Unterschiede Freeride, Freerace, Slalom

  • Ich habe noch nie ein reines Slalom-Segel benutzt. Habe einige Zeit öfters mal iSonic 107 ltr. ausprobiert, aber mit NP Freeride Advance Segeln 7,2 und 7,7 qm. Das, was dem Slalom am nächsten kommt, war ein NP H2 8,2 qm. Es hat mich immer gewundert, wie die Leute mit reinem Slalom-Material neben mir, mit Segeln zwischen 8,5 und 9,0 qm, fast bei jeder Windstärke, problemlos zurecht kamen. Während ich, mit einem 7,2 Freeride Adv. nicht mehr so richtig nach hinten lehnen konnte und das Segel öffnen musste, fahren die Slalomer weiter, als wäre nichts gewesen. Bei dem 8,2 H2 noch extremer, da wurde bei Wind von 10 m/s schon stressig. Es kann natürlich sein, dass meine Finne zu lang war für höhere Windstärken, deswegen habe ich reflexartig, ohne dass es mir bewusst war, mich aufrechte auf das Brett gestellt, damit dieser nicht abhebt. Das kann aber nicht alles sein. Immer wieder höre ich, dass Slalom segel, durch ihre Bauweise in der Lage sind, Überschuss an Wind abzuwerfen. Von Außen, beim Hinterherfahren, konnte ich nicht Erkennen, dass der Twist oben, irgendwie besonderes flexibel wäre, sieht eigentlich auch bei Böhen statisch da. Ich speile mit dem Gedanken mich auf Slalom einzufahren und mich entsprechend auszurüsten, weil mich Rennen schon etwas reizen. Und überhaupt, macht alleine die Position der Schlaufen auf dem Slalombrett Spass. Man kommt sich vor, wie in einer Armbrust gespannter Pfeil. Aber zurück zu der eigentlichen Frage: Ist an dem Mythos "Slalom Segel" etwas dran? Sind diese wirklich so viel weicher und flexibler bei den Böhen? Hat diese "Druckpunktstabilität" damit was Zutun?

  • Also ich hab zwar keine reinen Slalom Segel aber der Unterschied wie sich schon meine (rrd firewing) zu normalen camberlosen Segeln Verhalten ist deutlich. Mann kann einfach durch eigenen Einsatz die Segel länger fahren als Freeride Segel. Ist aber nicht so dass ich mich kartoffelsackmäßig an die Gabel hänge und mit nem sl-segel sofort schneller bin. Man muss ordentlich zupacken und sich auch richtig gegen das Board stemmen dann hat man länger Kontrolle...


    Gesendet von meinem KIW-L21 mit Tapatalk

  • Im Prinzip hat Paul recht. Der Knackpunkt ist die Druckpunktstabilität. Dadurch wird das Segel eigentlich nie auf der hinteren Hand anfangen zu ziehen. Das führt dann dazu, dass man die Segel einfach mal 1,5-2 m² großer fahren als den üblichen Consumer-Kram. Weich und flexibel ist da nichts, die Segel sind bretthart. Nur so als anhaltspunkt: mein 8.8er Segel bin ich schon in einer 30+kn Schauerböe nach Hause gefahren. Ok, das ging nicht mehr gut oder schnell, aber das Segel war noch kontrollierbar, eben weil es nicht nur noch rumflattert und den Druckpunkt zwischen die Verstellclipse des Gabelbaumes schiebt.


    Der nächste Punkt ist, dass die Leute, die dieses Equipment bei passenden Bedingungen einsetzen, in der Regel auch damit umgehen können und folglich auch trimmen können, so dass es bei den gegebenen Bedingungen fahrbar bleibt. Ich kann dir in 10 sec. jede Slalomkombi die von der Größe her eigentlich passen müsste so vertrimmen, dass sie effektiv unfahrbar wird. Dazu reicht schon das Verstellen der Gabelbaumhöhe und der Mastfußposition. Wenn man dann noch eine zu kleine/zu große Finne reinschraubt... gute Nacht. Also nächster Unterschied zu Freeride: Das ganze ist ziemlich Trimmsensibel, wenn man es halt wirklich so groß fahren will. Trapeztampen zu weit vorne? Ein Spin Out nach dem anderen. Mastfuß zu weit hinten: Tailwalk. Nur so mal als Beispiele.


    Jetzt hat man den ganzen Kram so getrimmt, dass er bei massiv überpower auch noch gut Fahrbar ist, das heißt aber nicht, dass man das auch automatisch dann kann. Das muss man auch erst lernen und sich da Stück für Stück rantasten, und auch mal für Slalomverhältnisse überpowert gefahren sein, bis man das lernt. Das dauert.


