ja in der Regel nicht auf den Kopf - dank einem erlenten Reflex.

    Ähnlich beim Ski-/Snowboard fahren. Wer nicht stürzen lernt wird früher oder später im Krankenhaus landen.

    Außerdem kommen die Schleuderstürze selten aus dem Nichts. Wurde oben ja schon ausgeführt.

  • Niemand sagt, dass du zu blöd wärst. Dein Beitrag liest sich so als wäre es Schicksal von einer Böe getroffen zu werden und man hätte keine Chance zu reagieren.

    Man spürt aber Böen und kann sie meist schon von weitem kommen sehen, daher bleibt Zeit um vorbereitet zu sein.


    Ich bin bei Sheshe. Etwas mit der Finne zu treffen ist eigentlich der einzige Grund einen Schleudersturz hinzulegen. Ansonsten liegt es an Unachtsamkeit oder nachlassender Kraft. Ich bin inzwischen alt genug um zu wissen wann Schluss ist und mir Reserven aufzuheben.

    Gerade wollt ichs schreiben, aber dann hast du es im letzten Absatz selber schon getan.

    Natürlich ist das weiter zu differenzieren, es gibt ja nicht nur eine Art Schleudersturz. Der Klassiker, also Böe übersehen und mit Segel übers Brett weg nach vorne gehauen passiert mir auch nicht mehr - oder Moment! Letztes Jahr doch, als der VL-Tampen unbemerkt nachgegeben hatte und das Segel plötzlich toplastig wurde, und die Hackböe an dem 30 Knoten Tag kam, an dem ich meinen 3. Platz beim Sax-Speedking mit knapp 34 Knoten Top Speed eingeheimst habe, da ist mir genau das auch passiert!

    Aber es gibt nicht nur diesen Schleudersturz, genauso wenig wie es nur eine Art Böen gibt. Es gibt kurze Böen die einen unerwartet treffen können, wenn man schläft. Das passiert aber eher den Anfängern, klar. Es gibt aber auch die Böen die bei angesagter 3 bis 4 Grundwind plötzlich mit ner 6 minutenlang über den See rauschen, genau dann wenn man 1km weit draußen ist. Was machst du dann? Natürlich Augen zu (edit: auf ;) ) und draufhalten, weil bei nahe 0 Grad Wassertemperatur ewig abtreiben und warten auch keine Option ist.
    Und dann kann es auch passieren, dass dank Handschuhen und oder nachlassender Kraft die Querwelle gegen den Bug den letzen Impuls gibt, der dir bei gefühlt Überhack das Segel aus der Hand reißt und dich mit! Und dann fliegst du auch nicht übers Brett und das Segel auf die Nase, sondern das Segel in Luv am Brett vorbei und du mit den Rippen gegen den Mast und dann AUA!
    Ich bin auch keine 20 mehr, aber sehr gut trainiert, mehrmals die Woche Kampfsport und definitiv fitter als 90% der Surfer aufm Teich, und oft der Wahni mit den zu großen Segeln. Das geht meistens sehr gut da ich die körperlichen Voraussetzungen mitbringe so zu fahren. Aber es hat mich eben auch die Demut gelehrt dass es mal schiefgehen kann. Und das und nur das will ich hier den Leuten vermitteln dass eben nicht immer alles nach Lehrbuch läuft.

    Und wenn ihr nur mit der Finne am Treibgut aneckt, shit happens! Lebt damit!

  • Schleuderstürze können bei so vielen Situationen passieren ,Treibgut, Fischernetz übersehen,

    Materialbruch. In der Halse neben die Gabel greifen, oder wenn das Board total überpowert

    senkrecht hochsteigt.

    95% der Abgänge gehen halt gut weil jeder natürliche Schutz Reflex hat.


    Für die restlichen 5% immer locker bleiben und nicht verkrampfen.

    Wenn was passiert, keine Panik bekommen .

  • Genau so ist es. Und plötzliche Hammerböen, von 2 auf 6 Bft. kann man abfangen, wenn man sie

    sieht, das geht auch, wenn man gut aufpasst, aber wenn man auch noch ständig am Ausweichen ist und

    auf andere Surfer achten muss, geht eben auch das nicht immer. Keiner sollte glauben, dass er dann jeder

    Situation gewachsen ist.