Aloha zusammen ... da ich das irgendwo einmal versprochen hatte, ist hier der Reisebericht. Versprechen soll man ja halten.
Vorbereitung & Planung
Ende letzter Saison kam die Idee auf, den Saisonstart 2017 nach vorn zu verlegen. Warm sollte es sein, windsicher, nicht zu weit weg und nicht zu teuer. Also Ägypten (nicht wirklich windsicher im Winter), Kanaren (nicht unbedingt sehr warm und Windsicherheit auch nicht unbedingt gegeben), Bonair (weit, zu teuer) oder eben Kapverden. Hatte ich vorher nur am Rande auf dem Schirm.
Also im Forum informiert und viel kontroverse Meinungen gehört. Von „kein Problem“ bis „nicht für dich surfbar“. Da ich im schlimmsten Fall eine Woche in der Sonne am Strand gelegen hätte, habe ich das Risiko mal generös akzeptiert und habe gebucht – 17.02. bis 27.02.17.
Habe alles privat geregelt ... also die Unterkunft via Airbnb, den Flug über irgendein Portal, Surfstuff per email direkt vor Ort. Da ich zwei Wochenenden drin haben und von Düsseldorf aus starten wollte, bin ich hin mit der TAP über Lissabon und zurück direkt mit TUIfly – zusammen rund 500 Euro. Material habe ich mich bei den mir damals bekannten Stationen für Angulo entschieden, da ich selbt einen CV1 und GunSails fahre, also vertrautes Material. Eine Woche Material plus Versicherung nochmal rund 250 Euro. Unterkunft (kleines Studio im Leme Bedje) etwas über 300.
Anreise & erster vor Ort-Check
Der Flug mit der TAP war entgegen aller Unkenrufe pünktlich, die sechs Stunden Aufenthalt in Lissabon in der Vorfreude aushaltbar. Dann nachts um 1 auf Sal gelandet und vom Fahrer – den mir der Vermieter organisiert hat – abgeholt und zum Appartment gefahren worden. Schlüssel in die Hand gedrückt bekommen und zack – war man auf den Kapverden. Ausgepackt, geschlafen und nächsten Morgen von der Sonne und mit Blick auf das Revier von der Terrasse geweckt. Geil !
Direkt gegenüber ist ein Restaurant (Columbus), in dem man herrlich Frühstücken kann. Also nicht das Frühstück, aber mit tollem Blick und echtem No Stress Feeling. Gut angekommen, würde ich sagen.
Anschließend zu Angulo, angemeldet, die Jungs begrüßt, mir das Revier erklären lassen und bei echten Freeride-Bedingungen nach Monaten das erste mal aufs Wasser. 26 Grad Luft, 21 Grad Wasser … könnte schlimmer sein. Auch wenn die Cracks aus dem Sonnenstuhl heraus alle nur ein müdes Lächeln für Wind und Welle hatten.
Das Material war ... sagen wir mal ok. Nicht das Neueste, aber gut. Fairerweise, es ist bei PeziHuber besser in Schuss und auch etwas aktueller und die neue ION-Station hatte top aktuelles Material. Dafür liegt die auch etwas zurückversetzt und nicht direkt am Strand. Ich fand es bei Angulo auch mit der Atmosphäre und der Beach Bar sehr ok, würde aber wahrscheinlich beim nächsten mal zu Willy (PeziHuber) tendieren. Der Service ist gut, man kommt morgens rein (Gettofaust - hey man ... ), wählt sein Board und holt es sich selbst, lässt sich die Segelempfehlung geben (hey man ... better take the 5.2, should be ok for today) ... man kann auf die Einschätzung der Jungs vertrauen. Segel wird dann aufgebaut und gebracht. Netter Service ...
Revier
Nachdem ich jetzt im Vorfeld schon so viel gehört hatte (Killer-Shorebreak, Monsterwellen, Strömungen etc etc), war ich schon etwas verkrampft. Aber der erste Tag war so was von easy, vielleicht 15kn, kein Shorebreak, draußen ein paar kleinere Dünungswellen ... ich hatte echten Spaß und konnte gut wieder warm werden.
In den Folgetagen nahm der Wind immer ein Stückchen zu, am Ende so regelmäßig 18-22kn, für mich 5,7 bis 5,2 und 109ltr. Shorebreak hatten wir so gut wie keinen, dennoch ist der Einstieg ehrlicherweise mühselig und eng. Respekt an die Barfussfahrer! Mir wäre das zu gefährlich, die ein oder anderer Verletzung hat man dann auch gesehen, manche auch massiv. Meine Empfehlung: unbedingt Schuhe !!
Der Start leidet am Spot unter der Bebauung, die ersten 200-300m sind sehr böig, aber es reicht immer für den Wasserstart. Danach fängt der Spaß an. Man fährt mit Side-Offshore Wind Richtung Kap, zunächst glattes Wasser, dann die ersten Wellen, dann immer weiter und in Höhe der Landspitze und darüber hinaus dann richtig netter Swell, während meiner Zeit so bis max. 3m, denke ich. Ehrlich ...? Das erste Mal hatte ich echt einen „Köttel in der Buxe“, wie man hier sagt. Drei Meter Dünungswelle vor einem sind für einen Holland-Surfer echt hoch! Echt !! Die erste Halse war dementsprechend verkrampft.... aber wenn man das erste mal liegt und merkt, dass gar nichts passiert, sondern die Wellen einfach unter einem durchlaufen, dass man alle Zeit der Welt hat und bequem wieder Wasserstarten kann ... lässt auch die Verkrampfung nach und der Spaß setzt ein. Für mich zumindest. Teilweise kann man das Springen kaum vermeiden, und wenn man sich traut, kommen da schon (für mich) respektable Höhen zustande. Mit „Finne raus“, hat das nichts mehr zu tun, wenn man anschließend getrennt landet, oder? Scheiße, hab ich Angst gehabt, als ich das erste mal plötzlich richtig in der Luft war.
