Halse durchgleiten

  • Liebes Forum,


    gerade komme ich aus einem (Familien-) Urlaub am Ringkoebing-Fjord mit eher enttäuschenden zwei Gleittagen (jedenfalls für mich, der das 7er zu Hause gelassen hatte -ich Trottel!) Eher wenig erfolgreich auch das Basteln an meinen Halsen.


    Es scheint so zu sein, dass die durchgeglittene Halse so eine Art heiliger Gral ist. Alle wollen das. Oder? Hab nicht gerade viele Surfkumpels, an denen ich das verifizieren kann.


    Meine Beobachtungen: Profis in Videos (ich hab "Beginner to Winner" und das Guy-Cribb-Halsenvideo) machen immer das Segel dicht, wenn sie in die Kurve fahren. Sieht sehr geschmeidig und einfach aus.


    In echten Gewässern sehe ich fast nur Menschen, die zwar schöne Kurven fahren, spätestens nach dem Shiften aber so starten, wie man es nach einer Wende tun würden. Es wirkt meist so, als würde gar nicht erst versucht, gleitend rauszukommen. Das Gewicht scheint meist zu weit hinten zu sein. Dafür wird aber auch wenig ins Wasser gefallen.


    Bei mir ist das nochmal anders: Ich mache nicht dicht, sondern lasse weiter ins Segel pusten, drücke dolle runter und hoffe... Der Bogen ist dann eher groß. Wenn das Timing bei Fußwechsel und Shiften (meist zu früh) stimmt, dann kann es passieren, dass ich gleitend weiterfahre (aber nur von Back- nach Steuerbord). Dieses Jahr ist es leider noch nicht passiert.


    Die eine Frage ist also: Warum legen es viele, die deutlich besser surfen als ich (mein Niveau etwa so: Wasserstart sicher, hintere Schlaufe -> oft noch unfallträchtig), nicht drauf an, durch die Halse zu gleiten?


    Die andere Frage ist. Dichtmachen ist sicher besser, aber ich falle dann immer nach Lee - was könnte mir helfen?


    Danke schonmal für's Lesen!


    Alfredo grüßt.


  • Zum Duchgleiten muss man mit gutem Eingangsspeed in die Kurve gehen. Um das bei Kabbel zu tun muss man ordentlich in die Knie gehen und die Fliehkräfte halten. Das kostet halt Kraft. Fast ohne Kraftaufwand geht es wenn man weit hinten die Kante belastet und fast aufrecht stehen bleibt. Das bremst einen aber gewaltig aus.


    Die Frage ist wie ich meine Kräfte für den Surftag einteilen will. Ich kann an einem entspannten Tag auch mal mit einer konservtiven "Parkhalse" leben aber dafür länger auf dem Wasser bleiben. Wenn meine Kumpels mich dann wieder jagen, schalte ich natürlich wieder hoch und habe noch Reserven. ;)

  • Ich glaube nicht, dss die Leute es nicht wollen. Meistens klappt es einfach nicht. Viele haben nicht so gewaltig oft die Möglichkeit aufs Wasser zu kommen, manche nur im Urlaub. Bei der Halse gibt es tausend Sachen die schon am Anfang schief gehen können. Dann liegt man entweder im Teich oder parkt eben ein. Funktionieren tut die durchgeglittene Halse eben nur, wenn von Anfang an alles richtig gemacht wird. Vom Grundspeed über die Körperspannung bis zum shiften muss alles passen sonst wird es halt nix. Bei den Leuten die es wirklich können, sieht es immer sehr einfach und cool aus. Leider sind das aber die wenigsten. Der weitaus größere Teil kann es nicht richtig, auch nach vielen Jahren Training. Ist schon ein recht anspruchsvolles Manöver. Wenn es aber wieder mal funktioniert hat, ist das schon ein gutes Gefühl 😊😊

    man sollte sich die Ruhe und Gelassenheit eines Stuhls zulegen, der muss auch mit jedem Arsch klar kommen

  • Zum Duchgleiten muss man mit gutem Eingangsspeed in die Kurve gehen. Um das bei Kabbel zu tun muss man ordentlich in die Knie gehen und die Fliehkräfte halten. Das kostet halt Kraft. Fast ohne Kraftaufwand geht es wenn man weit hinten die Kante belastet und fast aufrecht stehen bleibt. Das bremst einen aber gewaltig aus.


