Aufriggen/Trimmen A.R.T. Wave Segel 4,8m2

  • Servus zusammen,


    mal wieder ein neuer hier im Forum - in der Hoffnung auf Hilfe - vornehmlich sind hier wohl die Urgesteine gefragt.


    Hier erstmal etwas Vorgeschichte, die eigentliche Frage käme dann unter dem Bild.


    Vorweg, ich bin kein erfahrener Surfer, vor 15 Jahren hab ich mal einen Anfängerkurs gemacht, danach ab und zu im Urlaub mit hier genanntem Segel auf dem Board meines Vaters durch die Gegend geschippert. Also komplett unerfahren.

    Im Moment hab ich jedoch einige Wochen Urlaub, einen Stausee vor der Tür, die Erkenntnis dass das Board doch in‘s Auto passt, und nach ein paar ersten erneuten Versuchen auf dem Brett genug Ehrgeiz es häufiger zu Versuchen.

    Leider kann ich jedoch meinen Vater, der viele Jahre gesurft ist, nichtmehr dazu befragen wie das Segel aufzubauen ist. Daher habe ich das bisher nach Gefühl versucht. Vermutlich komplett falsch.


    Mir geht es vor allem darum erstmal mit einem kleinen Segel wieder ein Gefühl für die Steuerung eines Bretts zu bekommen. Ein 4,8er ist da für mich, mit 1,80m und ca. 75kg, vermutlich keine ganz schlechte Wahl, am Stausee hat‘s meist 5 bis 10kn Wind, oftmals jedoch böig, zudem bin ich nicht der Kräftigste.


    Anzunehmen ist, dass man sich mit einem moderneren Segel evtl. leichter tun würde. Nachdem es jedoch vorhanden ist, warum nicht nutzen? Einfach war zudem nie meine Sache. Deswegen suche ich für das hier abgebildete Segel Tipps zum Riggen und Trimmen:


    (Bild im Internet zur Veranschaulichung „geklaut“)


    Erste Frage wäre, ob mein Mast (Severne White SDM45 460cm, IMCS 25, vermtl. CC) für das Segel überhaupt passt.

    Genannt wird auf dem Segel ein „A.R.T. Heavy Duty Carbon“, 470cm, mit 13cm Verlängerung.

    Auf den 460cm Mast übertragene 25cm Verlängerung führen jedoch dazu, dass das Vario Top ca. 30cm über die Segelspitze hinausragt, wenn das Segel nach meinem dafürhalten eine sinnvolle Vorliekspannung hat, und noch ca. 5 bis 10cm von der unteren Öse bis zu den Umlenkrollen an der Mastfußverlängerung sind.

    Daraus könnte man folgern, das Segel ist eher für harte Masten gedacht. Oder zu der Zeit waren harte Masten Mangelware, und dementsprechend musste der Arbeitsbereich in den härteren Bereich des Masten verlegt werden?

    Wäre es dementsprechend sinnvoller, es beim über das Segel hinausragenden Masten zu belassen, oder das Vario Top tiefer zu setzen, und stattdessen die Verlängerung weiter in den Mast zu schieben?


    Nächste große Unbekannte ist die Vorlieksspannung - viel oder doch eher weniger?

    Bisher habe ich das Segel so gespannt, dass sich zusammen mit überschauberer Spannung am Schothorn die Segellatten etwa auf der Mitte des Mastes befinden, und es in Richtung der Unterlieks im ca. 45 Grad Winkel zum Mast verlaufende, kleine Falten gab.

    Weiter zu spannen erscheint jedoch vom Gefühl her falsch, da ich keine Anhaltspunkte habe, bei modernen Segeln soll zu wenig Vorlieksspannung einer der häufigsten Fehler sein, nur hier?


    Ebenso steht es um die Schothornspannung - bisher war meine Herangehensweise hier, auch angesichts des vorherrschenden wenigen Windes, nur wenig zu spannen, so dass die Segellatten ca. mittig auf dem Mast enden, und das Segel mit der Hand noch entspannt fast bis auf den Gabelbaum gedrückt werden kann.

    Mehr Spannung bringt einen deutlichen Verlust an Druck im Segel, bei weniger jedoch wandern die Segellatten weiter hinterhalb des Masts. Kann das gewollt sein?

