Wovon hängt die Sichtweite von Gewässern ab?

  • Moin,


    lange war ich nicht hier, aber jetzt habe ich doch mal wieder eine Frage (an die, die Ahnung von Hydrologie haben).


    Wovon hängt es ab, ob Gewässer klar oder trüb sind?


    Von Schwebstoffen natürlich. Aber wovon hängt deren Auftreten ab? Warum sind Flachlandseen sehr oft trüb, währen es in den Alpen viele Seen gibt, bei denen man den 15 m tiefen Seegrund problemlos sehen kann. Warum sind Nord- und Ostsee trüb, während man im Mittelmeer (vor Sardinien gesehen) zig Meter weit sehen kann?


    Und wäre es realistisch möglich, das Steinhuder Meer (mein nächstes Surfgebiet) glasklar zu bekommen? (Nur mal als theoretischer Gedanke.)


    Was ich bisher rausgefunden habe ist, dass anscheinend der Nährstoffeintrag eine große Bedeutung hat. Viele Nährstoffe ermöglichen viel Leben, das am Ende viel totes Material bedeutet, das die Sicht trübt. Aber vor asiatischen Ländern, die sicher auch düngen, ist das Wasser auch oft klar, während der Maschsee mitten in Hannover trüb ist, obwohl der sehr wenig Nährstoffeintrag (durch Düngung) haben dürfte.

  • Die Düngung der Felder ist bei unseren Flachseen Stein und Dümmer die Hauptursache. Hierzulande wird leider maßlos übertrieben. Am Stein eher weniger, am Dümmer umso mehr. Der Dümmer und seine Umgebung wird ja auch gerne als der "Fleischtopf Europas" bezeichnet. Die Massentierhaltung erzeugt Gülle ohne Ende und die kommt größtenteils auf die Felder. In diesem Jahr gab es dabei überhaupt keine Pause, während eigentlich nur im Februar und nach der der Ernte einmal Gülle gefahren werden sollte. Selbstverständlich wird keine Rücksicht darauf genommen, ob es gerade in Stömen regnet und die Abstände zu den Wassergräben, die in die Hunte (Dümmer) einmünden, werden auch nicht eingehalten. So kommt es regelmäßig zu Algenblüten mit allen seinen Folgen. Was wir im Moment haben, ist allerdings alles noch normal - hier sind die Wasserpflanzen Segen und Fluch zugleich.

  • Von Algenblüte habe ich am Steinhuder Meer noch nichts mitgekriegt. Ich bin aber auch selten da.


    Praktisch wird man nicht viel machen können, aber ich frage mich, ob es theoretisch mit realistischen Aufwand möglich wäre, das Steinhuder Meer (fast) glasklar zu kriegen oder ob das aus natürlichen Gründen nicht geht.


    Mehrmals wurde einiges an Schlamm abgepumpt, aber auf die Trübung hatte das meinem Eindruck nach keine Auswirkung.

  • Ich kann mich nur an ein einziges Jahr erinnern, an dem man im Steinhuder Meer im Frühjahr noch in brusttiefem Wasser seine Füße sehen konnte.


    Das Wasser war ganz unnatürlich klar.


    Der Erfolg war, daß die Sonnenstrahlen auch in tieferen Wasserschichten (ha, ha, also bis 1,5 m! tief) bis auf den Boden kamen und dadurch eine explosionsartige Seegrasblüte erfolgte.

    1/3 der Wasserfläche war im Sommer für Segelboote unbefahrbar, man hat Schneisen zu den Bootsanlegern in das Seegras gemäht, um überhaupt aus dem Hafen raus zu kommen.


    Diese riesige Biomasse ist dann im Herbst zu Boden gesunken und im nächsten Frühjahr war das Wasser wieder mulmig und trüb wie gewohnt.


    Wenn du das Wasser im Steinhuder Meer wieder klar bekommst, dann ist dir der Dank aller Anbieter von Seegrasfinnen gewiss!


    Viel Grüße von

    Dr. Spin Out

    der ein Fan von Lessacher Seegrasfinnen ist

  • Die Blaualgen sind winzig klein. Wenn du noch gute Augen hast, kannst du sie bei ruhigem Wasser als kleine Fädchen oder Pünktchen sehen. Die Wasserfarbe ist dann bläulich/grün. Ist das Wasser mehr braun/rötlich sind eher Kieselalgen im Spiel. Alle diese stehen mit den sichtbaren Wasserpflanzen in einer Nahrungsbeziehung, bzw.-Konkurrenz. In Übergangsphasen kann das Wasser sehr klar sein. Am Dümmer konnte man in den vergangenen Jahren manchmal bis zum Grund gucken, was dann wiederum dem Pflanzenwachstum seht gut tut.

  • Wie gesagt, als Vergleich nehme ich manche Bergseen. Die sind klar und nur schwach bewachsen. Ist sowas auch im Flachland möglich oder sorgen natürliche Umstände dafür, dass das nicht geht? Blaualgen sind ja auch eher schädlich.


    Ich werde nichts ändern können und die, die das können, sind anscheinend schon dran, mit Naturschutzgebiet und Schlammabpumpen.

    aber die Vorstellung eines klaren Steinhuder Meers hat schon ihren Reiz. :-)


    Man gleitet über klares Wasser, erkennt den Boden, sieht die Fische, Delfine springen vor dem Bug. :D

  • Nein, warum?

    Ein See, an den ich mich besonders erinnere, ist der Christlesse bei Oberstdorf. Der ist sehr klar. Natürlich hat der bei Weitem nicht die Ausmaße, wie Steinhuder Meer und Dümmer, aber es gibt ja auch größere klare Seen und ganze Meere(sgebiete).


    Das mit den Delfinen war natürlich nur ein Witz.

  • Bei den Bergseen ist es doch so, dass zu viel Phosphat/Nitrat (ich weiss nicht mehr welches) im Wasser ist und es deswegen kein Leben mehr gibt im Wasser. Dadurch gibts natürlich auch keine Algen -> Klares Wasser.
    Ich hatte das aber zum letzten Mal in der Schule vor 20 Jahren...

    "Ich komme von einer Farm in der Wüste, wo es weit und breit keine Wellen gibt. Also, wenn ich Wave-Weltmeister werden kann, dann kannst du es auch, wenn du nur willst - Live your dream!!"

  • Eher umgekehrt. Zu viel Phosphat sorgt gerade erst für übermäßiges Wachstum, das dann zu (Faul-)Schlamm wird.

    Es könnte halt auch sein, dass es um Bergseen weniger Vegetation, also Biomasseeintrag gibt. Während es um Flachlandseen Wiesen und Wälder gibt, gibt es um Bergseen tendenziell eher nur Gestein und Moose.


    Ich habe in der Zwischenzeit die Wikipediaartikel Seentherapie und Biomanipulation gelesen. Da steht einiges Interessantes über Ursachen und Bekämpfung drin. Aber einen wirklichen Unterschied, vor Allem im Bezug auf Meere, habe ich noch nicht rausgelesen.


    Mit rauchbarem Gras habe ich übrigens nichts zu tun. Ich habe es ein paar (etwa sechs) Mal probiert, aber es ist einfach nichts für mich. Muss ja auch nicht sein.8)