    Die Frage ist wie ich meine Kräfte für den Surftag einteilen will. Ich kann an einem entspannten Tag auch mal mit einer konservtiven "Parkhalse" leben aber dafür länger auf dem Wasser bleiben. Wenn meine Kumpels mich dann wieder jagen, schalte ich natürlich wieder hoch und habe noch Reserven. ;)


    Moin,


    es ist eben so dass man für eine durchgeglittene Halse viel mehr riskieren muss, also die Gefahr sie nicht zu stehen ist größer als bei einer konservativen Halse.


    Und reinfallen kostet Kraft und man kann dann nicht mehr glaubhaft an den Schlaufen oder an den Tampen rumspielen...
    Ist eben eine Zielfrage: Surfe ich um hin- und herzufahren oder für die Manöver.


    Der Knackpunkt beim durchgleiten liegt primär im Einleiten. Wenn du da luschig steif ohne viel Speed reingehst wird das nix.
    Die meisten Leute behaupten sie hätten Probleme beim Fusswechsel oder beim Shiften. Das ist schlicht falsch, wenn der Speed stimmt,
    rotiert das Segel von allein und die Füsse stellt man auch irgendwann um. Es ist dabei fast egal in welcher Reihenfolge, wo man anfasst usw.


    Die Probleme kommen erst, weil das aus dem gleiten fallen dann mit dem shiften zusammenfällt und dann passt die Balance nicht mehr, das Rigg wirkt schwer etc...


    Und durchgeglittene Halsen sieht man gerade in Stehrevieren wirklich selten, es ist ein sehr anspruchsvolles Manöver, Sprünge, Frontloop und auch einige Freestylemoves sind
    koordinativ viel weniger anspruchsvoll...


    Grüße
    teenie

  • Ich beobachte auch, dass viele Urlaubssurfer nicht vernünftig halsen können. Das wird sich für viele auch nicht ändern, denn wie soll man's lernen, wenn man zu 90% am Ufer anlandet, das Material dreht, und wieder beachstartet ;)
    Da ist schon einiges an Übung notwendig, aber auch als Urlaubssurfer mit 20 Surftagen/Jahr kann man's lernen.
    Bis ich's halbwegs konnte, habe ich auf viele, viele entspannte Surfsessions verzichtet, und stattdessen bewusst an der Halse gearbeitet. D.h. keine entspannten Langschläge, sondern sofort gehalst, sobald die Höhe dafür gereicht hat. Eine Halse nach der anderen, und immer bewusst an der Technik gearbeitet. Davor habe ich mir die richtige Technik beibringen lassen, das hat auch viel gebracht (Guy Cribb).


    Zum Durchgleiten ist schon viel gesagt worden - richtig angepowert, und so schnell wie möglich in die Halse gehen. Zuerst abfallen, und die Halse nicht schon auf Halbwindkurs einleiten. Segel dichtholen, Gewicht auf Mastfuß bringen, Knieschub, geschmeidiger Fußwechsel ohne das Board aus der Bahn zu werfen, richtiges Timing (viele shiften zu spät und parken dann wie beschrieben ein)...


    Zum Dichtholen und nach Lee fallen: Auf Raumschotkurs beginnen. Evtl. bist du zu langsam. Je schneller du bist, desto weniger Druck hast du im Segel. Schwerpunkt tief...


    Aus Erfahrung kann ich allerdings sagen: Durch textuelle Beschreibungen erlernt man die Halse leider nicht ;)

    Einmal editiert, zuletzt von gxxr () aus folgendem Grund: Schlamperei korrigiert

  • Ja, genau da liegt das Problem. Es muss halt alles passen, sonst wird es nix. Ein Fehler am Anfang und das wars. Die meisten drehen auch viel zu eng und nehmen so den Speed raus.
    Ich gleite auch nicht immer durch, schon garnicht an unserem sehr böigen See. Wenn nach der Halse der Wind weg ist, kann der Anfang noch so gut gewesen sein. Mir hat aber am meisten geholfen, die Halse nicht mehr als 180° Drehung zu sehen, sondern nur als 90° Kurve. Von tiefem Raum auf tiefen Raumwind Kurs. Dss ganze Manöver muss halt im Kopf fertig sein. Viel Zeit zum nachdenken über den nächsten Schritt bleibt nicht.

    man sollte sich die Ruhe und Gelassenheit eines Stuhls zulegen, der muss auch mit jedem Arsch klar kommen

  • gxxr ich beobachte viel öfter, dass zu früh geschiftet wird,oft auf vorwind. Ich fahre nach der halse (mit wavesegeln oder anderen kleineren) oft noch kurz schothorn voraus um druck zu haben und schifte dann erst. Damit gleite ich öfter durch.lg

  • gxxr ich beobachte viel öfter, dass zu früh geschiftet wird,oft auf vorwind. Ich fahre nach der halse (mit wavesegeln oder anderen kleineren) oft noch kurz schothorn voraus um druck zu haben und schifte dann erst. Damit gleite ich öfter durch.lg


    ganz sicher ist es andersrum, es wird zu spät geschiftet!


    gruß dirk

  • die Halse nicht mehr als 180° Drehung zu sehen, sondern nur als 90° Kurve. Von tiefem Raum auf tiefen Raumwind Kurs.


