Das passiert mir nie,habe ich gedacht!

  • Jetzt habe ich es ein paar Tage sacken lassen.

    Es ist Montag der 29.10.18 gut 7-8 Windstärken O bis ONO und Hochwasser in Pelze meinem Homespot.

    Kein Strand mehr Vorhanden,kein Stehen auf den Sandbänken und starke Strömung.

    Wie oft ich hier schon bei solchen Bedingungen draußen war, keine Ahnung.

    Nachdem ich gut eine Stunde mit dem 4,6er draußen war beschloss ich das 4,3er zu nehmen.

    Also an Land, schnell umgeriggt und wieder raus.

    Den ersten Schlag wieder raus bis zur äußeren Sandbank,wo Dank Hochwasser gute Wellen waren.

    Beim Reinfahren schnell eine Welle abgeritten,OK dafür ist man ja da, Höhe ziehen kann man ja später.

    Nächster Schlag raus,beim Reinfahren wieder ne Welle abgeritten.

    Tja ganz in Lee vom Spot ist man alleine am heutigen Tag,also beim nächsten Schlag dann Mal wirklich Höhe.

    Also wieder raus das 4,3er inzwischen auch schon am Limit und ich fahre gerne etwas größer bzw brauche Dank Biopren etwas mehr Segelfläche.

    Dann sah ich draußen das Set kommen,bitte nicht Lachen aber Pelze bei Hochwasser produziert auch Wellen,also voll drauf gehalten,tja das Unglück beginnt.

    Man neigt ja gerne zur Übertreibung,aber die Welle war höher als zwei Meter,noch etwas abgefallen und drauf,doch die Welle machte etwas schneller zu als gedacht.

    Beim Absprung wird mir der ganze Kram aus den Händen gerissen, während ich mich irgendwie in der Luft drehte konnte ich noch sehen wie mein Material wegflog, schön von mir noch weggekickt..

    Kurze Wäsche,dann geschaut wo das Material ist,erst sehe ich es gar nicht,Shit!!!

    Dann sehe ich es und mag kaum glauben wie weit es schon weg ist.

    Also fange ich an zu schwimmen und stelle fest,dass ich nicht wirklich näher komme.

    Dann sehe ich es wieder nicht,so langsam wird mir mulmig,dann sehe ich dass es noch weiter weg ist.

    Jetzt kommt die Tücke von Pelze, ich bin ganz in Lee vom Spot und völlig alleine,das Material treibt in die offene Neustädter Bucht.

    Ich schaue mich um,nicht Mal ein Kiter in der Nähe,da sind sonst immer irgendwo welche.

    Wer Pelze kennt, weiß ungefähr wie weit ich nun vom Ufer bin.

    Ich entscheide mich mein Material aufzugeben und fange an Richtung Ufer zu schwimmen.

    Erst versuche ich den Leuchtturm anzupeilen,merke aber schnell,dass ich Dank der starken Querströmung das wohl vergessen kann.

    Das erste Mal merke ich,dass ich Panik unterdrücken muss.

    Es ist wirklich niemand in meiner Nähe,ich sehe ab und zu ziemlich weit entfernt in Luv von mir einen Kite.

    Jetzt bin ich im 40ten Surfjahr habe schon so oft Material von anderen festgehalten und nun bin ich hier alleine,Shit.

    Der absolute Horror ohne Material hier draußen zu schwimmen.

    Aber ich komme langsam näher ans Ufer,bekomme aber langsam Angst vor einem Krampf oder was auch immer.

    Inzwischen habe ich das Trapez geöffnet und bin am Rückenschwimmen,ich komme voran, glaube ich.

    Nun bin ich am Leuchtturm schon vorbei und peile den Metalturm im Wasser am Südstrand an und merke dass ich mich wieder vom Strand entferne.

    Dort ist die Strömung und der Wind wieder ablandig.

    Mir wird nun wirklich richtig mulmig,klar ich komme evtl bei der Steilküste an aber das dauert und ist weit weg.

    Nun werden meine Schwimmaktivitäten wieder heftiger und ich komme nun doch Richtung Ufer.

    Ich denke noch einer deiner Kumpels muss dich doch vermissen...

    Nun bin ich wohl nur noch 100 bis 120 Meter vom Strand entfernt,immer noch Strömung.

    Plötzlich sehe ich im Wasser jemanden auf mich zukommen,eine Kiterin die ihr Board verloren hat,hatte mich beim Suchen entdeckt.

    Als sie bei mir ist und mich fragt ob alles okay sei,konnte ich wieder lächeln und sagte den Rest will ich jetzt auch allein schaffen.

    Plötzlich sah ich auch meine Surfbuddies am Strand,OK ich wurde doch vermisst.