    Bisher hielt ich mich hier einfach an die Faustregel, die Enden der Segellatten sollten für schwachen Wind ca. auf der Mitte des Mastes enden.


    Alles absoluter Unfug? Jeder Hinweis hilft mir bei weiteren Versuchen!


    Grüße, Flo.


  • Hallo Flo,


    die Schothorn Spannung stimmt wenn die Latten bis zur Hälfte des Mastdurchmessers reichen.

    Zum Vorliek:

    Ist auf dem Segel eine Vorliek-Länge (Luff) aufgedruckt?

    Ich würde die Mastverlängerung weg lassen und das Vario-Top kürzer einstellen.


    Zum dümpeln und bisschen üben auf dem Stausee funktioniert das schon.


    VG,

    Robert

  • das Segel ist ein Sturmsegel für die Welle

    wird es bei leichten Winden auf dem Baggersee zum untermotorisierten Stehsegeln (Windsurfen kann man das beim besten Willen nicht nennen) mißbraucht, ist es nahezu egal, wie faltig und falsch es aufgebaut ist

    es wird bei Anfängerstehsegelwind eh kein Profil aufbauen, sondern wegen der Latten eher sehr flach sein

    insofern macht es Sinn, es so aufzubauen, daß es eigentlich weniger Schothornspannung hat als vom Segelschneider vorgesehen, damit es wenigstens ein wenig zwangsweises Profil gibt

    in diesem Trimm werden die Latten aber miserabel umschlagen beim Richtungswechsel (Wende, Sturz oder am Ufer rumdrehen) und es so vielleicht auch nicht gehen

    wenn das Segel eine Option hat, bei 1 oder 2 Latten (dein 4,8er hat doch eher 4 Latten und nicht nur 3 wie das gezeigte, oder?) alternativ eine kürzere zu verwenden, sollte das genutzt werden


    unten Verlängerung ausgefahren und oben weit herausstehendes Mastende ist Käse
    oben Variotop auf 0 und unten Verlängerung nach Bedarf auf möglichst kurz

  • Ist auf dem Segel eine Vorliek-Länge (Luff) aufgedruckt?

    Ich würde die Mastverlängerung weg lassen und das Vario-Top kürzer einstellen.

    Hallo Robert,


    danke für deine Antwort, das mit der Verlängerung und dem Top wird später direkt probiert.

    Allerdings habe ich die Beschreibung auf dem Segel vermutlich einfach falsch interpretiert, das Top sollte beim 470cm Mast auf 13cm gestellt werden, und der Mast dafür unverlängert bleiben.

    Das deckt sich dann schon eher mit der Empfehlung von aurum und dir, das Top so tief zu setzen wie möglich, und den Rest mit der Verlängerung zu regeln, falls noch Länge fehlt.


    Luff steht leider nicht drauf. Du meinst man könnte die Sache sonst mit dem Meterstab erschlagen?


    das Segel ist ein Sturmsegel für die Welle

    wird es bei leichten Winden auf dem Baggersee zum untermotorisierten Stehsegeln (Windsurfen kann man das beim besten Willen nicht nennen) mißbraucht, ist es nahezu egal, wie faltig und falsch es aufgebaut ist


    Beruhigend zu wissen, dass man auf diesem Weg alles indirekt „fast“ richtig macht.

    Selbstverständlich ist dieses Segel, das wird schon beim kurzen Nachdenken klar, nicht gut für wenig Wind geeignet. Deswegen der Versuch, vorerst das Beste draus zu machen, und es alsbald wieder im Keller verschwinden zu lasse.


    Es wäre auch noch ein 6,7er NP Supernova im Bestand. Für wenig Wind wäre das wohl generell (etwas) klüger. Allerdings fühle ich mich schon beim Gedanken unwohl, von diesem dann bei der ersten Böe über‘s Brett gezogen zu werden... ;)

  • Es wäre auch noch ein 6,7er NP Supernova im Bestand. Für wenig Wind wäre das wohl generell (etwas) klüger. Allerdings fühle ich mich schon beim Gedanken unwohl, von diesem dann bei der ersten Böe über‘s Brett gezogen zu werden... ;)

    das 6,7er sollte zeitnah nach den ersten Könnensreaktivierungsfahrten genutzt werden

    auch wenn der Mast wohl nicht optimal paßt


    aber: wenn dir schon beim Gedanken unwohl ist, beim Windsurfen ab und an ins Wasser zu fallen, ist das , ganz ohne Scherz, nicht die richtige Einstellung und du solltest tatsächlich mit dem kleinen 4,8er ganz geruhsam deine Kreise ziehen, während die anderen um dich herumflitzen und dabei auch ab und an ins Wasser fallen