    Das ist auch ein ganz wichtiger Punkt.


    gxxr ich beobachte viel öfter, dass zu früh geschiftet wird,oft auf vorwind. Ich fahre nach der halse (mit wavesegeln oder anderen kleineren) oft noch kurz schothorn voraus um druck zu haben und schifte dann erst. Damit gleite ich öfter durch.lg


    Also ich sehe sehr oft, dass bis auf neuen Halbwindkurs gecarvt wird, und erst dann geshiftet wird. Dadurch dreht das Brett in den Wind, und man startet praktisch aus dem Stand. (Ich glaube, das meinte Alfredo mit "wie nach einer Wende"). Auf Vorwind schon zu shiften finde ich nicht so schlimm, solange man schnell genug unterwegs ist - bis das Segel rum ist, hat man ohnehin schon auf Raumwind weitergecarvt.


    Schothorn-Voraus fahre ich eigentlich nur dann, wenn das Brett aus dem gleiten fällt, und ich mich vor dem shiften noch stabilisieren muss, oder das Brett noch nicht weit genug gedreht hat. Ich kann mir vorstellen, dass die Methode bei viel Wind schon funktioniert, aber bei Bedingungen, die gerade so zum durchgleiten reichen...ich weiß nicht.

  • Wenn man sich Zeit lässt vor dem Wind und eine Tauchhalse macht, kommt das Durchgleiten eigentlich von allein.
    Eine normale Halse mit spätem Shiften ist (zumindest bei mir) aber 10 mal sicherer ... :)


    Und ehrlich: Mir ist das Durchgleiten egal.

  • Halsen regelmäßig durchgleiten kam bei mir automatisch, als ich von spät90er Donnerbalken auf mid2000er Slalomflunder umgestiegen bin und dann zum carven den vorderen Fuß in der Fußschlaufe gelassen habe. Wichtig ist, dass man richtig Druck auf den Mastfuß bekommt und die Halse durch Segelsteuerung Richtung Abfallen noch unterstützt. Man muss den mittleren Teil der Leekante ins Wasser bringen, der ist nämlich dafür da, kurven zu fahren. Also gewicht nach vorne, Segel dicht, tief in die Knie gegangen und beherzt mit dem hinteren Fuß auf der Leekante (so zwischen den Fußschlaufen, eher etwas weiter vorne) in die Kurve gelegt. Wenn man das draufhat, ist die Schwierigkeit "nur" noch, die Kurvenfahrt übers Shiften und Fußwechseln hinweg fortzusetzen. Ach ja, niemals in einem Windloch halsen, wenn man nicht eh gnadenlos überpowert ist. Und man kann gar nicht oft genug erwähnen, dass das Manöver POWERhalse heißt, man braucht dafür halt richtig Leistung (Druck, Schmackes, Ooomph, was auch immer) im Segel. Und in den Armen und Beinen, um das kontrollieren zu können.


    Gruß, Onno

    wissen ist macht. nicht wissen macht auch nichts.

  • Moin,


    die wahre Kunst kommt an den Enden des Windeinsatzspektrums. Sprich: Nur leicht angepowert durchzugleiten erfordert
    sehr viel Gefühl und Timing und bei richtig Hack ist nochmal etwas andere Technik und mehr Mut und Kraft nötig.


    Ich persönlich finde immer noch halsen (in den verschiedenen Spielarten) ein total geiles Manöver und ein Surftag ist nur ein guter Surftag
    wenn ein paar durchgeglittene Halsen dabei sind...


    Grüße
    teenie

  • Hey, wow, vielen Dank für die vielen erhellenden Antworten! Macht Freude, sie zu lesen und Vorfreude auf den nächsten Surftag.


    gxxr Urlaubssurfer mit 20 Surftagen... Schön wär's! Ich fürchte, auf mehr als zehn komme ich nicht im Jahr. Und: Haste einen Kurs bei Guy Cribb gemacht oder wie ich das Video auswendig gelernt?