    Am Strand angekommen war ich so fertig das mir richtig schwindelig und schlecht wurde.

    Laut den Surfkumpels war ich nun schon ca 1 Std im Wasser, ich wurde einfach zu spät vermisst....

    Da ich direkt am Badestrand gelandet war konnte ich direkt zur Tourist Info und dort Bescheid sagen,dass irgendwo in der Neustädter Bucht nun mein Surfstuff rumtreibt,ich aber ok bin.

    Dank Herrn Reil und seinen Mitarbeitern,wurde die Seenotrettung informiert.

    Nun wanderte ich zurück zum Surfparkplatz und war wie in einem Traum (Trauma),wieso konnte ich meinen Kram nicht wieder einholen, warum war einfach niemand in der Nähe der meinen Surfkram festhalten hätte können.

    Erstmal warm duschen und raus aus dem Neo.

    Meine Kumpels waren jetzt schon beim organisieren wer wo am Strand schaut,wo kommt das Material wohl an.

    Dann klingelt das Telefon,ein Anruf von der BP25 Bayreuth,sie haben mein Material und ich kann es Freitag im Hafen der BP See abholen...

    Heute werde ich nun alles wieder abholen.... und ich habe gedacht so etwas passiert mir nie, zumindest nicht am Homespot, klar Nordsee oder Atlantik aber nicht zu Hause.

    Ich wollte es einfach Mal loswerden,am Montag habe ich gemerkt wie klein ich eigentlich bin.

    Ach so Dienstag und Mittwoch war ich gleich wieder auf dem Wasser.

    BACK ON THE HORSE!!!

    Nicht dass irgendwelche Hemmungen aufkommen,habe auch einfach Mal meinen Kram etwas wegtreiben lassen,einfach hinterher geschwommen und eingeholt.

    Wieder Pelze bei SSW ein völlig harmloses Revier.

    Aloha Gunnar und ich hoffe das war ein einmaliges Erlebnis.

    Passt auf euch auf!!!

  • Alter Verwalter.....wenn ich bei Ost in Meeschendorf so richtig weit raus fahre (da sind dann die besten Wellen) kommt mir auch so manches Mal der Gedanke, was ich tun würde, wenn Jetzt was kaputt geht. Der wird aber regelmässig wieder unterdrückt, weil ja immer nur "den anderen" was passiert. Ich bin ein sehr guter Schwimmer und trainiere regelmässig, aber wenn das Material weg ist, hat das nochmal eine ganz andere Qualität.

    Ich hatte Montag in Rettin zu tun und konnte von der Hauptstraße aufs Wasser sehen. Habe meinem kitenden Arbeitskollegen noch erzählt, dass in Pelze "epische Bedingungen" waren.....


    Gut, dass Dir nichts passiert ist !


    Gruß

    Stephan

  • Danke für den mitreißenden Bericht. Ich meine, das ist gar nicht so ohne, bei ablandigem Wind

    bei diesen Bedingungen und Temperaturen. Bei mir im Süden (BW) war es 5 oder 6 Grad kalt, ich hatte

    keine Lust mehr zum Surfen.


    Mein „Homespot“ in Kroatien ist meist auch ablandig und da kommt nach 40 Kilometern eine rauhe

    Felsküste. An einen Totalverlust mag ich auch nicht denken. Zumindest gibt es keine Strömung und

    das Wasser ist >20 Grad.


    Sollte vielleicht doch ein kleines Notfallhandy mitnehmen.

  • ...das passiert MIr doch nciht...

    ha... den gedanken hatte ich früher auch immmer. Dann kam der Sommer in Südfrankreich. Nabonne , Gruissian 1999. Da hat noch keiner vom Defi gesprochen und man hatte den Strand komplett für sich alleine. Die "wahren" Surfer waren zu der Zeit unten in Leucate.

    Die Bedingungen kennn ja jeder von Euch. Ich war total begeistert. Damals noch mein Mistral Energie carbon gefahren mit 107 L, 55 cm Breite . so lange der Wind , natürlich ablandig blies mit Dampf , war alles kein Problem. Ballern , Höhe laufen top...

    In meiner Begeisterung, bekam ich aber nicht mit das der Wind immer schwächer wurde.

    Dann versagte das Höhe laufen und du entfernst dich immer weiter von Strand...oh eine Boje, das werde wohl schaffen.. Nix daneben getrieben. Dann versuch mal bei 100 Liter und 55 cm drauf zu bleiben oder Höhe zu laufen...

    Nix ging mehr und keiner auf dem Wasser. Kiter gabe es noch nicht undie Surfer kannten es alle noch nicht und in diesem Moment realisiert du, du bist im Arsch. Strömung , ablandiger Wind...Schwimmen war Keine option mehr und dir gehen alle Gedanken durch den Kopf, wenn man einsam, auf dem Mittelmeer treibt und nichts geht mehr...