    Ein weiterer Punkt ist dann der Kraft/Ausdauerfaktor. Als ich auch Slalomkram umgestiegen bin, bin ich vorher immer fröhlich mit Freeridekram 3 Stunden und mehr gesurft. Am ersten Tag auf Slalomkram war ich nach einer Stunde vollkommen fertig.


    Fazit: Wenn du da Bock drauf, insbesondere auch auf den technischen Trimmkram der dann notwendig wird hast und einigermaßen regelmäßig aufs Wasser kommst, evtl auch mal ne Regatta mitfahren möchtest, go for it! Wenn du nur im Urlaub mal surfst, lass es bleiben.


    Gruß, Onno

    wissen ist macht. nicht wissen macht auch nichts.

  • Danke für die Antworten!


    Dachte bis jetzt, der Firewing wäre ein Slalom-Segel. Naja. Gegen Brett drücken, muss ich noch probieren. Jedenfalls mit Freeride habe ich nicht viel am Hut. Mein Ding ist eher, ein 85 l. freewave und dann für 4 - 6 Stunden in den Wellen Dampf ablassen. So einen 120 l Geko, kommt mir wie eine Betonplatte vor. An Slalom, finde ich dieses Schweben über dem Wasser faszinierend! Momentan ist es mir noch ein Rätsel, wie man es schafft, dass das Brett nur mit der gegenüberliegenden Kante mit Wasser Kontakt hat, und die Kante auf der man steht, in der Luft ist.

  • Momentan ist es mir noch ein Rätsel, wie man es schafft, dass das Brett nur mit der gegenüberliegenden Kante mit Wasser Kontakt hat, und die Kante auf der man steht, in der Luft ist.


    Viel Üben, eine sehr gute Finne und perfekter Trimm, dazu noch ordentlich angepowert fahren.... Das ist auch "schon" alles ;)
    Das sieht immer recht entspannt aus, ist es aber nicht. Das ist ein Ritt auf Messers Schneide, kurz vorm abheben. Wenn man in so einer Situation überpowert und einfach das Segel aufmacht, steigt das Board sofort und man legt nahezu zwangsweise einen recht unschönen Abgang hin. Bevor man aufmachen kann, muss man erstmal wieder den Körperschwerpunkt über das Board bekommen. Das habe ich vor zwei Jahren gelernt, hat mich einen Mast, ein Trapeztampen und eine Segellatte gekostet. Das Board wird bei dieser Fahrweise nahezu komplett über den hinteren Fuß und die Finne gefahren, das dürfte dir als Waver erstmal sehr komisch vorkommen. Aber das ist auch der Grund, warum eine gute Finne im Slalombereich so wichtig ist.


    Ach ja, so ein Gecko hat mit einem Slalomboard so viel zu tun wie ein Standard Golf mit einem Rennwagen....


    Auf welchem Board bist du das H2 in 8.2 denn bisher gefahren?

    wissen ist macht. nicht wissen macht auch nichts.

    Einmal editiert, zuletzt von Slaughthammer ()

  • Danke für die Antworten!


    Dachte bis jetzt, der Firewing wäre ein Slalom-Segel. Naja. Gegen Brett drücken, muss ich noch probieren. Jedenfalls mit Freeride habe ich nicht viel am Hut. Mein Ding ist eher, ein 85 l. freewave und dann für 4 - 6 Stunden in den Wellen Dampf ablassen. So einen 120 l Geko, kommt mir wie eine Betonplatte vor. An Slalom, finde ich dieses Schweben über dem Wasser faszinierend! Momentan ist es mir noch ein Rätsel, wie man es schafft, dass das Brett nur mit der gegenüberliegenden Kante mit Wasser Kontakt hat, und die Kante auf der man steht, in der Luft ist.


    Moin,


    das geht auch mit dem Gecko. Mit meinem 112er und dem Rapid 7,9m² bei Bedingungen in denen ich normal schon das 6,3er fahre... auch dieses Segel ist bereits sehr druckpunktstabil.
    Man merkt förmlich wie bei noch mehr Druck das Profil eher stabiler ist.
    Trotzdem mag ich das längst nicht so gerne wie den 85iger Freewave in Wellen :rolleyes:


    Grüße
    teenie

  • Das H2 hatte ich auch. Fand ich nicht so toll. Sehr schnell am Limit. War ja auch eher der Vorgänger vom Hornet. Dann kam das H2 Racing.
    Eine ganz andere Hausnummer. Ich hab das in 9.3 und 8.2 und 6.6.
    Das 8.2 und das 141er Futura ist meine absolute Lieblingskombi. Wenn ich alles richtig gemacht habe, fliegt die Kombi perfekt. Leider habe ich halt als Wochenendfreizeitbinnenseesurfer 😂😂 nicht do oft die Gelegenheit. Jetzt mal in Hvide Sande die Topleute zu beobachten ist schon der Wahnsinn. Da gibt es noch viel zu tuen.

    man sollte sich die Ruhe und Gelassenheit eines Stuhls zulegen, der muss auch mit jedem Arsch klar kommen

  • Aloha.
    Das firewing ist kein komplettes slalomsegel sondern eher freerace-pro oder so. Auch wenn du bei den neueren das RTS einbaust hat es dann zwar 4 Camber aber die masttasche ist nicht soo breit wie bei den vapors und co. Daher passt es für mich auch so gut weil es mit 3 Cams und der nicht sooo monströs breiten masttasche noch einen Rest Benutzerfreundlichkeit hat...


    Gesendet von meinem KIW-L21 mit Tapatalk

  • Auf welchem Board bist du das H2 in 8.2 denn bisher gefahren?


    Den iSonic 107 und Geko 120. Geko 112 vielleicht auch, weis ich aber nicht mehr.


    So langsam komme ich dahinter. Es ist der Luftstrom, der etwa 45 Grad von hinten/vorne ankommt, hebt das Brett seitlich an. Sowas ähnliches passiert ja auch mit freestyle/freewave Boards. Bei einer Böe wird das Heck aus dem Wasser gehoben. Ist aber selten. Da man in Slalom meistens/gezielt viel breitere Bretter fährt als eigentlich zum Angleiten nötig wäre und diese so leicht sind, ist man fast immer am Fliegen.

  • Ach ja. Meine lieblings Kombi ist mein Manta 110 mit 7,0 bzw. 8,0...gefühlt kann ich da unendlich lange mit fahren...man wird nur schneller und muss mehr Druck in den Beinen halten, das Segel zieht einen aber nicht hoch oder macht Zicken...irgendwann wird das aber auch ein bissel gruselig da ja Wind meist auch mit chop einhergeht...in diesem Moment sollte man aber nicht einfach aufmachen da dann ein eleganter Wheely mit angeschlossenem halben backloop folgt...macht nicht so viel Spaß und das Material mag das auch nicht...aber man arbeitet sich da ran..



    Gesendet von meinem KIW-L21 mit Tapatalk

  • Also bei mir folgt auf den Tailwalk (aka Wheely) meist das abrupte Eintauchen der Leekante des ruckartig angeluvten Boards, mit entsprechender Bremswirkung und einem daraus folgenden fulminanten Schleudersturz. Macht man aber auch nur ein, zwei mal, dann weiß man, dass man sich erst aufs Board stellt und dann die Tür aufmacht.


    aber stimmt schon, 69er Manta mit 7er oder 8er Segel ist einfach nur Spaß. Bin mit dem 7er neulich mal 100km an einem Nachmittag gefahren. Und hab dann auch nur aufgehört, weil der Wind weg war.



    So langsam komme ich dahinter. Es ist der Luftstrom, der etwa 45 Grad von hinten/vorne ankommt, hebt das Brett seitlich an.


    Nee... der Scheinbare Wind kommt immer mehr oder weniger von vorne, meist deutlich Spitzer als 45°. Bei 15kn Wind fahre ich Halbwind ca 25 kn, rechne da mal den Windwinkel nach!


    Die Luvkante wird von der Finne geliftet. Der Druck auf der Finne würde das Board ohne den Gegendruck des Fahrer einfach nach Lee kentern lassen. Je weiter man das Board sich auf die Leekante stellen lässt, desto mehr Auftrieb erzeugt die Finne, desto freier wird die Gleitlage. Da der Druck auf der Finne dabei aber auch zunimmt, kommt man da sehr schnell an Grenzen, irgendwann hat man einfach einen Spinout. Spätestens wenn die Finnenbox durch die Krängung aus dem Wasser kommt und die Finne da direkt luft ziehen kann.


    Da man in Slalom meistens/gezielt viel breitere Bretter fährt als eigentlich zum Angleiten nötig wäre und diese so leicht sind, ist man fast immer am Fliegen.


    Das widerum stimmt. Slalomkram, der so gerade eben genug Wind zum angleiten hat, macht keien Spaß zu fahren, bzw ist dann ziemlich mieses Freeridematerial ;)


    Gruß, Onno

    wissen ist macht. nicht wissen macht auch nichts.