    Die erste Gleithalse ist übrigens passiert, als ich mal probiert habe, einen riesigen Bogen zu fahren (passt ja zu einigen eurer Tipps). So richtig hat sie vielleicht auch nicht gezählt, weil ich, als ich merkte, dass ich noch gleite, vor Schreck reingefallen bin. Aber hab ich gefeiert!


    Noch ein Off-Topic-Nachtrag zu meinem Urlaub: Am vorletzten Surftag ließ sich der Gabelbaum nicht mehr hinreichend verkürzen. Es stellte sich heraus, dass mein Sohn (knapp 3) offenbar beim Entladen des Autos einen Stein entdeckt hat, der ziemlich genau in das Rohr gepasst hat... Nach ewigem fruchtlosen Gefummel und einem Surftag mit zu lang eingestelltem Gabelbaum hat es heute das beherzte Einführen eines Besenstiels gebracht. Mein Sohn erinnert sich im Übrigen an nix. Ob er dereinst mitkommt zum Windsurfen? Oder geht er kiten?


  • gxxr Urlaubssurfer mit 20 Surftagen... Schön wär's! Ich fürchte, auf mehr als zehn komme ich nicht im Jahr.


    Schritt 1: Frau/Freundin/Kind aufs Brett stellen (und dabei mit dem bestmöglichen Material ausrüsten, sodass sie auch Freude dran haben)
    Schritt 2: Klarstellen, dass Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, Taufen klar Nachrang haben. Zuerst kommt immer der Blick auf Windfinder.


    ;)



    Und: Haste einen Kurs bei Guy Cribb gemacht oder wie ich das Video auswendig gelernt?


    Einen Kurs. Kostet zwar soviel wie ein neues Carbonboard - bringt für's Fahrkönnen aber mehr ;)


  • Es scheint so zu sein, dass die durchgeglittene Halse so eine Art heiliger Gral ist. Alle wollen das. Oder? Hab nicht gerade viele Surfkumpels, an denen ich das verifizieren kann.


    Meine Beobachtungen: Profis in Videos (ich hab "Beginner to Winner" und das Guy-Cribb-Halsenvideo) machen immer das Segel dicht, wenn sie in die Kurve fahren. Sieht sehr geschmeidig und einfach aus.


    Ja, sieht rasant aus, aber die Profis gleiten nicht bzw. selten durch.


    Hier ein Video vom Worldcup. Hauptsache, es geht schnell um die Kurve. Danach ist nix mit Gleiten:
    https://www.youtube.com/watch?v=8GVBDXMkHm0


    So ähnlich versuche ich auch zu halsen. Durchgleiten ist egal.

  • Zum lernen der powerhalse finde ich recht gut,sich erst einmal nur auf die board Steuerung zu konzentrieren.Also mit speed in die Halse ein gleiten,dann das Rigg nur am Gabelkopf oder dem Mast fassen,und so weit durch gleiten,wie es geht,und das Segel bleibt drucklos. Wenn ich das verinnerlicht habe,also nicht mehr nachdenken muss,wo ich stehe,und wie viel Druck ich auf die Kante geben muss,um eine schöne kurve zu fahren,versuche ich mich an der Rotation des Segels.

    :)


    Kapitalismus ist Sachen kaufen, die man nicht braucht - mit Geld das man nicht hat, um Leute zu beeindrucken, die man nicht leiden kann.


    Volker Pispers



    :47:

    Einmal editiert, zuletzt von sittinggun ()

  • Ja, sieht rasant aus, aber die Profis gleiten nicht bzw. selten durch.


    Naaaaaja. Das ist ein schönes Leichtwindbeispiel mit Riesensegeln und Chop. Keine optimalen Durchgleitbedingungen (und trotzdem klappt's einige Male).


    Ich hab mal Slalomfahrern beim Training zugesehen, darunter 15-jährige Nachwuchsfahrer. Die Bedingungen haben für mich nichtmal zum gleiten gereicht. Die Jungs haben 2h lang Halsen trainiert, und haben dabei kein einziges Mal eingeparkt. Wenn die Bedingungen halbwegs passen, dann können die das schon.



    Hier ein Video vom Worldcup. Hauptsache, es geht schnell um die Kurve. Danach ist nix mit Gleiten:


    Schnell um die Kurve und danach schnell weiter geht's nunmal im Gleiten.
    Außerdem fühlt sich's einfach toll an, durch die Halse zu gleiten :)

  • Naaaaaja. Das ist ein schönes Leichtwindbeispiel mit Riesensegeln und Chop. Keine optimalen Durchgleitbedingungen (und trotzdem klappt's einige Male).