    Irgendwo hatte ich mal gehört Arme über dem Kopf, aber wer sollte mich hier sehen. Dann viel mir ein Segel rausziehen und wieder au der anderen Seite rein fallen lassen. Sollte ein Notsignal sein...

    1,5 Stunden sass und arbeite ich auf meinem Brett und dann kammen Sie ...

    Französische Seenotretter. Die Strandwache hatte mein Zeiche gesehen und Alarm ausgelöst. War ich froh diesen schimpfenden Franzosen zu sehen. Netter weise haben Sie mein Material auch gerettet. Danke noch mal dafür...

    Seit dem ist ablandiger Wind und starke Strömung nix mehr für mich. Brauche diese Erlebnis nicht wieder.


    Ich war gerade auf Texel im September. Tolle Bedingungen . Wind sideshore, Welle 1,5 bis 2 m.

    Dann ging ich mit dem Material ins Wasser und die Strömung war sooo stark das sie dir die Füsse vom Boden wegriss und wieder alleine am Strand.. Dann kamen die Bilder von Frankreich wieder in den Kopf und ich beschloss...ich bin zu alt für das Risiko...steigst ab und schwimmst hinter deinem Material her bei einen 10kn Strömung Richtung Norden.


    Ich bin eine Bier trinken gegangen....

  • So,ich habe vorhin mein Zeug bei der BP25 Bayreuth abgeholt.

    Es wurde Dank surfenden Kommandanten und einiger surfenden Crewmitglieder sehr pfleglich geborgen, abgebaut und gelagert.

    Mein Kumpel hatte extra sein Schicht getauscht um vor Ort zu sein.

    Der Kommandant sagte,dass sie echt Probleme hatten das Zeug einzufangen,es sollte in Lee an Bord geholt werden und sie kamen kaum hinterher,es war auch weiter in die Bucht getrieben als ich gedacht hatte,hinter der Ansteuerungsboje Pelzerhaken.

    Er meinte das wäre mit schwimmen nicht machbar gewesen.

    Auf jeden Fall hat es so ein komplett gutes Ende.

    Normalerweise surfe ich ja generell bei solchen Bedingungen immer Höhe altem Horchturm und werde dies beim nächsten Mal auch wieder machen,da hat immer etwas mehr Land zum ankommen und treibt durch das Kiterfeld.

    Es war auch echt etwas Pech das niemand in der Nähe war,

    obwohl doch ca 6 Kiter und 6 Windsurfer vor Ort waren.

    Das einzig positive was ich der Sache abgewinnen kann ist,

    dass ich es alleine geschafft habe, aber ehrlich das reicht für dieses Surferleben,bitte nicht nochmal.

    Außerdem werde ich jetzt noch mehr auf andere Wassersportler achten, manchmal entsteht eine gefährliche Situation erst etwas später.

    Aloha Gunnar

  • in solchen Situationen ist komischer Weise nie jemand da. Murphys Gesetz. Den ganzen Tag nerven dich die Kiter und dann wenn du sieht brauchst, sind Sie nicht da...

    Zum Glück ist alles gut aus gegangen für Dich. Ne Stunde schwimmen ist nicht Ohne..

  • Das mit dem Aufeinander achten ist leider rückläufig. Habe vor 2 Jahren am Gardasee mal jemandem geholfen, der saß bei Vento auch über eine Stunde auf seinem Brett, Mastbruch. Viele Surfer sind immer wieder vorbeigekommen und haben freundlich zurückgewunken,

    Dank der Surfschule am Pier und deren Boot wurde er dann aber zurückgeholt.

    Wie jetzt aus den Stories zu entnehmen, kann so etwas jedem passieren.


    Gruß


    Dag

  • (...) Dann versuch mal bei 100 Liter und 55 cm drauf zu bleiben oder Höhe zu laufen... (..


    Drum surfe ich an meinem ablandigen Spot auch auf 130 Liter. Da muss ich am Ende immer

    noch ein wenig zurückdümpeln.


    Und die Sache mit dem Notfallhandy ist sicher nicht verkehrt. Sind klein, leicht und kosten 15 EUR,

    das sollte es schon wert sein.

  • ...................

    Das einzig positive was ich der Sache abgewinnen kann ist, dass ich es alleine geschafft habe, aber ehrlich das reicht für dieses Surferleben,bitte nicht nochmal.

    Außerdem werde ich jetzt noch mehr auf andere Wassersportler achten, manchmal entsteht eine gefährliche Situation erst etwas später.