Näher zum Kap dichter unter Land liefen dann kleinere, steilere Wellen zum Abreiten,, ich würde mal sagen, so um ca. 1m, vielleicht mal 1,5m. Auch das für mich ideal zum Üben, da auch hier nicht viel passieren kann, wenn man etwas Abstand vom Ufer hält.
Ich hatte an jedem Tag (100% Windausbeute) echten Spaß, hab wieder einiges dazu gelernt und neue Ziele für die Saison gesteckt. Eins ist sicherlich, an der Kondition zu arbeiten ...
Sicherlich gibt es wohl auch selektive Tage, zumindest wird ja immer wieder davon berichtet. Aber die Stationsleiter und Stationsjungs haben die Bedingungen als eigentlich typisch bezeichnet. Mittelwindrevier zw. 15 und 20kn und ab und an mal Tage, an denen richtig was geht. Aber die scheinen gar nicht so häufig zu sein. Shorebreak kann zu einem Problem werden, aber auch da kommt man durch – zur Not mit Shorebreakservice der Stationsjungs. Ist bei gemietetem Material dann sowieso Pflicht. Ich hatte in der Zeit wirklich fast gar nichts damit am Hut, aber was passieren kann, wenn man dann ganz leichtsinnig wird und gar nicht mehr aufpasst ... siehe in Verlängerung des Gabelbaums. Am besten mal das Bild großziehen
Windsurfen „passiert“ also auf der östlichen Seite der Bucht und dann vor dem und um das Kap, auf der westlichen Seite sind die schönen Strände und die Badeurlauber.
Es gibt da wohl auch eine Station, aber man kommt von dort kaum zum Kap. Und schlecht raus, weil am Strand kein Wind ist. Also immer Richtung PeziHuber, Angulo oder ION-Clubb orientieren.
Insgesamt kein Einsteigerrevier, aber aufsteigertauglich bis in alle Könnensstufen. Pflicht sind ein sicherer Beach- und Wasserstart. Selbst mit einer so lala Halse kommt man hin. Wenn denn der Wasserstart sitzt. Schotstart in drei Meter Dünung ist halt schlecht. Ein Typ von Maui sagte mir übrigens vor Ort, als ich ihn fragte, was er denn nun eigentlich hier will ... „hey man, it’s the number two surfspot in the world“. Ach so. Und ich war da. Geil, oder? Wahrscheinlich meinte er jetzt nicht Ponta Leme (Santa Maria), sondern eher Ponta Preta mit 8m Wellen und Wind von rechts, aber sei’s drum ... für mich war es dort jetzt gerade mal der #1 surfsport in the world.
Land & Leute
Was soll ich sagen ... tolle Menschen, fröhlich und freundlich. Ja, im Vergleich zu Deutschland arm, aber man sieht trotzdem die Stationsjungs oder die Kellner aus dem Restaurant von gestern dann auch auch in der Eisdiele oder mit Freundin in dem Restaurant morgen. Touristisch noch kein Malle, aber Santa Maria ist voll erschlossen mit kleinen Supermärkten, billigen und teuren Restaurants, Hotels, Bars, Eisdiele, viel live Musik und allen üblichen Schund-Geschäften. Man bekommt überall mit Visa Geld, man kann auch überall mit Euro bezahlen. Münzen wie Scheinen. In vielen Restaurants gibt es Free WiFi, eine 4GB-Prepaidkarte kostet im Shop 8 Euro. Motto der Insel ist – NO STRESS. Mag ja für die Touristen entwickelt worden sein, ist aber dennoch so. Alles ist echt entspannt. Essen ist problemlos, in den „richtigen“ Restaurants kann man eigentlich gefahrlos Eiswürfel nehmen und Salat essen. Aber man muss es ja nicht herausfordern. Die Kapverdianer essen viel Huhn, aber daneben gibt es immer Pasta und Pizza oder auch Fleisch. Verhungern muss keiner, ein Essen inkl. Getränk liegt zwischen 10-15 Euro.
Gefährlich? Kriminalität? Drogen? Ich denke, es ist deutlich gefährlicher, nachts durch Essen oder Gelsenkirchen zu laufen. Wenn man in Santa Maria auf den "ersten drei" Straßen bleibt, sehe ich wenig Gefahrenpotential. Ich hab mich eigentlich nie unsicher gefühlt, da zudem viel Präsenz durch Security und Polizei gegeben ist. Ob notwendig oder eher zur Beruhigung der Touristen mag ich nicht beurteilen.
Und dann gibt’s ja noch die Surfer ... Ich hatte ja das große Glück, hier aus dem Forum schon jemanden gehabt zu haben, der mir mit vielen guten Ratschlägen die Planung erleichtert hat. Und mich dann vor Ort auch in den schon lang bestehenden harten Kern vor Ort eingeführt hat. Super Leute, entspannte und vorurteilsfreie, gute Surfer verschiedener Altersstufen, auch wenn ich da noch eher das Küken war. Alle hilfsbereit und aufmerksam. Und auch bzw. insbesondere auf dem Wasser achtet jeder auf den anderen. Eine tolle Gemeinschaft! Sepp, du hast noch einen gut bei mir …
Leider habe ich jetzt die maximale Zahl an Dateianhängen erreicht, sonst hätte ich noch mehr gepostet. Aber für einen Eindruck reicht es sicher.
Fazit
Ich bin nächstes Jahr wieder da! Auf jeden Fall.
In diesem Sinne .. allen eine tolle Saison !
LG
Dirk