  • Weder das Wasser, noch das Fallen, erweisen sich primär als problematisch. Gehört dazu. Passiert es noch häufiger, braucht es jedoch weder Brett noch Segel, dann kann ich schlichtweg gleich mit einer Poolnudel schwimmen gehen...^^


    Sofern sich das 6,7er gegenüber dem 4,8er also nicht als wahres Wunder der Ingenieurskunst erweist, werde ich dieses in stärkeren Böen schlichtweg nicht halten können, was schon beim kleinen Segel öfter misslingt. Ausgeschlossen ist natürlich nicht, dass sich das 6,7er - trotz größerer Fläche - auch bei kräftigeren Windstößen besser kontrollieren lässt, und man sollte es wohl auf den Versuch ankommen lassen. Mal sehen ;)


    Ganz richtig ist, dass der Severne Mast auch für das 6,7er NP nicht passt. Angegeben ist zwar für das Segel ein NP X3 in 460cm, jedoch wird der 2018er X3 mit dem von 2002 vermutlich ähnlich viel gemeinsam haben, wie der Severne.

    Da es mit Abstand der billigste Verfügbare war, der von der Länge her in beide vorhandenen Segel passt, und bei anhaltendem Interesse vermutlich eh ein Severne Segel gekauft wird (nur wegen dem Design...), war es jedoch naheliegend diesen zu nehmen. Obwohl „falsch“.


    Aber gut - wir sind damit eh schon reichlich OT.

    Zurück zur Antiquität aus den 80ern/90ern :thumbup:

  • ich denke schon, daß ein heutiger NP-Mast besser passen würde als ein heutiger Severnemast

    aber so halbwegs wirds schon gehn, ist ja kein mittelalter Gaastramast, der wirklich so richtig falsch wäre

    zu den Böen: die kommen ja nicht unerwartet, sondern sind normalerweise an der dunkleren stärker gekräuselten Wasseroberfläche deutlich zu sehen und man kann sich darauf einstellen, (nur)mit der hinteren Hand nachzugeben

  • Gut, gemäß dem Fall, es versucht jemand mit einem dieser Segel sein Glück, vor allem bei wenig Wind, hier mal kurz mein Stand.

    Vario Top soweit drin wie möglich (für 460er Mast). Voderliek soweit gespannt, dass der Abstand von Mast zu Latten über die gesamte Länge möglichst gleichmäßig ist. Wird es nicht, je weiter das Top ausgefahren ist, desto schlimmer wird es jedoch. Schothorn soweit raus, dass die Enden der Latten auf oder minimal hinterhalb der Mitte des Mastes liegen. Sonst wenden sich die Latten schlichtweg nicht. Oder man muss das Segel mit der Hand dazu „ermutigen“.


    Generell muss ich jedoch dem Kollegen aurum zustimmen...das Ding taugt für wenig Wind nichts. Es lässt sich defacto nur am Wind segeln, alles andere geht nur extrem bockig, macht keinen Spass.

    Um sich etwas fortzubewegen und (wieder) ein Gefühl zu entwickeln, wie man überhaupt das Gleichgewicht hält, und steuert, kann man es evtl. noch brauchen. Das war‘s dann aber auch mit dem Positiven.w

    Ob das Segeln bei Starkwind besser funktioniert, werde ich evtl. irgendwann noch nachtragen, falls es dazu jemals benutzt wird. Vermutlich kommt‘s jedoch die nächsten 5 Jahre nicht aus dem Keller raus.


    Nach einer Stunde auf dem Wasser mit dem alten 4,8er A.R.T. wurde im Zuge des (dachte ich...) abflauenden Windes das deutlich größere NP Supernova mit 6,7m2 aus Neugierde aufgeriggt, und aus Faulheit einfach draufgelassen, obwohl dieser zwischenzeitlich wieder aufgefrischt hat.

    Ist zwar deutlich anstrengender, funktioniert jedoch besser. Mal sehen was die nächsten Tage so damit geht. Die Antiquität bleibt, gereinigt, bis auf weiteres daheim.