    Aloha Gunnar

    Moin Gunnar,

    vielen Dank für deinen ausführlichen, aber auch beängstigenden Bericht. Da sieht man mal wieder: es gibt nichts, was es nicht gibt!! Gut ist, dass es am Ende trotz "gerupfter Federn" mit wieder gefundenem Material geendet und nicht schlimmeres passiert ist. Aber das Surfen bei ablandigem Wind auf dem offenen Meer war immer schon eine Herausforderung. Daher surfe ich in meinem Alter nur noch am Ringköbing Fjord, am Großen Meer oder an unserem Homespot-Teich, da kommt man notfalls auch zu Fuß zurück, wie bei meinem gebrochenen Mastfuss ja im August am Fjord passiert. Nicht auszudenken, wenn das auf dem offenen Meer passiert wäre....


    Gruß, Jürgen

  • Ich glaube, so eine lange Schwimmeinlage wäre bei mir anders ausgegangen!


    Selbst wenn jemand Dich gesehen hätte, wäre ja nur Hilfe holen möglich gewesen, mit einem Waveboard oder Kite jemanden bei 7 Bft reinholen geht wohl kaum.


    Das Hilfe holen hätte sicher auch lange gedauert. Hast viel Glück und eine wirklich gute Konstitution.


    VG

    Gerhart

  • erstaunlich, wie schnell das Zeug treibt, obwohl es ja dem Wind nur wenig Angriffsfläche bietet

    hatte ich neulich, als ich jemandem, der mit ungewohntem Zeug unerwartet Schwierigkeiten im Tiefen bekommen hatte, beim Wasserstart geholfen habe: es dauerte, erst Rigg ab und Mastfuß nach vorne sowie Rigg wieder dran, damit Gabelbaum aufs Heck gezogen werden kann und dann noch freistemmen und Übergabe des Segels in Wasserstartposition, was nicht beim ersten mal klappte.

    als ich mein Zeug endlich erreicht hatte und grad aufs Brett wollte, hatte ich einen wunderschönen Wadenkrampf.


    ich hatte mal den echt nervigen Fall, daß mir vor Wulfen auf der Ostseeseite bei südöstlichem Wind bei nicht allzustarkem Wind das Rigg so blöd nach vorne gekippt ist, daß es mit der Gabel auf dem Board genau ausbalanciert liegenblieb und so dem Wind hervorragend Widerstand bot (und das Board vzugleich weniger im Wasser bremste als normal Board und treibendes Rigg)

    boah ey, obwohl ich ja als Ausgangspunkt keinen wirklichen Abstand vom Zeug hatte beim Sturz, habe ich unglaublich kämpfen müssen, mein wegtreibendes Zeug einzuholen

    Pause war nicht erlaubt

    (es war allerdings nicht existenziell, denn ich war nicht weit vom sicheren Ufer weg, bloß wollte ich nicht mit dem Auto zum Südstrand fahren um dort mein (hoffentlich) angelandetes Zeug suchen zu müssen)

  • wie weit draußen auf dem Wasser funktioniert denn der Mobilfunk ???

    Also an „meinem“ Kroatien-Spot geht der Mobilfunk mindestens 10 km weit raus, war mal mit dem Segelboot unterwegs

    und hatte überall super Empfang.

  • Moin,

    Ich hätte auch nicht gedacht,dass ich eine so weite Strecke schaffe.

    Aber in einer Notsituation schafft man einfach mehr.

    Ich glaube wenn jemand in der Nähe gewesen wäre, hätte es mich einfach etwas beruhigt.

    Ich habe nach wie vor ein Problem mit der Zeit, einerseits war ich lange im Wasser und andererseits kann ich mich gar nicht an die komplette Schwimmphase erinnern.

    Das mit dem Telefon würde in der Lübecker Bucht funktionieren,

    aber in der Situation ohne Material weiß ich gar nicht ob ich es hätte bedienen können.

    Ich habe mir auch schon öfters ausgemalt mit Bruch draußen in Pelze zu schwimmen,aber das hat alles getoppt.

    Zum Glück ist nun alles so gut ausgegangen,das es sich nur noch wie ein schlechter Traum anfühlt.

    Aloha Gunnar

  • Sowas kann dir immer wieder passieren!

    Also bestens vorbereitet aufs Wasser gehen.

    Immer mit den Surfbodys und auch Kitern am Spot schnacken.

    Besonders an so epischen Tagen.


    Zusehen, das Deine eigenen Surfbodys auch mit auf dem Wasser sind oder mal schauen was du machst.

    Billiges Outdoortelefon mit Karte zum aufladen ohne Vertrag mitnehmen.

    Nie vom Material trennen aber du konntest ja nix dafür.


    Wir haben bei uns am Spot leider kein Netz und auf mich würde auch keiner warten ;-(

    Allerdings haben wir auch zu 95% auflandigen Wind.


    kiki68 war das der Tag, wo ich vorbeischauen wollte?