    Sie könnten es schon, da hast du recht.
    Das klappt aber nur, wenn sie von weit luv kommen und der Platz an der Tonne zu ist, so dass sie
    weit abfallen und außen herum müssen.
    Sie verlieren dabei aber zuviel Raum. Deshalb gleitet in dem Video keiner durch.
    Bei mehr Wind ist sicher nicht weniger Welle, also die Schwierigkeit hat man eigentlich
    immer. Ohne Welle könnte es ja jeder. ;)

  • Sie könnten es schon, da hast du recht.
    Bei mehr Wind ist sicher nicht weniger Welle, also die Schwierigkeit hat man eigentlich
    immer.


    Die Wellen werden bei mehr Wind nicht weniger, stimmt. Sie sind mMn aber ein geringerer Störfaktor, wenn man mit Speed/Power dagegenhalten kann.

  • Hallo!
    Auch ich gehöre zur Fraktion der ewigen Halsenschüler. Den Vergleich mit den PWA-Slalomfahrern finde ich etwas unglücklich, da es bei deren Rennen viel um Taktik geht und die durchgeglittene Halse daher nicht immer das beste Mittel der Wahl ist - je nachdem, ob sie sich weiter in Luv oder Lee platzieren oder auch einfach innen durchstechen wollen. Prinzipiell denke ich, dass jeder von denen eine Halse durchgleiten kann, für das Erlernen derselbigen ist der Vergleich mit Slalomfahrern und -material allerdings nicht unbedingt zu empfehlen. Beim verlinkten Video herrschen zudem noch Bedingungen am unteren Windlimit - sieht man sich beispielsweise Videos von Fuerteventura an, steigt die Durchgleitquote deutlich, obwohl sicher nicht weniger Chop vorhanden ist.
    Zur eigentlichen Fragestellung: ich habe mir im Lauf der Jahre diverse Lehrvideos und -berichte angesehen und schaue mir auch immer aufmerksam meine Mitsurfer an, wenn ich am/auf dem Wasser bin. Grundvoraussetzung ist sicher, dass man mit Maxspeed in die Halse geht, also dichtholen und abfallen. In der zweiten Phase sollte man sich in die Kurve ziehen lassen mit gebeugten Knien und gestrecktem Mastarm. Bei den beiden Phasen geht es erstmal nur um die Überwindung der eigenen Angst, die einen meist die Geschwindigkeit reduzieren lässt und eher hinten hält. Hat man das überwunden, sind zumindest die Voraussetzungen für die Powerhalse erfüllt.
    Fußsteuerung/-wechsel und Shiften entscheiden dann über Durchgleiten oder Parken. Ich selbst steche in dieser Phase in unschöner Regelmäßigkeit meine Halsen ab, indem ich die Innenkante zu sehr belaste und dadurch der Radius zu eng wird und ich auf neuem Kurs zu weit anluve. Das schon angesprochene getrennte Training der Fußsteuerung hilft hier sehr gut. Der richtige Zeitpunkt zum Shiften ist eine Philosophie für sich, die Lehrmeinungen sind da doch sehr unterschiedlich, wie ich finde. In dem Zusammenhang habe ich schon einmal von der sogenannten "German Jibe" gehört, da bei uns vornehmlich ein frühes Shiften propagiert würde, während woanders gelehrt wird, dass man auf neuem Kurs prinzipiell zunächst Schothorn voraus fahren sollte. Mir selbst wurde früher beigebracht, dass der Zeitpunkt abhängig von der Windstärke sei - je mehr Wind/tendentiell überpowert, desto früher shiften. Aus Beobachtungen von Leuten, die die Halse perfekt beherrschen, bin ich mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass es relativ egal ist, ob das Segel vor, mit oder nach dem Fußwechsel geshiftet wird, solange die Kurvenfahrt des Bretts stimmt. Ich erkläre es mir so, dass bei entsprechend gehaltener Geschwindigkeit der Einfluss des Fahrtwinds dafür sorgt, dass man ein relativ großes Zeitfenster hat, in dem sich das Segel neutral shiften lässt.
    Ähnlich verhält es sich mit dem ducken bei der Duck Jibe. Auch da habe ich lange nach dem richtigen Zeitpunkt gesucht, bis ich gemerkt habe, dass es bei entsprechender Geschwindigkeit gar nicht mehr den einen Zeitpunkt gibt, sondern eher ein Zeitfenster.
    Ich halte es bei der Halse mittlerweile so, dass ich meine Fahrt auf neuem Kurs zunächst kurz Schothorn voraus stabilisiere und dann shifte. Dadurch habe ich Fuß- und Handwechsel entkoppelt und bislang die häufigsten Erfolge beim Durchgleiten.